Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#1

Beitrag von cyrano330 »

Hallo zusammen,

ich habe gestern eine Unstimmigkeit bei den Anstell- und Vergärtemperaturen bei untergärigen Bieren gehabt.

Braue ausschließlich UG (mit Ausnahme des obligatorichen Sommer-Weizens) und versuche fränkische Biere zu brauen.

Ich selbst stelle immer so um die 8 Grad an und gehe wenn ca. 50% des Extraktes verknuspert sind auf 12-15°C. Ich verwende Brauereihefe und gäre unter Druck im Keg. Druck meint ich mache bei 50% Restextrakte (bei STW 12°P also bei 6°P) ein Spundventil auf meine KEGs und gäre zu Ende... Mir schmecken die Biere...

Nun hatte mein Braukollege eine Führung bei Oettinger gemacht. Klar ist das dort andere Bedingungen herrschen als bei uns im Sudhaus und da alles nicht vergleichbar ist. Trotzdem beharrt er auf der Meinung, dass UG bei 12°C drucklos zu vergären das Mittel der Wahl ist. Er braut allerdings auch viel diesen amerikanischen Kram mit diesen C-Hopfen, von dem ich glaube das bei dieser, durchaus hohen Gärtemperatur entstehende Fehlgeschmäcker sich in den Geschmack dieser Hopfensorten integrieren bzw. darin aufgehen.

Nun meine Frage:

Wie würdet Ihr mit UG Brauereihefe vergären? Spielt der Bierstil ein Rolle?

:Greets
:Greets
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#2

Beitrag von GamZuBo »

Du machst das schon gut so, wie du es machst. Die Anhebung der Temperatur zum Schluss bewirkt eine schnellere Diacetylreduktion. Der gleichzeitige Anstieg des Druckes lässt weniger neue Hefezellen wachsen. Das passt alles so, ich mach das genauso.

Wenn ich mit Trockenhefe anstelle mach ich das auch mal bei 12 Grad an, um zuverlässiger anzugären und das Hefewachstum zu unterstützen. Über wer welche Temperaturen fährt in der Industrie hängt von allem möglichen ab. Da ist alles aufeinander abgestimmt.

Ich kenne eine die produziert Pils um 16 Grad in 7 Tagen.
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19426
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#3

Beitrag von Boludo »

Ich würde diesen fränkischen Kram ohne viel Hopfen genau so vergären wie Du :Greets

Stefan
Scheibelhund
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 536
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 01:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#4

Beitrag von Scheibelhund »

Ich mach auch halbdunkle Biere wie man sie aus der fränkischen Schweiz kennt.

Ich stelle bei 12 - 14 ° an, die Hauptgärung verläuft dann bei ca 11 ° und die Nachgärung bei 6 °. Bei ca 4 % Restextrakt wird das Bier aus den Gärbehältern in die Bauchfässer umgefüllt und aus diesen dann ausgeschenkt. Lagertanks hab ich keine, ebenfalls keinen Spundapparat.
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
Benutzeravatar
Bitti
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 236
Registriert: Mittwoch 11. Mai 2011, 10:23
Wohnort: Altenkunstadt

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#5

Beitrag von Bitti »

Boludo hat geschrieben:Ich würde diesen fränkischen Kram ohne viel Hopfen genau so vergären wie Du :Greets

Stefan
Böser Stefan :Shocked :Smile
Gruß Bitti
Holger-Pohl
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3664
Registriert: Samstag 1. März 2003, 00:00

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#6

Beitrag von Holger-Pohl »

:Devil Eben!! - also so was!! Ts! Ts! Ts!

8 Grad Hauptgärung für ca. 8 Tage, anschließend 5 Wochen kalt - bei mir bei 5 Grad. Mehr schafft "Kühlhaus I" nicht...
Warum du am Ende der Hauptgärung "warm" werden lässt, erschließt sich mir jetzt nicht. :Waa

Grüßele
Holger
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#7

Beitrag von GamZuBo »

Ab Seite 9 Holger du bist ein Opa ... Grgrgr.

http://www.muenchner-wissenschaftstage. ... ss_ger.pdf

4 Wochen nach dem Brautag beginnt bei mir die natürliche Zuführung des Gebräus. Dabei ist es schon blank.
Bernstein
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 467
Registriert: Montag 24. September 2012, 13:10
Wohnort: Schoenwald
Kontaktdaten:

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#8

Beitrag von Bernstein »

Ich stell bei 6 Grad an und lass alles bei 8 Grad 7 bis 8 Tage vergären. Dann word geschlaucht und in die Lagerung
geht dann für 8 Wochen in die Kühlung bei 0 Grad.
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19426
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#9

Beitrag von Boludo »

Holger-Pohl"]
Warum du am Ende der Hauptgärung "warm" werden lässt, erschließt sich mir jetzt nicht. :Waa

Grüßele
Holger
Man baut damit Diacetyl ab und es geht schneller ohne dass es Fehlaromen gibt.

