Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Angenommen ich habe ein Bier bei dem die Hauptgärung vorbei ist und angenommen die Hauptgärung hat bei 9°C stattgefunden. Laut http://www.bierbrauerei.net/bierbrauere ... therme.pdf dürfte irgendwo zwischen 2-3 g/L CO2 drin sein (0 Bar). Ich habe jetzt die Option direkt abzufüllen. Wenn ich auf 5g/L karbonisieren möchte, brauche ich 5-2,5 = 2,5g zusätzlich, was ich durch Zucker oder Speise machen kann.
Was aber, wenn das Bier noch trüb ist und ich ein Coldcrash mache. Ich kühle das Bier bis 0°C runter. Laut Tabelle habe ich bei 0°C ca 3,2g/L CO2 und von da her bräuchte ich 5-3,2 = nur 1,8g/L zusätzlich durch Zucker oder Speise - ein wesentlicher Unterschied.
Meine Frage ist, ist es tatsächlich so, dass wenn die Hauptgärung vorbei ist (also keine zusätzliche Alk oder Co2 durch Gärung), das CO2 Gehalt im Bier trotzdem steigt wenn ich drucklos runterkühle? Wo soll diese zusätzliche CO2 kommen? Also, wenn ich direkt nach dem Coldcrash abfülle, mit welchem vorhandenen CO2 Gehalt soll ich dann rechnen - mit dem von 9°C (direkt nach Gärung) oder mit dem von 0°C?
Was aber, wenn das Bier noch trüb ist und ich ein Coldcrash mache. Ich kühle das Bier bis 0°C runter. Laut Tabelle habe ich bei 0°C ca 3,2g/L CO2 und von da her bräuchte ich 5-3,2 = nur 1,8g/L zusätzlich durch Zucker oder Speise - ein wesentlicher Unterschied.
Meine Frage ist, ist es tatsächlich so, dass wenn die Hauptgärung vorbei ist (also keine zusätzliche Alk oder Co2 durch Gärung), das CO2 Gehalt im Bier trotzdem steigt wenn ich drucklos runterkühle? Wo soll diese zusätzliche CO2 kommen? Also, wenn ich direkt nach dem Coldcrash abfülle, mit welchem vorhandenen CO2 Gehalt soll ich dann rechnen - mit dem von 9°C (direkt nach Gärung) oder mit dem von 0°C?
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Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Ich würde mit der höchsten Temperatur nach Ende der Hauptgärung rechnen. Wie du schon schreibst, wenn die Gärung abgeschlossen ist, woher sollte dann zusätzliches CO2 kommen...
Viele Grüße,
Jan
Viele Grüße,
Jan
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Ich habe gerade eine Erfahrung gemacht, die die Aussage von Jan bestätigt.
Mein obergäriges Weihnachtsbock habe ich bei 20°C vergärt. Danach habe ich das Jungbier vorm Abfüllen eine Woche bei 4°C stehen gelassen. Für die Karbonisierung habe ich mit der Jungbiertemperatur (4°C) gerechnet. Es scheint aber wirklich so, dass die Gärtemperatur entscheidend ist, denn die Karbonisierung ist deutlich zu gering ausgefallen.
Hat jemand eigentlich schonmal sein Bier nachkarbonisiert nachdem er festgestellt hat, dass die Karbonisierung nicht ausreicht?
Mein obergäriges Weihnachtsbock habe ich bei 20°C vergärt. Danach habe ich das Jungbier vorm Abfüllen eine Woche bei 4°C stehen gelassen. Für die Karbonisierung habe ich mit der Jungbiertemperatur (4°C) gerechnet. Es scheint aber wirklich so, dass die Gärtemperatur entscheidend ist, denn die Karbonisierung ist deutlich zu gering ausgefallen.
Hat jemand eigentlich schonmal sein Bier nachkarbonisiert nachdem er festgestellt hat, dass die Karbonisierung nicht ausreicht?
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Stefan,
hast du schon kalt gelagert? Das gebildete CO2 löst/bindet sich erst langsam und am liebsten bei Kälte. Du dürftest ca. 1g/l CO2 unter deinem Zielwert liegen, ist halt die Frage wie sehr es stört um doch diesen Aufwand zu treiben.
