kennt ihr das? Ihr schiebt irgendwelche Rezepte vor euch her - auf die ihr eigentlich total Bock habt - aber dann doch wegen der langen Lagerzeit ein schnelles Weizen oder Pale Ale vorzieht?

Naja, so ging es mir in den letzten Monaten. Ich wollte seit langem mal wieder einen Belgier brauen und habe es vor mir hergeschoben. Wahrscheinlich wäre das Bier inzwischen längst fertig gereift, aber nunja.. Jetzt ist es endlich soweit

Gebraut wurde das Dubbel Rezept "Belga Belga 6" von Muldengold. Aber viel möchte ich gar nicht erzählen und fange direkt mit der Fotoshow an. Die Präsentation via Mosaikbilder habe ich von London Rain geklaut.

Als erstes habe ich die Belgian Abbey 2 auf NaCl gezogen und mit dem Rest einen ~ 1,3l Starter angesetzt. 2 Tage vorher, damit ich den Starter noch dekantieren kann.
Am Vorabend wurde dann das Malz gemahlen und auch die Cornflakes zur Schüttung gegeben.
Das ist der aktuelle Stand meiner Brauecke. Die Brüdenhaube mit Abscheider und Venturiabsaugung sind noch in der Prototyp-Phase. Der Tisch wird auch noch umgebaut (vielleicht sogar ausgetauscht). Ich bin mir noch nicht sicher was ich ändern möchte, aber alles der Reihe nach.
Hier mal eine Übersicht aller Zutaten, die im Rezept verwendet werden. Treu nach dem Motto "Support your locals" habe ich beim örtlichen Bio Naturkost Produzenten gekauft. Mal sehen, ob man das später herausschmeckt

Ich Depp habe übrigens versehentlich den Mittelfrüh als Dolden bestellt und musste nun etwas improvisieren. +10% mehr laut Forum sollten eingeplant werden. Ich bin gespannt - habe noch nie mit richtigen Dolden gebraut. Aber so lernt man ja dazu

Gleichzeitig musste das Wasser zunächst entsalzt werden, damit es anschließend durchs Aufsalzen meine angestrebten Zielwerte erreicht. Der Tipp hier aus dem Forum mit den Glas Murmeln ist super und spart Geld.
Bei 61°C wird eingemaischt. Nach 10-15 Minuten erfolgte dann der pH Test via Streifen. Für mich sieht das gut aus, daher habe ich auf Milchsäure verzichtet.
Anschließend wird abgemaischt. Ihr seht, bei mir ist nur wenig automatisiert, da ich die "Handarbeit" noch sehr schätze.
Das Reinigen der Pfanne funktioniert in der großen Spüle super und kann ich nur jedem, der Platz dafür hat, ans Herz legen.
Auch meine Läutervorrichtung ist noch sehr provisorisch. Wenn das nicht immer so schwer und gefährlich wäre, würde ich es nie ändern, aber es wird wohl in Kürze einem Läutergrant mit China-Pumpe weichen.
Übrigens ein Traum, wenn diese Farbe der Vorderwürze in die Pfanne läuft. Ich habe direkt mal ein Schluck probiert

Auch hier wieder ein Bestandteil des Läuterprozesses, welchen ich seit dem ersten Sud nie geändert habe. Die provisorische Flasche zur Verteilung des Anschwänzwassers. Funktioniert ohne Probleme und wühlt nichts auf. Vielleicht ändere ich es mal ab, aber noch steht es ganz hinten auf der Liste.
Kurz vor Pfannevoll, läutere ich immer in ein anders Gefäß. Auf der letzten HBCON hat die Jury gesagt, dass ich meinen Läuterprozess gegen Ende verbessern kann, da ich wohl früher die Spelzen zu sehr ausgelaugt hatte. Seitdem spindel ich das Glattwasser gegen Ende kontinuierlich und höre <3 °P auf zu läutern.
Ich hacke (schneide) den Treber auch regelmäßig ein, auch wenn es keine Läuterprobleme gibt. Bin ich bislang immer gut mit gefahren.
Bislang habe ich die Starter entweder ganz reingegeben oder ganz dekantiert. Beides hat bisher super Biere erzeugt. Neulich habe ich aber von Jens (DerDerDasBierBraut) aufgeschnappt, dass er einen Mittelweg geht, indem er beim Läutern etwas Würze entnimmt, diese kocht und sie mit dem halb-dekantierten Starter anstellt, während die Würze parallel noch in der Pfanne kocht. Das wollte ich einmal ausprobieren und habe 16°P Vorderwürze entnommen, diese auf ~15°P verdünnt, 30min gekocht und angestellt.
Beim Kochen wurden dann der Saazer, der Mittelfrüh, sowie Koriander und Rohrzucker hinzugegeben. Außerdem kam eine Prise Hefenährsalz dazu.
Am Ende wird die Würze dann heruntergekühlt und alles desinfiziert. Hier entnehme ich dann auch die Probe für die 20°C Spindel. Bis hierhin wurde alles mit der 70° Spindel gemessen.
Erstmal die Hände desinfizieren. Dann wird die inzwischen 25°C warme Würze mit einem Bierheber in den Gäreimer gehoben. Dazu verwende ich an beiden Enden ein Mikrofilamentfilter. Aber ich bin ehrlich: Ich weiß nicht was ich von dieser Methode halten soll. Bislang habe ich überwiegend den Whirlpool gemacht und dann erst im Gäreimer oder über Nacht gekühlt. Das mag qualitativ nicht die beste Methode sein, aber mit dem "in der Pfanne kühlen" stehe ich immer irgendwie auf Kriegsfuß. Die Filter sitzen ständig dicht, da sich der Kühltrub dort verdichtet und dann läuft nichts mehr. Erst wenn ich den Filter schüttel, läufts wieder aber der Kühltrub rutscht dann wieder durch. Das passiert auf beiden Seiten, also in beiden Filtern. Beim einen saugt er dann nicht mehr an und auf der anderen Seite läuft es dann nicht mehr durch.
Geht euch das auch so? Wie kann man das verbessern? Danke schon mal
Die Dolden haben übrigens gar nicht so gestört, wie ich anfangs angenommen hatte.
Am Ende ist die Arbeit erledigt und es konnte direkt angestellt werden. Der Starter hat nach 2-3 Stunden auf dem Rührer schon Gäranzeichen gehabt. Fazit zur Starter-Methode: Der Aufwand war etwas höher durch das Kochen und die Vorbereitung - aber mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Die Würze war bereits 3-4 Stunden nach dem Anstellen angekommen und nach 8 Stunden blubberte es schon wie verrückt. Ich hab noch keine Erfahrung mit der Belgian Abbey 2, aber so schnell (bzw. schneller) war bisher nur eine Kveik bei mir.
Das Ganze wird nach der Gärung abgefüllt und kommt für 8 Monate in den Reifeschrank. Ich kanns jetzt schon kaum erwarten

Danke fürs Lesen und euer Interesse. Ich hoffe es hat euch gefallen.
