Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

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Morgiodunon
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Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#1

Beitrag von Morgiodunon »

Liebe Hobbybrauer

Nachdem ich meinen ersten (nur teilweise erfolgreichen) ersten Versuch mit Zwangskarbonisierung hinter mir habe, stehen bei mir noch mehrere offene Fragen im Raum. Auch nach stundenlangem Lesen, Youtub'en, Google'n. Deshalb möchte ich diese Forum nun bemühen und hoffe auf Füllung meiner Wissenslücken.

Ich vergäre in drucklosen Gärtank bei 18° und mache einen Cold Crush auf 0°.
Nun fülle ich ins KEG.

Frage 1: Welche Temperatur strebe ich nun an?
Die Reifung sollte ja bei Kellertemperatur erfolgen. Also lasse ich die Temperatur nun auf ca. 18° ansteigen?

Was zur Frage 2 führt: Welchen Spundungsdruck stelle ich denn nun anfänglich ein?
Den für die aktuellen 0° oder den für die angestrebten 18°?

Nach der Karbonisierung und Reifung möchte ich auf Flaschen mittels Gegendruckabfüller abfüllen, was mich "zwingt", wieder auf 0° abzukühlen.

Frage 3: Welchen Spundungsdruck wähle ich dann jetzt?
Den bei den momentanen 18° oder den bei der Zieltemperatur von 0°?

Zusammengefasst drehen sich meine Fragen schlicht und einfach auf den Vorgang der Reifung im KEG in Kombination der Zwangskarbonisierung.
Oder mache ich da einen grundlegenden Fehler, sodass diese Kombi gar nicht funktioniert/sinnvoll ist? (Frage 4)

Ich danke bereits jetzt für eure Antworten und die Diskussion.
Hobbybrauer seit 2024. Am liebsten helle, süffige und unkomplizierte Biere, welche aber ganz und gar nicht einfach zum brauen sind...
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Hans A.
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#2

Beitrag von Hans A. »

Warum nicht in Flaschen Reifen? Würde das ganze vereinfachen... ich gehe so vor:

1. Cold Crash bei 0°C, dann ins vorgespannte Keg.
2. Ordentlich Druck aufs Keg geben (2 bar), damit es ordentlich schließt
3. Keg wieder in den Kühlschrank, warten bis das Bier wieder 0°C hat.
4. Zwangskarbonisieren per Rollen / Schütteln, Druck gemäß Spundungstabelle.
5. Optional: Keg ein paar Tage stehen lassen bei 0°C.
6. In Flaschen abfüllen.
7. Reifen... Temperatur nach Gusto.
baeckus
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#3

Beitrag von baeckus »

Vielleicht ist ja mein Vorschlag ein wenig abwegig - aber warum das ganze Flaschengedöns.
Gebrauchten Zapfer gekauft, Bier im Keg lassen und mit dem selbstgebrauten, selbstgezapften eine neue - höhere - Ebene betreten.
Bei Bedarf in ein paar Flaschen abziehen.
Ciao baeckus
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MaltHopMagic
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#4

Beitrag von MaltHopMagic »

Zu 1. Ich würde die Reifung bei 18 Grad machen. Unterschied Reifung und Lagerung hat Malzknecht.de sehr gut erklärt und auch bei welchen Temperaturen.
Zu 2. Die zwangskarbonisierung kann parallel zur Reifung stattfinden. Also Druck für 18 Grad einstellen.
Zu 3. Wenn du für die Abfüllung auf 0 Grad gekühlt hast, dann denn Druck für 0 Grad einstellen.

Die Auswahl des Drucks zeigt die Spundungstabelle. Für einen Zielgehalt von z.b. 5g/L CO2 im Bier wählst du den Druck für die Temperatur, den das Bier im Moment hat. Wenn du später für Temperatur änderst, stellst du dann den Druck anderes ein.
Grüße Thomas

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Morgiodunon
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#5

Beitrag von Morgiodunon »

Herzlichen Dank für eure Antworten.
Ich schliesse daraus, dass ich gar nicht so weit vom Weg abgekommen bin.
Ich werde also zukünftig bei 0° auf KEG abfüllen und ca. 2 bar Druck darauf geben. Im gleichen Schritt die Temperatur auf ca. 18 Grad ansteigen lassen und den Druck dafür einstellen.
Nach der Reifung, ca. nach einer Woche, die Temperatur wieder senken und dabei den Druck konstant auf den für die niedrigere Temperatur geltenden Spunddruck senken. Ggf. in mehreren Schritten.
Sobald die Temperatur konstant erreicht ist, kann mittels GDA abgefüllt werden.
Hobbybrauer seit 2024. Am liebsten helle, süffige und unkomplizierte Biere, welche aber ganz und gar nicht einfach zum brauen sind...
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Schullebernd
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#6

Beitrag von Schullebernd »

Den letzten Schritt (… dabei den Druck konstant auf den für die niedrigere Temperatur geltenden Spunddruck senken) kannst du dir eigentlich sparen, denn dein Bier sollte dann bereits karbonisiert sein. Du musst ja nur so lange CO2 hinzugeben, bis du deinen gewünschten CO2 gehalt erreicht hast.

