Kürbis-Roggenbier

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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blub24
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Kürbis-Roggenbier

#1

Beitrag von blub24 »

Hallo,

ich habe noch einen sehr schönen Muskatkürbis aus dem letzten Jahr.

Daher möchte ich die nächsten Wochen ein Kürbisbier brauen.

Bei der Suche nach Beispielen bin ich auf dieses etwas stärkere Beispiel gestoßen (ca. 8 vol%) von der Green Man Brewery aus Asheville, North Carolina. Ich hatte mal ein paar Bierchen von denen probiert und die waren zweifelsfrei gut.
L’homme Vert
L’homme Vert is a chic traditional farmhouse ale. It’s brewed with 20% roasted butternut and acorn squash along with spelt and local rye malt. It was then fermented with a blend of Belgian saison and witbier yeast and finally magic barrel aged for three months. It has a crisp refreshing character despite it’s alcohol and will get funkier in the bottle over time. À la vôtre!
Es handelt sich also um ein Bier mit 20% Kürbis und mit Roggenmalz das mit einer Belgischen Saison und Witbierhefe verbraut wurde und anschließend 3 Monate auf dem Fass gereift ist. Wenn ich es jetzt braue ist es es mit den 3 Monaten perfekt im Herbst.

Was denkt ihr von dem Rezept? Ich dachte daran den Kürbis in ganz dünne Spalten zu schneiden und dan im Backofen sachte zu rösten und hinterher zu schreddern. Ich würde ihn dann ganz normal mitmaischen.
Wieviel % Roggenmalz würdet ihr denn nehmen?

Grüße,

Nikolas
Der Geschmack der mich an den meisten Bieren stört ist der der fehlt.
koenigsfeld
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Re: Kürbis-Roggenbier

#2

Beitrag von koenigsfeld »

Interessante Kombination, muss ich ehrlich gesagt zugeben.

Das mit der vorherigen Röstung und dem anschließenden Schreddern des Kürbis ist ein guter Ansatz.
Der englische Absatz spricht von geschreddertem Kürbis mit Dinkel und Roggen....

Hierzu stellt sich jetzt die Frage, worauf willst Du im Endeffekt hinaus ?
Was willst Du in den Vordergrund stellen, das brotige säuerliche Roggenaroma oder das nussig-buttrige des Kürbis ?
Soll das Bier eher trocken oder schwer-süß werden ?
Hell oder dunkel ?
Und noch was, wie schwer ist der Kürbis eigentlich, d.h. wieviel Masse hat das geröstete Fruchtfleisch (darf man dazu eigentlich Fruchtfleisch sagen ???? :puzz )
Dazu gibt Deine Frage etwas wenig her.

Ich für meinen Teil würde dazu tendieren, zweigleisig zu fahren, d.h. etwa 2/3 des Kürbis sofort mitmaischen (also von Anfang an) und das restliche Drittel mit Roggenschrot zu mischen, eine Art Brot zu backen, dieses dann auch schreddern und einen Heißauszug daraus herzustellen. (Meine Vorliebe für Kwassgabe zur Nachgärung ist ja bei einigen hinreichend bekannt.......)
Schließlich isst man ja den Kürbis gerne als Suppe mit reichlich Creme-Fraiche und schweren Küchenkräutern (Portulak, Kerbel etc), dazu einen frischen Kornspitz, ........ , und das ist alles andere als leichte Diätkost :Bigsmile
Also, warum soll dann das Bier leicht werden ? :redhead

Butter und Nuß in Kombination mit der Säure des Roggens können mE eine stärkere Hopfung vertragen, allerdings würde ich eher traditionelle Hopfensorten verwenden, so insgesamt vielleicht auf 40 bis 45 IBU. Die ganzen ausgefallenen Geschmackseindrücke von modernen Hopfensorten werden wohl schwerlich mit den "fettigen" Aromen fertig werden.

