Eine interessante Infektion

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Bierwisch
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Eine interessante Infektion

#1

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Hobbybrauer,

im Sommer habe ich mit zwei Freunden in einer kleinen Vereinsbrauerei für unser Erntedankfest 250 Liter gebraut. Das Ergebnis hat mich überhaupt nicht überzeugt - das Bier war zwar trinkbar, schmeckte aber so völlig anders, als das gleiche Rezept auf meiner Anlage. Die Wasserwerte waren es nicht, es gab zwar ein paar Probleme, die sich aber nicht sooo gravierend auf den Geschmack ausgewirkt haben konnten...
Jetzt weiß ich, was passiert ist: ein 15l-Fass haben wir dem Besitzer der Anlage dagelassen und so stand es seitdem in seiner Kühlung, unsere Fässer nicht. Gestern waren wir mal wieder dort und haben das Bier verkostet. Es schmeckte um Welten besser, war blank und bis auf die fehlenden Hopfenaromen völlig i.O.

Unser letztes 30l-Keg, das ich vor ein paar Wochen mal testweise an die Zapfanlage geklemmt hatte, war deutlich nachgedunkelt und extrem trüb. Es war nicht sauer und hatte auch sonst keine hervorstechenden Aromen ausgebildet, es schmeckte einfach nur lasch und irgendwie unlecker. Die Karbonisierung war ok.

Was für einen Keim haben wir uns da eingefangen? Ich vermute mal, daß es beim Kühlen und Umschlauchen der Würze passiert ist, der Schlauch wurde zwar mit Wasser gespült, aber nicht desinfiziert...
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Hagen
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Re: Eine interessante Infektion

#2

Beitrag von Hagen »

Moin Torsten,

bis du sicher, dass es eine Infektion ist? Mangels Kühlung dürfte euer Bier deutlich schneller gealtert sein. Vielleicht einfach Alterungs- und Abbauprodukttöne? Ist immerhin ein halbes Jahr alt.
Besten Gruß

Hagen

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flip
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Re: Eine interessante Infektion

#3

Beitrag von flip »

Stimme Hagen zu.
Das Bier ist einfach nur abgelaufen.

Wenn ich mich recht entsinne, dann gilt für die normalen Vollbiere, dass sie länger halten, je kühler sie gelagert werden.
Das Ganze wird noch ein wenig vom Hopfen beeinflusst.

DIe dunkle Farbe war vermtlich schon Anfang an da, während das gekühlte Bier besser geklärt wurde.
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gulp
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Re: Eine interessante Infektion

#4

Beitrag von gulp »

Da tippe ich mal auf Sauerstoffeintrag. Oxidation lässt Biere auch nachdunkeln. Schmeckts in Richtung Pappdeckel?

Gruß
Peter
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Bierwisch
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Re: Eine interessante Infektion

#5

Beitrag von Bierwisch »

Hmm... Eigentlich weiß ich, wie meine Biere nach einem halben Jahr schmecken. Ich habe einiges an Kontrollflaschen, die auch nach einem Jahr ohne Kühlung noch gut trinkbar sind, weder trübe, noch so deutlich nachgedunkelt sind.
Allein die Trübung spricht gegen eure Einwände - das Bier hatte jede Zeit der Welt, sich nach dem Transport wieder zu beruhigen.

Der unangenehme Geschmackt und die Zufärbung waren auch schon nach vier Wochen zu warmer Lagerung da, das ganze hat sich nur noch mal deutlich verstärkt.

Ich schliesse mal normale Alterung oder Sauerstoff aus - das war es nicht.
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flip
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Re: Eine interessante Infektion

#6

Beitrag von flip »

:Waa

Verstehe ich jetzt nicht. Ihr habt ein Fass aus dem Sud weggegeben, welches mit dem selben Equipment abgefüllt wurde und das einfach nur gekühlt wurde.
Das andere Bier hat schon direkt nach der Abfüllung komisch geschmeckt - also nach vier Wochen und jetzt immer noch?
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Ladeberger
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Re: Eine interessante Infektion

#7

Beitrag von Ladeberger »

Eintrübungen durch Mikroorganismen sind sehr häufig. Das tritt bei so vielen auf, sowohl Fremdhefen als auch Bakterien, dass eine Auflistung garnicht lohnt. Da hilft nur eine Analyse. Trübung ist auch durch Oxidation möglich. Vielleicht ist beim gekühlten Bier der Kältetrub einfach vollständiger gefällt. Eine Zufärbung durch Mikroorganismen halte ich für extrem unwahrscheinlich, hab davon auch noch nie gehört. Oxidation, evtl. bei zusätzlicher Kontamination ist hier m.E. die mit Abstand schlüssigste These.

Gruß
Andy
BrauFuchs
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Re: Eine interessante Infektion

#8

Beitrag von BrauFuchs »

Bewegung und keine Kaltlagerung sorgen auch für ein Auftrüben von ungeklärten Bier.
Also bin der Meinung wie die ersten Redner. Ungekühltes Bier, welches nie in der Kaltreifung war, hat eben andere Stoffwechselprodukte entwickelt, als ein gut gekühltes.
Nicht umsonst kühlen Brauereien um den Gefriepunkt herum um möglich neutral und bekömmlich zu werden...
Das Bier ist wohl gealtert.

Aber da du das ja ausschließt, dann ist es eben wahrscheinlich, dass keime sich im kühlen Bier nicht breit machen und eben nur einige Gebinde betroffen sind durch mangelnde Reinigung, die im Spätherbst oder wann auch immer sich vermehrt haben und stoffwechsel betrieben haben.

Das ganze jetzt auf einen Bierschädling zu schieben ginge wohl zu weit. Vielleicht eine ungünstige Mischung aus mehreren Vertretern von Hefen und Co.

Gruß
Lukas
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