Ist der Deutsche ein Bierbanause?

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Spittyman
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#251

Beitrag von Spittyman »

Ich finde, auch wenn der Titel des Threads dem ein oder anderen aufstößt, so fand ich es doch sehr erhellend, die Beiträge zu lesen und mich mit dieser Frage von vielen verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen. Am meisten habe ich da allerdings über mich selbst erfahren. Ich lass jetzt einfach mal die Hosen runter!

Mein innerer Wutbürger (der strohgelbe, nicht der braune, der hat bei mir nichts zu melden) schreit: Ja, verdammt! Wir Deutschen sind Bierbanausen!
Warum tut er dies? Nicht aufgrund einer objektiven Feststellung, sondern vielmehr aufgrund meiner Meinung regt sich da etwas in mir.
Zugespitzt rege ich mich darüber auf, dass es in (gefühlt) jeder Kleinstadt einen Weinhandel gibt, dass es bei mir im Trinkgut zwar viele verschiedene Biere gibt, die allerdings in ihrer Stilvielfalt sehr begrenzt sind, dass diese Biervielfalt irgendwie nur in meinem Kühlschrank wiederzufinden ist und man ansonsten bei mir in der Umgebung entweder Kölsch (vornehmlich Früh oder Reissdorf) und in meiner Heimat Fiege (Ok, ist schon geil!) dort vorfindet. Zudem habe ich das (berechtigte?) Vorurteil gegenüber und Deutschen, dass wir, wie bereits oben schon geschrieben, denken, man mache uns in Sachen Bier nichts vor - wenn einer weiß, was gutes Bier ist, dann wir. Ich weiß noch, wie ein Freund damals abschätzig vom Export gesprochen hat und meinte, das sei "der letzte Scheiß, den sie woandershin verkaufen". Ich habe dann irgendwann mal ein Union Export gekauft und fand es super!
Wenn ich es mir so durch den Kopf gehen lasse, ist mein Anspruch aber vermutlich viel zu hoch angesetzt. Man kann uns und vermutlich auch jeder x-beliebigen Kultur Banausentum in allen möglichen Bereichen vorwerfen. Es wurden ja schon Stimmen laut, die berechtigter Weise sagen, wir sollten die Menschen eher sanft zum Bier (ver-)führen. Es stellt sich also die Frage nach einem positiven Umgang mit dem erlebten Banausentum.

Deswegen stelle ich mal die Frage, was ist eigentlich Bierkultur? Was zeichnet für euch den kultivierten Biergenuss aus? Ich hätte da schon ein paar Ideen und würde mich freuen, eure Meinung dazu abzugeben, falls ihr Lust habt.

Grüße
Fabian
Liebe, Mann!
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Frommersbraeu
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#252

Beitrag von Frommersbraeu »

Ich greif mal Fabians Frage auf.

Was ist Bierkultur?
Für mich persönlich ist das eine stark regional geprägter Geschmack, der über Generationen hoch gehalten wird. In meiner Heimat Mainfranken ist Bier ganz klassisch ein Export. Warum? Weil das Wasser dazu passt und die kleinen regionalen Brauereien eben dieses verwenden. Ein Pils aus unserer Ecke ist schwerlich als Herb zu bezeichnen, da dieser Geschmack, eben zu kratzig und unangenehm rüber kommen würde.

Brauchen wir diese Kultur noch?
Ich sag mal Jein, zwar ist eine Wasseraufbereitung heute auch in kleinen Brauereien ohne weiteres einsetzbar, aber es ist trotzdem schön, wenn Norddeutschland die Herbe hat, der Münchner das Süffige Lager, der Oberpfälzer sein Zoigl und Köln eben Kölsch. Ob das jetzt Banausentum ist oder einfach Tradition, mag jeder für sich entscheiden. Mich ärgert da eher die Einseitigkeit der Supermärkte die diese Kultur durch blaue Kästen und auf alt getrimmte Etiketten torpedieren und das als Kultur verkaufen wollen. An Bier Vielfalt mangelt es uns eigentlich nicht
Schöne Grüße
Patrick


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Y-L
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#253

Beitrag von Y-L »

Ich finde die Frage sehr Unterhaltsam und inspirierend. Im humoristischen Sinne sogar provokativ!
Eine facettenreiche Frage in eine einfache Ja/Nein Formulierung gepresst! Genau meins!
Als Filmstudent, würde ich mir jetzt die Hände reiben. Für den Kurzgeschichten-Hobby-Autor in mir reicht es allemal!

Bei dem Titel stelle ich mir eine humoristische und bös übertriebene Satire im Doku-Stil vor, die um 23 Uhr auf Arte ausgestrahlt wird.
Gefüllt mit Stereo-Typen, Alltagssituationen und Szenarien, die man größtenteils vielleicht schon selber so erlebt hat.

Die verbale Ankündigung lautet in etwa so:
Das "Bierbanausentum" existiert! Es ist ein hierachieloses Konstrukt mit unterschiedlichen Kategorien, Abstufungen und vielen Schubladen.
Aber: Ist die Mitgliedschaft eine freie Entscheidung mit Glückseligkeit? Oder eine grausame Verurteilung mit Verbannung und Ausgrenzung?
Sind "Deutsche" von Geburt an unwissende Mitglieder, die ab einer gewissen "Kenntnis" die Chance erhalten, eigenwillig auszubrechen?
Oder sind Alle unbescholten, und gleiten nur individuell je nach Charakter, Erziehung und weiteren Umständen ins Banausentum?


Es folgt der Trailer:

Poser-Typ mit Hemd und Krawatte läd hastig 4 Kisten Öttinger in sein Benz. Plötzlich Blickkontakt mit einem Bekannten! Der Bekannte richtet seinen Blick auf die Bierkisten, zieht ungläubig eine Augenbraue hoch... und wendet sich emotionslos wieder ab. Mit peinlich berührtem Gesichtsausdruck starrt Poser-Typ dem Anderen noch eine Kurze Weile hinterher, guckt auf seinen Einkauf... und lässt mit gesenktem Haupt die Schultern hängen.

