Das ist wohl eher ein esoterisches Thema, aber ich bin bei Recherchen zum Thema Bierfarbmessung auf folgende Publikationen aus den 60er Jahren gestoßen: https://doi.org/10.1002/j.2050-0416.1966.tb02988.x (die EBC Skala stammt aus den 50er Jahren). Diese enthält CIE-xy Koordinaten der Gläser zur EBC Messung (2 bis 27 EBC), die in den EBC Farbscheiben des Tintometer Lovibond Comparator 3000 zum Einsatz kommen: https://youtu.be/yAXA5t5pXUI?feature=shared&t=70. Auch wenn Bilder von den Farbscheiben existieren, habe ich mir gedacht, es wäre nett, eine Visualisierung davon zu generieren und diese auch zu teilen. Leider ist in der Quelle keine Information zur Luminanz enthalten. Ich habe daher das deLange CNS aus https://doi.org/10.1016/B978-0-12-799954-8.00011-3 zur Hilfe genommen, um diese für 25 mm Küvetten zu approximieren, auf deren optische Pfadlänge EBC Messungen umgerechnet werden. Biere mit einer Farbe über 27 EBC werden bei der kolorimetrischen Methode entweder in Küvetten mit geringerer optischen Pfadlänge gemessen oder vor der Messung verdünnt.
Das wäre das Ergebnis meines Unterfangens:
Unterschiede in den Farben sind bedauerlicherweise nicht gut auszumachen. Hier noch eine Darstellung des Sklaenbereichs in der Normfarbtafel:
Der Python Code zur Generierung der Visualisierung als auch ein SVG davon finden sich im Anhang des Beitrags.
Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
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Re: Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
Sehr schön gemacht. Leider ist das Messverfahren der EBC, wie alle aktuellen Verfahren zur Bierfarbe, fehlerbehaftet. Es wird nämlich nur die Absorption grünen Lichts gemessen. Welche Gesamtfarbe die verbliebenen Farben in unserem Auge und Hirn hervorrufen hängt aber maßgeblich davon ab, wie das Bier mit den anderen Farben interagiert.
Jan ($11) hat dazu ein schönes Bild in seinem Buch, wo man sieht, wie unterschiedlich Biere mit dem gleichen EBC aussehen können.
Übrigens fehlt bei den von dir generierten Farben generell noch eine Helligkeitskomponente. So sehen die 27 EBC deutlich heller aus, als sie sollten, siehe z.B. beim Farbrechner von MMuM
Jan ($11) hat dazu ein schönes Bild in seinem Buch, wo man sieht, wie unterschiedlich Biere mit dem gleichen EBC aussehen können.
Übrigens fehlt bei den von dir generierten Farben generell noch eine Helligkeitskomponente. So sehen die 27 EBC deutlich heller aus, als sie sollten, siehe z.B. beim Farbrechner von MMuM
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- renzbräu
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Re: Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
430nm Wellenlänge, das ist eher im blau-violetten Bereich. Die Trübung wird bei 700nm, rot, festgestellt.
Aber aber grundsätzlich nichts ab der fehlerhaften Definition von Bier"farbe".
Eine Bekannte, Fotografin und Mediendesignerin, ist aus allen Wolken gefallen, dass man versucht Bierfarbe mit Auslöschung einer Wellenlänge zu definieren...
Grüße Johannes
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Re: Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
Sorry, hatte es nicht neu nachgeschaut, sondern grob aus dem Gedächtnis gezogen. 430 nm ist in der Tat blau. Außen am CIE-Graph stehen die Wellenlängen, das ist also in der unteren linken Ecke.Theoretisch müsste man, wenn sonst im Bier keine Absorption stattfindet, damit eine Linie von 430nm durch den Weißpunkt ziehen können und als Ergebnis im gelben Bereich des Graphs landen. Bier wäre also, wenn es keine Probleme mit der Messmethode gäbe, strahlend gelb.renzbräu hat geschrieben: ↑Sonntag 29. Juni 2025, 13:35430nm Wellenlänge, das ist eher im blau-violetten Bereich. Die Trübung wird bei 700nm, rot, festgestellt.