Wenn dein Bier bei 18°C vergoren wurde und nun ausgegoren ist, hat es bereits eine gewisse Menge CO2 gebunden. Bei normalem Atmosphärendruck (das Manometer zeigt 0 bar) und 18°C sind das etwa 1,76g/l. Du möchtest aber wahrscheinlich ca. 5g/l CO2 in deinem Bier haben. Also musst du CO2 zuführen, mit und durch Überdruck. Bei 18°C musst du über einen längeren Zeitraum (z.B. eine oder zwei Wochen) konstant 1,86 bar Druck einstellen, damit sich in deinem Bier allmählich mehr CO2 löst. Wenn die Menge von 5 g/l erreicht ist, kann du die CO2 Flasche abklemmen. Du hast jetzt ein 18°C Bier mit 5g/l CO2 und einem Innendruck von 1,86 bar.

Wenn du das Fass jetzt runterkühlst auf 0°C, sinkt im inneren nur der Druck ab, auf ca. 0,6 bar. Die Menge an CO2 im Bier bleibt gleich (bei 5 g/l), sofern der Kopfraum im Fass nicht sehr groß ist.

Um deine Fragen zu beantworten:
1. Cold Crash von 18°C auf 0°C im Gärfass (zur Klärung)
2. Abfüllen ins Keg
3. CO2 Flasche anschließen und 1,9 bar einstellen und das Fass bei 18°C in die Ecke stellen.
4. 2 Wochen stehen lassen bei 18°C (bzw. Kellertemperatur). In der Zeit reift das Bier etwas und wird karbonisiert.
5. Nach 2 Wochen die CO2 Flasche abklemmen und das Fass auf 0°C runterkühlen.
6. Falls dein Bier nach den 2 Wochen noch nicht genug kabonisiert ist, dann hast du recht, musst du weiter karbonisieren bei 0°C mit einem Druck von 0,6 bar.
7. Abfüllen in Flaschen mit einem Gegendruck von c. 1 bar

Das Problem: Man weiß nie so richtig, ob die karbonisierung abgeschlossen ist oder nicht. Das lässt sich nur feststellen, indem du die CO2 Flasche abklemmst, ein paar Stunden wartest und dann mit einem Manometer am Keg prüfst, ob der Druck abfällt (weil sich weiter CO2 im Bier löst). Deshalb karbonisiere ich meine Kegs immer direkt nach dem Abfüllen bei 0°C (bzw. sind es wohl eher 5°C auf Grund der Erwärmungseffekte beim Abfüllen).
Ich schließe meine CO2 Flasche am Getränkeventil den NC Kegs an, gebe 1 - 1,3 bar drauf und schwenke das Keg dann kontinuierlich und solange, bis kein weiteres CO2 mehr ins Keg strömt. Das dauert so ca. 15-20 min, ist wie ein kleines Workout für die Arme, aber danach habe ich fertiges karbonisiertes Bier. Dann kommt es in die Ecke für eine Woche bei Kellertemperatur zum Reifen und danach geht es in die Kühlung zum Lagern bis zur Abfüllung.
Gruß Bernd
Die Weisheit verfolgt mich, doch ich bin schneller!
Morgiodunon
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#7

Beitrag von Morgiodunon »

@Schullebernd:

Ganz herzlichen Dank für Deine perfekt erklärten und begründeten Antworten!!
Dies hat auf einen Schlag all meine Fragen beantwortet!
Ich werde dies beim nächsten Jungbier genau so anwenden (inkl. der "Workout-Methode"😁).
Hobbybrauer seit 2024. Am liebsten helle, süffige und unkomplizierte Biere, welche aber ganz und gar nicht einfach zum brauen sind...
BlackyxXx
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#8

Beitrag von BlackyxXx »

Ich habe heute folgende Methode der Zwangskarbonisierung durchgeführt:
1. Abfüllen in Kegs (ich verwende 5L Kegs)
2. Diese in den Kühlschrank (1 Grad)
3. Gewicht wiegen vor dem Karbonisieren (meine Küchenwaage geht bis 15kg grammgenau.)
3. CO2 Flasche anschließen bei 40 psi, dabei vor- und zurückrollen 3-5min, Dazwischen das Keg immer woeywr wiegen. Alle 1-2 min
4. Wenn das Keg 25g schwerer (5L x 5g CO2/L) ist, dann ist der Prozess beendet und die CO2 Flasche wird wieder abgesteckt.
5. Anschließend das Keg wieder kaltstellen. Das noch freie CO2 im Kopfraum des Fasses sollte sich im Laufe der nächsten Tage noch lösen.

Ich könnte natürlich erstmal abwarten ob es funktioniert aber ich hab jetzt einfach mal berichtet. 😉
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MaltHopMagic
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Re: Zwangskarbonisierung / Reifung / Temperatur??

#9

Beitrag von MaltHopMagic »

Gute Idee, du hast aber vergessen, das von der Gärung vorhandene, natürlich gelöste CO2 zu berücksichtigen. Das ist jetzt zusätzlich zu reingepumpten 5g/L drin.

Hat du z.B. bei max. 15 grad vergoren sind das +2g/L.
Bei max. 22 Grad, 1,6g/L.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... iserechner
Grüße Thomas

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