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Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 17:39
von trinity2906
Moin,

immer mehr Brauereien geben "Kennzahlen" auf ihren Flaschen / Dosen aus. So wird nicht nur ABV ausgegeben, sondern IBU findet sich auch immer häufiger, aber auch EBC und eben die Stammwürze. Dies ist denke ich dem steigenden Interesse an Craftbeer, selber brauen und mal ein anderes Bier trinken wollen, geschuldet. Erfreulicherweise geht die Tendenz weg vom reinen Industriebier, was jedem schmecken soll und es gibt mehr Brauereien, die sich auf das Produkt selber fokussieren. Für den "Kenner" sind diese Zahlen dann natürlich hilfreich, ABV hoch knallt mehr, IBU hoch wird bitterer / hopfiger sein, EBC hoch ist dann dunkel, aber was sagt die Stammwürze genau aus?

Mir ist schon klar, dass die Stammwürze die Menge der gelösten Inhaltsstoffe aus dem Mal angibt. Also eine Kombination aus vergärbaren Zuckern und unvergärbaren Zuckern und einigen weiteren Bestandteilen. Sagt mir die Zahl in Plato dann nur etwas über die "Malzigkeit" des Bieres? Eine hohe Zahl hat eben mehr Inhaltsstoffe des Malzes im Wasser gelöst, aber ob die im Brauprozess auch größtenteils vergoren wurden und das Bier einen hohen Alkoholgehalt hat, oder ob es eher sehr schwach, aber dafür süss ist, kann man doch nicht sagen, oder? Wenn man selber braut, kennt man auch beispielsweise den Restextrakt und kann eine bessere Aussage treffen. Und die Biersteuer wird auch kein Käufer nachrechnen wollen :Bigsmile

Je höher die Stammwürze desto... ?

Grüße Daniel

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 18:36
von Sebasstian
aber ob die im Brauprozess auch größtenteils vergoren wurden und das Bier einen hohen Alkoholgehalt hat, oder ob es eher sehr schwach, aber dafür süss ist, kann man doch nicht sagen, oder?
In der Kombination aus Stammwürze und ABV kann man über den Vergärungsgrad schon was aussagen.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 19:55
von qwe
Wie schon Sebastian schreibt: gehts vor allem um das Verhältnis ABV und Stammwürze. Bspw niedrige Stammwürze bei hohem Alkoholgehalt deutet auf trockeneres Bier hin.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 22:52
von afri
Stammwürze allein hat keinen besonderen Aussagewert, aber sobald Alk. angegeben wird, kann man daraus halbwegs ableiten, ob's lieblich oder trocken ist. Haben meine beiden Vorschreiber ja so ähnlich auch schon visualisert.

Ich als Hobbybrauer schätze einen Platowert durchaus, aber was der ordinäre Fernsehbiertrinker damit anfangen können soll, weiß ich nicht so recht. Aber der kann auch mit IBU und EBC nichts anfangen.
Achim

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 23:19
von Bum
afri hat geschrieben: Donnerstag 30. Dezember 2021, 22:52
Ich als Hobbybrauer schätze einen Platowert durchaus, aber was der ordinäre Fernsehbiertrinker damit anfangen können soll, weiß ich nicht so recht. Aber der kann auch mit IBU und EBC nichts anfangen.
Achim
...der war klasse 😂😂😂👌

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2021, 23:34
von Flohaan
afri hat geschrieben: Donnerstag 30. Dezember 2021, 22:52[…]aber was der ordinäre Fernsehbiertrinker damit anfangen können soll, weiß ich nicht so recht. Aber der kann auch mit IBU und EBC nichts anfangen.
Ich behaupte einfach mal frei heraus, dass die Angaben nicht für den gemeinen Fernsehbiertrinker sondern eher für einen ich trinke gerne mal ein Craftbeer Trinker gedacht sind ;)
Und die Kategorie kann zumindest mit IBU Werten durchaus was anfangen bzw. weiß zumindest um deren Existenz. Bei EBC Werten glaube ich nicht dran.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 00:26
von schwarzwaldbrauer
qwe hat geschrieben: Donnerstag 30. Dezember 2021, 19:55 Wie schon Sebastian schreibt: gehts vor allem um das Verhältnis ABV und Stammwürze. Bspw niedrige Stammwürze bei hohem Alkoholgehalt deutet auf trockeneres Bier hin.
Einfach den Selbstversuch machen:
Entweder Kaufbiere mir den vorliegenden Werten verkosten und / oder selbstgebraute mit den gemessenen Werten beurteilen. Das Ergebnis ist dann im Extremfall furztrocken ........ plumpsüß

Grüßle Dieter

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 07:35
von Räuber Hopfenstopf
In gewissem Maße ist das mit Sicherheit auch Marketing. In Tschechien wird bei vielen Bieren schon lange die Stammwürze auf dem Etikett angegeben. Oft schön groß und auffällig.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 07:57
von qwe
In Tschechien (zumindest in Brno) ist es auch nicht unüblich das Bier direkt über die Stammwürze zu bestellen, also quasi so: "Bitte ein 10er/11er/12er"
Die Lokale haben dort auch verschiedene Biere mit den entsprechenden Stammwürzen.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 08:58
von Frommersbraeu
Räuber Hopfenstopf hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 07:35 In gewissem Maße ist das mit Sicherheit auch Marketing. In Tschechien wird bei vielen Bieren schon lange die Stammwürze auf dem Etikett angegeben. Oft schön groß und auffällig.
Soweit ich mich von meinem letzten Tschechien Trip (Brauerei Jezek) erinnere, ist man dort noch traditioneller Unterwegs und unterscheidet die Bier stile der Brauerei noch nach der Stammwürze. Das ganze gab's bei uns ja auch mal mit Schankbier, Vollbier und Bock...

