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Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 15:39
von Silvus
Hallo, ich hätte da eine Frage zur Qualität meines Brauwassers bzw. auch welche Biertypen mit diesem Wasser gehen und welche eher nicht.

Heuer im Winter wollte ich gemütlich in Wochenendhaus brauen. Ich habe dann davon Abstand genommen, weil nach dem Aufkochen des Brauwassers extrem viel Kalk aus dem Wasser ausgefallen ist. Bei 15 Litern war das ein richtig schönes weißes Häufchen am Boden des Kessels.

Hier die Wasserwerte laut Wasserversorger:
PH-Wert: 7,7
Gesamthärte 10,7 °dH
Carbonathärte: 9,4 °dH
Nitrat: 6,1 mg/l
Chlorid: 14,0 mg/l
Sulfat: 23,0 mg/l
Natrium: 11,0 mg/l
Kalium: 2,3 mg/l
Kalzium: 55,0 mg/l
Magnesium 13,0 mg/l
Pestizide: unter der Bestimmungsgrenze :thumbup

Laut Wasserrechner (maischeundmehr.de) komme ich auf eine Restalkalität von 6,8°dH
Komplizierte chemische Manipulationen zur Wasseraufbereitung möchte ich eigentlich nicht machen, da ich nur im Menge von ~ 20 l braue und ich noch mit allen anderen Anfängerfehlern genug zu kämpfen habe.

Also, was meint ihr: Kann man mit dem Wasser vernünftig brauen (wenn man’s kann), welche Biertypen sind für das spezielle Wasser gut geeignet und von wovon lasse ich besser gleich die Finger.

Als Beispiel: Für ein IPA (Gibt’s frischgeschrotet + Hopfen und Hefe im 5kg Sack bei meinem Wiener Rohstoffversorger) würde ich bei den oben genannten Werten so vorgehen:

15l Hauptguss, 4,5 Kg Malz + 500 g Sauermalz beim Einmaischen und dann den Sud kochen, Nachguss 13 l = ergibt Daumen mal Pi ~25 l Sud zum Hopfenkochen.

Wäre das OK?

Mein Wunschbier wäre geschmacklich so eine Mischung aus IPA und Märzen, süffig und herb - aber nicht zu bitter, mit dezenten(!) Früchte/Citrus – Aromen. Meine Ausrüstung lässt zwischen März und November wohl nur obergärige Biere zu, weil die Gärung im Temperaturbereich zwischen 15 und 25 °C stattfindet und die Temperaturschwankungen innerhalb eines Gärverlaufes auch entsprechen variieren.

Gruß aus Wien

Silvus

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:10
von OS-Schlingel
Hallo Silvus,
Nitrat und Magnesium sind für meinen Geschmack zu hoch!
Du könntest mit destilliertem Wasser verschneiten....

Einfachste Lösung wäre:

200 gr. Sauermalz
4 gr. CaSO4
4 gr. NaCl

Deine Bitterwerte, also IBU, fehlen hier.

Du kommst jetzt auf
-2,5 DH
5,7 PH
Sulfat und Chlorid ca. 100 mg/l


Mit 14 Liter dest. Wasser,100gr. Sauermalz,
5 gr. CaSO4 und 4 gr. NaCl bekommst Du...

-2,2DH
5,6 PH
Sulfat und Chlorid sind bei ca. 110 mg/L

Besser ist es, weniger Magnesium und Nitrat im Wasser zu haben...

Ggf. schau mal im Braumagazin nach den Wasserwerten Burton up on Trent


Gruß

Stephen

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:19
von Kobi
Hallo nach Wien von der Küste!

Ich finde das Wasser gar nicht so extrem, OK, ist halt kein destilliertes Wasser, aber m.E. kann man damit schon was machen.
Du hast nicht geschrieben, ob Du helles oder dunkles Malz nehmen willst. Wenn Du IPAs oder Märzen brauen willst, wird das vermutlich auf Wiener Malz (wie passend...) oder Pale Ale hinauslaufen?!? Dann würde ich auf jeden Fall den PH-Wert mit Milchsäure oder Sauermalz einstellen. Ich habe hier im Kieler Norden eine RA von 9,6 und arbeite mit Sauermalz, das klappt ganz gut.
Je dunkler Deine Malze, um so weniger brauchst Du Dir wohl Gedanken zu machen, aber etwas Sauermalz schadet sicher nicht.
Weizen könntest Du sogar ohne Behandlung brauen.

Viele Grüße
Andreas

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:23
von Boludo
Der Nitratwert ist absolut ok und auch das Magnesium könnte schlimmer sein.
Mit der richtigen Menge Milchsäure in Haupt-und Nachguss kannst du so ziemlich alles brauen.
Nur beim Pils wird´s vielleicht ein bißchen eng, könnte aber zur Not noch gehen.

Stefan

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:28
von Silvus
OS-Schlingel hat geschrieben: ...
Deine Bitterwerte, also IBU, fehlen hier.

Du kommst jetzt auf
-2,5 DH
5,7 PH
Sulfat und Chlorid ca. 100 mg/l


Mit 14 Liter dest. Wasser,100gr. Sauermalz,
5 gr. CaSO4 und 4 gr. NaCl bekommst Du...

