Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

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Maschine
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Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#1

Beitrag von Maschine »

Moin,

ich habe nach der Hauptgärung (konstanter Restextrakt) Stopfhopfen zugegeben und sehe nun wieder das Gärröhrchen blubbern. ist das normal?

Danke und Grüße
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Colindo
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#2

Beitrag von Colindo »

Hi,
Hopfen enthält diastatische Enzyme die höhere Zucker (Dextrine) in vergärbaren Zucker umwandeln können. Um das zu vermeiden hilft es, kalt und kurz zu stopfen.
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Stefan_B
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#3

Beitrag von Stefan_B »

Colindo hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:24 Hi,
Hopfen enthält diastatische Enzyme die höhere Zucker (Dextrine) in vergärbaren Zucker umwandeln können. Um das zu vermeiden hilft es, kalt und kurz zu stopfen.
Sehe ich auch so. Würde mich interessieren, wie kalt für dich kalt und wie kurz kurz ist.
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#4

Beitrag von Colindo »

Stefan_B hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:38
Colindo hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:24 Hi,
Hopfen enthält diastatische Enzyme die höhere Zucker (Dextrine) in vergärbaren Zucker umwandeln können. Um das zu vermeiden hilft es, kalt und kurz zu stopfen.
Sehe ich auch so. Würde mich interessieren, wie kalt für dich kalt und wie kurz kurz ist.
Ich glaube heutzutage stopfen viele ihre NEIPAs etc bei 4°C und nur für 24h.
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Vestenrunner
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#5

Beitrag von Vestenrunner »

Colindo hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:41
Stefan_B hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:38
Colindo hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:24 Hi,
Hopfen enthält diastatische Enzyme die höhere Zucker (Dextrine) in vergärbaren Zucker umwandeln können. Um das zu vermeiden hilft es, kalt und kurz zu stopfen.
Sehe ich auch so. Würde mich interessieren, wie kalt für dich kalt und wie kurz kurz ist.
Ich glaube heutzutage stopfen viele ihre NEIPAs etc bei 4°C und nur für 24h.
Das Thema hatte ich auch schon. Werde ich beim nächsten mal so probieren.
Danke für die Info!
Es gibt nix Bessers wäi wos Gouds!

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- 36l Maischekessel mit Rührwerk, Läuterspirale, Hendi 3500M mit Brauerei 2.0 WiFi von Emilio
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Maschine
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#6

Beitrag von Maschine »

Ok Danke!
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Y-L
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#7

Beitrag von Y-L »

Dieses "Thema" nennt sich Hopfenschleicher... :Wink
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Der Braulenzer...
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afri
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#8

Beitrag von afri »

Kalt ist klar, aber worin besteht der Sinn in kurz? Wenn die diastatischen Enzyme ins Bier gelangen, machen sie doch weiter, auch wenn der Hopfen nach "kurzer" Zeit wieder entfernt wird, oder?
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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Spittyman
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#9

Beitrag von Spittyman »

afri hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 20:27 Kalt ist klar, aber worin besteht der Sinn in kurz? Wenn die diastatischen Enzyme ins Bier gelangen, machen sie doch weiter, auch wenn der Hopfen nach "kurzer" Zeit wieder entfernt wird, oder?
Mmh, demnach müssten alle Neipas, Ipas oder auch die Hopfenweiße, die man so ungekühlt kaufen kann, furztrocken sein, oder? Zudem müssten sie vermutlich auch überkarbonisiert sein.
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#10

Beitrag von peka76 »

Interessantes Thema, über das ich mir noch nie Gedanken gemacht habe.

Schnelle Internetrecherche hat mir diesen Artikel aus dem Bierblog der BarthHaas hochgespult: Hop Creep

Kennt noch jemand andere, vorzugsweise deutschsprachige, Fachliteratur dazu?

Gruß
Peter
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#11

Beitrag von Stuggbrew »

Hallo Peter,

Ich kenne hierzu noch den Ö Artikel von Kiesbye:
https://kiesbye.at/das-hop-creep-phaenomen/
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#12

Beitrag von Colindo »

Stuggbrew hat geschrieben: Samstag 25. Oktober 2025, 07:19 Hallo Peter,

Ich kenne hierzu noch den Ö Artikel von Kiesbye:
https://kiesbye.at/das-hop-creep-phaenomen/
Oh man, die schlechte Übersetzung des Worts "Hop Creep" ist echt unangenehm zu lesen. Fremdscham pur.

Ich kenne noch die Empfehlungen von Scott Janish, die auch das kurze und kalte betonen. Warum genau das so funktioniert, weiß ich auch nicht. Vielleicht sind die Enzyme so wenig, dass sie sich in halbwegs absehbarer Zeit aufbrauchen, solange der Hopfen früh entfernt wird.
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MaltHopMagic
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#13

Beitrag von MaltHopMagic »

Die Aromen spielen auch eine Rolle. Ich bin jetzt nicht der Stopfexperte. Ich habe mir gemerkt: Bei "ruhenden" Bier sind nach 1-2 Tagen alle erwünschten Aromen gelöst, danach werden es nicht mehr. Bleibt der Hopfen zu lange drin, lösen sich unerwünschte Aromen, die ins grasige gehen.
Beim dynamischen Stopfen, bei dem das Bier z.b. durch den Hopfen gepumpt wird, (Hop Rocket) genügen weniger Stunden Stopfdauer.