Sorry wegen dem Frankenkram, das war nur ein Konter auf:
Er braut allerdings auch viel diesen amerikanischen Kram mit diesen C-Hopfen,
Stefan
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13310
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#10

Beitrag von flying »

Viele "Fernsehbiere" stehen 17 Tage nach dem Braugang im Regal. Forcierte Gärung unter Druck im ZKG mit der RH (Reinzucht Henniger aka S-23), forcierte, wärmere Lagerung usw..
Man munkelt es wird teilweise bei 20° vergoren aber Professor Narziss sagt bei 14°...
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19426
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#11

Beitrag von Boludo »

Bei Doemens wurde uns auch eine große Brauerei genannt, die untergärig bei 20 Grad oder sogar noch wärmer vergärt. Da steckt aber jede Menge know how dahinter. Einfach so zuhause geht das nicht.

Stefan
Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#12

Beitrag von cyrano330 »

Holger-Pohl hat geschrieben: Warum du am Ende der Hauptgärung "warm" werden lässt, erschließt sich mir jetzt nicht.
Ich hab das Problem, dass meine Schnellgärproben was anderes sagen als der Hauptsud. Die SVG z.B. kommt so bei 2,5°P und 6% BRIX raus. Der Hauptsud belibt dann bei 6,8!% BRIX stehen. Dachte mir - machs wärmer und die Hefe macht Ihre Arbeit zu Ende...

Wie gesagt. Ich arbeite nach Jeromes Methode. Ob das alles so richtig ist was ich da mache steht auf einem anderen Blatt....

:Greets

P.S.: @Boludo: Das mit dem C-Hopfen war nicht bös gemeint. Glaube nur das sich in diesem Hopfenkram ein Fehlgeschmack gut verstecken kann... Nix für ungut - jeder so wie er es mag. :Drink
:Greets
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10608
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#13

Beitrag von gulp »

Er braut allerdings auch viel diesen amerikanischen Kram mit diesen C-Hopfen, von dem ich glaube das bei dieser, durchaus hohen Gärtemperatur entstehende Fehlgeschmäcker sich in den Geschmack dieser Hopfensorten integrieren bzw. darin aufgehen.
Da entstehen nicht zwangsläufig Fehlaromen bei obergäriger Hefe. Die meisten Aromen sind durchaus erwünscht. Natürlich können sich aber Fehlaromen in Hopfenbomben besser verstecken. Ich mag übrigens beides, Ami- und Franken-Kram und momentan am liebsten Belgier. :P

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#14

Beitrag von cyrano330 »

Die Belgier gehen für meinen Geschmack gar nicht. Hatte vor kurzem so ein "Chimay" im Glas. War absolut nix für mich. Hälfte ging in den Ausguß.... Untrinkbar.... :redhead
:Greets
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10608
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#15

Beitrag von gulp »

Sachen gibts :Shocked :Ahh
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#16

Beitrag von cyrano330 »

gulp hat geschrieben:Sachen gibts :Shocked :Ahh
Wie gesagt - jeder so wie er es mag. Was sollte ich denn probieren um "Belgier" gut zu finden?

:Greets
:Greets
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10608
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#17

Beitrag von gulp »

Ja klar, für den Anfang wäre das hier nicht schlecht. Die anderen besprochenen sind auch alle gut, Steenbrugge evtl. Westmalle Tripel. Am Anfang Finger weg vom Sauerbier, dem muss man sich langsam nähern.

Bei deutschen Weißbieren akzeptiert man auch die Hefe-http://stixbraeu.de/biertest/belgien/westmalle-dubbel, weil mans halt so gewohnt ist. Die Belgier sind halt sozusagen "obergärig weiter gedacht"..

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
SINS
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 829
Registriert: Mittwoch 17. Juli 2013, 20:59

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#18

Beitrag von SINS »

Vorsicht offtopic (!):
Von den Belgiern sind mir viele zu trocken.

Von der berühmten Orval (edith) Pferdedecke hab ich nix schmecken können. Einfach viel zu trocken. Liegt dann wahrscheinlich daran, dass Brett im Spiel ist.

Alle Rochefortes schmecken mir hervorragend.

VG SINS.

Und jetzt bitte wieder UG!!! On-topic.
Très interessante!
Zuletzt geändert von SINS am Montag 5. Oktober 2015, 05:00, insgesamt 1-mal geändert.
- Schneebraeu -

Gebraut nach der Bamberger Umgeldordnung vom 12.Oktober 1489
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19426
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#19

Beitrag von Boludo »

Ich glaub bei der Pferdedecke verwechselst Du Orval mit Chimay.
Und mit einer Ausnahme sind alle Trappisten Belgier.


Stefan
Benutzeravatar
SINS
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 829
Registriert: Mittwoch 17. Juli 2013, 20:59

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#20

Beitrag von SINS »

Ja klar. Ich meinte Orval.

Aber beim Rest müssen wir beide Nachhilfe nehmen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Trappistenbier
- Schneebraeu -

Gebraut nach der Bamberger Umgeldordnung vom 12.Oktober 1489
Benutzeravatar
bierhistoriker.org
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 855
Registriert: Montag 21. September 2015, 15:33
Wohnort: Bergisch Gladbach

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#21

Beitrag von bierhistoriker.org »

SINS hat geschrieben:Vorsicht offtopic (!):
Von den Belgiern sind mir viele zu trocken.