Szenenwechsel

Opa erklärt seiner 16-jährigen Enkelin das Reinheitsgebot, und betont, wie gut und einzigartig das heimische Weißbier ist.
Die Enkelin überlegt und schüttelt den Kopf: "Und warum ist da Weizen drin, wenn nur Gerste erlaubt ist?".
Opa reißt fragend die Augen auf und holt tief Luft
– SCHNITT

Szenenwechsel

Ein 82-Jähriger gleitet wie ferngesteuert und ohne erkennbare Gehbewegung geräuschlos durch den Getränkemarkt.
Er stoppt beim Bier, dreht sich ein paarmal im Kreis
– Schnitt –
Ein Nerd hämmert wie verrückt auf den Feuerknopf seines Joysticks – Schnitt –
Eine Roulette Kugel in springt in Großaufnahme und Zeitlupe mit letzter Kraft ins Gewinnerfeld! Der Croupier verkündet „Holsten Edel gewinnt!".
Die Menge am Tisch jubelt…


Szenenwechsel

Eine kleine alte Dame steht vor dem Craft-Bier Regal. Aufgrund des Buckels und krummen Haltung kann sie nur das unterste Regal sehen.
Als ein Student mit einer Kiste Heineken an Ihr vorbei möchte, schnellt Ihr Arm kerzengerade empor und deutet auf das oberste Regal:
„Junger Mann?! Können Sie mir bitte das IPA in den Einkaufswagen legen?!“


Szenenwechsel

Ein Gespräch unter Hochzeitsgästen: „Verstehe ich nicht!? Als Braumeister stehen deinem Mann 12 Kisten Haustrunk zu, und für günstig Geld könnte er noch mehr bekommen? Wieso lehnt er das ab, und braut stattdessen zuhause noch sein eigenes Bier?“ „Weil er weiß was drin ist!“.


Würdet Ihr einschalten?
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Pivnice
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#254

Beitrag von Pivnice »

Bierkultur ist Kapital. Kaum eine Brauerei kann es sich noch leisten, ein Produkt einfach so auf den Markt zu werfen.

Brauerei Bachmayer Dorfen.
Es war einmal.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#255

Beitrag von maecki-maecki »

Bierkultur ist für mich erstens keine Monokultur sondern geprägt durch Vielfalt und zweitens eine breite Verfügbarkeit von Wissen und Können zu Bier.

Als Paradebeispiel für Bierkultur empfand ich immer Franken, wo ich sowohl eine Vielfalt als auch eine Selbstverständlichkeit kennengelernt habe, mit der mit dem Brauen und Trinken von Bieren umgegangen wird.

Bei beiden Aspekten tut sich die gesamtdeutsche Bierszene aber in meinen Augen schwer, was ich wie oben erwähnt hauptsächlich der Konzentrierung der Brauindustrie und dem resultierenden ‚Streamlining‘ des Produktes anlaste. Letzten Endes ist das deutsche Bier in meinen Augen Opfer seines eigenen kommerziellen Erfolges geworden. Und wenn es ausser Segelschiffwerbung nix mehr gibt, mit dem man sich auseinandersetzen kann, dann ‚verhungert‘ auch die Kultur unter den Konsumenten des Produktes.


Mäcki
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#256

Beitrag von ggansde »

Moin,
deshalb gibt es ja die "Sub-Kultur" in zunehmenden Maße :Wink
VG, Markus
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Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#257

Beitrag von DerDallmann »

Y-L hat geschrieben: Mittwoch 9. Oktober 2024, 23:11

Würdet Ihr einschalten?
:Drink
Jo
Mfg

Johst
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§11
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#258

Beitrag von §11 »

maecki-maecki hat geschrieben: Donnerstag 10. Oktober 2024, 14:11 Bierkultur ist für mich erstens keine Monokultur sondern geprägt durch Vielfalt und zweitens eine breite Verfügbarkeit von Wissen und Können zu Bier.

Als Paradebeispiel für Bierkultur empfand ich immer Franken, wo ich sowohl eine Vielfalt als auch eine Selbstverständlichkeit kennengelernt habe, mit der mit dem Brauen und Trinken von Bieren umgegangen wird.

Bei beiden Aspekten tut sich die gesamtdeutsche Bierszene aber in meinen Augen schwer, was ich wie oben erwähnt hauptsächlich der Konzentrierung der Brauindustrie und dem resultierenden ‚Streamlining‘ des Produktes anlaste. Letzten Endes ist das deutsche Bier in meinen Augen Opfer seines eigenen kommerziellen Erfolges geworden. Und wenn es ausser Segelschiffwerbung nix mehr gibt, mit dem man sich auseinandersetzen kann, dann ‚verhungert‘ auch die Kultur unter den Konsumenten des Produktes.


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Ich denke aber auch hier das die Wahrnehmung hier von der Realität abweicht. Deutschland hat etwas 1500 Brauereien, davon sind gerade einmal 40 Grossbrauereien, die mehr als 1 Mio. hl im Jahr produzieren. Das macht 2.6% aller Brauereien aus, während fast 60% der Brauereien gerade mal 1000hl im Jahr produzieren.

Schaue ich mit die veränderung des durchschnittlichen Ausstosses je Braustätte an und vergleiche 2022 mit 2023, sieht man eigentlich recht schön das gerade die grossen Brauereien verlieren, während die Kleinen Volumen gewinnen und das bei einem allgemein rückläufigen Biermarkt.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#259

Beitrag von maecki-maecki »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 10. Oktober 2024, 16:25
Ich denke aber auch hier das die Wahrnehmung hier von der Realität abweicht. Deutschland hat etwas 1500 Brauereien, davon sind gerade einmal 40 Grossbrauereien, die mehr als 1 Mio. hl im Jahr produzieren. Das macht 2.6% aller Brauereien aus, während fast 60% der Brauereien gerade mal 1000hl im Jahr produzieren.

Schaue ich mit die veränderung des durchschnittlichen Ausstosses je Braustätte an und vergleiche 2022 mit 2023, sieht man eigentlich recht schön das gerade die grossen Brauereien verlieren, während die Kleinen Volumen gewinnen und das bei einem allgemein rückläufigen Biermarkt.
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Cheers

Jan
Wieviel Prozent des verkauften Bieres haben diese 2,6% der Brauereien produziert, die über 1 Mio hl ausstossen?
Und die Vertriebsstrukturen sowohl im Handel als auch in der Gastro sind beinahe vollständig von eben diesem Großbrauereien beherrscht.