Um den Kürbis gut aufzuschließen wirst Du wohl reichlich PiMa brauchen, ausserdem muss das ganze ja auch irgendwie in überschaubarer Zeit abgeläutert werden. Darum tät ich Kürbis, Weizen und Roggen zu gleichen Teilen mischen und dann mit PiMa auf 100% auffüllen (Ergäbe eine Verteilung von 20:20:20:40). Damit Du es beim Läutern leichter hast, solltest Du zusätzliche Spelzen hinzufügen. Die kannst aus PiMa selber herstellen, schrote das Malz etwas gröber, nimm ein relativ engmaschiges Nudelsieb und entferne Malzgrieß und -mehl. Im Sieb bleiben die Spelzen drin.... Um das nussige des Kürbis noch ein wenig zu heben kann der Maische durchaus ein Päckchen (oder vielleicht auch zwei) Haferflocken zugegeben werden. Über den Einsatz von Spezialmalzen sollte dennoch Dein Geschmacksempfinden entscheiden.

Bei avisierter Lagerung von drei Monaten und mehr darfs seitens des Stammwürzegehalts auch ein klein wenig mehr sein, was das Bierchen durchaus in Richtung eines Bockbieres schieben könnte.
Ich braue nur mit Roggen.
Warum ?
Weil ichs kann...und weils mir schmeckt !



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Re: Kürbis-Roggenbier

#3

Beitrag von blub24 »

Hi,

Danke für deine Ideen, ich hatte es aber jetzt schon gebraut. Kurzes Update hierzu:

Ich hatte mich dann entschieden den Roggen wegzulassen und es als klassisches Pumkin Ale mit den entsprechenden Gewürzen zu brauen. Das Läutern war auch so schon unschön, obwohl ich das Kürbis-Püree vorher eine Stunde alleine 50 °C eingemaischt habe um Schleimstoffe abzubauen. Mit Roggen wäre es absolut unmöglich geworden.

Es ist etwas Münchner und viel Cara reingekommen, um einen schönen Körper ins Bier zu bekommen und mit der WLP 500 vergoren worden.

Die niedrige Sudhausausbeute, weil ich mal mit dem Läutern auch mal fertig werden wollte habe ich durch etwas Kandis ausgeglichen. Gehopft wurde es auf 25 IBU mit Northern Brewer und Willamette also eher gediegen als fruchtig.

Grüße,

Nikolas
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flying
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Re: Kürbis-Roggenbier

#4

Beitrag von flying »

Ganz "klassisch" hast Du schön gesagt. Ein Pumpkin Ale ist eben das Equivalent eines typisch-amerikanischen Pumpkin Pie und lebt von den "klassischen" Kürbiskuchengewürzen. Mit Roggenmalzanteil wird das noch sämiger und cremiger, wie ein Dessert. Kann ich mir gut vorstellen das das passt.
Held im Schaumgelock

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Re: Kürbis-Roggenbier

#5

Beitrag von blub24 »

Hi,

in der Tat ist das "Pumpkin Spice" eines der Highlights beim ersten Zwickeln. Zusammen mit der Belgischen Hefe, der süßen Kombirast und den 15% Cara ist das ganze auf einem guten Weg.

Ich wette dass die Amis bei dem Roggen-Kürbis Bier separat gemaischt haben also einmal Gerste/Kürbis und einmal Gerste/Roggen, sonst hab ich keine Ahnung, wie sie das geläutert bekommen haben.

Grüße,

Nikolas
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koenigsfeld
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Re: Kürbis-Roggenbier

#6

Beitrag von koenigsfeld »

Das geht schon, Nikolas.

Erhöhe einfach den Hauptguss und gib reichlich Spelzen zB von Dinkel oder Reis dazu. Dann gehts auch mit dem Läutern.
Und wer weiß, vielleicht hat man das eine oder andere Körnchen BetaXylanase zugefügt.....dann läuft die Vorderwürze ab wie Glattwasser.
Ich braue nur mit Roggen.
Warum ?
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