Von der berühmten Chimay Pferdedecke hab ich nix schmecken können. Einfach viel zu trocken. Liegt dann wahrscheinlich daran, dass Brett im Spiel ist.

Alle Rochefortes schmecken mir hervorragend! Is allerdings nicht mehr Belgien, sondern "nur" Trappiste.

VG SINS.

Und jetzt bitte wieder UG!!! On-topic.
Très interessante!
Nix für ungut, aber viel mehr Unsinn lässt sich in den paar Zeilen wirklich nicht absondern, ehrlich !

"Von den Belgiern" ( was mag er wohl damit meinen ? .... sind ja nur ein paar tausend Biere - hat er alle schon getrunken ??? ) .... und : Wayne !

"Chimay Pferdedecke" = da wiehert der Abt vor Vergnügen !

"Rochefort ist nicht mehr Belgien" - bitte, was denn sonst ? Zentral-Anatolien ?

Bleibt doch einfach beim Thema untergärig :Drink

Gruß aus Kölle =(obergärig)
Hobbybrauerstammtisch Köln und Umgebung: https://www.facebook.com/groups/KoelnerHobbybrauer/
Kölner Bierhistoriker eV : http://koelnerbierhistoriker.org/
BJCP Deutschland (Facebook-Gruppe): https://www.facebook.com/groups/625748487884003/
Benutzeravatar
diapolo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1557
Registriert: Montag 27. Januar 2014, 19:12
Wohnort: nähe Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#22

Beitrag von diapolo »

Hi,
ich vergäre meine BRauereihefe bei 9°C anstellen tu ich zwischen 7-8°C.

mfg

Bernd
"Ich mag Bier, du magst Bier"
Quaterback 40 "Ich mag Bier"
http://www.raitersaicher.de
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 8254
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#23

Beitrag von ggansde »

Moin,
Und mit einer Ausnahme sind alle Trappisten Belgier.
Kleine Korrektur:
- 6 x Belgien
- 2 x Niederlande
- 1 x Österreich
- 1 x USA
- 1 x Italien
Jetzt aber wieder zum Thema Brauereihefe.
VG, Markus
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
brauereigeschichte
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 101
Registriert: Montag 28. Oktober 2013, 14:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#24

Beitrag von brauereigeschichte »

Ich habe bei mir den Ablauf umgestellt und mache es nun wie folgt:

Anstellen bei 8 Grad. Dann lasse ich es runtergären auf Restextrakt ca. 5,5 und dann kommt auf meinen Tank der Deckel drauf.
Dann lasse ich bei gleicher Temperatur ca. 10-14 Tage Nachgären und kühle runter. Auf etwa 0-4 Grad. Dann drücke ich das Bier in einen anderen Tank um. Das Bier ist hier schon sehr klar. Momentan lagert es seit dem umdrücken ca. 2 Wochen. Dem gebe ich aber mindestens noch bis Ende Oktober Zeit.
Also Lagerung ca. 6 Wochen.

Hatte hier allerdings ein Problem. Mir ist nach dem Anstellen für 2 Tage die Kühlung ausgefallen und es hat sich bis 15 Grad erwärmt. Habe dann wieder zurückgekühlt auf 8 Grad.

Mein Hefelieferant (örtliche Brauerei) hat mir dann geraten, sehr lange und kühl zu lagern.

Diese Brauerei macht es wie folgt:
Anstellen bei 7 Grad. Dann Hauptgärung bis max. 9,5 Grad. Schlauchen und dann lagern bei 4 Grad. Auch für ca. 6 Wochen.
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#25

Beitrag von GamZuBo »

Man muss sich ja auch mal Gedanken darüber machen warum man früher bei 8-9 Grad vergoren hat und mit restextrakt in den Keller geschlaucht hat. Zum einen ist das dem zu Schulden, dass man eben keine Druckbeständign Gärtanks hatte. Nach einer gewissen Gärdauer muss man auch von der Hefe runter (Autolyse)

Lediglich der liegende Lagertank im Keller hat drücke bis 0,8 Bar gehalten. Dann war das einfach nicht möglich in Gärtanks a. 12 Grad zu haben und in Tank b. 0 Grad.

Durch Zylindrokonische Gärtanks und Mantelkühlung ergeben sich da ganz andere Möglichkeiten. Da kann die Hefe ohne Probleme abgelassen werden und die Temperatur Grad genau gesteuert werden. Alte Brauerreien die entweder einen störrischen Chef haben oder die Investition scheuen oder aber ganz einfach das als Werbung nutzen verfahren heute noch so. Der Nachteil ist eben 6-8 Wochen dauert es bis das Bier fertig ist. Bei neueren Verfahren die durchaus auch für HobbyBrauer praktikabel sind, es nur 14-17 Tage sind.

