Mein erstes richtig echt eigenes Bier (bis auf die Hefe)

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Rudiratlos
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Mein erstes richtig echt eigenes Bier (bis auf die Hefe)

#1

Beitrag von Rudiratlos »

Mir schwirrt ja schon länger im Kopf rum, ein Bier aus regionalen Zutaten zu brauen, also eigenes Wasser, eigenes Malz, eigener Hopfen.
Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen was aus dieser Idee nun wurde, darum dieser Faden. Am 10.09, also vor anderthalb Wochen war es endlich so weit. Ziel war ein schlankes, leicht trinkbares, untergäriges, nicht zu starkes "Helles".
Es wurde nur (unbehandeltes!) Wasser aus dem eigenen Brunnen verwendet, siehe post 18 in diesem Faden: viewtopic.php?f=4&t=2807&p=71391#p71391
Gemälzt hatte ich ja schon vor fast zwei Jahren (meine Erfahrungen dazu findet man in diesem Faden: http://hobbybrauer.de/modules.php?name= ... =21598#pid ) , das Malz musste warten bis es jetzt endlich baden gehen durfte.
Ich musste also nur noch auf den Hofen aus dem eigenen Garten warten, siehe post 130 in diesem Faden: viewtopic.php?f=6&t=2579&p=67129#p67129

Wie schon geschrieben, gebraut wurde am 10.09.
Ich hatte schon am Vortag geschrotet und kalt eingemaischt. Am Brautag wurde dann Dünnmaische (ca. halbes Volumen der Gesamtmaische) abgenommen, die verbliebene Dickmaische auf 72°C durchgeheizt und dort ca. 20min gerastet, bevor weiter aufgeheizt und ca. 25min gekocht wurde. Nach Zuschütten der Dünnmaische kam ich auf um die 45°C, von wo auf 55°C aufgeheizt und ca. 15min gerastet wurde. Danach ging es weiter auf zunächst 63°C und dann, "kurz vor jodnormal" für einige Minuten auf 72°C und anschließend auf 78°C zum Abmaischen.
Dieses eher aufwändige Maischprogramm hatte ich mir nicht grundlos ausgedacht. Da ich die Qualität meines Malzes bzw. mein Können als Mälzer nicht abschätzen kann, wollte ich auf Nummer sicher gehen, und deshalb a) auf jeden Fall eine Dekoktion fahren und b) alle relevanten Temperaturen (z.B. Eiweisrast) zumindest mal überfahren. Die Rast bei 55°C war auch so geplant. Hier wollte ich der Grenzdextrinase eine Chance geben, die zu einem hohen EVG beitragen sollte.
An sich hat beim Maischen alles geklappt, nur bei der 63°C-Rast, die ich bis "fast jodnormal" hielt kam ich ins schwitzten. Ich musste tatsächlich fast 1,5h rasten, bis ich auf 72°C weiter heizen konnte. Letztlich ging aber doch alles gut.
Auch das Läutern verlief problemlos. Trotz einer eher geringen Nachgussmenge und zeitigen Abbruchs beim Läutern (das Glattwasser hat noch über 6°P, war aber so geplant da ich zeitig fertig werden wollte) kam ich auf eine für mich gar nicht schlechte Sudhausausbeute.
Gekocht wurde 90min. Es wurde nur Tettnanger und Tradition aus eigenem Anbau in ca. gleichen Anteilen in der Vorderwürze und im Whirlpool verwendet. Für die Bittere hab ich um die 20 IBU angepeilt, was so wie es aussieht auch ungefähr getroffen wurde. Den Alphagehalt des Hopfens hatte ich mit Hilfe von Hopfentees aus meinem eigenen und einer gekauften Reverenz-Sorte zuvor abgeschätzt.
Interessanterweise hatte ich beim Kochen mal wieder kaum Würzebruch. Ich nehme an, dass schon bei der Dekoktionsstufe ein Großteil des Eiweißes ausgefallen und dann beim Läutern im Treber hängen geblieben ist.
Angestellt wurden also gute 61 Liter Würze mit um die 11,3°P bei 8°C mit der S-189. Auch die Farbe scheint zu passen, wird wohl tatsächlich ein schönes "Helles".
Nun ist die Gärung fast durch, aktuell bin ich bei ca. 2,8°P und ich denke mal bei um die 2,3-2,5°P wird Schluss sein. Die letzten drei Tage durften schon ein paar Hand voll Hopfendolden zum Stopfen im Gärfass baden.

An sich ist also bisher alles gut gegangen, einzig zwei Wermuttropfen gibt es:
- Die Hefe ist kein "Eigenanbau", sondern kam aus der Tüte
- Der Hopfen scheint eher aromaschwach. Im Nachhinein betrachtet habe ich wohl gut eine, vielleicht sogar zwei Wochen zu früh geerntet. aber bei einem Hellen ist das ja nicht so schlimm...


Den, der sich selber mal als Mälzer und/oder Hopfenbauer versuchen will, kann ich also nur ermutigen. Es geht wirklich!
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gulp
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Re: Mein erstes richtig echt eigenes Bier (bis auf die Hefe)

#2

Beitrag von gulp »

An sich ist also bisher alles gut gegangen, einzig zwei Wermuttropfen gibt es:
- Die Hefe ist kein "Eigenanbau", sondern kam aus der Tüte
schrecklich :Shocked
- Der Hopfen scheint eher aromaschwach. Im Nachhinein betrachtet habe ich wohl gut eine, vielleicht sogar zwei Wochen zu früh geerntet. aber bei einem Hellen ist das ja nicht so schlimm...
Was zu erwarten war, heuer. :Greets

Gruß
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Re: Mein erstes richtig echt eigenes Bier (bis auf die Hefe)

#3

Beitrag von ZeroDome »

Finde ich eine coole und interessante Sache. Steht bei mir auch auf dem Plan, wenn ich denn mal Platz für eine eigene Hopfenzucht habe. Selber gemälzt wurde bei mir auch schon. Gerste/Weien aus eigenem Anbau wär dabei wohl aber übertrieben. Bei der Hefe finde ich die gekaufte Variante auch nicht schlimm.

:thumbsup
Rudiratlos
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Re: Mein erstes richtig echt eigenes Bier (bis auf die Hefe)

#4

Beitrag von Rudiratlos »

So, das Bier ist trinkfertig.
Noch ist es recht trüb. Ist aber wohl eher eine Eiweiß- als eine Hefetrübung.
IMG_1308.JPG
IMG_1308.JPG (97.43 KiB) 1222 mal betrachtet
Letztlich sind es um die 80% scheinbarer EVG und knappe 5vol% Alk. geworden. Für frisch aus der Tüte ist das ganz in Ordnung für die Hefe.
Schönes schlankes, gut trinkbares Bier mit leichter Hopfenblume. Der Schaum ist wieder mal bombig! Die Bittere wurde an sich gut getroffen, sind aber vielleicht bisschen mehr als die angepeilten 20 IBU.

Ich bin vollauf zufrieden mit meinem Ergebnis. Zur Nachahmung empfohlen!
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