Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geht's?

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Blancblue
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Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geht's?

#1

Beitrag von Blancblue »

Meine Freundin hat sich neulich bei Tegut eine Packung Rohrzucker von Alnatura gekauft (http://www.alnatura.de/de-de/alnatura-p ... ucker-500g)
Produktinformation
karamellartiger Geschmack, geringere Süßkraft als weißer Zucker
aus getrocknetem und gemahlenem Saft des Zuckerrohrs
Heute morgen stand die geöffnete Packung in der Küche und ich habe mal geschnuppert und probiert:

Wow - riecht und schmeckt sehr gut und interessant, ein bissl nach Malz und Karamell. Da hüpfte das Brauerherz und mein Hirn hatte mal gespeichert, dass vor allem die Belgier gerne speziellen Zucker für ihre Biere einsetzen, ich aber eigentlich nicht wirklich dazu etwas weiss - daher ein paar Fragen dazu:

1. Wie wirken sich spezielle Zuckersorten auf das Bier aus? Was erreicht man damit?

2. Wann wird der Zucker in der Regel zugegeben, ich nehme an erst beim Hopfen kochen?

3. Für welche Biersorten wird typischer mit Zucker gearbeitet?

4. Hat schon mal jemand o.g. Zucker verwendet? Wie würdet ihr ihn einsetzen bzw. habt eingesetzt?

5. Kennt jemand weiterführende Links zum Thema Zucker im Bier?
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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gulp
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#2

Beitrag von gulp »

Schau mal hier: Mit der Suche findest du sicher noch mehr. Immer einen Blick wert ist das hier:

Gruß
Peter
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Fricky
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#3

Beitrag von Fricky »

Blancblue hat geschrieben:
3. Für welche Biersorten wird typischer mit Zucker gearbeitet?
z.B. double oder triple IPA, irgendwoher muss die Drehzahl ja kommen... :puzz

Gruß, Peter.
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Dr Huppertz
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#4

Beitrag von Dr Huppertz »

Vorsicht, diese Zucker und Rübenzucker können einen metallischen Geschmack verursachen!
Ansonsten kann ich mich den Empfehlungen oben nur anschliessen.
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ZeroDome
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#5

Beitrag von ZeroDome »

http://www.unholymess.com/blog/beer-bre ... ers-invert

Man kann ganz viele super aromatische Zuckervarianten herstellen. Brewers Invert, Candi sugar/syrup als Suchbegriffe helfen bestimmt.
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Bierwisch
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#6

Beitrag von Bierwisch »

Ja, kann man machen, aber Zucker bringt zum größten Teil Alkohol, CO2 und sonst nicht viel. Meiner Meinung nach, geht der Aroamanteil des Zuckers ziemlich schnell zwischen den ganzen anderen Aromen verloren. Also erhoffe Dir nicht zuviel davon.

Gruß,
Bierwisch
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Kurt
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#7

Beitrag von Kurt »

Ne, das kann man so nicht stehen lassen! "Zucker" ist dafür ein zu weit gefächerter Begriff. Haushalts- oder Traubenzucker bringen natürlich keinen Eigengeschmack mit, machen das (Stark-)Bier aber mitunter weniger mastig (Tripel, Double IPA). Das kann in Bezug auf die "drinkability" entscheidend sein. Dann gibt es andere Zuckerarten die einen deutlichen Eigengeschmack mitbringen. Die dunkleren Rohrohrzucker zum Beispiel bringen Rumaromen ins Bier. Dann gibt es noch die verarbeiteten (Brau-)Zucker. Englische Ales erhalten dadurch Karamel bzw. Fruchtaromen, belgische Starkbiere mitunter den Großteil der Farbe und des Aromas (Westvleteren 12 z.B.). "Zucker" im Bier ist also ein weites und lohnenswertes Feld!
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gulp
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#8

Beitrag von gulp »

Kurt hat geschrieben:Ne, das kann man so nicht stehen lassen! "Zucker" ist dafür ein zu weit gefächerter Begriff. Haushalts- oder Traubenzucker bringen natürlich keinen Eigengeschmack mit, machen das (Stark-)Bier aber mitunter weniger mastig (Tripel, Double IPA). Das kann in Bezug auf die "drinkability" entscheidend sein. Dann gibt es andere Zuckerarten die einen deutlichen Eigengeschmack mitbringen. Die dunkleren Rohrohrzucker zum Beispiel bringen Rumaromen ins Bier. Dann gibt es noch die verarbeiteten (Brau-)Zucker. Englische Ales erhalten dadurch Karamel bzw. Fruchtaromen, belgische Starkbiere mitunter den Großteil der Farbe und des Aromas (Westvleteren 12 z.B.). "Zucker" im Bier ist also ein weites und lohnenswertes Feld!
:goodpost:

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Havana
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#9

Beitrag von Havana »

Bierwisch hat geschrieben:Ja, kann man machen, aber Zucker bringt zum größten Teil Alkohol, CO2 und sonst nicht viel. Meiner Meinung nach, geht der Aroamanteil des Zuckers ziemlich schnell zwischen den ganzen anderen Aromen verloren. Also erhoffe Dir nicht zuviel davon.