Nun fragen mich viele wie ich das Bier in 3-4 Wochen nach dem Brautag so klar bekomme. Es ist dabei ehrlich gesagt nicht immer die ganze Wahrheit, denn sowas bekommt man mit Trockenhefe aus der Tüte fast nicht hin. Entweder nehme ich dafür Hefe aus der Brauerei (RH Stamm) oder geerntete Trockenhefe. Die erntehefe allerdings nutze ich nur, wenn ich Inhalt 7 Tage wieder Brauer. Hefe die immer wieder geführt wird sedimentiert nach der Gärung schneller. Manchmal so dermaßen dass es schon recht Planck aus der Gärung nach 7-10 Tagen kommt (siehe Bild).

Eben wie der Threadersteller verfahre ich schon eh und je, unerwünschte nebengeschmäcker habe ich nicht.
Dateianhänge
image.jpeg
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#26

Beitrag von Ulrich »

ist natürlich Hefestamm abhängig, aber
Anstellen <8°C, (Bildung von höheren Alkoholen eindrosseln)
HG: 1-1,5°C höher als Anstelltemperatur, (Aber zB die W34/70 produziert ihr "optimales"Esterprofil bei 11 -12°C), drucklos!
ab GV°sch von >52% => Temperatur auf 14°C kommen lassen. drucklos!
Spunden später: Ist- temperatur sollte schon 1-2°C höher als HG-Temperatur sein und der Esch sollte mindestens 1,5%, maximum 2,5% höher, las AV° sein. Spunden bei Esch 3,5 - 4,5% ist völlig ausreichend.

Die höhere Temperatur nach den Hochkräusen bewirkt:
- schneller und vollständigerer Abbau von den Jungbukettstoffen (S-Verbindungen, organische Säuren, VDK)
- schneller und tieferer GV°, besonders hilfreich, wenn man Spundet.
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#27

Beitrag von GamZuBo »

Ah, danke Uli. Ich vergäre in KEGs 50l also auch die HG, wir hatten ja diesbezüglich mal gemailt. OK, ich habe nach 7 Tagen HG schrittweise den Druck und die Temperatur erhöht. Hätte also besser mal nur die Temperatur erhöht... :Ahh Was ich aber mit Gewissheit sagen kann, ist das der Extrakt schon mehr als 50% vergoren ist zu diesem Zeitpunkt (Achtung ich habe da recht viel Erfahrung und kann das anhand des Gärspundes beurteilen. Außerdem setzt sowas ein gutes Hefemanagement und Kenntnisse über die verwendeten Hefestämmer voraus. Sowie vorwegnehende Messungen (über Jahre) voraus.

Ich werde es mal antesten..
Bronkhorst
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 15. Mai 2014, 21:41

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#28

Beitrag von Bronkhorst »

@Ulrich
Darf ich nach deiner sehr aufschlussreichen Beschreibung der Temperaturführung während der Gärung dreisterweise an dieser Stelle noch nach dem optimalen Temperaturverlauf während der Reifung und der anschließenden Lagerung fragen? :redhead

Danke und Gruß

Jens

Edit: Mir geht es speziell um die W34/70
Scheibelhund
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 536
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 01:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#29

Beitrag von Scheibelhund »

Das klingt alles wahnsinnig kompliziert.

Bei mir gelingt das Bier ohne diese ganzen Kunststücke. Wenn ich den ganzen Aufwand betreiben müßte, hätte ich schon längst die Lust am Brauen verloren.
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
brauereigeschichte
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 101
Registriert: Montag 28. Oktober 2013, 14:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#30

Beitrag von brauereigeschichte »

Scheibelhund hat geschrieben:Das klingt alles wahnsinnig kompliziert.

Bei mir gelingt das Bier ohne diese ganzen Kunststücke. Wenn ich den ganzen Aufwand betreiben müßte, hätte ich schon längst die Lust am Brauen verloren.

Und welche Hefe nimmst Du?
brauereigeschichte
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 101
Registriert: Montag 28. Oktober 2013, 14:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#31

Beitrag von brauereigeschichte »

Ulrich hat geschrieben:ist natürlich Hefestamm abhängig, aber
Anstellen <8°C, (Bildung von höheren Alkoholen eindrosseln)
HG: 1-1,5°C höher als Anstelltemperatur, (Aber zB die W34/70 produziert ihr "optimales"Esterprofil bei 11 -12°C), drucklos!
ab GV°sch von >52% => Temperatur auf 14°C kommen lassen. drucklos!
Spunden später: Ist- temperatur sollte schon 1-2°C höher als HG-Temperatur sein und der Esch sollte mindestens 1,5%, maximum 2,5% höher, las AV° sein. Spunden bei Esch 3,5 - 4,5% ist völlig ausreichend.

Die höhere Temperatur nach den Hochkräusen bewirkt:
- schneller und vollständigerer Abbau von den Jungbukettstoffen (S-Verbindungen, organische Säuren, VDK)
- schneller und tieferer GV°, besonders hilfreich, wenn man Spundet.
Man liest und hört darüber ja oft sehr unterschiedliche Meinungen.
Von der Brauerei, von der ich meine Hefe beziehe heisst es auf keinen Fall über 9,5 Grad kommen.

Von daher ist es irgendwie nicht ganz einfach hier eine otimale Lösung zu finden.
Ich würde mich jetzt irgendwie nicht trauen dann bei der Hefe die ich bekommen wirklich über 9,5 Grad zu gehen.

