Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

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Hoppy Toppy
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Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#1

Beitrag von Hoppy Toppy »

Hallo Leute,
ich hab gestern Abend ein Westmalle Tripel probiert (sehr lecker!) und habe die Hefe in einen meiner Einschätzung nach nahezu sterilen (über 30min gekocht und in bei 250°C ausgebackenen Erlenmeyer gefüllten) 1L Malzextrakt starter geschüttet. Habe heute morgen schon sichtbare Aktivität im Starter. Würdet Ihr die Hefe verwenden oder ist die dauerhaft geschädigt, mutiert, subvital oder sonstwas? Hat das jemand schonmal probiert?
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Boludo
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#2

Beitrag von Boludo »

Ja ich hab das schon gemacht und das geht.
Die Hefe ist aber sicher von dem vielen Alkohol sehr gestresst und man sollte sie am besten mit steriler Luft aerob vermehren. Sonst bekommt man später nicht diesen hohen Vergärungsgrad.
Das ist mir mal beim Versuch passiert, ein Westmalle Triple nachzubrauen.
Das Ergebnis war trotz jeder Menge Zucker pappsüß und kein Vergleich zum absolut genialen Original.
Die Hefe ist übrigens identisch mit der von Westvleteren und man kann sie auch als 3787 Trappist High Gravity kaufen.
Du könntest auch erst ein dünneres Belgisch Blonde brauen und mit der geernteten Hefe dann ein Triple.

250 Grad muss der arme Erlenmeyer übrigens nicht erleiden. Du kannst ihn auch auf die Herdplatte stellen und darin das Nährmedium kochen, das reicht. Dabei aber zu Beginn Rühren um einen Siedeverzug zu vermeiden.
Bei 250 Grad kann es bei zu raschem Abkühlen zu Spannungen im Glas kommen.

Stefan
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Lasso
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#3

Beitrag von Lasso »

Ist das denn auch die originale Hefe welche bei der Hauptgärung verwendet wurde oder evt. eine andere Zweithefe für die Nachgärung auf Flaschen? Das machen ja einige belgische Brauereien.
---------------------------------------------------------------------------------
Im Lager: 40 l Irish Red Ale, 62 l Belgisches Wit
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Boludo
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#4

Beitrag von Boludo »

Das ist die selbe Hefe.

Stefan
Hoppy Toppy
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#5

Beitrag von Hoppy Toppy »

Boludo hat geschrieben:Ja ich hab das schon gemacht und das geht.
Die Hefe ist aber sicher von dem vielen Alkohol sehr gestresst und man sollte sie am besten mit steriler Luft aerob vermehren. Sonst bekommt man später nicht diesen hohen Vergärungsgrad.
Das ist mir mal beim Versuch passiert, ein Westmalle Triple nachzubrauen.
Das Ergebnis war trotz jeder Menge Zucker pappsüß und kein Vergleich zum absolut genialen Original.
Die Hefe ist übrigens identisch mit der von Westvleteren und man kann sie auch als 3787 Trappist High Gravity kaufen.
Du könntest auch erst ein dünneres Belgisch Blonde brauen und mit der geernteten Hefe dann ein Triple.

250 Grad muss der arme Erlenmeyer übrigens nicht erleiden. Du kannst ihn auch auf die Herdplatte stellen und darin das Nährmedium kochen, das reicht. Dabei aber zu Beginn Rühren um einen Siedeverzug zu vermeiden.
Bei 250 Grad kann es bei zu raschem Abkühlen zu Spannungen im Glas kommen.

Stefan

Super, vielen Dank für die Infos!

Das mit der Restsüße ist echt ein Problem. Ich habe im Sommer ein Westmalle Tripel Klon gebraut, der auch ein wenig zu süß ist. Versteh ich zwar nicht, weil das ganze von 20Plato auf knapp unter 2 Plato runter ging, also eigentlich genau richtig. Schmeckt auch lecker, aber es ist definitiv süßer als die Flasche die ich gestern getrunken habe. Meins ist auch bananiger und hat mehr pfeffrige Untertöne (Phenole?). Ich wollte jetzt nochmal ein Tripel machen mit mehr und anderem Hopfen (Simcoe?), sozusagen ein "New World Tripel", damit der Hopfen die Restsüße blanciert. Hab auch alles ausser der belgischen Hefe am Start und bin zu geizig, nur ein Pack zu bestellen...

