gestern habe ich meinen frisch renovierten Braukeller eingeweiht und den Braumeister 50 (Plus) zum zweiten mal in Betrieb genommen.
Zu diesem Anlass habe ich auf vielfachen Wunsch aus dem Freundeskreis meinen ersten Sud nochmal gebraut, nach der alten Version des Amber/Copper IPA, ebenso das damalige Wasserprofil nochmal nachgestellt (jede Menge Gips, half way to Burton), allerdings als Hefe die BRY-97 genommen, da ich die Nottingham nicht wirklich mag und eine klitzekleine(?) Änderung ja sein muss...
Ich habe diese Hefe noch nie verwendet, aber von den Erfahrungsberichten her scheint die für mich sehr gut zu diesem Rezept zu passen.
Rezept und Brauprotokoll sowie präsenile Sehhilfe schon mal vorbereitet:
Bei der Schüttung bin ich auf Anschlag gegangen. 13 Kg Malz im BM 50, das ist laut Hersteller Speidel ja die Grenze.
55 Liter Hauptguss eingefüllt, aufgeheizt und eingemaischt.
Bei ca. 12,5 Kg habe ich aufgehört, da war das Malzrohr schon bedrohlich voll und um die oberste Schicht noch "nass" zu kriegen musste ich schon ordentlich mit dem Paddel nachhelfen.
Beim Einsetzen des oberen Siebes wurde das Malzbett dann auch schon leicht komprimiert. Sicherlich nicht mehr ganz ideal, aber es sollte ja auch ein Experiment sein. Ein Distanzrohr hat man da jedenfalls nicht mehr gebraucht...
Die befürchtete Kanal-/Fontänenbildung blieb aus; zur Sicherheit hatte ich aber den Deckel zusätzlich mit der Brüdenhaube beschwert.
1,4 mm (1 DVD) Walzenabstand mit der MattMill Klassik (und dem neuen Motor) scheint eine gute Einstellung und Kombination zu sein.
Das Malz war nicht konditioniert, aber ganz frisch 5 Minuten vor dem Einmaischen geschrotet.
Die Wasserberechnung hatte ich mit Brun'Water gemacht.
Münchner Leitungswasser, auf 55 Liter 25 g Gips, 13,8 ml HCl (37%), 2 ml H2SO4 (95%).
Don't do this at home.

(Nachguss: 8 Liter vorbereitet, 3,6 g Gips, 3,8 ml Milchsäure 80%)
Ziel pH in der Maische war 5,43.
Die Messung war (wie immer) spot-on, und hat inzwischen rein rituellen Charakter, ähnlich der Jodprobe:
Der Maischprozess verlief ohne Zwischenfälle; gegen Ende lief die Würze schön klar und war Jod-normal (Foto vergessen zu machen, aber wurscht):
Die Vorderwürze hatte 13,1˚P, nach dem Nachguss (habe nur 5 Liter gegeben, um keinesfalls weiter runterzuverdünnen) immerhin:
Und immer noch Jod-normal. Also wie erwartet keine besonders tolle Ausbeute, aber so richtig schlecht auch nicht wirklich.
Das Malzbett wurde also trotz der hohen Schüttung (und trotz des leichten Spaltes, durch den nicht ganz ebenen Boden meines BM) recht gut durchgespült und die Enzyme konnten überall wirken.
Temperaturschwankungen oder größere Soll/Ist Abweichungen gab es nicht.
Sehr praktisch: Der Flaschenzug. Zum Nachguss nur so weit herausgezogen, dass es gerade noch nicht plätschert, dann abtropfen lassen:
Der Rollwagen mit den 4 großen Doppelrollen hat sich auch bewährt. Da schwappt nix, das geht easy-peasy und der BM steht unter der Abzugshaube, wo die Brüden vollständig nach draußen befördert werden. Die Luftfeuchtigkeit im Raum ist während des Hopfen Kochens nicht mal auf 70% gestiegen.
Währenddessen Hefe rehydriert (etwas früh, wie sich zeigen sollte, aber aus einer Intuition heraus wenigstens 4 Päckchen genommen statt der berechneten drei...)
Die Würze mittels des Doppelmantels (Plus Modell) von 99 auf 78˚C zu kühlen ging bemerkenswert schnell, das hat nur 4 Minuten gedauert.
20 Minuten Nachisomerisierung waren eingeplant, und ich habe das korrekt eingeschätzt und vorher 15 Minuten gewartet.
War also eine Punktlandung, hätte besser nicht laufen können.
Jetzt begannen aber die Probleme, die meinen bis dahin perfekten Brautag dann auf 12 Stunden verlängern sollten.
Teilweise selber schuld, teilweise nicht so ganz.
Also:
Abpumpvorrichtung eingesetzt (dachte ich):
Aber komisch: Kommt nix raus.