Bei meiner Raumkühlung ist es ohnehin schwierig die Temperaturen während der Gärung so zu steuern.

Interessantes Thema aus dem ich momentan noch nicht so schlau werde, was das beste ist.
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#32

Beitrag von GamZuBo »

Scheibelhund hat geschrieben:Das klingt alles wahnsinnig kompliziert.

Bei mir gelingt das Bier ohne diese ganzen Kunststücke. Wenn ich den ganzen Aufwand betreiben müßte, hätte ich schon längst die Lust am Brauen verloren.

Was bitte ist daran zu kompliziert ?
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#33

Beitrag von GamZuBo »

brauereigeschichte hat geschrieben:
Ulrich hat geschrieben:ist natürlich Hefestamm abhängig, aber
Anstellen <8°C, (Bildung von höheren Alkoholen eindrosseln)
HG: 1-1,5°C höher als Anstelltemperatur, (Aber zB die W34/70 produziert ihr "optimales"Esterprofil bei 11 -12°C), drucklos!
ab GV°sch von >52% => Temperatur auf 14°C kommen lassen. drucklos!
Spunden später: Ist- temperatur sollte schon 1-2°C höher als HG-Temperatur sein und der Esch sollte mindestens 1,5%, maximum 2,5% höher, las AV° sein. Spunden bei Esch 3,5 - 4,5% ist völlig ausreichend.

Die höhere Temperatur nach den Hochkräusen bewirkt:
- schneller und vollständigerer Abbau von den Jungbukettstoffen (S-Verbindungen, organische Säuren, VDK)
- schneller und tieferer GV°, besonders hilfreich, wenn man Spundet.
Man liest und hört darüber ja oft sehr unterschiedliche Meinungen.
Von der Brauerei, von der ich meine Hefe beziehe heisst es auf keinen Fall über 9,5 Grad kommen.

Von daher ist es irgendwie nicht ganz einfach hier eine otimale Lösung zu finden.
Ich würde mich jetzt irgendwie nicht trauen dann bei der Hefe die ich bekommen wirklich über 9,5 Grad zu gehen.

Bei meiner Raumkühlung ist es ohnehin schwierig die Temperaturen während der Gärung so zu steuern.

Interessantes Thema aus dem ich momentan noch nicht so schlau werde, was das beste ist.
Mir geht es anders herum, ich bekomme gesagt ich soll sie bei 14-16 Grad gären lassen und traue mich nicht. Allerdings kann ich bei 9 Grad kein Helles damit brauen. Ich habe dann immer ein Fehlaroma drinne.

Demnächst werde ich es aber mal wagen und 10l mal bei 14-16 grad vergären.
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 8254
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#34

Beitrag von ggansde »

Fehlaromen bei 9 °C Gärtemperatur? Sachen gibt's.
VG, Markus
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#35

Beitrag von Ulrich »

Bronkhorst hat geschrieben:@Ulrich
Darf ich nach deiner sehr aufschlussreichen Beschreibung der Temperaturführung während der Gärung dreisterweise an dieser Stelle noch nach dem optimalen Temperaturverlauf während der Reifung und der anschließenden Lagerung fragen? Mir geht es speziell um die W34/70
=> tendentiell für UG, explizit für W34/70:
warme Nachgärung: optimal: 12 - 14°C,(höhere Temperaturen sind durchaus möglich, wobei Temperaturen >18°C mikrobiologische riskanter sind.)
für kalte Reifung: 4°C (2 - 6°C)
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#36

Beitrag von Ulrich »

Scheibelhund hat geschrieben:Das klingt alles wahnsinnig kompliziert.
Bei mir gelingt das Bier ohne diese ganzen Kunststücke. Wenn ich den ganzen Aufwand betreiben müßte, hätte ich schon längst die Lust am Brauen verloren.
Bierbrauen ist sowieso eine lange Kette an Kompromissen, also ist das doch keine Frage von MUSS! Sondern von optimal! (Wenn alle gleich brauen würden, wären doch wieder alle Biere gleich :Bigsmile )
Wenn man aber einen gesteuerten Gärraum hat (Kühlschrank), sollte es kein wirklicher Aufwand ein, die Solltemperatur zu verändern. :Drink
brauereigeschichte
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 101
Registriert: Montag 28. Oktober 2013, 14:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#37

Beitrag von brauereigeschichte »

Ulrich hat geschrieben:
Bronkhorst hat geschrieben:@Ulrich
Darf ich nach deiner sehr aufschlussreichen Beschreibung der Temperaturführung während der Gärung dreisterweise an dieser Stelle noch nach dem optimalen Temperaturverlauf während der Reifung und der anschließenden Lagerung fragen? Mir geht es speziell um die W34/70
=> tendentiell für UG, explizit für W34/70:
warme Nachgärung: optimal: 12 - 14°C,(höhere Temperaturen sind durchaus möglich, wobei Temperaturen >18°C mikrobiologische riskanter sind.)
für kalte Reifung: 4°C (2 - 6°C)

