Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

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dvizard
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Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#1

Beitrag von dvizard »

Hi,

ich bin zwar mit dem Brauen noch relativ am Anfang, aber frage mich bereits, ob es nicht sinnvoller wäre, meine Hefen selber zu halten, anstatt immer neue zu kaufen. Das ist aber auch ein wenig eine Frage des Aufwandes, den es schlussendlich mit sich bringen wird. Darum Frage an euch, die schon Erfahrung damit haben:

Sagen wir, ich will jede neue Hefe, die ich kaufe, auch direkt in Kultur nehmen. Dann werde ich mittelfristig so 10-15 Hefen am Leben haben, vermute ich. Was kostet mich das, grob abgeschätzt
1) an Einstiegsmaterial
2) an Verbrauchsmaterial (pro Monat, sagen wir mal)
3) an Zeit, bzw wie oft muss man die Hefen subkultivieren?
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Kurt
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#2

Beitrag von Kurt »

Einstiegsmaterial:

500 g Trockenmalzextrakt: 5€ alternativ Würze
50 g Agar Agar für 2€
verschließbare Röhrchen: 0,50€ pro Stück alternativ Marmeladengläser
Impföse: Selbstbau oder einige Euro
Spiritusbrenner: s.O.
Erlenmeyerkolben 2L: Ab 10€
Magentrührer: Selbstau ist wesentlich preiswerter: 10€

Verbrauchsmaterial: Das "teuerste" ist eigentlich die Starterwürze. Wenn man beim Brauvorgang immer etwas abzwackt und einweckt ist das aber auch fast vernachlässigbar.

Zeit: Agar gießen 1h, Starter anstellen 1h, aber viel Wartezeit bis man tatsächlich eine ausreichende Menge an Hefe hat.
Einmal im Jahr sollte man seine Kulturen mal kopieren. Das dauert dann auch mal so 1-2 h.

Ich habe früher eine recht ausgedehnte Hefebank gehabt, aber mangels "Wartung" (Kopieren) sind mir fast alle Hefen eingegangen. Jetzt habe ich vielleicht noch so 5 Hefen. Eine deutsche Weizenbierhefe, was Belgisches, eine Britische Alehefe und eine klassische deutsche Alt/Kölschhefe sollten immer auf Lager sein. Für den Rest gibt´s eigentlich gute Alternativen in Form von Trockenhefen. Nottingham, US05, W34/70 und Co. sind inzwischen ja wirklich ganz brauchbar.
dvizard
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#3

Beitrag von dvizard »

Danke für die Info! Das tönt zwar einerseits interessant, weil wenig Aufwand, aber andererseits auch etwas überraschend - ich wäre darum von viel mehr Aufwand ausgegangen, weil ich dachte, man hielte die ständig in Wachstumsbedingungen (und auf Agar zusätzlich als Backup) - so wie ich es mir von meinen Algen im Labor gewöhnt bin, die muss ich allerspätestens alle 3 Wochen wieder verdünnen, sonst beginnen die abzugammeln... Aber so ist das ja eher ein Archiv als eine Live-Quelle...
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cyme
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#4

Beitrag von cyme »

Unter Kochsalzlösung soll sich Brauhefe 1 Jahr oder länger halten. Nachdem meine erst zwei Monate unter Kochsalz liegen, kann ich aber keine Erfahrungswerte geben.
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Seed7
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#5

Beitrag von Seed7 »

Eine sehr einfache methode, immer wenn ein starter gemacht wird zu viel machen. Einen Petling mit dem zuviel fuellen und ab in den kuehlschrank fuer einen sued innerhalb eines halben jahres. Auch gleich einige 2 ml (Eppendorf) behaelter zur haelfte mit (x%) glyzerin fuellen und dann einen Milliliter vom starter dazu. Ab in der gefriertruhe, haelt mindestens ein jahr und meistens auch 4-5.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#6

Beitrag von nobody2k »

Wieviel Hektoliter Bier willst du denn so brauen im Monat? Bei 10-15 Hefen im Kühlschrank muß das aber schon ordentlich viel sein :Wink

Wenn du gerade am Anfang des Hobbies bist, rate ich dir erstmal ein bis zwei Hefen aufzubewahren, du siehst dann eh wie sich der Aufwand für die lohnt oder eben auch nicht.
Ich habe meine Hefe auch zeitweilig mal in Röhrchen gefüllt um sie aufzubewahren, jedoch keine Agar Dingsbums Dinger, sondern einfach nur den geernteten Hefeschlatz ins Röhrchen + ein bissl Jungbier oben drauf. -> viel Arbeit für noch mehr Arbeit beim Herführen/Vermehren^^
Die Gurkenglas Variante ist da wesentlich einfacher und Einsteigerfreundlicher -> Sämtliche Hefe mit einem Löffel vom Boden des Gärkübels in ein abgekochtes Gurkenglas + etwas Jungbier oben drauf (ruhig 2/3 voll machen das Glas->bringt weniger Sauerstoff und mehr potenzielles CO2 das ausgasen kann).