Ich bin gespannt, wie das im gerade rückläufigen Markt weitergeht. Hier dürften Innovation und ein robustes Geschäftsmodell wieder einigen kleineren Brauereien Rückenwind geben (und leider einigen anderen den Garaus machen …). Die Brauereien mit dem Riesenausstoß konkurrieren ja oft mit sehr knappen Kalkulationen…

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#260

Beitrag von emjay2812 »

Man versucht vor Allem den Biertrinker zu erziehen. Nachdem die Pilsbiere ihrem Namen nicht mehr gerecht wurden, und der Konsument nur noch hopfenarme Biere gewohnt war, kam der Hype der Hellen. Das sieht man in meinem regionalem Getränkemarkt. Bestimmt 15 Sorten bayrisches Helles, aber kaum ein vernünftiges Pils.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#261

Beitrag von iwoasnix »

emjay2812 hat geschrieben: Donnerstag 10. Oktober 2024, 18:37 Man versucht vor Allem den Biertrinker zu erziehen. Nachdem die Pilsbiere ihrem Namen nicht mehr gerecht wurden, und der Konsument nur noch hopfenarme Biere gewohnt war, kam der Hype der Hellen. Das sieht man in meinem regionalem Getränkemarkt. Bestimmt 15 Sorten bayrisches Helles, aber kaum ein vernünftiges Pils.
Das ist eine spannende These, würde aber eklären warum jeder jetzt ein Helles will, was folgt als Nächstes, Schankbier?
Bierige Grüße Stephan

Speidel Braumeister 20L + Tilt pro + Ferminator Connect + Biersommelier Doemens.
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Ladeberger
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#262

Beitrag von Ladeberger »

Klingt mir wieder zu sehr nach einem großen Komplott der Braukonzerne. Warum sollte man jemand an hopfenarme Biere gewöhnen wollen? Selbst wenn damit 0,1 ct die Flaschen an Rohstoff einspart werden, kann das die Konkurrenz dem Trend entlang doch mittelfristig auch und die Preisführer werden weiter an der Daumenschraube drehen. Gleichzeitig verliert man mit hopfenärmeren Suden ein Differenzierungsmerkmal. Ergibt keinen Sinn.

Vielmehr dürfte es doch so sein, dass der Verbraucher sein Votum über Bitterkeit an der Supermarktkasse und in Verkostungspanels abgegeben hat. Bitterkeit verschwindet abseits der Spitzengastronomie (leider!) zunehmend aus unserer gesamten Ernäherung, siehe auch die blande gezüchteten Salate, Auberginen, Zucchini, Kohlsorten & Co.

Gruß
Andy
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#263

Beitrag von Johnny H »

Solche Trends (#260-#262), die es auch aus meiner Sicht unzweifelhaft gibt, entstehen ja nicht nur kausal in einer Richtung sondern in gegenseitiger Wechselwirkung (sozusagen reflexiv).

Mit anderen Worten: es finden (teilweise schon von Kindesbeinen an) geschmackliche Prägungen statt, die dann sowohl von Produzentenseite verstärkt bedient werden als auch von Kundenseite verstärkt nachgefragt werden.

Hier in Graz (wo man ernährungskulturell in meiner Wahrnehmung sowieso näher an Italien ist als an Deutschland) haben wir schon öfters gesehen, dass Kinder in Gruppen auf einen der großen Erzeugermärkte geführt werden und dort dann spielerisch Äpfel usw. probieren können. Das tut man, um die Kinder mit den heimischen Produkten vertraut zu machen und an deren geschmackliche Vielfalt zu gewöhnen. Das habe ich in Deutschland noch nie gesehen - allerdings kenne ich dort auch nur eher "verarmte" Märkte, deren Produktvielfalt sich von der im Supermarkt nicht wirklich unterscheidet.

Nachtrag: aber natürlich verlagern sich auch hier die ernährungstechnischen Trends hin zu geschmacksverarmter Massenware, nur vielleicht etwas langsamer und weniger stark.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Spittyman
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#264

Beitrag von Spittyman »

Für mich ist Bierkultur zunächst ein Mal nicht naturgegeben. Der Kultur wird ja gern der Begriff Natur entgegengestellt. Wenn wir nun das Essen und Trinken sowie die ganz grundlegend basalen Zubereitungstechniken als natürliches Verhalten des Menschens zwecks des Überlebens verstehen, so handelt es sich um etwas natürliches - wir handeln also im Rahmen unserer Natur. Alles was über das bloße Essen und trinken hinausgeht, z.B. spezielle Zubereitungstechniken, Formen des Anrichtens und Formen der Art und Weise des (sozialen) Konsums zähle ich als Kultur(techniken).

Ich versuche mich mal an einer konstruktiven Beschreibung von Kulturtechniken, sozusagen als Anleitung wie man sich selbst und auch anderen die Bierkultur näher bringen könnte. Dies kann immer nur in Ansätzen geschehen, da wir auch einfach mal, ohne über etwas nachzudenken, einfach ein Bier trinken wollen. Im Übrigen denke ich, dass dies für alle möglichen Verhaltensweisen gelten kann.



1. Es beginnt damit, dass wir uns überlegen sollten, wann wir ein Bier trinken und warum. Ein Bier ist ein Genussmittel, welches mit Bedacht getrunken werden sollte. Es kann gewissermaßen (Gefühle) betäuben, verstärken uns enthemmen oder auch beruhigen. Und es sollte uns natürlich schmecken. Es macht deshalb Sinn, den Genussmoment bewusst zu wählen und auch so zu gestalten, dass Bier und Moment in guten Einklang miteinander stehen. Hier würde ich die Kombination von Speis und Trank ganz klar dazuzählen, aber insgesamt darüber hinausdenken.

2. Das Wissen über Bier hilft uns sicherlich auch nicht minder, eine Entscheidung zu treffen, welches Bier wann passt oder auch zu wem welches Bier passen könnte. Auch zu wissen, dass man über einen bestimmten Stil eben nichts weiß, ist ebenso von Vorteil, da es uns neugierig machen kann und unseren Horizont zu erweitern vermag. Zum Vergleich: Erst wer eine grobe Vorstellung der Landkarte der Bierwelt hat, wird Lust aufs Reisen bekommen. Letztlich kann das Wissen über Bier auch zum vergnüglichen Selbstzweck werden, wie wir hier sicherlich alle wissen, da es uns mitunter in weit entfernte Sphären des Bierwissens trägt, die zu einem Genuss an sich werden können (z.B. Geschichte, Technik, Handwerk usw.).