Also kann man sagen dass die Anstelltemperatur am wichtigesten ist und dann bei HG sowie Nachgärung bis 14 Grad gehen kann?
Reifung bei 4 Grad? Wieso liest man dann oft von 0 bis -2 Grad? Oder dient dies nur um den Trub absetzen zu lassen?
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#38

Beitrag von Ulrich »

brauereigeschichte hat geschrieben:Man liest und hört darüber ja oft sehr unterschiedliche Meinungen. Von der Brauerei, von der ich meine Hefe beziehe heisst es auf keinen Fall über 9,5 Grad kommen. Von daher ist es irgendwie nicht ganz einfach hier eine otimale Lösung zu finden. Ich würde mich jetzt irgendwie nicht trauen dann bei der Hefe die ich bekommen wirklich über 9,5 Grad zu gehen. Bei meiner Raumkühlung ist es ohnehin schwierig die Temperaturen während der Gärung so zu steuern. Interessantes Thema aus dem ich momentan noch nicht so schlau werde, was das beste ist.
Wie immer gibt es viele Überlegungen.
1.) Wenn Du während der gesamten Produktion <10°C bleibst, ist die Gefahr einer Infektion sehr stark eingedrosselt. (Bakterien benötigen eine gewisse Temperatur, um zu wachsen, bzw zu verstoffwechseln. Erst wenn eine gewisse Anzahl an bierschädlichen Bakterien aktiv Verstoffwechseln, ist eine Infektion spürbar, vorher nicht, obwohl physisch Bakterien vorhanden sind.
2.) Bei Anstellen <8°C und HG <10°C ist man auf der sicheren Seite, da man davon ausgehen kann, dass die Stoffwechselprozesse langsamer, also weniger intensiv von statten gehen => weniger unerwünschte Gärnebenprodukte und geringere Wahrscheinlichkeit der Hefeautolyse.
3.) ABER: Bei niedrigen Temperaturen (bzw langsamer Gärung), besteht auch die erhöhte Gefahr, dass die Gärung nicht vollständig vollzogen wird (niedriger EV, "hängen bleiben" der Gärung), besonders, wenn man Spunden, bzw "grün" Schlauchen möchte.(der Druck ist ein weiterer Stressfaktor für die Hefe, CO2 steigt nicht mehr so schnell auf, weniger Hefe in Schwebe, usw) => dem kann man (muß man aber nicht) entgegenwirken, indem man die Temperatur der Gärung RECHTZEITIG erhöht. (nicht zu früh, nicht zu spät)
"Nicht zu früh": Die höher Temperatur soll keinen entscheidenen Einfluss auf die Produktion von Gärnebenprodukten haben. => Die Verstoffwechselung des Sauerstoffes sollte abgeschlosssen sein und die Herstellung neuer Biomasse sollte so weit, wie möglich abgeschlossen sein => also NACH dem Hochkräusen"
"Nicht zu spät": es sollten sich noch genügend Hefezellen in Schwebe befinden (15 - 30 Mio aktive Hefezellen/ml) um
- den restlichen Extrakt zu vergären
- die unerwünschten Gärnebenprodukte zu reduzieren

Ich möchte aber betonen, dass sich die verschiedenen Hefestämme unterschiedlich verhalten.
zB.: Unsere W105 produziert tendenziell wenig Ester, aber viel höhere Alkohole: Hier kalt anstellen und kalt vergären (<10°C)!
zB.: Die W34/70 produziert mäßige Mengen an höheren Alkoholen, aber viele Ester: hier "verträgt die Hefe eine wärmere Gärung, sofern die ester erwünscht sind (sind sie meistens) ist das Aromaprofil bei 11-12°C tendentiell als optimal zu bezeichnen.
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#39

Beitrag von Ulrich »

ggansde hat geschrieben:Fehlaromen bei 9 °C Gärtemperatur? Sachen gibt's. VG, Markus
das ist durchaus wahrscheinlich! Grund: Unerwünschte Gärnebenprodukte wurden nicht ausreichend abgebaut.(wieder: Hefestamm abhängig)
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#40

Beitrag von Ulrich »

GamZuBo hat geschrieben:Mir geht es anders herum, ich bekomme gesagt ich soll sie bei 14-16 Grad gären lassen und traue mich nicht. Allerdings kann ich bei 9 Grad kein Helles damit brauen. Ich habe dann immer ein Fehlaroma drinne. Demnächst werde ich es aber mal wagen und 10l mal bei 14-16 grad vergären.
Kompromiss: bei 9°C vergären, ab GV° von >52%, auf 14°C erhöhen! (gleich bei 14°C zu vergären ist tendentiell nicht zielführend)
welche Hefe überhaupt? (Stamm?)
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#41

