Hopfenaroma

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williams.rorvik
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Hopfenaroma

#1

Beitrag von williams.rorvik »

Hallo Brauergemeinde

Am Wochenende habe ich mich mal mit dem Hopfenaroma-Rad auf der Website von Barth Haas befasst. Was mich etwas stutzig machte: Die beschriebenen Aromaprofile sind oftmals anders als die Aromen, die auf anderen Webseiten beschrieben werden. Beispiel: Perle. Dieser Hopfen wird auch hier im Forum immer mit ausgeprägten Orangen-Aromen in Verbindung gebracht, bei Barth Haas jedoch sind die Key Flavors Lauch, Sellerie, Chili und Majoran, aber nichts von Orange. Bei anderen Hopfenarten entdecke ich teils ähnliche „Diskrepanzen“. Wie passt das zusammen und wie verlässlich sind dann solche Aromen-Beschreibungen?

Auch wird z.B. Herkules hier im Forum fast ausschliesslich für die Bitterung verwendet, was ich so bis jetzt gelesen habe. Wenn ich aber bei besagtem Aroma-Rad schaue, dann hat dieser Hopfen doch sehr ausgeprägte Aromen, die sich meiner Ansicht nach doch auch gerade für sehr späte Aromagaben (oder zum Stopfen?) besser eignen würden. Wird hier nicht „Potential“ verschenkt?

Gruss
Frank
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Ladeberger
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Re: Hopfenaroma

#2

Beitrag von Ladeberger »

Hallo Frank,

es handelt sich eben um ein Naturprodukt, das erheblichen Schwankungen von Charge zu Charge unterliegt. Jahrgang, Klon, Makro- und Mikroklima, Erntezeitpunkt, Düngung, Weiterverarbeitung, konkreter Einsatz beim Brauen (Vorderwürzehopfung, mittlere/späte Gabe, Whirlpool, Stopfen, wann/wie lange, welche Temperatur, usw.). Die Einflussfaktoren sind schon beim Rohstoff schier endlos und an der Stelle haben wir noch nicht über die persönliche Dispositon des Verkosters gesprochen.

Mehr als Tendenzen, Anekdoten und breite Aroma-Deskriptoren in der Art von "tropisch", "kräuterig" & Co.und bleiben bei den meisten Hopfensorten nicht übrig. Natürlich gibt es Ausnahmen mit derart speziellem und/oder chargenübergreifend stabilen Aroma, dass man sie präziser als andere Sorten beschreiben und einsetzen kann.

Ein Orangenaroma bei Perle würde ich nicht dazuzählen. Den Verkostern bei Barth-Haas ist es offensichtlich nicht aufgefallen. Bei Hopsteiner wird ebenfalls von "Tee, würzig, grüne Früchte, Pfeffer" berichtet; Zitrus wird mit iner Intensität von nur 1 von 5 bonitiert. Aber Tatsache: Die Forensuche liefert Ergebnisse in dieser Richtung. Dass es "immer" so beschrieben wird und "ausgeprägt" sein soll, sehe ich weder im Forum, noch in sonstiger Literatur.

Beim Herkules gibt es im Forum durchaus Berichte zum Einsatz als Aroma- und Stopfhopfen, mitunter von mir. Im Allgemeinen empfehle ich, sich weniger auf Aromabschreibungen im Netz zu verlassen, sondern die Tüte aufzumachen und die Nase reinzuhalten.

Gruß
Andy
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DerDerDasBierBraut
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Re: Hopfenaroma

#3

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Manchmal spielt auch der Zeitpunkt eine Rolle, an dem die Aromen bewertet wurden.
Manche Händler geben die bei der Bonitierung festgestellten Aromen an. Also die Aromen, die in der (idealer Weise) frisch geernteten Dolde zu finden sind. Andere Händler geben die Aromen an, die der Hopfen beim Kochen (Heißbereich) abgibt. Das sind nicht immer die gleichen Aromen wie bei der Bonitierung. Inzwischen geben einige wenige Händler zusätzlich die primären Aromen beim Stopfen (Kaltbereich) an.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
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Viele Grüße
Jens
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afri
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Re: Hopfenaroma

#4

Beitrag von afri »

Das ist alles ziemlich subjektiv, ohne Frage. Perle würde ich jederzeit als "lila" bezeichnen, aber das wird bei jedem eine andere Assoziation auslösen, von daher wenig wert. Lauch oder Majoran würde ich jetzt nicht gerade mit Perle verbinden wollen, eher Blume, Blüte, Frühling.

Auch ich habe bereits ausdrückliche Bitterhopfen zur Aromagabe zweckentfremdet, mit eigentlich durchweg guten Ergebnissen. Einfach mal machen, was einem ein Aromarad so alles vorschreibt, muss man selbst nicht so unterschreiben. Eindrücke sind solche, manchmal haben zwei Menschen die gleichen Begriffe für etwas, aber nicht oft. Daher kommen die verschiedenen Beschreibungen der Aromen.

Bei den amerikanischen C-Hopfen sind sich viele einig, daher rührt die vielfach zu lesende Phrase mit C-Hopfen, aber bei den anderen kommt es halt darauf an, wer was wann verkostet. Leider hilft hier nur: probieren.
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
williams.rorvik
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Re: Hopfenaroma

#5

Beitrag von williams.rorvik »

Vielen Dank für Eure Ausführungen!

Gruss
Frank
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