3. Die Art und Weise des Brauens, Reifens, der Präsentation und des Konsums an sich ist ebenfalls von großer Bedeutung. Wenn ich weiß, dass das Bier, welches ich grade Trinke mit viel Herzblut und liebe hergestellt wurde, der (Hobby)brauer vielleicht noch eine nur sehr kleine Charge davon überhaupt gebraut hat und ich die Ehre habe, von diesem Bier trinken zu dürfen, dann trägt dies in nicht unerheblich Maße zum Biergenuss bei. Wenn ich mein Erlebnis dann noch mit dem Brauer und/oder anderen Menschen teilen kann potenziert sich dieses erlebte Glück zudem noch. Wenn ich mein Bier aus einem speziellen Glas trinken kann, dann überhöht dies zusätzlich den erlebten Genuss sowohl sensorisch, aber auch hinsichtlich der Präsentation.

4. Bewusst wahrnehmen und genießen: Dies schließt die zuvor genannten Punkte ein. Es verlangt allerdings auch eine Hinwendung zum Moment und zum Produkt und ggf. auch zu den Menschen mit denen ich trinke bzw. die das Bier gebraut haben. Optimaler Weise ist dies ein ungestörter Moment der Hingabe und auch der Entschleunigung, Entspannung und Bereicherung.

5. Die Ritualisierung: Die oben genannten Punkte können auch dazu beitragen, dass ich den Biergenuss in einer gewissen Form ritualisiere. Damit meine ich nicht, dass ich einen "Biergottesdienst" abhalte, sondern vielmehr eine für mich passende Balance der oben genannten Aspekte finde und diese für besondere Momente nutze.

All diese Punkte in ihrer absoluten Form sind kaum stets umzusetzen, aber es macht durchaus Sinn, sich dieser mal anzunehmen, insbesondere, wenn wir anderen Menschen Bier näher bringen oder uns selbst mal wieder rückbesinnen wollen. Dies klingt möglicherweise alles etwas abgehoben, aber es wäre auch nicht mein persönlicher Anspruch, dass der kultivierte Umgang mit Bier all dies zwingend beansprucht. Es wäre ja auch schon viel geschafft, wenn sich Menschen mal zwei unterschiedliche Biere (z.B. Pilsener Urquell als Vertreter des böhmischen Pils und ein anderes beliebiges Pils) vornehmen und dies ganz bewusst aus einem Glas trinken, ohne sich irgendwie ablenken zu lassen, und einfach mal schmecken und riechen, was da grade passiert.

Grüße
Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#265

Beitrag von Y-L »

Ladeberger hat geschrieben: Freitag 11. Oktober 2024, 10:21 Warum sollte man jemand an hopfenarme Biere gewöhnen wollen? Selbst wenn damit 0,1 ct die Flaschen an Rohstoff einspart werden
Vermutlich genau deswegen! :thumbup
Diese 0,1ct pro Flasche ist dem Käufer völlig egal!
Aber man muss auch die Rohstoffkosten und Verfügbarkeit für die Brauerei bedenken!

Wenn du als große Brauerei 1 Million Hektoliter pro Jahr machst, sind das 200 Millionen Flaschen zu je 0,5l
Die Brauerei spart bei dieser Milchmädchen-Rechnung bereits 200.000€ im Einkauf. Und ich glaube, da ist noch viel mehr drin!
Wenn Markt, Verfügbarkeit oder Kosten nicht stimmen, muss man eben erfinderisch werden, und dem Volk "zeigen", was es wirklich will. :Angel

Ich frage mich daher eher, wie lange beim Bier überhaupt noch "Hopfen" statt "Hopfenextrakt" auf der Zutatenliste steht. :Grübel
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#266

Beitrag von rakader »

maecki-maecki hat geschrieben: Donnerstag 10. Oktober 2024, 14:11 Bierkultur ist für mich erstens keine Monokultur sondern geprägt durch Vielfalt und zweitens eine breite Verfügbarkeit von Wissen und Können zu Bier.

Als Paradebeispiel für Bierkultur empfand ich immer Franken, wo ich sowohl eine Vielfalt als auch eine Selbstverständlichkeit kennengelernt habe, mit der mit dem Brauen und Trinken von Bieren umgegangen wird.
Ich habe vor Jahren, lange vor meiner Bierkarriere, ein monothematisches Heft zu Franken in einem großen Verlag gemacht und mich dabei intensiv mit Wein- und Bierfranken auseinandergesetzt. Das Faszinierende waren schon damals die vielen kleinen Brauereien, oft Gasthausbrauereien, weniger aber die Vielfalt an Bierstilen. Heute würde ich Franken eher als Vielfalt in Einfalt charakterisieren.

Ich glaube man sollte Vielfalt anders charakterisieren und somit anders fragen: Bierkultur entsteht in Vielfalt, also in Unterscheidbarkeit, besser: Kreativität. Und da ist für mich Belgien das Maß der Dinge. Das Reinheitsgebot ist heute der Klotz am Bein von Deutschlands Bierkultur; sie stagniert und macht in dem Maß Rückschritte, wie sich diese in anderen Ländern entwickelt oder fortschreibt.

Vielleicht kann man unsere Bierkultur polemisch anhand eines Autos charakterisieren: Wie ein VW Bulli - aber egal ob als Hippie-Mobil oder Klempner-Untersatz - es bleibt ein VW Bulli. Die individualität zeigt sich in Details, macht aber nicht den großen Pinselstrich. Ein Volkswagen eben.

Grüße
Radulph
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#267

Beitrag von maecki-maecki »

rakader hat geschrieben: Freitag 11. Oktober 2024, 12:23
Ich habe vor Jahren, lange vor meiner Bierkarriere, ein monothematisches Heft zu Franken in einem großen Verlag gemacht und mich dabei intensiv mit Wein- und Bierfranken auseinandergesetzt. Das Faszinierende waren schon damals die vielen kleinen Brauereien, oft Gasthausbrauereien, weniger aber die Vielfalt an Bierstilen. Heute würde ich Franken eher als Vielfalt in Einfalt charakterisieren.
Mit hellen und dunklen Lagerbieren, Weißbieren und Rauchbieren empfinde ich die Vielfalt mindestens so groß wie in Köln oder Düsseldorf;-)

Ich weiß nicht, ob es woanders in Deutschland mehr regionaltypische Bier gibt.