Zum Hefeernten: Ich könnte den Starter auf einen Magnetrührer stellen, das sollte eigentlich auch für gute Belüftung sorgen. Der Erlenmeyer ist aus Schott Spezialglas, der sollte das (hoffe ich...) aushalten. Wenn man trocken sterilisiert, braucht man deutlich höhere Temperaturen als beim feuchten sterilisieren. Kochen auf der Herdplatte wäre natürlich ideal aber ich hab nur Induktion:-(
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Boludo
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#6

Beitrag von Boludo »

Was für Sauerstoff soll denn beim Rühren in den Starter reinkommen, wenn da von der Hefe ein dickes CO2 Polster drüber ist?
Das funktioniert nur ganz am Anfang.
Eine Aquariumpumpe mit Sterilfilter ist da wesentlich effektiver.
Rühren ist aber natürlich trotzdem wichtig damit es schneller geht.

Beim Triple würde alle Spezialmalze weglassen. Auf keinen Fall Caramalze. Der Trick ist sicher die richtige Gärführung.

Stefan
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#7

Beitrag von bierhistoriker.org »

Hallo hoppy toppy,

das Strippen von Hefen aus Bieren mit hohem Alkoholgehalt ist suboptimal und geht meistens irgendwie daneben.
Die Mönche von Rochefort z.B. verwerfen ihre Hefe, mit der sie das Rochefort 10 gebraut haben, da sie zu sehr gestresst ist - und die hat dann nicht noch zusätzlich ein paar Monate in der Flasche gedümpelt !
Also entweder "das Original" kaufen:
WLP530 Abbey Ale Yeast
Wyeast 3787 Trappist High Gravity

oder

ein frisches (!) Westmalle extra ( 4,8 % abv. ) besorgen.
Dann klappt es besser.

Gruß aus Kölle
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#8

Beitrag von Seed7 »

Einen grossen Teil der Suese bei diesen Hefen sind nicht die folge vom Reastextract sondern von Gaerungsprodukte wie hoehere Alkohole (Glycerol usw)

Bei der Westmalle Hefe 100% Steigraum!

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Seed7
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#9

Beitrag von Seed7 »

bierhistoriker.org hat geschrieben: das Strippen von Hefen aus Bieren mit hohem Alkoholgehalt ist suboptimal und geht meistens irgendwie daneben.
Die Mönche von Rochefort z.B. verwerfen ihre Hefe, mit der sie das Rochefort 10 gebraut haben, da sie zu sehr gestresst ist - und die hat dann nicht noch zusätzlich ein paar Monate in der Flasche gedümpelt !
Das Bier wird ja nicht mit der Flaschenhefe gegoren, es wird einen starter gemacht die wiederum viele frische Zellen produziert. Die sehr kleine menge Zellen aus der Flaschen kommen sogar vielleicht nicht mal mehr lebend im Jungbier.

Strippen von Westmalle ist problemlos, es ist aber schon so das es immer weniger zellen in der Flasche sind und mann besser einen kleineren ersten Starter machen kann, 250 ml @ 8 Plato und bei dem naechst groessere mengen genuegend Hefenahrung benuetzen.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#10

Beitrag von Hoppy Toppy »

Boludo hat geschrieben:Was für Sauerstoff soll denn beim Rühren in den Starter reinkommen, wenn da von der Hefe ein dickes CO2 Polster drüber ist?
Das funktioniert nur ganz am Anfang.
Eine Aquariumpumpe mit Sterilfilter ist da wesentlich effektiver.
Rühren ist aber natürlich trotzdem wichtig damit es schneller geht.

Beim Triple würde alle Spezialmalze weglassen. Auf keinen Fall Caramalze. Der Trick ist sicher die richtige Gärführung.

Stefan

Naja, mit nur Alufolie auf dem Erlenmeyer und ordentlich Bewegung drin gibt es jede Menge Gasaustausch. Wir fermentieren in unserem Institut alle möglichen Organismen unter Schütteln/Rühren und Gasaustausch scheint so gewährleistet zu sein. Eine Pumpe ist jedoch sicher das Optimum.

Hatte keine Spezialmalze im Tripel, nu 6,5kg PiMa und 1kg weissen Kandiszucker. Angestellt bei ca. 20°C, ging dann von alleine rauf auf 25°C, habe es dann zum fertiggären warm in unser Badezimmer gestellt. Trotz Restextrakt von unter 2 Plato deutlich süßer als das Original.... :crying
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#11

Beitrag von Hoppy Toppy »

Seed7 hat geschrieben:Einen grossen Teil der Suese bei diesen Hefen sind nicht die folge vom Reastextract sondern von Gaerungsprodukte wie hoehere Alkohole (Glycerol usw)

Bei der Westmalle Hefe 100% Steigraum!