In Bügelflaschen lässt sich 1g Zucker relativ einfach nachlegen, Kronkorken würde ich vermutlich nicht aufmachen.
Prost!
hast du schon kalt gelagert? Das gebildete CO2 löst/bindet sich erst langsam und am liebsten bei Kälte. Du dürftest ca. 1g/l CO2 unter deinem Zielwert liegen, ist halt die Frage wie sehr es stört um doch diesen Aufwand zu treiben.
In Bügelflaschen lässt sich 1g Zucker relativ einfach nachlegen, Kronkorken würde ich vermutlich nicht aufmachen.
Prost!
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Es muss für die Berechnung immer die letzte, höchste Temperatur am Ende der
Gärung genommen werden. Ist doch auch logisch, je höher die Temperatur desto
mehr CO2 ist entwichen.
Gärung genommen werden. Ist doch auch logisch, je höher die Temperatur desto
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>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<
"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
lehmi hat geschrieben:Ich habe gerade eine Erfahrung gemacht, die die Aussage von Jan bestätigt.
Mein obergäriges Weihnachtsbock habe ich bei 20°C vergärt. Danach habe ich das Jungbier vorm Abfüllen eine Woche bei 4°C stehen gelassen. Für die Karbonisierung habe ich mit der Jungbiertemperatur (4°C) gerechnet. Es scheint aber wirklich so, dass die Gärtemperatur entscheidend ist, denn die Karbonisierung ist deutlich zu gering ausgefallen.
Hat jemand eigentlich schonmal sein Bier nachkarbonisiert nachdem er festgestellt hat, dass die Karbonisierung nicht ausreicht?

Wie hast du denn Karbonisiert? Das liest sich so, als wenn du die Nachgärung mit 4°C durchgeführt hast. Dann sollte klar sein, warum da kein CO2 mehr entstanden ist.
Und wo liegt der Sinn der Abkühlung von 20°C auf 4°C zwischen HG und NG? Dadurch entweicht dir im Zweifel einfach nur mehr CO2.
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
@flip: Die Nachgärung habe ich natürlich nicht bei 4°C durchgeführt, sondern bei 20°C. Der Sinn der Abkühlung ist die bessere und festere Ablagerung der Hefe am Boden des Gärfasses, um dann am Ende einfach ein etwas klareres Bier mit weniger Bodensatz zu haben.
@tommes: Es handelt sich um Bügelflaschen, ich könnte die also ohne Probleme wieder aufmachen und die passende Zuckerlösung hinzugeben.
@tommes: Es handelt sich um Bügelflaschen, ich könnte die also ohne Probleme wieder aufmachen und die passende Zuckerlösung hinzugeben.
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Bügelflaschen machen es jetzt einfacher, ich würde da aber nicht dran rumfummeln, solange wenigstens etwas CO2 drin ist. Wenn du die aufmachst entweicht dir ja auch CO2, das müsstest du auch wieder ausgleichen, oder vor dem "Nachlegen" runterkühlen auf 2-4°, damit sich das jetzt enthaltene CO2 im Bier löst und dir nicht gleich abhaut.
Mein Vorschlag: 2 Wochen kalt legen, Trinken und draus lernen.
Prost, Thomas
Mein Vorschlag: 2 Wochen kalt legen, Trinken und draus lernen.
Prost, Thomas
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
@Thomas, ich glaube so werde ich es auch machen. Alles in allem schmeckt es ja trotzdem nicht schlecht 

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Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Wie geht Ihr vom Ablauf her vor? Mein erster Sud ( viewtopic.php?f=16&t=5457&view=unread#unread ) ist gestern in der Feuerwehr an die Zapfanlage gekommen und verköstigt worden. Dabei hatte ich anfangs massive Probleme die Zapfanlage richtig einzustellen und den Schaum unter Kontrolle zu bekommen. Da sind mal locker 3-4 Liter bei draufgegangen
Ist meine Vorgehensweise richtig?