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#268

Beitrag von rakader »

Ich weiß nicht, ob es woanders in Deutschland mehr regionaltypische Bier gibt.
rakader hat geschrieben: Freitag 11. Oktober 2024, 12:23 Ich glaube man sollte Vielfalt anders charakterisieren und somit anders fragen: Bierkultur entsteht in Vielfalt, also in Unterscheidbarkeit, besser: Kreativität. Und da ist für mich Belgien das Maß der Dinge.
Wie gesagt: Belgien. Ich betrachte das Thema lieber europäisch. :Smile

Gruß
Radulph
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#269

Beitrag von §11 »

Ich glaube auch oft das halt das "Gras auf der anderen Seite immer grüner" ist.

Ich höre oft in Deutschland gibt es keine Stilvielfalt. Zum einen stimmt das so nicht, zum anderen was bestimmt denn einen Stil?

Oft wird ja Pils als Beispiel genommen das es in Deutschland eben nur Pils gibt (was natürlich auch nicht stimmt). Aber nehmen wir doch Pils als Beispiel.

Im Süden gibt es relative milde Pilsbiere mit extrem frischer Hopfenblume, als Beispiel sei hier Augustiner oder auch Schönrammer Pils genannt. Weiter nördlich, in Franken schliesst sich eine Region an, in der das Pils ebenfalls mild, allerdings trockner ist und ebenfalls eine ausgeprägte Hopfennote hat. Bevor das Helle allgegenwärtig war, kann ich mich an Zeiten erinnern als man in Bamberg, neben dem U vor allem Pils getrunken hat. Hier ist ein Pils auch eher ein kräftig angelegtes Bier mit StW. um die 12% aber auch darüber

Reisen wir weiter Richtung Norden kommen wir in die Gegend der bekannten grossen "Fernseh- Pilsner". NRW und vor allem das Sauerland, mit schlanken Bieren, die eine kräftige Bittere haben, aber die Hopfenblume sich dezent im Hintergrund hält. Hier bewegt sich die StW. eher im Bereich um 11-11.5%. Vergleicht man hingegen den Alkoholgehalt mit den Kollegen aus dem Süden, sieht man das die Biere hier höher vergoren sind.

Landen wir dann schliesslich an der Küste, nimmt die Hopfenblume deutlich ab, dafür die Bittere zu. Auch hier sind die Biere mit 11-1.5% StW. und VG von 80-85% sehr schlank.

Natürlich kann ich jetzt behaupten das es sich trotzdem um das gleiche Bier handelt und wir eben nur wenige Bierstile habe, nur könnte ich dann auch sagen das England eigentlich keine Biervielfalt hat, weil die 5 Stouts und das Porter, die die BJCP als Stile auflistet, auch nur Variationen des gleichen Stils sind.

Cheers

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#270

Beitrag von gulp »

Weil Belgien immer als Paradebeispiel für Biervielfalt erwähnt wird: In Belgien werden zu 80 - 90 % untergärige Lagerbiere getrunken, die nicht im entferntesten an die Vielfalt von sagen wir bloß mal Franken herankommen.

Nur ein Beispiel: Jetzt geht gerade mal wieder die Bockbierzeit in Franken los und gefühlt jede zweite der ~ 250 Brauereien hat wenigstens ein Bockbier im Angebot manche zwei oder drei. Also heller Bock, dunkler Bock und Weizenbock.

Für einen guten hellen Bock lasse ICH z.B.: jedes IPA stehen.
Sind also jetzt alle die dergleichen Böcke trinken (Craft) Bier Experten? Sicher nicht. Ebenso wenig wie die 80 - 90 % Belgier die Lagerbier trinken Bierbanausen sind.

Die wahren Banausen sind z. B.: Leute die dergleichen machen:
PXL_20241012_115501177.MP.jpg
Bier in der Sonne stehen lassen. Gruselig.

Gruß
Peter
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Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#271

Beitrag von Pivnice »

gulp hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:17 Bier in der Sonne stehen lassen. Gruselig.
Ja zum Gruseln. Kein Einzelfall.
Hochsommer, 30 Grad, tiefblauer Himmel, Mittagszeit,vor dem Kettengetränkemarkt in der prallen Sonne 2 Paletten, seit Stunden aufgestapelt mit relativ höherpreisigem Hellem (kein Sonderangebot) vom Mittelstandsbräu in Markt Schwaben. Am nächsten Tag wurden die Paletten wieder rausgefahren und in die Sonne gestellt.
Ich versuchte dem Marktleiter ganz nett zu erklären, wie schädigend sich diese Art der Präsentation auf seine Ware auswirkt.
Antwort: Das macht dem Bier nix. Hätte ihm die Brauerei versichert.
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#272

Beitrag von rakader »

Pivnice hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:37 Ich versuchte dem Marktleiter ganz nett zu erklären, wie schädigend sich diese Art der Präsentation auf seine Ware auswirkt.
Antwort: Das macht dem Bier nix. Hätte ihm die Brauerei versichert.
Da hat er Dir ganz frech ins Gesicht gelogen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#273

Beitrag von gulp »

Pivnice hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:37
gulp hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:17 Bier in der Sonne stehen lassen. Gruselig.
Ja zum Gruseln. Kein Einzelfall.
Hochsommer, 30 Grad, tiefblauer Himmel, Mittagszeit,vor dem Kettengetränkemarkt in der prallen Sonne 2 Paletten, seit Stunden aufgestapelt mit relativ höherpreisigem Hellem (kein Sonderangebot) vom Mittelstandsbräu in Markt Schwaben. Am nächsten Tag wurden die Paletten wieder rausgefahren und in die Sonne gestellt.
Ich versuchte dem Marktleiter ganz nett zu erklären, wie schädigend sich diese Art der Präsentation auf seine Ware auswirkt.
Antwort: Das macht dem Bier nix. Hätte ihm die Brauerei versichert.
Habe ich in dem Markt auch schon versucht. Interessiert niemand. Und genau das ist das Schlimme. Da verdienen Leute ihr Geld mit Bierverkauf und haben keine Ahnung von Bier.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#274

Beitrag von Spittyman »

Ich bin heute an einem Verteilerzentrum für Getränke vorbeigelatscht. Da standen massenweise LKWs und haben die unterschiedlichsten Getränke eingeladen. Was soll ich sagen, die standen da auch alle palettenweise in der Sonne. Möchte nicht ausschließen, dass sich das über ne halbe Stunde hingezogen hat. Im Sommer wird das nicht anders sein. Die LKWs sind zudem nicht gekühlt. Das das Bier tatsächlich biergerecht transportiert wird, kann man vermutlich komplett ausschließen, es sei denn, man kauft es direkt vor Ort. Da sind wir auch irgendwie schon mal bei Nachhaltigkeit. Diese lässt sich wohl auch nicht mit dem Anspruch vereinen, immer eine breite Palette an gut erhaltenen Bieren kaufen zu können.