Ingo

Hallo Ingo,

das könnte es sein! Mehr Glycerol oder sonst ein Nebenprodukt könnte mein Tripel süsser als das Original schmecken lassen..
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#12

Beitrag von gulp »

Hab auch alles ausser der belgischen Hefe am Start und bin zu geizig, nur ein Pack zu bestellen...
Geiz und gutes Bier? Das beißt sich. :P Btw. man kann auch mit der Maitre Brasseur gute Tripel brauen. :Smile

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#13

Beitrag von Hoppy Toppy »

gulp hat geschrieben:
Hab auch alles ausser der belgischen Hefe am Start und bin zu geizig, nur ein Pack zu bestellen...
Geiz und gutes Bier? Das beißt sich. :P Btw. man kann auch mit der Maitre Brasseur gute Tripel brauen. :Smile

Gruß
Peter

Geht da eher ums Prinzip. Ich möcht einfach nicht nen Paket mit einer kleinen Flasche Hefe als einzigem Inhalt bestellen. Und ansonsten ist doch ein Westmalle Style Tripel fast das günstigste Bier überhaupt. 7kg PiMa (7Euro), I kg Kandiszucker (1,50) und ca. 100gr. günstiger deutscher Hopfen (4 Euro). Bei einem IPA kostet schon der Hopfen mehr als hier das ganze Bier. Möchte auch gerne rausfinden, ob man überhaupt anständige Hefe aus einer Flasche Belgischem Bier rauskriegt..

Maitre Brasseur Trockenhefe werd ich vielleicht mal versuchen..
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Boludo
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#14

Beitrag von Boludo »

Ich würde die Originalhefe bevorzugen.
Da du ja offensichtlich Erfahrungen im Heranziehen von Mikroorganismen hast, hab ich da auch wenig Bedenken mit dem Starter.

Stefan
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#15

Beitrag von Hoppy Toppy »

Boludo hat geschrieben:Ich würde die Originalhefe bevorzugen.
Da du ja offensichtlich Erfahrungen im Heranziehen von Mikroorganismen hast, hab ich da auch wenig Bedenken mit dem Starter.

Stefan

Leider kann man in einer Laborumgebung viel weniger falsch machen. Alles wird autoklaviert und danach arbeiten wir (fast) immer mit heftigen Dosierungen Antibiotika, um unerwünschtes Wachstum gar nicht erst zu erlauben. Denke trotzdem, dass der Starter bestimmt einige Tage klar geblieben wäre. Erfahrungsgemäß kriegt man durch Kochen leider nichts richtig steril, es müssen schon über 120°C sein, damit Sporen platt sind.

Ich find es auf jeden Fall witzig, die originale Hefe aus einer Flasche zu holen...
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Boludo
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#16

Beitrag von Boludo »

Ein Starter muss ja auch nicht steril sein. Sondern so keimarm, dass keine unerwünschten Keime sich vermehren können.

Stefan
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#17

Beitrag von Hoppy Toppy »

bierhistoriker.org hat geschrieben:Hallo hoppy toppy,

das Strippen von Hefen aus Bieren mit hohem Alkoholgehalt ist suboptimal und geht meistens irgendwie daneben.
Die Mönche von Rochefort z.B. verwerfen ihre Hefe, mit der sie das Rochefort 10 gebraut haben, da sie zu sehr gestresst ist - und die hat dann nicht noch zusätzlich ein paar Monate in der Flasche gedümpelt !
Also entweder "das Original" kaufen:
WLP530 Abbey Ale Yeast
Wyeast 3787 Trappist High Gravity

oder

ein frisches (!) Westmalle extra ( 4,8 % abv. ) besorgen.
Dann klappt es besser.

Gruß aus Kölle
Hallo Bierhistoriker,
ich befürchte, du hast Recht. Zwar sah es zu Anfangs aus, als stiegen Bläschen auf in meinem Starter aber jetzt nach 48h sind keine offensichtlichen Zeichen von Gärung zu erkennen. Ich glaub, die Hefe ist doch komplett platt. Ich hätte einen viel kleineren Starter nehmen sollen, vielleicht nur 50ml oder so. Das hätten die paar überlependen Pilzchen vielleicht noch gepackt.. Nun ja, ich lass es mal stehen und gucke was rauskommt, irgendwann wird schon was wachsen.

grüße von einem Exilkölner (jetzt tief im Süden...)
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Re: Hefe aus Westmalle Tripel Flasche ernten?

#18

Beitrag von Boludo »

Bei mir mir hat das immer einige Tage gedauert bis da was ging.
Jedenfalls wesentlich länger als bei einer Schneiderhefe.

Stefan
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