Bei vielen Biere die ich noch nie gebraut habe versuche ich mit der "Ur-version" an zu fangen. Der braucht nicht unbedingt historisch korrekt zu sein, eher die einfachste Rezeptur die den Stiel am besten trifft.
Jetzt, mit der neuen "Munich" Hefe möchte ich mal ein Dunkles Weizen versuchen, trinke es eher sehr selten und habe es nie gebraut. Habe mich umgesehen wie das zusammen steckt und war etwas überrascht das es eher wie Weizen/Muenchner(dunkel) aussieht als Dunkelweizen/Muenchner. Was wäre denn näher an die Ur-version? Und wenn ohne Dunkelweizen, im welches Bier gehört es dann hin?
Eine andere Ur-version die ich suche ist die vom Schwartz.
Ingo
Die Ur-version
Die Ur-version
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Die Ur-version
Hallo Ingo,
ich vermute dunkles Weizenbier hat ohnehin keine lange Tradition. Das historische Weißbier war "weiss"/hell, daher mitunter der Name. Es war in Bayern höher angesehen als das untergärige Braunbier aus Gerste. Man hatte daher wohl kein großes Interesse das Weißbier farblich in die Nähe zu rücken. Weißbier sollte eigentlich aus Weizenluftmalz gemacht werden, in dieser Form kam es von Böhmen nach Bayern und dies war den Brauern auch bekannt, aber wurde meist dann doch aus hellem Darrmalz gebraut.
Da damals also ohnehin braunes Gerstenmalz produziert wurde und dunkles Weizenmalz eher kontraproduktiv gewesen wäre, läge es für mich näher, für einen Ur-Typ mit etwa 2/3 Münchner Malz (Typ II) und 1/3 hellem Weizenmalz anzufangen.
Gruß
Andy
ich vermute dunkles Weizenbier hat ohnehin keine lange Tradition. Das historische Weißbier war "weiss"/hell, daher mitunter der Name. Es war in Bayern höher angesehen als das untergärige Braunbier aus Gerste. Man hatte daher wohl kein großes Interesse das Weißbier farblich in die Nähe zu rücken. Weißbier sollte eigentlich aus Weizenluftmalz gemacht werden, in dieser Form kam es von Böhmen nach Bayern und dies war den Brauern auch bekannt, aber wurde meist dann doch aus hellem Darrmalz gebraut.
Da damals also ohnehin braunes Gerstenmalz produziert wurde und dunkles Weizenmalz eher kontraproduktiv gewesen wäre, läge es für mich näher, für einen Ur-Typ mit etwa 2/3 Münchner Malz (Typ II) und 1/3 hellem Weizenmalz anzufangen.
Gruß
Andy
Re: Die Ur-version
Hi Ingo,
ich denke eine Schneider Weisse Original, welche laut Brauerei nach einem Rezept von 1872 gebraut wird, kommt da nah ran. Heutige Weissbiere sind allgemein heller und die Dunklen sind oft nur mit Röstmalz(Bier) gefärbt.
ich denke eine Schneider Weisse Original, welche laut Brauerei nach einem Rezept von 1872 gebraut wird, kommt da nah ran. Heutige Weissbiere sind allgemein heller und die Dunklen sind oft nur mit Röstmalz(Bier) gefärbt.
Held im Schaumgelock
"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Re: Die Ur-version
Schneider Original:flying hat geschrieben: ich denke eine Schneider Weisse Original, welche laut Brauerei nach einem Rezept von 1872 gebraut wird, kommt da nah ran. Heutige Weissbiere sind allgemein heller und die Dunklen sind oft nur mit Röstmalz(Bier) gefärbt.
59.3% Weizen Maltz
39.6% Pilsener Malz
1.1% Carafa III :(
Von deren eigenen Menukarte:

@Andy
Das mit dem Weiss und Weizen ist immer sowas, ein Wit ist ein Wit weil es mit hellesten Gerstenmalz gebraut wurde und nicht wegen dem Weizen. Kann in Deutschland anders sein, glaube ich aber nicht. Dann, wenn normales gerstenmalz dunkel war warum soll normales Weizenmalz hell gewesen sein? Normalerweise kann mann da von aus gehen das die Dunkelere version eines Bieres aelter ist als die Hellere, oder jedenfalls die billigere version, braucht es aber nicht. U.a. deshalb die frage nach der Ur-version. Rene's Antwort ist da etwas enttaueschend, oder es ist mal wieder Alt=Gut marketing im Spiel.
Ingo
Zuletzt geändert von Seed7 am Montag 24. August 2015, 20:31, insgesamt 2-mal geändert.
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Die Ur-version
Ja, Weissbier hieß in Bayern so, weil es weiss war. Heute würde man statt "weiss" eher "hell" sagen. Dass Weizen verbraut wurde war am Anfang eher nebensächlich, wurde dann aber sogar per Verordnung festgeschrieben und das Privileg zu brauen wurde vom Staat als Lizenz verkauft (Weißbiermonopol). In damaligen Texten wird es teilweise explizit als "weisses Weizenbier" bezeichnet. Von der Farbe her vermutet man, dass Schneider am nähesten am damaligen Weißbier dran ist, weil sie von Generation zu Generation die Farbe erhalten wollten, aber das Malz immer heller wurde. Die >1% Carafa also um dem modernen Malz entgegen zu steuern.
Obwohl man von weissem Weizenbier sprach, ist mir kein dunkles Weizenbier aus dieser Zeit bekannt. Es kann auch mit dem Weißbiermonopol der Wittelsbacher zusammenhängen, die festgeschrieben hatten, was unter ihrer Lizenz zu brauen ist.
Warum das Gerstenmalz in Bayern dunkel war, das Weizenmalz aber nicht, kann ich nur erahnen. Vielleicht wegen des Wassers? Oder der besseren Haltbarkeit durch niedrigeren pH und Melanoidine? Braunbier durfte im Sommer nicht gebraut werden. Weizenbier ist bzgl. Wasser weniger empfindlich, weil keine Spelze und der pH Sturz während der Gärung sehr hoch. Vermutlich hatte man einfach kein gutes, helles untergäriges Bier hinbekommen. Deswegen war Weißbier mit Weizen auch der Renner.
Gruß
Andy
Obwohl man von weissem Weizenbier sprach, ist mir kein dunkles Weizenbier aus dieser Zeit bekannt. Es kann auch mit dem Weißbiermonopol der Wittelsbacher zusammenhängen, die festgeschrieben hatten, was unter ihrer Lizenz zu brauen ist.
Warum das Gerstenmalz in Bayern dunkel war, das Weizenmalz aber nicht, kann ich nur erahnen. Vielleicht wegen des Wassers? Oder der besseren Haltbarkeit durch niedrigeren pH und Melanoidine? Braunbier durfte im Sommer nicht gebraut werden. Weizenbier ist bzgl. Wasser weniger empfindlich, weil keine Spelze und der pH Sturz während der Gärung sehr hoch. Vermutlich hatte man einfach kein gutes, helles untergäriges Bier hinbekommen. Deswegen war Weißbier mit Weizen auch der Renner.
Gruß
Andy