Hefe St.Austell brewery

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Bierwisch
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Hefe St.Austell brewery

#1

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Hobbybrauer,

aus Forschungsgründen habe ich mir gestern eine Flasche Proper Job der St.Austell Brewery genehmigt. Nichts aufregendes (vermutlich weil es nicht mehr ganz frisch war – BB 07/2015), aber die Hopfennase war ganz ansprechend.

Was mich aber völlig vom Stuhl gehauen hat, war die Klarheit des Bieres – trotz der Nachgärung in der Flasche blieb das Bier bis zum letzten Tropfen völlig blank. Selbst ein totfiltriertes Kaufbier sieht dagegen trüb aus! Der Heferest klebte wie Beton am Flaschenboden.

Hat jemand eine Ahnung, wie die das machen bzw. welche Hefe verwendet wird?

Gruß,
Bierwisch
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Schlupfer
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Re: Hefe St.Austell brewery

#2

Beitrag von Schlupfer »

Hi,

für ein mehr an Hopfennase musst Du aus Forschungsgründen mal das Big Job probieren :Wink

Zum Thema: Die Klarheit der Biere ist mir auch bei vielen anderen "Bottle Conditioned" - Bieren in UK aufgefallen. Mein Eindruck und meine Erklärung ist, daß sehr viel mit dem Klärmittel "Isinglass" (=Hausenblase) gearbeitet wird. Kann auch sein, dass einige Brauereien das Bier vor der Abfüllung sogar zusätzlich filtrieren / zentrifugieren und danach extra eine schnell sedimentierende Hefe zur Nachgärung in der Flasche zugeben.

Michael
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cyme
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Re: Hefe St.Austell brewery

#3

Beitrag von cyme »

Bierwisch hat geschrieben:Was mich aber völlig vom Stuhl gehauen hat, war die Klarheit des Bieres – trotz der Nachgärung in der Flasche blieb das Bier bis zum letzten Tropfen völlig blank. Selbst ein totfiltriertes Kaufbier sieht dagegen trüb aus! Der Heferest klebte wie Beton am Flaschenboden.
Falls du noch ein selbstgebrautes von Juli auf Vorrat hast, schau mal nach ob das nicht auch schon so klar geworden ist. Ich hab auch schon einige Biere so hinbekommen, dass die Hefe nur noch wie ein feiner Staubfilm auf dem Flaschenboden klebt. Nicht zu früh abfüllen, sonst wird der Bodensatz zu dick.
Hat jemand eine Ahnung, wie die das machen bzw. welche Hefe verwendet wird?
Die Kombination S-04 und Irish Moss hat mir immer ziemlich schnell klare Biere verschafft. Nachdem du aber bereits eine Flasche in Händen hältst, kannst du ja einfach die Hefe aus dem Proper Job weitervermehren und einen Sud damit anstellen.
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Bierjunge
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Re: Hefe St.Austell brewery

#4

Beitrag von Bierjunge »

Schlupfer hat geschrieben:HMein Eindruck und meine Erklärung ist, daß sehr viel mit dem Klärmittel "Isinglass" (=Hausenblase) gearbeitet wird.
Das kann sehr gut sein; Ähnliches ist mir auch schon bei meinen Gelatine-Experimenten aufgefallen. Damit schafft man es wirklich, die Hefe fest auf den Flaschenboden zu kleben...

Moritz
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Schlupfer
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Re: Hefe St.Austell brewery

#5

Beitrag von Schlupfer »

Habe mal in der Fotokiste gewühlt. So sieht Isinglass am Stück aus...und es riecht wirklich nach Fisch.
Isinglass oder die Schwimmblase vom Fisch.
Isinglass oder die Schwimmblase vom Fisch.
Isinglass.jpg (72.6 KiB) 3065 mal betrachtet
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Bierwisch
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Re: Hefe St.Austell brewery

#6

Beitrag von Bierwisch »

Nein, Isinglass fällt aus. Auf ihrer Seite schreibt St.Austell, daß sie für ihre Flaschenbiere keinerlei tierische Zusatzstoffe verwenden und das Bier daher vegan ist.
Der Klügere kippt nach!
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Schlupfer
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Re: Hefe St.Austell brewery

#7

Beitrag von Schlupfer »

Ah, okay. Das schreiben sie auf Ihrer Website. Zitat:

"... Bottled beers are suitable for Vegetarians.

St Austell cask ales, in line with the vast majority of other cask ales produced in the UK, are clarified by the addition of isinglass finings to the beer in the cask. As isinglass finings are derived from fish collagen, cask ales are not suitable for vegans or vegetarians.

All our bottled, canned (Tribute 500ml and Korev 330ml) and kegged beers are clarified by filtration, therefore they do not contain any added isinglass finings. St Austell bottled, canned and kegged beers may therefore be consumed by vegetarians and vegans. No other animal derived ingredients or process aids are used in the production of St Austell Brewery beers."


Also Isinglass für Cask (Fass)bier, dagegen Filtration für Keg (Fass)bier und Flaschenbier, weshalb das Keg- und Flaschenbier für Veganer geeignet ist.

Michael
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Bierjunge
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Re: Hefe St.Austell brewery

#8

Beitrag von Bierjunge »

Wenn alle Flaschenbiere angeblich filtriert sind, dann frag ich mich, woher das von Bierwisch beobachte Depot in der Flasche herkommt. Irgendwas passt da noch nicht zusammen.