Grüße
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#275

Beitrag von rauchbier »

Wichtiger Punkt, Transport fällt bei der Betrachtung oft unter den Tisch. Wahrscheinlich ist das Sonnenbad beim örtlichen Getränkemarkt nur der letzte Schritt in der ganzen Kette. Wobei man gar nicht darüber sprechen darf, wie dann anschließend das Bier in so manchem Privathaushalt gelagert wird. Wenn ich allein schon an die vielen Getränkekistenregale am Haus und auf den Terassen denke..
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#276

Beitrag von Y-L »

Durch unser Hobby hatte ich damals einen guten Draht zum Chef des örtlichen Getränkemarktes bekommen.
Seit 2019 stehen draußen keine Bierkisten mehr. Diese Angebote stehen nun kurz hinter dem Eingang.
Obwohl der Marktleiter inzwischen gewechselt hat, steht draußen noch immer nur Mineralwasser.
Der "Bierbanause" ist auch bei der Behandlung des Bieres lernfähig und einsichtig!
Bier ist eine flüssige & global gültige Sprache, die trotz weltweiter Regiolekte, Dialekte & Akzente überall verstanden wird.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#277

Beitrag von Johnny H »

Pivnice hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:37
gulp hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:17 Bier in der Sonne stehen lassen. Gruselig.
Ja zum Gruseln. Kein Einzelfall.
Hochsommer, 30 Grad, tiefblauer Himmel, [...]
Vor ein paar Jahren habe ich ähnliches beobachtet bei DEM großen Bierhändler am Rand von Stuttgart (will jetzt keinen Namen nennen).

Habe dann eine bemüht freundliche E-Mail geschrieben (Tenor: tolles Angebot bei Ihnen, wir kennen uns doch beide mit Bier aus, aber...). Keine Antwort. Ich glaube, irgendwann später habe ich dann einen kleinen Sonnenschirm dort gesehen.

Mittlerweile hat der Eigentümer gewechselt. Ich komme nur selten dorthin, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob dort immer noch Bier in der Sonne steht.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#278

Beitrag von Spittyman »

Johnny H hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 09:56
Pivnice hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:37
gulp hat geschrieben: Dienstag 15. Oktober 2024, 19:17 Bier in der Sonne stehen lassen. Gruselig.
Ja zum Gruseln. Kein Einzelfall.
Hochsommer, 30 Grad, tiefblauer Himmel, [...]
Vor ein paar Jahren habe ich ähnliches beobachtet bei DEM großen Bierhändler am Rand von Stuttgart (will jetzt keinen Namen nennen).

Habe dann eine bemüht freundliche E-Mail geschrieben (Tenor: tolles Angebot bei Ihnen, wir kennen uns doch beide mit Bier aus, aber...). Keine Antwort. Ich glaube, irgendwann später habe ich dann einen kleinen Sonnenschirm dort gesehen.

Mittlerweile hat der Eigentümer gewechselt. Ich komme nur selten dorthin, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob dort immer noch Bier in der Sonne steht.
Vielleicht sind das auch irgendwelche Riten, die wir einfach nicht verstehen; so zu sagen als Opfergabe an den Gott der Fehlgeschmäcker, dass er das andere Bier verschonen möge. :Grübel
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#279

Beitrag von rakader »

Johnny H hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 09:56 Vor ein paar Jahren habe ich ähnliches beobachtet bei DEM großen Bierhändler am Rand von Stuttgart (will jetzt keinen Namen nennen).

Habe dann eine bemüht freundliche E-Mail geschrieben (Tenor: tolles Angebot bei Ihnen, wir kennen uns doch beide mit Bier aus, aber...). Keine Antwort. Ich glaube, irgendwann später habe ich dann einen kleinen Sonnenschirm dort gesehen.

Mittlerweile hat der Eigentümer gewechselt. Ich komme nur selten dorthin, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob dort immer noch Bier in der Sonne steht.
Machen wir einen kleinen Ländervergleich, mit der Ursprungsfrage im Hinterkopf, ob der Deutsche ein Bierbanause sei. Hier zwei Straßen weiter ist ein größerer Getränkehändler, der in der ganzen Region anzutreffen ist: Die Sonderposten stehen draußen unter einem Vordach. Im Sommer knallt die Sonne drauf. Im anderen Stadtteil ist ein großer Getränkemarkt, neu errichtet, eher ein Getränke-Lidl, da gibt es keine Lockangebote auf der Straße. Und im Neubau des Edeka hier im Viertel wurden die Kästen auch in die Getränkeabteilung innen verbannt. Kann es sein, dass Draußen vor der Tür eine Nachlässigkeit alter Getränkemärkte ist, neue diesen Fehler nicht mehr machen?

Gehe ich über die Grenze habe ich in Oberösterreich noch nie Bierkästen vor dem Markt gesehen. In Rumänien erst recht nicht. Dort wird Bier in Shops mit vielen Marken eher wie Wein präsentiert. Tankstellen sind dort auch aufgeräumter als hierzulande. Den üblichen Kasten wie in Deutschland kennt man dort nicht. In Tschechien habe ich auch noch nie Bierkästen vor einem Markt gesehen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#280

Beitrag von Spittyman »

Bei Getränkemärkten, die das Bier vor ihre Türe stellen und das auch nicht ändern möchten, könnte man ja auch mal provokant fragen, ob sie das auch mit Wein machen würden!
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#281

Beitrag von Johnny H »

Spittyman hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 10:39 Vielleicht sind das auch irgendwelche Riten, die wir einfach nicht verstehen; so zu sagen als Opfergabe an den Gott der Fehlgeschmäcker, dass er das andere Bier verschonen möge. :Grübel
Da mag was dran sein. Vielleicht auch ein Verhaltensmuster im Sinne von "Das haben wir schon immer so gemacht!!11!", was eventuell auch zu dieser anekdotischen Beobachtung passt:
rakader hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 11:03 Machen wir einen kleinen Ländervergleich, mit der Ursprungsfrage im Hinterkopf, ob der Deutsche ein Bierbanause sei. Hier zwei Straßen weiter ist ein größerer Getränkehändler, der in der ganzen Region anzutreffen ist: Die Sonderposten stehen draußen unter einem Vordach. Im Sommer knallt die Sonne drauf. [...]