Beitrag von Ulrich »

brauereigeschichte hat geschrieben:Also kann man sagen dass die Anstelltemperatur am wichtigesten ist und dann bei HG sowie Nachgärung bis 14 Grad gehen kann?
Es gibt bestimmt Hefen, die vieleicht 14°C in der HG vertragen, aber tendentiell sollte man es während der HG nicht übertreiben.
Also:
- kalt Anstellen
- gemäßigte HG (nicht zu warm, bzw Hefestamm entsprechend)
- wärmere NG (eine Art prophylaktika)
brauereigeschichte hat geschrieben:Reifung bei 4 Grad? Wieso liest man dann oft von 0 bis -2 Grad? Oder dient dies nur um den Trub absetzen zu lassen?
Ich habe 2-6°C geschrieben!
Bei 4°C hat Wasser die größte Dichte und dementsprechend auch Bier (bissel weniger 3,6 - 3,9°C abhängig von der Dichte der Bieres) => keine, bzw wenig Konvektion, relativ gutes Absetzen der Hefe.
Ich habe >2°C geschrieben, weil zu niedrige Temperaturen zu ungewollter Eiweisstrübung führen kann (wird). Bei 4°C gelagert belibt das Bier blank, ausser man kühlt es sehr stark => Eiweissausfällung. Bei zu langer Zeit zu lange kann das "Pils", Helle" schnell wie ein Weizen aussehen. :Bigsmile
brauereigeschichte
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 101
Registriert: Montag 28. Oktober 2013, 14:11

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#42

Beitrag von brauereigeschichte »

Nach dem Schlauchen bei 4 Grad halten wurde mir auch mit auf dem Weg gegeben.
Also dann ist es wohl das beste es genau so zu machen wie mir von der Brauerei gesagt wurde.

Leider konnte mir der Hefe Stamm nicht gesagt werden...
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#43

Beitrag von Ulrich »

brauereigeschichte hat geschrieben:Nach dem Schlauchen bei 4 Grad halten wurde mir auch mit auf dem Weg gegeben. Also dann ist es wohl das beste es genau so zu machen wie mir von der Brauerei gesagt wurde. Leider konnte mir der Hefe Stamm nicht gesagt werden...
Wenn Du "nur" Raumkühlung hast, und diese nicht wirklich steuerbar ist, muss man sich auch nicht unnötig verrückt machen. Die Technologie sollte schon den Gegebenheiten angepasst sein.
Wenn Du bei 9 - 10°C durch entsprechende Raumtemperatur (ca.: 8°C) vergären kannst, Glückwunsch!
Benutzeravatar
GamZuBo
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 403
Registriert: Samstag 18. Oktober 2014, 16:23
Wohnort: Worms

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#44

Beitrag von GamZuBo »

Ulrich hat geschrieben:
GamZuBo hat geschrieben:Mir geht es anders herum, ich bekomme gesagt ich soll sie bei 14-16 Grad gären lassen und traue mich nicht. Allerdings kann ich bei 9 Grad kein Helles damit brauen. Ich habe dann immer ein Fehlaroma drinne. Demnächst werde ich es aber mal wagen und 10l mal bei 14-16 grad vergären.
Kompromiss: bei 9°C vergären, ab GV° von >52%, auf 14°C erhöhen! (gleich bei 14°C zu vergären ist tendentiell nicht zielführend)
welche Hefe überhaupt? (Stamm?)

RH-Reinzucht Henninger (VLB Berlin)

Wenn ich das so mache, habe ich bei hellen Biere Dimythil Drisulqhide im Bier
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#45

Beitrag von Ulrich »

GamZuBo hat geschrieben:RH-(VLB Berlin)
diese Hefe reagiert zB überdurchschnittlich empfindlich auf Druck. (Was aber als positiv zu Werten ist. Die Rh ist genau wie die W34/70 sehr gut auch für sehr hohe Gärgefäße geeigent.)
Die RH würde ich persönlich eher kalt fahren. (Anstellen: max 8°C, HG: max10°C, bei GV° von >52%: 12 - 12,5°C, spunden erst, wenn 11,5 - 12°C erreicht sind)
Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#46

Beitrag von cyrano330 »

Wow. Das das Thema so viele interessierte Leser findet habe ich mir nicht ausmalen können.
Ulrich hat geschrieben: Die RH würde ich persönlich eher kalt fahren. (Anstellen: max 8°C, HG: max10°C, bei GV° von >52%: 12 - 12,5°C, spunden erst, wenn 11,5 - 12°C erreicht sind)
Damit hat sch meine Frage vom Anfang ja geklärt. Zusammenfassend kann man also sagen, das wenn eine Brauerei mit 10m hohen Tanks und Hin- und Herpumperei ihre Hefe bei 12°C führt, heißt das noch lange nicht, dass 12°C für das eigene Equipment sinnvoll sind.

Danke für die angeregte Diskussion und die gewährten Einblicke in Eure Arbeitsweisen!

Ulrich: Danke für Deine fachlich fundierten Aussagen zu dem Thema!