Aber aber grundsätzlich nichts ab der fehlerhaften Definition von Bier"farbe".
Eine Bekannte, Fotografin und Mediendesignerin, ist aus allen Wolken gefallen, dass man versucht Bierfarbe mit Auslöschung einer Wellenlänge zu definieren...
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Re: Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
Ja, die spektralphotometrische Methode nach MEBAK B-400.03.110 (EBC 9.6) und ASBC Beer-10A (SRM, gleiche Analysemethode) hat aufgrund der Beschränkung auf eine Wellenlänge die Problematik, Farbe nicht eindeutig zu klassifizieren. Um das besser hinzubekommen, gab es in der Vergangenheit Ansätze, bei zwei Wellenlängen zu messen, die aber nie ihren Weg in eine Norm geschafft haben. Das erwähnte Bild in Jans Buch ist übrigens auch im Blog der Mälzerei Briess zu finden: https://www.brewingwithbriess.com/blog/ ... lack-malts
Bei ASBC Beer-10C von 2002 wird ein Transmissionsspektrum von 380 bis 780 nm in einem Abstand von 5 nm gemessen und daraus CIELab Farbkoordinaten bestimmt. Dieses Vorgehen behebt die bemängelte Problematik, allerdings dürfte diese Methode vermutlich nicht allzu weit verbreitet sein. Die spektralphotometrische Methode des IOB (mittlerweile CIBD) hat bis Anfang der 90er Jahre noch eine Wellenlänge von 530 nm vorgeschrieben. Da hättest du mit grün in Schwarze getroffen.

Auch mit der Farbwahrnehmung liegst du richtig, diese ist stark abhängig von der Betrachtungsumgebung. Dazu kommt noch der Glasdurchmesser, der einen Einfluss auf die Lichtabsorption hat, wie hier gut zu erkennen ist:
Insgesamt hat das, was wir als Endverbraucher/-in sehen, wenig mit dem messtechnischen Probeneindruck gemein. Sei es jetzt Bier in 10 mm Küvetten für die spektralphotometrische Methode oder wie in diesem Fall nach MEBAK B-400.03.115 in 25 mm Küvetten und einem Durchlicht aus einer gefilterten 20 Watt Wolfram-Halogen-Birne.
Was die Luminanz der Darstellungen betrifft: Ich habe zuerst versucht, mir diese aus den Glasscheiben im verlinkten Video zu extrahieren. Nach ein paar weiteren fragwürdigen Experiment ist mir dann die Idee gekommen, mit dem deLange Modell Transmissionsspektren zu generieren und darüber ein sinnvolleres Y zu rekonstruieren. Über das deLange Modell lässt sich zwar direkt ein Farbeindruck simulieren, ich wollte aber einen aus den Daten der EBC Gläser haben. Ich stoße mit meinem kolorimetrischen Wissen relativ schnell an meine Grenzen, falls es daher Verbesserungsvorschläge seitens der Implementierung gibt, immer her damit.
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Re: Farbeindruck der Gläser der EBC Skala
Ah, die hatte ich zuletzt gelesen. Dachte, beide Systeme arbeiten mit der gleichen Wellenlänge, nur unterschiedlich dicken Behältern. Ich wollte nämlich herausfinden, warum britische 150 EBC in Kontinentaleuropa 165 EBC ergeben. Beim Crystal 150 ist das ja so.
Ich hatte gedacht, Jan hätte das Foto für das Buch neu geschossen, aber ist anscheinend identisch. Ich denke hierbei sieht man es am besten: Beides sind Gläser mit 20 SRM (40 EBC), aber links ist es verdünntes Caramel 60L und rechts sehr viel stärker verdünntes Black Malt.
Mit Farbwahrnehmung habe ich zuletzt 2011 gearbeitet, von daher kann ich da nicht viel weiterhelfen. Aber die ASBC Beer-10C klingt als wäre sie die einzige vernünftige Messmethode.
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