Gruß,
Bierwisch


Zum Thema Aroma Verlust:
Ich habe vor ca. 7 Monaten einen Westvleteren 12 Klon gebraut mit selbst hergestelltem tief dunklem Candi Sirup (Stammwürze 21,4° Plato - Verhältnis Malz :Sirup war 5,3:1).
Trotz 7 monatiger Lagerung und einem Vergärgrad von ca. 85% ist der Geschmack des Sirups absolut dominant (Dörrpflaumen, Karamell) und für mich im Moment noch nicht trinkbar, ist mir zu heftig.
Ich hoffe das baut sich im Lauf der Zeit noch etwas ab.
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marsabba
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#10

Beitrag von marsabba »

Meine Top 3 der Zuckerarten:
1) Candy Sirup 200 EBC -> Lebkuchen, Dörrpflaume
2) Jaggery -> leichte karamellnote, wie Milch
3) Rapadura -> Erdig, Rumnoten

Ich verwende Zucker meist in Bieren ab 16 °P und gebe dann 10 % der Stammwürze als Zucker zu.

Gruß
Martin
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Seed7
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#11

Beitrag von Seed7 »

für Chocoladig, Johannesbrot (Karom) Melasse.

Andere Zuckerbrunnen, Hirse, Dattelpalm, Cocospalm, Ahorn, Birke, usw. Unraffiniert alle mit eigenem Aroma.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Lasso
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#12

Beitrag von Lasso »

Moin zusammen,

ich bin aktuell auf den Geschmack belgischer Biere gekommen und habe auf der Seite hier vom Hersteller des Candi Syrups ziemlich viele Rezepte gefunden. Den Leffe Blonde Clone hab ich bereits gebraut (mit Weizenflocken statt Torrefied Wheat und Koriander) und der schmeckt ziemlich geil. Meine Version trifft aber (zum Glück?) den Leffe Geschmack nicht so richtig. Das ist aber nicht schlimm. Schmeckt ja super :Bigsmile

Nun spiele ich mit dem Gedanken den Tripel Karmeliet Clone zu brauen. Da wird natürlich auch ein Produkt der Candi Syrup Inc. verwendet, nämlich der White Soft Candi Sugar. Ich verstehe ja, dass die dunkleren Cassonade Zucker Brun Foncé und Brun Léger vielleicht nicht ohne weiteres ersetzt werden können, aber lässt sich der weiße nicht einfach durch Saccharose/Haushaltszucker substituieren? Oder ist der jetzt auch mit irgendwelchem Zuckervodoo hergestellt worden?

Viele Grüße,

Lasse
Zuletzt geändert von Lasso am Freitag 16. Oktober 2015, 09:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Seed7
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#13

Beitrag von Seed7 »

Sicher ist mann da nie, aber ich wuerde ein helles invert zucker machen, zucker , ei wenig wasser, zitronensauere einige zeit kochen aber das ganze nicht karamelisieren lassen. In der Farbe hoechstens einen ganz leichten gelbstich.

Ingo
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Kurt
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#14

Beitrag von Kurt »

Hallo. Für das Tripel Karmeliet braucht´s keinen speziellen Zucker. Normaler Haushaltszucker ist ausreichend - wirklich! Ich habe dieses Rezept verwendet und das Bier ist SEHR nah am Original:

Tripel Karmeliet:
19 Brix (16 Brix ohne Zucker)
28 IBU

Wasser (Basis Ulm)
auf 10L: 1,0 g Braupips
0,5 g CaCl2
2,5 ml Milchsäure

2000 g Pilsner
300 g Weizenmalz
450 g 4-Korn Mix (Roggen- Weizen- Gesten- und Haferflocken). Gibt´s in gut sortierten Müsliabteilungen.

Weizenmalz und Flocken mit 4L Wasser im Topf Einmaischen
und auf Verzuckerungsrast heizen.
PiMa mit 7L Wasser @ 57°C in Thermoport einmaischen
und bei 50°C 10 Minuten rasten.
Zubrühen der Rohfruchtmaische in TP ergibt 65°C Rasten
Läutern

15 g Aramis als Bittergabe (20 IBU)

15 g Styrian Goldings
300 g Zucker
5 g Koriander (Indischer!!!)
5 g Süßholzwurzel (Apotheke)
15 g Orangenschale (Apotheke)
zum Kochende.

Vergären mit der WYeast 3878 Trappist High Gravity. 5,5 g/L CO2.
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Lasso
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Re: Bier mit Zucker brauen - wieso weshalb warum und wie geh

#15

Beitrag von Lasso »

Okay, dann bin ich beruhigt. Vielen Dank für das Rezept. Das lass ich mir mal durch den Kopf gehen. Die Gewürze sind auch sehr interessant.
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