:Greets
:Greets
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#47

Beitrag von Ulrich »

cyrano330 hat geschrieben:
Ulrich hat geschrieben:Die RH würde ich persönlich eher kalt fahren. (Anstellen: max 8°C, HG: max10°C, bei GV° von >52%: 12 - 12,5°C, spunden erst, wenn 11,5 - 12°C erreicht sind)
Damit hat sch meine Frage vom Anfang ja geklärt. Zusammenfassend kann man also sagen, das wenn eine Brauerei mit 10m hohen Tanks und Hin- und Herpumperei ihre Hefe bei 12°C führt, heißt das noch lange nicht, dass 12°C für das eigene Equipment sinnvoll sind.
Die Hefe wird in der Praxis bei 11,5 - 12°C vergoren, aber die RH hat einen Hang zur leicht erhöhten Acetaldehyd-produktion (wenn man Pech hat kann grüner Apfel durchhauen) und produziert auch mehr höhere Alkohole, als die W34/70. Ich hatte (in eine großen Brauerei im Osten Europas) am Anfang das Problem, dass im Geruch leicht höhere Alkohole (Verdünner, Nagerlackentferner) vernehmbar waren , der Abtrunk einen leichten sauren Abgang hatte, bis ich unsere Technologie angepasst habe. Also würde ich aus eigener Erfahrung diese Hefe etwas langsamer fahren.
Benutzeravatar
cyrano330
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 363
Registriert: Freitag 11. April 2014, 16:09

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#48

Beitrag von cyrano330 »

Ulrich hat geschrieben: Die Hefe wird in der Praxis bei 11,5 - 12°C vergoren, aber die RH hat einen Hang zur leicht erhöhten Acetaldehyd-produktion (wenn man Pech hat kann grüner Apfel durchhauen) und produziert auch mehr höhere Alkohole, als die W34/70. Ich hatte (in eine großen Brauerei im Osten Europas) am Anfang das Problem, dass im Geruch leicht höhere Alkohole (Verdünner, Nagerlackentferner) vernehmbar waren , der Abtrunk einen leichten sauren Abgang hatte, bis ich unsere Technologie angepasst habe. Also würde ich aus eigener Erfahrung diese Hefe etwas langsamer fahren.
Genau diesen Fusel-Geruch und auch die leichte "Granny Smith"-Note hab ich bei meinen Bieren gehabt!!!

Danke Ulrich!
:Greets
Bronkhorst
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 15. Mai 2014, 21:41

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#49

Beitrag von Bronkhorst »

Danke Ulrich!

Unterscheidest du Temperatur zum Reifen und Temperatur zum Lagern?

Bei meinen Recherchen im Forum bzgl. Reifung/ Lagerung kam ich an den Punkt wo sich die Frage stellt, ob das Bier bei den oft propagierten niedrigen Temperaturen (um 2°C) überhaupt noch reift, sprich Prozesse stattfinden, die den Biergeschmack (positiv) verändern -> Reifung.
Oder vielmehr garnichts mehr passiert, so dass sich der Zustand des Bieres genauso über einen langen Zeitraum nicht mehr verändert -> eben Lagerung.

Nach meinem Verständnis hätte ich jetzt bei 6-8 °C gereift (2-3 Wochen)
und bei 0-3 °C gelagert (2-3Wochen)

Gruß

Jens
Ulrich
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1744
Registriert: Freitag 12. Dezember 2014, 21:59
Wohnort: 84072, Au in der Hallertau

Re: Welche Temperaturen fahrt Ihr bei UG mit Brauereihefe?

#50

Beitrag von Ulrich »

Bronkhorst hat geschrieben:Unterscheidest du Temperatur zum Reifen und Temperatur zum Lagern?
naja, ich unterscheide in Anstellen, hauptgärung, warme nachgärung, kalte nachgärung/Reifung und Lagerung. Wobei Bier ja eigendlich nicht gelagert werden soll, das es ein frischeprodukt ist. :Bigsmile
Das sit nicht so einfach zu untereilen, da es verschiedene Herstellungstechnologien giebt.
Klassisch:
Anstellen in den Garbottich (offen natürlich :Bigsmile ), Raumkühlung 8 - 10°C, Gärbottiche mit individueller Kühlung, kalte Hg 6 - 8°c, herunterkühlen auf 4°C bis sich die Hefe bis zu einer gewollten Hefezellzahlkonzentration abgesetzt hat (ca 10 - 15 Mio hefezellen), dann Schlauchen in den Lagerkeller (Raumkühlung, keine Individuelle Tankkühlung), ca 0 - 2°C, hier hat das Bier Nachgegoren und ist auch gereift. Dafür wurden oft spezielle Hefestämme (offt Staubhefen) zugegeben, die auch bei kalter Temperatur, das Bier endvergoren haben und auch die Junfbukettstoffe effektiv abgebaut haben, aber das hat eben so seine Zeit gedauert. 7 - 14 Tage Hautgärung und 4 - 12 Wochen Nachgärung.

Modern:
Anstellen im ZKT, tendentiell wäremer Hauptgärung (10 - 14°C) verbunden mit einer noch wärmerin Nachgärung (12 - 16°C), herunterkühlen auf -1,5°C, fertig.

So lange noch Stoffwechselprozesse stattfinden hat man eine Produktänderung, ob man das nun Reifung oder Lagerung nennt. Genaugenommen bedeutet Reifen, das diese Stoffwechselprozesse so lange andauern (man sie so lange andauern lässt), bis man das gewünschte Aromaprofil erreicht hat, Lagern ist halt schnöde das fertige Bier einzulagern, bis es verbraucht wird.
Antworten