Gehe ich über die Grenze habe ich in Oberösterreich noch nie Bierkästen vor dem Markt gesehen. In Rumänien erst recht nicht. Dort wird Bier in Shops mit vielen Marken eher wie Wein präsentiert. [...]
Ist diese Art der Werbung vielleicht etwas, das man irgendwie "lernt" oder "antrainiert" auf dem Weg zum Getränkehändler in Deutschland? Und nur dort?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#282

Beitrag von rakader »

Johnny H hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 11:44 Ist diese Art der Werbung vielleicht etwas, das man irgendwie "lernt" oder "antrainiert" auf dem Weg zum Getränkehändler in Deutschland? Und nur dort?
Halte ich nicht für ausgeschlossen. Dazu müsste man mal Vertriebsausbilder bei der IHK anfragen oder sonstwelche Schulungen, die Getränkehändler absoliveren.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#283

Beitrag von Hoßhobby »

Beim besten Willen.
Es ist doch alles auf Komerz ausgerichtet.
Schon jetzt gibt es Weihnachtsartikel.
Die großen Zentralen kaufen ein und die Händer müssen es bestmöglich, als Erster verkaufen.
Wenn der verkaufende Markt als Erster seine Investition wieder einbringen will, dann mit allen Mitteln.
Der Geschmack ist nebensächlich. Nein, er ist egal.
So sind wir wieder am Anfang.
Der Bierbanause ist ein industrielles Produkt.
Verwöhnt von der Marktwirtschaft, die ihre Absatzzahlen möglichst jedes Jahr erhöhen will.
Schöne Grüße,

Hoßhobby


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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#284

Beitrag von Y-L »

Hoßhobby hat geschrieben: Mittwoch 16. Oktober 2024, 20:20 Der Bierbanause ist ein industrielles Produkt.
:thumbsup
Bier ist eine flüssige & global gültige Sprache, die trotz weltweiter Regiolekte, Dialekte & Akzente überall verstanden wird.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#285

Beitrag von ggansde »

Der Deutsche ist scheinbar auch ein Softdrinkbanause: Fanta hat in DE 3%, in AU schon 5% und in IT gar 12% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht. QUELLE: Lege
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#286

Beitrag von rakader »

ggansde hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 20:45 Der Deutsche ist scheinbar auch ein Softdrinkbanause: Fanta hat in DE 3%, in AU schon 5% und in IT gar 12% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht. QUELLE: Lege
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Sebastian Lege ist immer eine Super-Quelle. Schon seltsam, dass ein Produktentwickler, der selbst Teil des Systems ist und seine Brötchen damit verdient, so offen über seine eigene Branche herzieht. Oder hat er sich losgesagt?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#287

Beitrag von ggansde »

Egal, wer und wie er ist: Es steht auf der Flasche und es wurde eine Aussage des Herstellers zitiert. Der Rest ist meine Interpretation.
VG, Markus
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#288

Beitrag von rakader »

Auch wieder wahr. Das ist mal Markenkolonialismus umgekehrt. Den kennt man in Osteuropa schon lange, vor allem bei Elektronikarikeln. Was bei uns Auslaufmodell ist, wird dort als Neuheit aus Überproduktion verkauft.
Habe gerade eine rumänische Fanta aus dem Automüll geholt: 12 % Fruchtsaftanteil. Punktsieg :Bigsmile
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#289

Beitrag von Pivnice »

ggansde hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 20:45 Fanta hat in DE 3% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht.
Tradierter Geschmack, von alten Zeiten
https://de.wikipedia.org/wiki/Fanta
entwickelte der deutsche Coca-Cola-Chefchemiker Wolfgang Schetelig 1940 in Essen Fanta als Ersatzprodukt..
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#290

Beitrag von Spittyman »

Pivnice hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 21:14
ggansde hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 20:45 Fanta hat in DE 3% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht.
Tradierter Geschmack, von alten Zeiten
https://de.wikipedia.org/wiki/Fanta
entwickelte der deutsche Coca-Cola-Chefchemiker Wolfgang Schetelig 1940 in Essen Fanta als Ersatzprodukt..
Ja, früher war ja auch noch Molke drin. Das Argument, dass der Kunde das so wünscht, scheint auch irgendwie ein Freifahrtschein zu sein. Ich glaube eher, dass man in irgendwelchen Analysen mit Testpersonen geschaut hat, wie wenig dem Kunden an tatsächlichem Fruchtsaftanteil zu zumuten ist.
Zuletzt geändert von Spittyman am Dienstag 22. Oktober 2024, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#291

Beitrag von rakader »

Spittyman hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 21:17
Pivnice hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 21:14
ggansde hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 20:45 Fanta hat in DE 3% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht.
Tradierter Geschmack, von alten Zeiten
https://de.wikipedia.org/wiki/Fanta
entwickelte der deutsche Coca-Cola-Chefchemiker Wolfgang Schetelig 1940 in Essen Fanta als Ersatzprodukt..
Ja, früher war ja auch noch Molke drin. Das Argument, dass der Kunde das so wünscht scheint auch irgendwie ein Freifahrtschein zu sein. Ich glaube eher, dass man in irgendwelchen Analysen mit Testpersonen geschaut hat, wie wenig dem Kunden an tatsächlichem Fruchtsaftanteil zu zumuten ist.
Die Formel, dass "der Kunde es so wünscht", gehört zum Einmaleins von Pressesprechern und ist Bestandteil der Krisenkommunikation. Ist genauso eine Worthülse wie "der Wille des Volkes". Ich habe noch nie von keiner Firma einen Beleg für diese Behauptung gesehen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#292

Beitrag von Pivnice »

Die Marktforscher haben die deutschen Bierb... äh Biertrinker erforscht
https://nielseniq.com/global/de/insight ... enntnisse/

Zwei Drittel (66 %) der Biertrinker sind männlich, und fast die Hälfte (47 %) ist über 55 Jahre alt. Sie verdienen auch mehr als der nationale Durchschnitt, und drei von zehn (30 %) von Ihnen besuchen mindestens einmal pro Woche eine Gaststätte.

