Am Ostersonntag war endlich mal genug Zeit, um meinen Sud Nr. 2 in Angriff zu nehmen – und zwar das Kupfer Alt von muldengold. Also ein Bierstil, den man hier im südlichen Österreich so gut wie gar nicht kennt. Auch ich nicht. Wenn es gelingt, wird das mein erstes Altbier.
Verzeiht mir bitte, ich schaffe es nicht, die Bilder richtig zu drehen!
Nachdem ich beim ersten Mal viel Scheiße gebaut habe viel lernen konnte, fand der Braudurchgang diesmal draußen statt. Setup ist natürlich sehr basic: ein Chinakocher mit Umwälzpumpe, ein Einkocher für den Nachguss:
Los ging’s mit dem Schroten. Da der Einfülltrichter bei der Lieferung der Mühle fehlte, hab ich mich an den 3D-Drucker gesetzt und für Ersatz gesorgt. Mittlerweile wurde das Teil zwar geliefert, ist aber derart scharfkantig und fummelig zu montieren, dass ich bei meiner Bastellösung bleibe. Betrieben wurde die Mühle mit einer 500W Hill-Qualitätsbohrmaschine, die tatsächlich noch weniger Saft hat, als ich in meinen dünnen Ärmchen.
Schrotbild bei 1,3-1,4mm sah aber für meine Begriffe gut aus. Wurde eine Stunde vor dem Schroten mit 2% Wasser angefeuchtet.
Einmaischen laut Rezept, im Unterschied zum ersten Mal betreibe ich die Umwälzpumpe nun aber „geschlossen“, um Oxidation zu vermeiden. Wie man am Foto sieht, ist das nix anderes als ein Silikonschlauch am Pumpenrohr, der direkt in die Würze zurückführt.
Würze sah von Anfang an relativ klar aus, hab trotzdem ein bisschen geläutert, bevor die Nachgüsse draufkamen. Im Unterschied zum Rezept muss ich bei meiner Anlage mit einem relativ hohen Hauptguss fahren, konstruktionsbedingt ist sonst die Schüttung nicht völlig von Flüssigkeit bedeckt. 25 Liter sollten es schon sein. Im Endeffekt wurden es so 32 Liter, die 10° Stammwürze ergaben. Mit dem Volumen ging’s ans Kochen.
Da zeigte sich gleich ein Problem: die 2,5 KW meines Chinakrachers sind für die Menge an Würze schlicht zu schwach. Mit Deckel geht’s rasch auf die 100 Grad rauf, aber wenn der Deckel zum Kochen runter muss, sinkt die Temperatur auf 96-97 Grad. Habe darum den Kochvorgang ein paar Minuten verlängert, die Hopfengaben erfolgten aber laut Zeitplan. Da musste ich wegen Rohstoffmangel etwas vom Rezept abweichen, die Erstbitterung erfolgte mit 12 Gramm Magnum (75 Min), dann gings mit 42 Gramm Spalter (60 Min) weiter. Laut Rechner knapp über 30 IBU, ich mag es persönlich nicht soooo bitter, deswegen ein bisschen weniger als im Rezept.
Die Hopfengaben habe ich mit Edelstahl-Teeeiern eingebracht, habe mich da für sehr schlau gehalten, im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass die Hopfenpellets doch stärker aufquellen als gedacht. Ein Tee-Ei war regelrecht „prall“ gefüllt. Habe da jetzt etwas die Vermutung, dass der Hopfen nicht völlig ausgenutzt werden konnte - wegen mangelndem Durchfluss. Trotzdem fand sich relativ viel zerkochter Hopfen am Kesselboden. Also Fail-Fail statt Win-Win. Es wird somit kein Weg an einem Hop Spider vorbeiführen.
Nach dem Kochen waren es 12,3°, also nochmal einen Liter Wasser dazu – Punktlandung, genau 12° Stammwürze. Volumen ca. 26,5 Liter, was einer Sudhausausbeute von rund 63 % entspricht. Für mich überraschend hoch. Wenn man bedenkt, dass ich beim Erstversuch durch „Prozessoptimierung in die andere Richtung“ bei 40% lag…
Mit der Kühlspirale wurde die Nachisomerisierung flugs beendet und dann relativ heiß in den Gäreimer umgefüllt, um noch zusätzlich zu desinfizieren. Einen Filtersack gab’s als Verhüterli. Weitergekühlt wurde dann im Gäreimer direkt, Gartenschlauch voll aufgedreht, die 20 Grad wurden in rund 50 Minuten erreicht.
Da mir schon etwas die Zeit im Nacken saß, hab ich auf den Whirlpool verzichtet – was sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt hat. Da sich der Filter am Hahn ziemlich zugesetzt hat und die Würze nur mehr tröpfchenweise durchkam, blieben schlussendlich 3 Liter im Braukessel zurück. Da hätte man locker noch 1,5 Liter rausholen können, wenn man einen ordentlichen Whirlpool gemacht hätte. Schade, aber sei’s drum, fürs nächste Mal die 20 Minuten mehr auch noch einplanen.
Im Keller angekommen – herrlich für den Rücken, so ein 30 Kilogramm schweres Gärfass voll umherschwappender Flüssigkeit – wurde die rehydrierte Gozdawa Old German Altbier 9 eingesetzt.