1. Nachgärung vorbereiten
Nach Hauptgärung erforderliche Zucker/Speisemenge berechnen, vorlegen und Jungbier drauf.
Im meinem Fall für 20°C und 5,5 g/L CO2 = 8,73 g/L.
2. Nachgärung
Fass verschließen. Spundungsdruck berechnen und Spundapparat montieren:
Nachgärung bei 20°C und Spundapparat auf 2,35 bar einstellen.
3. Lagerung
Nach Abschluss der Nachgärung wird Fass bei 7°C für 7 Wochen gelagert. Hierzu meine ersten Frage:
a) Wird der Druck im Fass sinken? Womöglich auf den Druck nach Berechnung für 7°C, also 1,21 bar?
b) Muss die Einstellung des Spundapparates auf 1,21 bar korrigiert werden oder bleibt der Apparat für die komplette Lagerung auf den Einstellungen der Nachgärung?
4. Zapfen
Ich hole das Fass aus der Kühlung und schließe es an die Zapfanlage an und lasse es noch 1-2h ruhen. Wir haben eine mit Durchlauftrockenkühler und Kompensatorhahn. Auf welche Temperatur dieser regelt weiß ich leider nicht.
a) Wie hoch muss nun der Zapfdruck eingestellt werden? Für mich logisch wäre ein Druck von pzapf=pfass+pleitungsverlust. Den Leitungsverlust habe ich mit 0,2 bar angenommen. Das würde bei 7°C Biertemperatur 1,41 bar ergeben. Sicherheitshalber hab ich auf 1,5 bar aufgerundet, damit sich das CO2 nicht in der Leitung entbindet.
b) Muss der Druck im Laufe des Abends an die steigende Fasstemperatur angepasst werden? Sprich erhöht werden.
Nun dachte ich soweit alles richtig gemacht zu haben und wurde eines besseren belehrt. Es kam wirklich fast nur Schaum. Obwohl der Schaum wirklich der Knaller war. Sowas von stabil. Ich hätte ihn wohl als Bauschaum verwenden können.
Also, Fehleranalyse. Am Kompesatorhahn konnte man eun deutliches "Rattern" hören. So als wenn es dort zu Verwirbelungen kommt und diese zur übermäßigen Schaumproduktion führen.
Mein weiteres Vorgehen war dann:
4.1 Kompensatorhahn komplett schließen (Uhrzeigersinn, also Griff oben).
4.2 Zapfgriff komplett öffnen und dort halten.
4.3 Kompensatorhahn langsam öffnen und Bierfluss regulieren. Hierbei konnte ich wieder feststellen, dass das Rattern immer sporadisch und etappenweise auftrat. Vernünftiges Zapfen war aber nicht möglich. Außerdem schmeckte das Bier irgendwie schal.
4.4 Druck erhöhen auf 1,9 bar. Siehe da, es wurde besser. Aber immer noch sporadisches Rattern.
4.5 Ein Kamerad kam auf die Idee den Kompensatorhahn in die entgegengesetzte Endstellung zu drehen. Also Gegenuhrzeigersinn. Dort schließt der Hahn ebenfalls. Gleiche Vorgehensweise wie 4.1 bis 4.3. Wahnsinn, es funktionierte. Ich konnte in einem Zug durchzapfen und eine wundervolle Blume aufs Bier zaubern.

Ist meine Vorgehensweise richtig?
1. Nachgärung vorbereiten
Nach Hauptgärung erforderliche Zucker/Speisemenge berechnen, vorlegen und Jungbier drauf.
Im meinem Fall für 20°C und 5,5 g/L CO2 = 8,73 g/L.
2. Nachgärung
Fass verschließen. Spundungsdruck berechnen und Spundapparat montieren:
Nachgärung bei 20°C und Spundapparat auf 2,35 bar einstellen.
3. Lagerung
Nach Abschluss der Nachgärung wird Fass bei 7°C für 7 Wochen gelagert. Hierzu meine ersten Frage:
a) Wird der Druck im Fass sinken? Womöglich auf den Druck nach Berechnung für 7°C, also 1,21 bar?
b) Muss die Einstellung des Spundapparates auf 1,21 bar korrigiert werden oder bleibt der Apparat für die komplette Lagerung auf den Einstellungen der Nachgärung?