Moritz
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Schlupfer
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Re: Hefe St.Austell brewery

#9

Beitrag von Schlupfer »

Die filtrieren und setzen dann Hefe fürs "bottle conditioning" zu und füllen ab. Da sie auch Lagerbier machen, ist es gut möglich das sie UG-Hefe auch für OG-Biere nehmen.
So bekommt man blanke Biere mit minimalem Bodensatz.

Michael
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flying
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Re: Hefe St.Austell brewery

#10

Beitrag von flying »

Eine englische Hefe die wirklich extrem gut und fest sedimentiert ist die WLP 002 (Fullers). Hausenblase ist das traditionelle Schönungsmittel Nr. 1 für Bier. Es eignet sich besonders für die Klärung im Kaltbereich. Dabei ist es extrem wichtig wie die Fischblase aufbereitet wird. Die darf nicht zerschnitten, sondern muss gezupft werden..? Oder man nimmt gleich Erbslöh Hausenpaste in Kombination mit saurem Kieselgel. Damit fängt man dann alle polaren Stoffe raus.
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Re: Hefe St.Austell brewery

#11

Beitrag von Boludo »

Wie kleben die denn ihre Etiketten auf die Flasche?
Der Grund, warum Veganer angeblich kein Flaschenbier trinken ist, dass der Kaseinleim des Etiketts aus Milch gemacht wird.

Stefan
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flying
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Re: Hefe St.Austell brewery

#12

Beitrag von flying »

Jetzt aber bitte mal kein Veganer- Bashing. Der Kleber für veganes Bier wird selbstverständlich aus Kuhblumen gemacht... :Greets
Held im Schaumgelock

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Re: Hefe St.Austell brewery

#13

Beitrag von Uwe12 »

Zum Fischleim/Isinglass: ich habe das erst einmal benutzt (vinoferm Fischleim) bei einem stark hefetrüben Bier im NC (Mauribrew Lager, hat nur sehr schlecht sedimentiert).

Die Substanz war aber sehr schlecht zu verarbeiten, oder ich habe was falsch gemacht.
Damit es nicht verdirbt ist es bei meinen anderen Sachen in der Zapfkühltruhe um 4°C gelagert.
Will man was vom Fischleim aus der Flasche "gießen", bekommt man keine Flüssigkeit raus, eher so einen "schnittfesten" Blob, wenn man die Flasche zusammendrückt. :Wink
Ich habe versucht, diese Paste in etwas Jungbier aufzurühren, es gab dann aber nur etwas feiner verteilte "Klümpchen".
Trotzdem hat schon dieser liederlich zubereitete Zusatz ganz gut funktioniert!

Hat sonst schon mal jemand mit Isinglass gearbeitet? Ist das bei Euch eher flüssig oder auch eher puddingartig?
Wird es vielleicht flüssiger, wenn man es längere Zeit warm stehen läßt? Einfaches Erwärmen in den Händen (also nur kurze Zeit) brachte nichts.
Ich meine mich daran zu erinnern, daß es "flüssiger" war, als ich es geliefert bekommen hatte (da war es Sommer, der Paketinhalt also "warm").
Der "Duft" der Substanz ist eher "gewöhnungsbedürftig" nach Ammoniak - liegt aber vielleicht an diesem Präparat von vinoferm.
Bei nur 2-5ml auf 10ltr dürfte das den pH aber wenig verändern - wenn überhaupt. :Smile

Geschmacklich habe ich nichts vom Fischleim gemerkt - außer von seiner Wirkung, daß die Hefetrübung im Bier deutlich verringert wurde (was ja gewollt war).


...zur Hefe: ich hatte mal eine Beipackhefe zu einem Woodforde's Bierkit, die hat derart heftig sedimentiert: eine gelartige Schicht am Boden des Gärfasses, darüber praktisch klares Bier.
Die Nachgärung damals hat um 8 Wochen gedauert, weil ich vergessen habe, etwas vom Geläger zum Jungbier ins NC zu geben.

Uwe
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Schlupfer
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Re: Hefe St.Austell brewery

#14

Beitrag von Schlupfer »

Einen gebrauchsfertigen Ansatz mit Isinglass herzustellen scheint nicht so einfach zu sein und ist offensichtlich abhängig von der Produktform.

http://www.practicalbrewing.co.uk/main/ ... page5.html

Michael
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Hieronymus
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Re: Hefe St.Austell brewery

#15

Beitrag von Hieronymus »

Bierjunge hat geschrieben:Wenn alle Flaschenbiere angeblich filtriert sind, dann frag ich mich, woher das von Bierwisch beobachte Depot in der Flasche herkommt. Irgendwas passt da noch nicht zusammen.

Moritz

Handelt es sich überhaupt um Hefe? Oder kann es nicht einfach Kalttrub sein?

Wenn die das Bier bei, sagen wir, 14 °C filtern und es dann bei, sagen wir, 7 °C oder tiefer wochenlang lagern, fällt höchst wahrscheinlich noch irgendeine Proteinpampe aus.
Man müsste einfach mal testen, ob da überhaupt irgendwas Lebendiges drin ist. Ich glaube es nicht.

Heinrich
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