Da ein Altbier ja nicht zu warm gären darf, hab ich eine ganz primitive Gärführung gebastelt. Wärmetauscher ist der Kühlstutzen im Gärfass (ist nichts anderes als ein hohler Zylinder mit Tri-Clamp-Verschluss, der bis auf den Boden des Gärfasses reicht). Der wird per Schlauch aus einem Eimer mit Eiswasser gespeist. Geht die Temperatur des Bieres über 17,5 Grad, springt eine kleine Pumpe im Eiswasser-Eimer an und kühlt den Stutzen runter. Die Regelung übernimmt ein gewöhnlicher Inkbird, dessen Fühler im Jungbier schwimmt.
Tja, soweit die Theorie… Und dann kam die Gozdawa an wie die Feuerwehr. Ich hab die Wärmeentwicklung der Gärung klar unterschützt. Ich brauche für die nächsten Durchgänge VIEL mehr Eis. Da ich eine PV-Anlage habe, kann ich das kostengünstig selber herstellen.
Das alles half mir aber der Situation gar nix, weil die Temperatur schon über die 19 Grad kletterte. Alle zwei Stunden muss man den Behälter mit dem kalten Wasser neu füllen. Und wenn man nicht genug Eis hat, bringt das auch nicht wirklich viel. Also kurzerhand umgebaut, den Kühlschlauch direkt an die Wasserleitung angeschlossen und auf ca. 6 Liter / Stunde Durchflussmenge eingestellt. Damit hält das Wasser im Stutzen 14,5 Grad, das Bier bleibt zumindest unter der 19-Grad-Marke. Über den Wasserverbrauch reden wir jetzt mal besser nicht. Das muss in Zukunft besser vorbereitet werden.
*UPDATE* Nachdem die stürmische Phase der Gärung nach rund zwei Tagen vorbei war, hält die Kühlung die Temperatur wirklich sehr gut. Bin konstant zwischen 17 und 17,5. Zwei mal am Tag Wasser tauschen, mehr braucht es nicht.
Zweites Problem: das Gärfass ist nicht richtig dicht. An einer Seite schließt die Schnalle schlecht (Gummi hab ich bei allen vier Schnallen unterlegt), trotzdem hab ich in einem gewissen Bereich deutlich wahrnehmbaren Biergeruch und das Spaltmaß von Topf-Dichtung-Deckel kommt mir größer vor. Von meiner Tochter durfte ich mir darum zwei Schienen ihrer Holzeisenbahn ausleihen und die mit ein paar Klemmen auf dem Gärfass befestigen. Das dichtet zumindest so weit ab, dass ich deutlich sichtbare Aktivität am Gärspund habe. Obwohl es hier nicht blubbert, sondern sich nur dieses „Hütchen“ im Gärspund manchmal etwas hebt und senkt. Beim Blick in das Gärfass zeigten sich jedoch deutliche Kräusen.
Soweit bin ich zufrieden, jetzt warte ich mal die Gärung ab. Am Freitag messe ich vielleicht mal.
Schöne Woche euch allen!
Sud Nr. 2 - Altes Kupfer
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Sud Nr. 2 - Altes Kupfer
Zuletzt geändert von Jarnold am Donnerstag 24. April 2025, 06:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sud Nr. 2 - Altes Kupfer
Die Klemmen nach dem Viel-Hilft-Viel Motto sind echt ein schönes Bild :)
Aber nicht zwangsweise notwendig:
Wenn der Gärbehälter irgendwo undicht ist, hast du halt kein Blubbern im Gärspund.
Der ist eigentlich auch mehr dafür da, dass Luft (bzw CO²) entweichen kann ohne dass ggf. Tierchen eindringen können.
Und ob es fertig ist muss sowieso gemessen werden, da kann man sich nicht darauf verlassen ob es noch blubbert.
Aber nicht zwangsweise notwendig:
Wenn der Gärbehälter irgendwo undicht ist, hast du halt kein Blubbern im Gärspund.
Der ist eigentlich auch mehr dafür da, dass Luft (bzw CO²) entweichen kann ohne dass ggf. Tierchen eindringen können.
Und ob es fertig ist muss sowieso gemessen werden, da kann man sich nicht darauf verlassen ob es noch blubbert.
20L-"Einkocher"-Klasse. Neugierig neue Dinge auszuprobieren, im Rezept und in der Technik...
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Re: Sud Nr. 2 - Altes Kupfer
Stimmt natürlich, aber für mich als Anfänger ist es ein wichtiges Anzeichen, dass die Gärung angekommen ist und läuftdieck hat geschrieben: ↑Dienstag 22. April 2025, 10:06 Die Klemmen nach dem Viel-Hilft-Viel Motto sind echt ein schönes Bild :)
Aber nicht zwangsweise notwendig:
Wenn der Gärbehälter irgendwo undicht ist, hast du halt kein Blubbern im Gärspund.
Der ist eigentlich auch mehr dafür da, dass Luft (bzw CO²) entweichen kann ohne dass ggf. Tierchen eindringen können.
Und ob es fertig ist muss sowieso gemessen werden, da kann man sich nicht darauf verlassen ob es noch blubbert.

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Re: Sud Nr. 2 - Altes Kupfer
Bin auch Anfänger und habe das mit der Kühlspirale so "gelöst". Spirale am Ende kurz mitkochen, dann nach Kochende so weit wie gebraucht runterkühlen ohne die Spirale zu bewegen und dann ab ins Gärfass, ohne Filter o.Ä. Falls die Spirale bewegt/rausgenommen wird würde ich mindestens 20 Min. warten damit sich der Trub absetzten kann.