Hält im Kühlschrank lange genug bis zum nächsten Sud (auch Monate, muß man dann eben vermehren...aber nach 2-3 Wochen zb reicht das Glas wie es ist vollkommen aus...)
Grüße,
Christoph
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cyme
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#7

Beitrag von cyme »

Ja, 10-15 ist schon einiges, da muss man schon 20 Sude im Jahr machen wenn man eine Hefe nicht länger als 6 Monate rumliegen lassen will. Mein "Archiv" beschränkt sich im Moment auf 5 Stämme auf Agar oder unter Kochsalz und eine Handvoll Trockenhefen für Notfälle.
GregorSud
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#8

Beitrag von GregorSud »

Vielleicht sollten wir wirklich mal über eine Hefetauschbörse nachdenken! Für meine nächsten Projekte brauche ich z. B. drei neue Flüssig-)Hefen. Das macht schonmal knapp über 30 Euro mit Versand. Aus zeitlichen Gründen schaffe ich es vielleicht jede zweimal zu benutzen, bevor sie übern Jordan gehen. Hmm, vielleicht muss ich mal mit Kochsalz/Glycerin anfangen...
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walliserchalet
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#9

Beitrag von walliserchalet »

Hallo allerseits,

ich habe mich zum Thema noch nicht informiert und möchte trotzdem eine Frage in den Raum werfen.
Ich braue des öfteren Hefeweizen und vergäre mit der Wyeast 3068, wäre es durch eine Hefezucht möglich die Hefe zu züchten und dadurch nicht immer die teure Wyeast bestellen zu müssen?
Also quasi 1x kaufen und dann nur noch züchten und verbrauchen?

Gruss Fabian
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GregorSud
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#10

Beitrag von GregorSud »

walliserchalet hat geschrieben:Hallo allerseits,

ich habe mich zum Thema noch nicht informiert und möchte trotzdem eine Frage in den Raum werfen.
Ich braue des öfteren Hefeweizen und vergäre mit der Wyeast 3068, wäre es durch eine Hefezucht möglich die Hefe zu züchten und dadurch nicht immer die teure Wyeast bestellen zu müssen?

Gruss Fabian
Ja, genau darum geht es hier :Wink
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Boludo
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#11

Beitrag von Boludo »

Wenn Du oft mit der selben Hefe arbeitest, könntest du sie auch ganz einfach aus den eigenen Flaschen strippen.

Stefan
jemo
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#12

Beitrag von jemo »

walliserchalet hat geschrieben: Ich braue des öfteren Hefeweizen und vergäre mit der Wyeast 3068, wäre es durch eine Hefezucht möglich die Hefe zu züchten und dadurch nicht immer die teure Wyeast bestellen zu müssen?
Mache ich nur so. Entweder strippen oder auf Glyzerin einfrieren und damit dann einen Starter ansetzen.
Die Idee mit der Tauschbörse finde ich übrigens prima.
Viele Grüße,
Jens
GregorSud
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#13

Beitrag von GregorSud »

Hopfenzupfer hat geschrieben:
Vielleicht sollten wir wirklich mal über eine Hefetauschbörse nachdenken! Für meine nächsten Projekte brauche ich z. B. drei neue Flüssig-)Hefen. Das macht schonmal knapp über 30 Euro mit Versand
Ich lasse mir bei Bedarf immer frische untergärige Brauereihefe in ein Gurkenglas abfüllen.
Die Menge der Flüssighefe im Glas beträgt ca. 1 Liter, also viel zuviel für den sofortigen Verbrauch.
Ich werfe daher meistens 3/4 der Hefe weg da ich ja jederzeit wieder frische haben kann.

Nebenbei bemerkt mußte ich feststellen, dass in diesem Forum die Angebote an kostenloser Hefe kaum auf Interesse stoßen. Letzes mal bin ich fast darauf sitzen geblieben. Ich werde also weiter die nicht benötigte Hefe in den Gulli spülen...
Ja, wenn es "nur" um W34/70 geht, ist das sicher kein Problem. Aber mal eben eine #1968, #1098/99 oder Forbidden Fruit von der Brauerei zu bekommen, wird schon schwieriger :Drink
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Boludo
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#14

Beitrag von Boludo »

Meiner Meinung nach macht Hefe Banking nur mit seltenen oder teuren Hefen Sinn.
0815 Trockenhefe kauf ich mir lieber neu, dann weiß man auch, dass man sich nichts einfängt.
3470 macht allerdings auch Sinn, da die erst in zweiter Führung richtig was kann. Aber untergärige Hefe hol ich nur noch aus der Brauerei.

Mein letztes IPA hab ich mit geernteter US-05 von einem Braukollegen gemacht. Das war ein ziemlicher Batzen und hat geschwefelt ohne Ende und es dauerte zweieinhalb Wochen, bis die durch war.
Da wär ich mit frischwer Trockenhefe schneller gewesen. Und die paar Euro sind mir total egal.

Stefan
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walliserchalet
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#15

Beitrag von walliserchalet »

jemo hat geschrieben:
walliserchalet hat geschrieben: Ich braue des öfteren Hefeweizen und vergäre mit der Wyeast 3068, wäre es durch eine Hefezucht möglich die Hefe zu züchten und dadurch nicht immer die teure Wyeast bestellen zu müssen?
Mache ich nur so. Entweder strippen oder auf Glyzerin einfrieren und damit dann einen Starter ansetzen.
Die Idee mit der Tauschbörse finde ich übrigens prima.
Gibt es dazu irgendwo eine gute Anleitung und wie lange lässt sich die Hefe dann halten?
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Re: Kosten / Zeitaufwand Hefezucht?

#16

Beitrag von jemo »

walliserchalet hat geschrieben:
Gibt es dazu irgendwo eine gute Anleitung und wie lange lässt sich die Hefe dann halten?
Einfach die Erntehefe dekantieren, mit 30-40% Glyzerin mischen und auf Spritzen gezogen einfrieren. Ich nehme 20ml-Einwegspritzen, kleiner dürfte aber auch funktionieren. Eingefroren hält sich die Hefe jahrelang.
Viele Grüße,
Jens
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