Hab ich wohl beim Umrühren einen der Nöpfel weggekickt, dachte ich mir da, Pessimist, der ich manchmal bin. Jo, so hob' I ma denkt, und zu früh aufgegeben. Hätte mir eine Menge Arbeit erspart, da etwas positiver dranzugehen.
(Stimmte nämlich nicht, denn wie ich später herausfand, die waren noch brav an ihrem Platz, ich hatte nur nicht bedacht, wie schwierig es ist, selbige in der undurchsichtigen Würze zu finden.
Note to self: Nächstes mal unbedingt irgendwie markieren. Wichtiger Tipp. Sonst fischt man buchstäblich im Trüben.)
Also doch die Novax ausgepackt, prompt deren Pumpleistung und den Schlauchdurchmesser unterschätzt, Zeit sparen wollend wegen Nachisomerisierung keine Schelle angebracht, da nicht griffbereit und man möchte die Pumpe ja nochmal möglichst heiß durchspülen um sie zu desinfizieren.
Ergebnis: Ca. 2 Liter Würzeverlust. Gut dass der Fußboden aus Beton ist und in der Mitte einen Gully hat.

In der Wohnung hätte das hässliche Szenen zur Folge gehabt; so war das aber innerhalb von ein paar Minuten ungeschehen gemacht...
Nun zum Hauptproblem.
Die Kühlung mittels Doppelmantel.
Das kann man meines Erachtens einfach mal vergessen, das klappt nicht. Zumindest beim 50er nicht.
Von 100˚C auf 80˚C dauert es 4 Minuten. Sehr schön und praktisch, aber halt nur für diese eine Phase. Runterkühlen auf WP Temperatur.
Von 40˚C auf 20˚C dauert das ohne Pumpe nämlich stundenlang und verbraucht hektoliterweise Wasser.
Ich hatte keinen anderen Kühler greifbar, die Quick Connects für meinen Blichmann "Therminator" Plattenkühler sind noch irgendwo zwischen Shenzhen und Schanghai (schon mal von zölligen "GHT" Gewinden gehört? Ich bis vor Kurzem auch nicht... Steht für "Garden Hose Thread" und ist hierzulande schlicht nicht zu bekommen).
Also, keine Wahl, BM Pumpen an, und warten, warten, warten, während sich der bereits abgesetzte Trub wieder munter mit der Würze vermischt, schön püriert durch die Pumpen.
Die Hefe wird inzwischen ungeduldig und tut mir schon aufrichtig leid:
Nun ja, am Ende ging's dann zügig, bei 21˚C hab ich die Geduld verloren und umgepumpt, die restliche Kühlung auf 17,5˚C Anstelltemperatur hat dann das FTSs System am Ss Brewtech Chronical Fermenter übernommen.
Hätte ich vielleicht bei 40˚C schon machen sollen, aber genau der Bereich zwischen 30 und 40˚C ist halt die ideale Brutkammer für Fremdkeime.
Den Trub lasse ich ab, sobald die Gärung etwas nachlässt, dann wird eh nochmal ordentlich gestopft.
Wohl dem, der hier einen ZKG sein eigen nennt und (in weiser Vorraussicht) diesmal Irish Moss verwendet hat.
Ich habe von oben möglichst langsam "plätschern lassen", dann bei ca. 19˚C (Umgebungs- und inzwischen auch Hefetemperatur) die Hefe angestellt, auf 17,5˚C weiter gekühlt und dann nach 2 Stunden (nach gemütlichem Aufräumen, Putzen und ein paar meditativen Beruhigungsbieren) nochmal 60 Sekunden reines O2 aus der Flasche gegeben.
Eine halbe Stunde später kam der ersehnte erste "Blubb".
Die Würze schmeckt extrem gut, die Hopfenmischung ist genial, bin jetzt richtig gespannt auf das Bier.
Der BRY-97 gönne ich keine hohen Temperaturen, aber falls sie bei 18˚C (Gärtemperatur, nicht Umgebung) auch schon ein wenig Ananas Aroma produzieren sollte, wird das nicht schaden.
Die Stammwürze habe ich leicht verfehlt; statt der angepeilten 15,5˚P bin ich bei 14,8˚P gelandet. So what. Die IBUs passen trotzdem.
Noch ein paar Bilder:
Fazit:
Wird ein gutes Bier werden, auf das ich mich ganz besonders freue. Es war ungelogen so spannend wie beim ersten mal.

Den Rest optimieren wir noch.
Für die Abpumpvorrichtung wird künftig eine Markierung angebracht.
Schlauchschellen liegen künftig griffbereit.
Für schnelle Kühlung auf WP Temperatur ist der Doppelmantel der Plus Version optimal. Nachisomerisierung lässt sich recht genau berechnen, 4 Minuten sind realistisch. Gibt auch genau die richtige Menge an warmem Reinigungswasser, wenn man das Kühlwasser auffängt.
Darüberhinaus sollte man aber eine andere Kühlvorrichtung am Start haben.
Der nächste Sud kommt bald; der Starter für mein erstes UG ist noch in der Mache.
Dann klappt's auch mit der Pumpe. Wobei ich noch überlege, ob ich das nicht mit dem GF mache. Ist weniger schweißtreibend und da hab ich einen perfekt funktionierenden Kühler.