wie in meiner Vorstellung angekündigt, konnte ich während meines letzten Brautages einige Fotos schießen und eine Braudoku zusammenstellen. Es war mein 26. Brautag und eine Abwandlung von Alt-Phex 7-Korn-Landbier in aufsteigender Infusion stand auf dem Plan. Ich hatte einige Tage zuvor eine interessante 5-Korn Mischung zu Gesicht bekommen. Da bot sich das genannte Rezept hervorragend an. Leider war im Laden nur noch eine Tüte vorrätig, so dass ich auf eine 6-Korn-Mischung mit Reisflocken umsteigen musste. Das sollte den Erfolg jedoch nicht schmälern. Letztendlich habe ich mich, aufgrund der aktuellen Temperaturen und um meine neue Tauchpumpe einzuweihen, für eine untergärige Hefe entschieden. Es ist mein vierter Sud mit meiner derzeitigen Ausrüstung. Lediglich der Thermoport konnte wegen einer verlorenen Dichtung im passenden Auslaufhahn nicht eingesetzt werden. So musste ich auf das altbewährte Prinzip der Läuterhexe im Gärbottich zurückgreifen. Ging auch, fühlte sich aber mittlerweile irgendwie falsch an

Rezept:
Geplante STW: 11° Plato
Ausschlagmenge: 23l
IBU: 33
Schüttung:
Pilsener Malz: 2,3 kg
Wiener Malz: 1 kg
CaraHell: 0,23 kg
Mehrkorn-Mischung: 0,875 kg
Maischplan:
Einmaischen 55°C
1. Rast: 55°C für 10 min
2. Rast: 64°C für 50 min
3. Rast: 72°C für 20 min
Abmaischen bei 75°C
Kochen: 90 min
VWH: Spalter Select 3,9 % 40 g
10 min: Spalter Select 3,9 % 60 g + 5g Irish Moss + Hefenahrung
Hefe:
Imperial Yeast L17 Harvest in 2. Führung, angestellt und vergoren bei 11°C
Nun zu den Bildern:
Die Aufstellung. Eine Mühle habe ich bisher nicht, da mir andere Investitionen wichtiger waren und man bei den meisten Shops auch Kleinstmnge geschrotet kaufen kann.
Wasser aufheizen, Leipziger Rohrperle unbehandelt
Einmaischen
Die Maische riecht schonmal hervorragend
In den Läutereimer umschöpfen
Vorderwürzehopfung
Die Würze läuft wie geplant. Die Nachgüssen werden per Schöpf- und Siebkelle manuell aufgebracht.
Pfannevoll
Das wallendende Kochen ist mit der neuen Hendiplatte erstaunlich schnell erreicht.
Zuerst wird mit 12°C kaltem Wasser auf ca. 25°C runtergekühlt.
Hier ein Bild meines professionellen Wasserhahnadapters
Nach dem Runterkühlen mit Leitungswasser wurde auf die Tauchpumpe umgesteckt, die in einem Bottich mit 2°C kaltem Wasser stand. Nachdem der Stecker eingesteckt war, brummte die Pumpe ruhig vor sich hin und förderte das Wasser im Kreis. Die Konstruktion funktioniert gut. Leider reichten mein kaltes Wasser und die 2 kg Eiswürfel nur bis 12,5°C, so dass die geplante Anstelltemperatur erst im Gärkühlschrank erreicht werden konnte.
Umfüllen in den Gärbottich. Ich hatte mich erstmals für die Verwendung von 2 Hopfenfiltern entschieden, da sie sich doch recht schnell zusetzen. Mittlerweile nutze ich nur noch einen und drehe in der kalten Würze einen Whirlpool an. So enthalten nur die letzten Liter einen relevanten Trubanteil. Alle Gegenstände, die mit der kalten Würze in Berührung kamen, wurden vorher in dem Topf auf dem Herd abgekocht.
Letztlich landete alles im Gärkühlschrank im Keller und gärte für 1 Wochen bei 11°C und anschließend wurde die Temperatur schrittweise auf 14°C gehoben. Kühlschrank und Gärbottich sind leider nicht perfekt aufeinander abgestimmt. Deshalb muss ich mit semiprofessionellen Mitteln den Bottich so ausrichten, dass die Tür schließt… Ich hatte zum ersten Mal Irish Moss benutzt und natürlich die auf der Packung angegebene Menge benutzt. Als sich das Gärverhalten als schleppend erwies, fand ich im Forum heraus, dass das wohl etwas überdosiert war. Nach anfänglicher Panik, ließ ich dann doch alles, wie es war. Trotz des Schleimteppichs auf der Oberfläche, vergärte die Imperial Yeast Harvest die 11,3°Brix auf 5,4 Brix, woraus sich - je nach Formel - ein Alkoholgehalt von 4,6 bis 4,8% ergab. Abgefüllt wurde in Flaschen und Traubenzucker karbonisiert. Ich gehe also von einem finalen Alkoholgehalt von ca. 5,1% aus.
Und hier der Mühe Lohn. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Optisch durch die tolle Klärung schonmal der Hammer, lässt der Schaum doch zu wünschen übrig. Der ist eher grobporig und fällt schnell in sich zusammen. Hätte ich bei dem hohen Proteinanteil eher anders erwartet. Wahrscheinlich ist es der hohe Fettgehalt der Rohfrucht, der dem Schaum entgegenwirkt.
Aroma: Eher zurückhaltend, typisch für ein helles Lager, jedoch mit einer schönen Kombination aus Hopfen, Hefe und Getreide. Der Augustiner Hefestamm ist klar herauszuriechen. Der getreidige Charakter weckt Müsli-Assoziationen und der Spalter Select fügt sich mit einer blumigen Note perfekt ein.
Geschmack: Das Bier hat einen mittelschlanken Körper und eine prickelnde Karbonisierung, welche sich mit dem weichen Mundgefühl die Waage hält. Es folgen kernig-getreidige Noten, ein leichte Süße, die von einer angenehmen Herbe angelöst werden. Entfernt ist beim ersten Schluck eine Schwefelnote zu vernehmen, die mir sehr gut gefällt. Insgesamt super erfrischend und ein tolles helles Lagerbier für den Sommer, in dem es trotz seiner Leichtheit viel zu entdecken gibt. Für mich mein bestes UG bisher. Ich denke, das direkte Runterkühlen auf Anstelltemperatur, hat bei mir einen großen Unterschied gemacht. Vorher musste meine Würze immer von ca 18°C im Kühlschrank über Nacht runterkühlen und hatten meist wahrnehmbare Fehlgeschmäcker, meist in eine fruchtige Richtung. Selbst das vorher gebraute Münchner Dunkel mit der selben Hefe hatte anfangs eine gewisse Uhu-Note, die sich glücklicher Weise wieder ausgelagert hat. Davon war in diesem Bier nichts zu spüren. Auch der anschließend gebraute und direkt auf Anstelltemperatur gekühlte Maibock ist viel cleaner als meine vorherigen Varianten. Da ich vorher allerdings nicht allzu viele UG gebraut habe, ist das natürlich alles nicht repräsentativ, aber mit dem Trend bin ich durchaus zufrieden

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen der Doku. Danke nochmal an Alt-Phex für das Rezept.
Beste Grüße,
Yannik