Im brautag Podcast war IPA gerade der Staffelbierstil, da gibt's das Thema sicher auch fürs Ohr.

Der Überkarbonisierung begegnet mal wohl durch stopfen in der Hauptgärung. Dort werden die neuen vergärbaren Zucker durch die Hefe mit abgebaut und man bekommt ein ausgegorenes Bier, was dann normal flaschengären kann.
Grüße Thomas

What would Jesus brew?
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#14

Beitrag von Fricky »

Maschine hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 14:00 Moin,

ich habe nach der Hauptgärung (konstanter Restextrakt) Stopfhopfen zugegeben und sehe nun wieder das Gärröhrchen blubbern.
Meiner Meinung nach liegt das primär am Entgasen von Co2 verursacht durch das Einbringen des Hopfens mit seiner rauhen Oberfläche (Nukleation), was das Ausgasen befördert. So wie wenn man z.b. Zucker in Mineralwasser kippt. Hab schon öfter (kräftig) gestopft und hatte das jedesmal. Konnte aber nicht feststellen, daß der Restextrakt gesunken wäre.

Gruß, Peter.
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#15

Beitrag von Braufuzi »

Ich selber Stopfe immer nach der Hauptgärung für 2 Tage um keine grasigen Aromen ins Bier zu bekommen.Nach diesen zwei Tagen wird der Hopfen entfernt und durch frischen Hopfen ersetzt.Das mache ich zwei bis dreimal.Die Temperatur liegt bei mir im Zimmertemperaturbereich.Man sagt das bei wärmeren Temperaturen die feinen Aromen und Öle sich schneller in Bier lösen als bei niedriger Temperatur.
Der kluge Mensch,so glaube mir,
der braut und trinkt
sein eigenes Bier!
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#16

Beitrag von afri »

Fricky hat geschrieben: Samstag 25. Oktober 2025, 11:40Konnte aber nicht feststellen, daß der Restextrakt gesunken wäre.
Bei mir ist er im Gegenteil zunächst gestiegen, ich habe mal nach einem Tag gemessen und der Restextrakt war höher, um nach ein paar Tagen wieder auf den Wert vor dem Stopfen zu sinken. MMN kommt also Extrakt mit dem Hopfen hinein, warum oder woher auch immer. Allerdings habe ich das nicht systematisch erfasst und ich glaube das ist auch nicht immer so.
Achim
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#17

Beitrag von Fricky »

Hmmm...irgendwie strange.
Könnte es denn sein, dass diese Zunahme an 'Extrakt' vlt. nur eine Zunahme der Dichte durch irgendwelche Stoffe ist, die sich aus dem Hopfen im Bier lösen?
Wie gesagt, keine Ahnung, nur eine Vermutung.

Gruß, Peter.
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#18

Beitrag von Maschine »

peka76 hat geschrieben: Freitag 24. Oktober 2025, 23:11 Interessantes Thema, über das ich mir noch nie Gedanken gemacht habe.

Schnelle Internetrecherche hat mir diesen Artikel aus dem Bierblog der BarthHaas hochgespult: Hop Creep

Kennt noch jemand andere, vorzugsweise deutschsprachige, Fachliteratur dazu?

Gruß
Peter
Klasse Artikel: "Hop Creep tritt insbesondere dann auf, wenn der Hopfen nach der Hauptgärung zugegeben wird. ... Daher empfiehlt ... BarthHaas, den Hopfen erst am Ende der Hauptgärung .. hinzuzugeben." :Waa
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#19

Beitrag von Colindo »

Maschine hat geschrieben: Dienstag 28. Oktober 2025, 10:13 Klasse Artikel: "Hop Creep tritt insbesondere dann auf, wenn der Hopfen nach der Hauptgärung zugegeben wird. ... Daher empfiehlt ... BarthHaas, den Hopfen erst am Ende der Hauptgärung .. hinzuzugeben." :Waa
Ist zwar komisch formuliert, aber "nach" ist eben nicht "am Ende". Darum ging's dem Autor wohl.
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§11
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Re: Zusätzliche Gärung durch Hopfenstopfen?

#20

Beitrag von §11 »

Also Hop Creep ist ein nachgewiesenes Phänomen. In/ Auf Hopfen kann α- and β-amylase nachgewiesen werden. Es gibt hier, meines Wissens, zwei Ansätze, einer besagt die Enzyme sind im Hopfen enthalten und die andere, die Enzyme werden durch die Mikroflora auf dem Hopfen eingebracht.

Egal woher, es ergeben sich ein paar 'Probleme' damit. Zum einen steigt der Alkohol und vor allem der Kohlendioxidgehalt. Das kann dazu führen das Bier zu früh abgefüllt wird und Gebinde platzen oder dem Konsumenten entgegenkommen. Zum anderen wird das Aromaprofil natürlich trockner. Ein weiteres Problem ist die erneute Bildung von Diacetyl. Da nun mehr vergärbare Zucker verfügbar sind wird die Hefe aus ihrer Ruhephase aufwachen. Sobald die Gärung erneut beginnt, weist die Hefe eine geringe Vitalität auf, was zu höheren Mengen an hefebedingten Fehlaromen wie Diacetyl und Acetaldehyd führt.

Im Profibereich lässt sich das entgehen indem zum Stopfen die Hefe abzentrifugiert wird. Der letzte Punkt läst sich auch mit GMO Hefen umgehen.

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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