Vorgeplänkel: Nun, ich mag bekanntermaßen das Schlenkerla Rauchbier gar nicht aber nun so wirklich überhaupt nicht. Ok, ist ja auch wirklich ein Extrem, aber auch andere Rauchbiere, die ich so bisher getrunken habe, schmecken mir nicht. Immer zu trocken, wo nach meinem Dafürhalten wenigtens eine klitzekleine Restsüße solchen Bieren gut zu Gesichte stehen müssten. Vor kurzem habe ich dann – widerstrebend – das Aecht Schlenkerla Eiche Bier, genauer den Doppelbock eingepackt. Oak Smoke steht drauf und da dachte ich mir: Das ist ja mal ein anderer Rauchgeschmack als Buche.
Allgemeine Angaben: 8,0 Vol.-% Alk., Zutaten: Brauwasser, Gerstenmalz, (Hallertauer Aroma-) Hopfen. Der rel. hohe Alkoholgehalt lässt ein nicht ganz so süßes Bier erwarten, schau’n mer mal. Dann natürlich das unvermeidliche Geseihere von „Dem Reinheitsgebot entsprechend gebraut“…ächz.
Aussehen: Das Bier ist filtriert und weist einen Mahagonifarbton auf. Der Schaum ist ist praktisch nicht vorhanden und leicht bräunlich gefärbt. Zudem läuft das Bier auch etwas ölig und schwerfällig ins Glas…oha…
Geruch: Also, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, ich hatte etwas anderes erwartet. Die volle Rauchdröhnung, aber nicht Richtung Schinken, verbrannt oder aschig, sondern eher Richtung Teertampen, was nicht gut klingt, aber sehr, sehr gut kommt, das muss ich ja mal sagen. Ich bin baff und kann mich gar nicht satt riechen, so toll ist dieses Raucharoma, das absolut vorherrschend ist. Wenn man sich aber geduldet und länger dran herum schnüffelt, dann kommen langsam dezente Malz- und Hefenoten hinzu. Wahnsinnig komplex das Ganze, herrlich! Aber weiter geht’s zum Geschmack, wir sind ja hier nicht zum Spaß!

Geschmack: Wow! Als erstes, wer hätte es gedacht, Voluminösestes Raucharoma, aber wunderbar weich und gaumenschmeichelnd. Die Rezenz ist eher niedrig, passt aber zu einem Doppelbock. Obwohl wir hier einen Doppelbock vor uns haben, ist die Malzsüße recht zurückhaltend, sie gibt aber dem ganzen knorzig-holzig-herbem Raucharoma ein sehr passendes Vollmundigkeitsgefühl. Es folgt zudem sehr bald eine feine Hopfenbittere, die trotz des Rauches durchkommt. Diese Paarung von würzig-intensiver und irgendwie doch weicher Raucharoma- und Hopfenbittere ist phänomenal und schlicht genial! Der Mund-Rachenraum ist mit beidem sehr angenehm und ausgwogen recht lange beschäftigt, Klasse. Es verbleibt am Schluss eine schöne, feine Hopfenherbe. Insgesamt ein Aromen-Monument von einzigartiger Komplexität und Fülle, der Wahnsinn! Ich verneige mich tief vor solcher Braukunst, Chapeau!

Ganz am Ende machen sich die immerhin 8 volumösen Ethanole dann aber bemerkbar.
Fazit: Leute, was soll ich hier lang herumschnacken: Das ist enormes und ganz, ganz großes Kino! Dieser Doppelbock ist Braukunst vom allerfeinsten. Dass ausgerechnet ich das mal von einem Rauchbier sagen würde, hätte ich im Leben nicht gedacht, zeigt aber, dass es sich immer lohng, auch entgegen bestimmter Gepflogenheiten, die man so hegt, über den Tellerrand zu schauen und es doch mal zu wagen. Was verliert man schon? Schlimmstenfalls schüttet man es weg oder verschenkt es großzügig.

In diesem Fall aber ist es ein Meilenstein in meinem Biertrinkleben. Absolute und klare Empfehlung, wer dieses Bier nicht probiert, verpasst etwas ganz Großes.