4. Zapfen
Ich hole das Fass aus der Kühlung und schließe es an die Zapfanlage an und lasse es noch 1-2h ruhen. Wir haben eine mit Durchlauftrockenkühler und Kompensatorhahn. Auf welche Temperatur dieser regelt weiß ich leider nicht.
a) Wie hoch muss nun der Zapfdruck eingestellt werden? Für mich logisch wäre ein Druck von pzapf=pfass+pleitungsverlust. Den Leitungsverlust habe ich mit 0,2 bar angenommen. Das würde bei 7°C Biertemperatur 1,41 bar ergeben. Sicherheitshalber hab ich auf 1,5 bar aufgerundet, damit sich das CO2 nicht in der Leitung entbindet.
b) Muss der Druck im Laufe des Abends an die steigende Fasstemperatur angepasst werden? Sprich erhöht werden.
Nun dachte ich soweit alles richtig gemacht zu haben und wurde eines besseren belehrt. Es kam wirklich fast nur Schaum. Obwohl der Schaum wirklich der Knaller war. Sowas von stabil. Ich hätte ihn wohl als Bauschaum verwenden können.
Also, Fehleranalyse. Am Kompesatorhahn konnte man eun deutliches "Rattern" hören. So als wenn es dort zu Verwirbelungen kommt und diese zur übermäßigen Schaumproduktion führen.
Mein weiteres Vorgehen war dann:
4.1 Kompensatorhahn komplett schließen (Uhrzeigersinn, also Griff oben).
4.2 Zapfgriff komplett öffnen und dort halten.
4.3 Kompensatorhahn langsam öffnen und Bierfluss regulieren. Hierbei konnte ich wieder feststellen, dass das Rattern immer sporadisch und etappenweise auftrat. Vernünftiges Zapfen war aber nicht möglich. Außerdem schmeckte das Bier irgendwie schal.
4.4 Druck erhöhen auf 1,9 bar. Siehe da, es wurde besser. Aber immer noch sporadisches Rattern.
4.5 Ein Kamerad kam auf die Idee den Kompensatorhahn in die entgegengesetzte Endstellung zu drehen. Also Gegenuhrzeigersinn. Dort schließt der Hahn ebenfalls. Gleiche Vorgehensweise wie 4.1 bis 4.3. Wahnsinn, es funktionierte. Ich konnte in einem Zug durchzapfen und eine wundervolle Blume aufs Bier zaubern.
Gruß, Daniel
Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
Re: Auswirkung Temperatur auf Karbonisierung
Hallo,
ich fang mal unten an:
Dein vorgehen beim anzapfen ist falsch, das hat du ja schon gemerkt. Wenn noch CO2 in der Bierleitung ist, sammelt es sich vor dem Kompensator und produziert schönen Schaum.
Daher erst mal Kompensator auf, bis das Bier schon läuft.
Zu 3.: Wenn die Nachgärung durch ist, und der Spunddruck richtig eingestellt ist, ändert sich der Druck wegen der Temperaturänderung, dabrauchst du keinen Spundapperat mehr.
Zum einstellen der Zapfanlage: wiki/doku.php/zapfanlange_im_gleichgewicht
Mfg Thomas
ich fang mal unten an:
Dein vorgehen beim anzapfen ist falsch, das hat du ja schon gemerkt. Wenn noch CO2 in der Bierleitung ist, sammelt es sich vor dem Kompensator und produziert schönen Schaum.

Daher erst mal Kompensator auf, bis das Bier schon läuft.
Zu 3.: Wenn die Nachgärung durch ist, und der Spunddruck richtig eingestellt ist, ändert sich der Druck wegen der Temperaturänderung, dabrauchst du keinen Spundapperat mehr.
Zum einstellen der Zapfanlage: wiki/doku.php/zapfanlange_im_gleichgewicht
Mfg Thomas