zuerst eine kurze Vorstellung meinerseits. Ich habe bisher 4 Sude gebraut und stehe also noch ziemlich am Anfang. Ich braue mit dem ProfiCook und habe mir ein Rührwerk mit Scheibenwischermotor gebaut. Geläutert wird mit Panzerschlauch.
Zur Unterstützung beim Hopfenkochen verwende ich zusätzlich einen Tauchsieder.
Vor 2 Wochen hab ich mich an ein Rezept für ein Helles getraut:
Hauptguss 13,5 l
Nachguss 8,75 l
Pilsener extra Hell 1,85 kg
Helles Tennenmalz 1,00 kg
Carahell 150g
Einmaischen 57°C
1.Rast 57°C 10 min
2.Rast 62°C 30 min
3.Rast 69°C 10 min
4.Rast 72°C 20 min
5.Rast 76°C 10 min
Abmaischen 78°C
Hallertauer Tradition 14g 5,7 % alpha Säure 75 min Kochzeit
Hallertauer Mittelfrüh 14g 4,6% alpha Säure 20 min Kochzeit
Hefe GOZDAWA German Lager W35 2 Päckchen
Da ich für Helles ziemlich schlechte Voraussetzungen hinsichtlich des Brauwassers habe, habe ich ca. 30 Liter vor per Split-Treatment-Verfahren aufbereitet. Dazu bin ich wie folgt vorgegangen:
Werte vom Wasserversorger:
Calcium 97 mg/Liter
Magnesium 33 mg/Liter
Natrium 5,5 mg/Liter
Kalium 1,9 mg/Liter
Chlorid 6,7 mg/Liter
Sulfat 30 mg/Liter
Nitrat 1,0 mg/Liter
Hydrogencarbonat 420 mg/Liter
Fluorid 0,08 mg/Liter
Gesamthärte 3,69 mmol/Liter CaCO3
20 Liter Leitungswasser (=2/3) mit 3.900 mg CaO und 3,5g CalciumChlorid versetzt, gut umgerührt und über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Tag die restlichen 10 Liter (=1/3) unbehandeltes Leitungswasser dazu gegeben. Den pH-Wert habe ich per Titrierung auf 7,5 - 8 gemessen. Anschließend habe ich das Wasser abgezogen und den ausgefällten Kalk weggeschüttet. Die abgezogene Menge von ca. 27 Liter Wasser habe ich dann mit 3 ml (=3,61g) 80%iger Milchsäure und 2g CalciumSulfat versetzt.
Jetzt zum eigentlichen Brauvorgang. Alles wurde gewissenhaft mit Chemiepro Oxi desinfiziert und zusätzlich nochmal mit Alkohol abgewischt.
Die Rasten haben alle super funktioniert und die Jodprobe war auch normal. Das Läutern hat ebenfalls super funtioniert. Anschließend wurde gekocht. Zur besseren Klärung habe ich Irish Moos nach Dosieranleitung hinzugegeben. Den Hopfen habe ich in Hopfensäckchen dazu gegeben. Hier ist mir aufgefallen dass die Säckchen eine seltsam dunkle Farbe bekommen haben, fast schon schwarz.
Runter gekühlt habe ich mit einer Edelstahl-Kühlschlange. Anschließend habe ich die Würze nochmal durch einen Filter in den Gärbehälter abgefüllt. Die Hefe (2 Päckchen) habe ich mit abgekochtem Wasser (ca. 27°C) rehydriert und dazu gegeben.
Das Gärröhrchen habe ich mit Alkohol gefüllt. Die Hauptgärung ist nach ca. 8h angekommen, d.h. es hat gut geblubbert (mehrmals pro Minute). Nach ca. 7 Tagen habe ich mit dem Refraktometer 6,5 Brix gemessen. Am nächsten Tag ca. 6° Brix und am 10. Tag ebenfalls 6° Brix.
Bei der Abfüllung in Flaschen habe ich das Jungbier natürlich probiert und ich kann euch sagen es hat mir alles zusammen gezogen.

Da mir das vorher noch nie passiert ist und ich mir mittlerweile viel Halbwissen angelesen habe, hoffe ich ihr könnt mir weiterhelfen. Ich habe folgende Vermutungen was schief gegangen sein könnte:
1. Ich habe bei der Wasseraufbereitung etwas falsch gemacht!?
2. Die Filterung vor dem Umfüllen in den Gärbottich hat das Bier verseucht (Ich habe den Filter vorher nochmals abgekocht)!?
3. Es ist irgendwie nach dem Kochen nochmal etwas Milchsäure in die Würze gekommen (Sind in der Michsäure noch aktive Bakterien oder ist das nur ein Produkt der Milchsäurebakterien?)!?
4. Ich habe den Gärbottich im Bad gelagert. Kann es sein dass trotz Verschluss und Alkohol im Gärröhrchen Bakterien in die Würze gelangt sind?
Wie gehts weiter?
1. Ich habe gelesen, dass man das saure Bier nicht unbedingt wegschütten muss. Man könnte es z.B. mit Sirup versetzen und hätte dann eine Berliner Weisse (Berliner Weisse=Sauerbier!?)
2. Kann man abgesehen vom Geschmack das Bier bedenkenlos trinken?
3. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass sich der saure Geschmack nach einigen Wochen Lagerung wieder geben kann?!
So ich hoffe ich habe keine wesentlichen Fakten vergessen und ihr könnt meine Lücken im Halbwissen schließen.
Ich freue mich auf viele hilfreiche Tipps und Anregungen. Den nächsten Versuch habe ich schon fast geplant. Muss mich nur noch etwas vom Schock erholen!

Gruß Claus