-2,2DH
5,6 PH
Sulfat und Chlorid sind bei ca. 110 mg/L
...
Danke für die Hinweise!

- Da gibt's promt Folgefragen:

Ich verstehe leider nicht was die IBU -Werte mit der Wasserqualität zu tun haben. Werden die IBU - Werte nicht durch die Hopfengabe beeinflußt?

Wegen Sulfat und Chlorid ~110mG/l: Wie kömmt es zu dem Wert? Wegen der Zugabe von NaCl (einfach Speisesalz, nehm ich an) und CaSO4 (ist glaub ich Gips -kann ich da Gips aus dem Baumarkt nehmen?)

lG S

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:41
von Kobi
Silvus hat geschrieben: Danke für die Hinweise!

- Da gibt's promt Folgefragen:

Ich verstehe leider nicht was die IBU -Werte mit der Wasserqualität zu tun haben. Werden die IBU - Werte nicht durch die Hopfengabe beeinflußt?

Wegen Sulfat und Chlorid ~110mG/l: Wie kömmt es zu dem Wert? Wegen der Zugabe von NaCl (einfach Speisesalz, nehm ich an) und CaSO4 (ist glaub ich Gips -kann ich da Gips aus dem Baumarkt nehmen?)

lG S
Hopfenbetonte Biere können bei hohen Mg-Werten harscher schmecken. Hier http://braumagazin.de/article/von-der-w ... rauwasser/ ist das ganz gut erklärt. Wenn Du schon etwas in Dein Bier kippen willst, solltest Du auf jeden Fall etwas Lebensmitteltaugliches nehmen, beim Baumarkt habe ich da meine Zweifel...

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Donnerstag 23. März 2017, 16:49
von Ladeberger
Soll das so eine Art Hausbier werden, speziell abgestimmt auf dein Wasser? Dann wäre mein Thread hierzu noch interessant: viewtopic.php?f=4&t=10229
Ansonsten guck mal in die von Kobi verlinkte Tabelle rein.

Gruß
Andy

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Sonntag 26. März 2017, 23:41
von Silvus
Ladeberger hat geschrieben:Soll das so eine Art Hausbier werden, speziell abgestimmt auf dein Wasser? ...
Genau das ist es! DANKE

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Montag 27. März 2017, 07:46
von cicero85
Silvus hat geschrieben: CaSO4 (ist glaub ich Gips -kann ich da Gips aus dem Baumarkt nehmen?)
Der im Baumarkt könnte/wird ziemlich wahrscheinlich REA-Gips sein also aus der Rauchgas-Entschwefelung.
Und den will zumindest ich nicht in meinem Bier haben...

Kilian

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Montag 27. März 2017, 08:43
von s3b0
Tip:
Hopfen und mehr
Suchfunktion: Braugips

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Montag 27. März 2017, 12:31
von koenigsfeld
CaSO4 reinst bekommst Du normalerweise in jeder Apotheke. Ein paar Messerspitzen davon in das Brauwasser, umrühren und etwas warten.
Mit einem Bierheber von oben abziehen, den trüben Bodensatz, der sich nach etwa 15min abgesetzt hat, nicht vetwenden.

Das Aufsalzen macht gerade bei hartem oder sehr hartem Wasser durchaus Sinn. Eine Handvoll Sauermalz zusätzlich schadet nie.
Damit kann man der befürchteten Kratzigkeit von hopfenbetonten Bieren durchaus entgegenwirken.
Das Abkochen kann man sich mE dann getrost sparen, denn das ist unnötiger Energieverbrauch.

Grüsse Jürgen

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Montag 27. März 2017, 12:46
von Ladeberger
Ein "paar Messerspitzen" oder eine "Handvoll" sind Erfahrungswerte, die bei Dir aus langjähriger Erfahrung heraus funktionieren mögen, aber ich halte das nicht für übertragbar. Zudem ist für mich nicht nachvollziehbar, wie Calciumsulfat im Brauwasser etwas ausfällen sollte. Der Bodensatz ist vermutlich nichts weiter als ungelöstes Calciumsulfat.

Gruß
Andy

Re: Frage zum Brauwasser /Maßnahmen zur Verbesserung

Verfasst: Montag 27. März 2017, 12:50
von Boludo
koenigsfeld hat geschrieben:CaSO4 reinst bekommst Du normalerweise in jeder Apotheke. Ein paar Messerspitzen davon in das Brauwasser, umrühren und etwas warten.
Mit einem Bierheber von oben abziehen, den trüben Bodensatz, der sich nach etwa 15min abgesetzt hat, nicht vetwenden.
Calciumsufat löst sich in den gängigen Dosierungen im Wasser und bildet keinen Bodensatz. (Die Menge würde ich immer berechnen und abwiegen).
Was soll denn da Deiner Meinung nach als Bodensatz ausfallen?
Das macht chemisch keinen Sinn.
Wenn es einen Bodensatz gibt, dann hat man eine gesättigte Lösung hergestellt und der Bodensatz besteht aus zu viel Calciumsulfat, das sich nicht mehr gelöst hat. Dann hat man aber stolze 2g/Liter gelöst.
Dann lieber die Menge Sulfat, die man braucht berechnen und zugeben, die löst sich dann auch ohne Bodensatz.

Stefan, zu langsam