Pivnice hat geschrieben: ↑Montag 16. Dezember 2024, 23:37
Colindo hat geschrieben: ↑Montag 16. Dezember 2024, 12:53
Ich habe das indirekt von jemandem, der dieses Jahr bei Maisel den Vortrag gehört und noch weitere Infos erfragt hat. Wobei, vielleicht wird es ja im Vortrag gesagt, ist schon etas her, dass ich den gehört habe:
https://www.youtube.com/watch?v=Vx-q70XgYnY
Petr Kosin von Budvar spricht, besser philosophiert, über Dekoktion, aber kein Wort von pH=6,0 im Video. Und ..Karamellmalz mag er garnicht
Ich habe mir das Video zum Teil angeschaut und nach der entsprechenden Stelle gesucht, konnte aber auch nichts zu ph 6,0 finden und war dann verunsichert.
Nach einem bisschen Recherche bin ich wie so oft bei Braukaiser gelandet, der von den Abkochphasen der dreistufigen Dekoktion als Säurepause, Eiweißpause und Verzuckerungspause spricht. Insbesondere bei erster, der Säurepause, spricht er von einem Korrekturfenster, um den pH zwischen 5,3 und 5,6 einzustellen. Das lässt mich zu der Vermutung kommen, dass hier etwas falsch verstanden wurde - insbesondere der Begriff "acid rest". Nachzulesen hier:
https://braukaiser.com/wiki/index.php/Decoction_Mashing
Bei Morebeer erhärtet sich meine Vermutung einer Verwechselung. Dort dokumentiert Spencer W. Thomas eine dreistufige Dekoktion und erläutert die dahinter liegenden biochemischen Prozesse. Seine Arbeit wurde von Judges kontrolliert: Spencer spricht von pH 6.0 als zu vermeidenden (sic!) Grenzwert, weil ab da und höher unerwünschte Tanine freigesetzt werden. Nachzulesen
hier und teilweise mit den richtigen Fragestellungen (übersetzt für alle mit DeepL) herausgearbeitet:
[Dekoktion] Warum sollte man das tun? Alle Anfänger unter den Heimbrauern werden gewarnt, dass durch das Kochen von speziellen Getreidesorten Gerbstoffe extrahiert werden und das Bier herb und adstringierend wird. Dennoch gehören ausgekochte Biere zu den weichsten und malzigsten Bieren, die hergestellt werden. Wie können wir diese Tatsachen miteinander vereinbaren?
Auf diese Frage folgt oft die nächste: „Warum zerstört das Kochen der Maische nicht die Enzyme?“
Die einfache Antwort auf die erste Frage lautet „pH-Wert“. Tannine werden bei pH-Werten von 6 und höher aus den Getreidespelzen extrahiert. Der pH-Wert der Maische liegt jedoch in der Regel zwischen 5,2 und 5,5 und damit weit unter diesem Grenzwert. Außerdem hat die Maische einen relativ hohen Proteingehalt, so dass sich die Tannine, die sich darin lösen, wahrscheinlich an ein Proteinfragment binden und ausfallen.
Nehmen wir dagegen an, Sie würden ein Pfund Getreide in eine Gallone Wasser geben und es zum Kochen bringen, wie Sie es beim Extraktbrauen tun könnten. Alle säurehaltigen Verbindungen im Malz werden durch eine größere Menge Wasser verdünnt; daher wird der pH-Wert wahrscheinlich über 6 liegen, und die Gerbstoffe werden sich gerne im Wasser auflösen, wo sie verbleiben und dem fertigen Bier eine unangenehme Adstringenz verleihen.
Im weiteren erläutert Spencer jeden einzeln Schritt und seine Funktion im Brauprozess. Ich kann diesen Artikel nur empfehlen, werde ihn mir sicher mehrfach durchlesen - vieles davon ist mir neu.
Gruß
Radulph