Fast drei von vier Bierkonsumenten (72 %) geben an, Pils zu trinken,
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#293

Beitrag von rakader »

Pivnice hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 21:33 Die Marktforscher haben die deutschen Bierb... äh Biertrinker erforscht
https://nielseniq.com/global/de/insight ... enntnisse/
Typische Nielsen-PR in eigener Sache: Kein großartige Aussagen zu Trends und Prognosen. Ist für die Tonne. Die vormalige GfK war da immer genauer.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#294

Beitrag von Pivnice »

Jo. Die Nielsenmarktforscher. War ja auch zynisch zitiert von mir. Daß ältere Männer gerne Pils trinken haben wir alle garantiert nicht gewußt.
Da müssen Neukreationen für den Markt her.
Und da haben bestimmt teure Marktforscher diesen Flop beratend "begleitet"
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Screenshot 2024-10-22 at 21-46-51 Paulaner Zwickl Paulaner Brauerei München.png
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#295

Beitrag von Ras Tafaric »

Wobei ich das als positiv betrachte...
Auch die großen Fernsehbrauerein haben zugelernt und ihr Spektrum verbreitert in den letzten Jahren. Statt dem Sozialistischen Einheitspils haben viele ein Export oder ein Dunkel, einige Kellerbiere oder Landbiere etc mit aufgenommen. Nicht alles setzt sich durch. Aber es zeigt zumindest Leben.

Wobei ich persönlich die Kopfgeburt von z.B. Wahrsteiner Brewersgold eher bescheiden fand. Das kam mir wiederum so vor, als wenn man versucht hat, Geschmacksdesign umzusetzen aber die Basics vernachlässigt hat.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#296

Beitrag von Johnny H »

ggansde hat geschrieben: Dienstag 22. Oktober 2024, 20:45 Der Deutsche ist scheinbar auch ein Softdrinkbanause: Fanta hat in DE 3%, in AU schon 5% und in IT gar 12% Fruchtsaftanteil. Antwort von Coca-Cola warum: Das wird in den jeweiligen Ländern so gewünscht. QUELLE: Lege
VG, Markus
Solche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern gibt es immer wieder, aber sie müssen nicht unbedingt immer so ausfallen, dass die deutsche Variante die "unnatürlichste" ist (bei 3% oder 12% ist der natürliche Anteil vielleicht sogar fast schon egal).

Bei Nutella z.B. gibt es auch unterschiedliche Rezepturen, die südlichere Variante ist dabei angeblich süßer:
In Europa wird Nutella nach zwei verschiedenen Rezepturen hergestellt. In der sogenannten Nord-Nutella für Deutschland und Österreich ist mehr Kakao, in der Süd-Nutella für Frankreich, Spanien, Italien ist mehr Süße und Fett enthalten.
Wikipedia schreibt auch ein bisschen was zu den einzelnen Rezepturen.

Ich persönlich bevorzuge übrigens Nudossi. Allerdings scheinen die auch den Zuckeranteil sukzessive zu erhöhen, und 50% ist natürlich auch massig:
Nudossi weist mit 36 % einen wesentlich höheren Haselnussanteil auf als etwa Nutella mit nur 13 %. Die Rezeptur wurde Ende 2016 angepasst, so dass nun weniger Fett (von 35 g auf 32 g) und mehr Zucker (von 46 g auf 50 g) enthalten ist. Seit April 2017 wird zusätzlich palmölfreie Nuss-Nougat-Creme in 300-g-Gläsern vertrieben.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#297

Beitrag von Vestenrunner »


Ich persönlich bevorzuge übrigens Nudossi. Allerdings scheinen die auch den Zuckeranteil sukzessive zu erhöhen, und 50% ist natürlich auch massig:
Nudossi weist mit 36 % einen wesentlich höheren Haselnussanteil auf als etwa Nutella mit nur 13 %. Die Rezeptur wurde Ende 2016 angepasst, so dass nun weniger Fett (von 35 g auf 32 g) und mehr Zucker (von 46 g auf 50 g) enthalten ist. Seit April 2017 wird zusätzlich palmölfreie Nuss-Nougat-Creme in 300-g-Gläsern vertrieben.
Wer noch mehr Nuss will und in Franken wohnt, sollte mal den Aufstrich vom Gonnersdorfer Nussbauern probieren (FrankenGenuss). 55% Haselnuss, kein Palmöl, keine Emulgatoren.
Das pfiffige dabei: Unter den Nussbäumen hält er freilaufende Hühner, die picken das Ungeziefer weg und legen gute Eier.

Franken hat halt nicht nur gutes Bier :thumbsup
Es gibt nix Bessers wäi wos Gouds!

Equipment:
- 36l Maischekessel mit Läuterspirale, Hendi 3500M mit Brauerei 2.0 WiFi von Emilio
- 48l Sudpfanne mit Caso TC3500
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#298

Beitrag von Pivnice »

Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 23. Oktober 2024, 11:38 Wahrsteiner Brewersgold
:Bigsmile Die Warheit von Wahrsteiner
Was ist eigentlich ein Landbier, was ist ein Stadtbier ?
Ohne (Land) oder mit (Stadt) halluzinogenen Kräutern ?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#299

Beitrag von Pivnice »

Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 23. Oktober 2024, 11:38 Sozialistischen Einheitspils
Sozialistisch ? Nein
Unser Bier statt Einheitsbier
https://www.telepolis.de/features/Unser ... 99446.html
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#300

Beitrag von §11 »

Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 23. Oktober 2024, 11:38 Wobei ich das als positiv betrachte...
Auch die großen Fernsehbrauerein haben zugelernt und ihr Spektrum verbreitert in den letzten Jahren. Statt dem Sozialistischen Einheitspils haben viele ein Export oder ein Dunkel, einige Kellerbiere oder Landbiere etc mit aufgenommen. Nicht alles setzt sich durch. Aber es zeigt zumindest Leben.

Wobei ich persönlich die Kopfgeburt von z.B. Wahrsteiner Brewersgold eher bescheiden fand. Das kam mir wiederum so vor, als wenn man versucht hat, Geschmacksdesign umzusetzen aber die Basics vernachlässigt hat.
Jetzt kommen wir wir zwar sehr weit vom Thema ab, aber das tut keinen Abruch, die Diskussion ist interessant.

Ich habe hier in den letzten Jahren, seit "Craftbier" in Deutschland aufgekommen ist, ein interessantes Phänomen beobachtet. Grössere Brauereien werden wegen Ihres "Einheitsbieres" geschnitten, fangen sie aber an Ihr Portfolio zu erweitern, wollen sie nur auf den Zug aufspringen. Mit anderen Worten, sie können nur verlieren.

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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