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 09:58
von Räuber Hopfenstopf
Stimmt. Ich war coronabedingt schon länger nicht mehr da. Vor ein paar Jahren, als ich noch in Sachsen gearbeitet habe, gab es öfter einen Ausflug nach Tschechien. Mir sind auf jeden Fall die pappsüßen Bernard mit 18 und 24 Grad in Erinnerung geblieben. Untrinkbar, aber man wollte es ja mal wissen…

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 10:17
von trinity2906
Danke für die ganzen Antworten, dann ist es aber auch so, wie ich es mir gedacht hatte, dass der Wert alleine betrachtet keine gute Aussagekraft hat und nur in Verbindung mit dem Alkoholgehalt Sinn ergibt. Sinn ergeben soll heißen, dass ich etwas über den Geschmack des Bieres (trocken / süss) aussagen kann.
afri hat geschrieben: Donnerstag 30. Dezember 2021, 22:52 Ich als Hobbybrauer schätze einen Platowert durchaus, aber was der ordinäre Fernsehbiertrinker damit anfangen können soll, weiß ich nicht so recht. Aber der kann auch mit IBU und EBC nichts anfangen.
Als Hobbybrauer schätze ich diesen Wert aber durchaus mehr bei meinen eigenen Bieren, weil man in Kombination mit anderen Werten dann eine gute Aussage über das eigene Bier treffen kann, also Werte wie ABV, Restextrakt, Sudhausausbeute, Endvergärungsgrad, usw., ihr kennt das.
Als Käufer kann ich den Wert auf den Flaschen zumindest jetzt besser einordnen.
IBU ist da schon eindeutiger, auch wenn nicht immer zwangsläufig gelten muss, je höher der IBU Wert, desto bitterer schmeckt das Bier, bzw. wird so empfunden.
EBC lege ich weniger Wert drauf, wenn es lecker ist, stört es mich nicht, wenn es ein paar Punkte zu hell oder dunkel für den angegebenen Bierstil ist. Eine Jury wird das aber anders sehen.
qwe hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 07:57 In Tschechien (zumindest in Brno) ist es auch nicht unüblich das Bier direkt über die Stammwürze zu bestellen, also quasi so: "Bitte ein 10er/11er/12er"
Die Lokale haben dort auch verschiedene Biere mit den entsprechenden Stammwürzen.
Da wären wir dann aber wieder bei meinem ursprünglichen Problem. Ich denke man kann es aber dennoch gut abschätzen und bekommt was möchte. Ein 10er wird eben nicht besonders stark sein. Aber ohne Nachfragen / 'in die Karte schauen' weiß ich nicht, ob mein 18er knall süss ist oder trocken und mich direkt in die Umlaufbahn schießt.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 10:40
von qwe
trinity2906 hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 10:17 Da wären wir dann aber wieder bei meinem ursprünglichen Problem. Ich denke man kann es aber dennoch gut abschätzen und bekommt was möchte. Ein 10er wird eben nicht besonders stark sein. Aber ohne Nachfragen / 'in die Karte schauen' weiß ich nicht, ob mein 18er knall süss ist oder trocken und mich direkt in die Umlaufbahn schießt.
Da hast du natürlich recht. Wobei ja der Alkoholgehalt zumindest auf der Flasche (auf der Karte vermutlich auch?) ja angegeben sein muss.
Ein anderer Punkt der noch nicht genannt wurde: Die Stammwürze korreliert direkt mit dem Brennwert des Bieres. Falls das für jemanden beim Trinken relevant ist...
Also um deine Frage aus dem ersten Post zu vervollständigen:
trinity2906 hat geschrieben: Donnerstag 30. Dezember 2021, 17:39 Je höher die Stammwürze desto... ?
... höher der physiologische Brennwert.

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 12:23
von trinity2906
qwe hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 10:40 Die Stammwürze korreliert direkt mit dem Brennwert des Bieres. Falls das für jemanden beim Trinken relevant ist...
Diese Definition von Stammwürze ist wahrscheinlich sogar die genaueste, wenn man alle anderen Werte nicht beachtet, da sich die Stammwürze eben definiert über die gelösten Inhaltsstoffe. Wie du schon andeutest, wird aber wohl kaum jemand deswegen darauf achten:
'Heute mal ein Bier mit geringer Stammwürze, ich mache Diät! :Ahh

Re: Stammwürze Angabe auf Flaschen

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2021, 13:02
von §11
Frommersbraeu hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 08:58
Räuber Hopfenstopf hat geschrieben: Freitag 31. Dezember 2021, 07:35 In gewissem Maße ist das mit Sicherheit auch Marketing. In Tschechien wird bei vielen Bieren schon lange die Stammwürze auf dem Etikett angegeben. Oft schön groß und auffällig.
Soweit ich mich von meinem letzten Tschechien Trip (Brauerei Jezek) erinnere, ist man dort noch traditioneller Unterwegs und unterscheidet die Bier stile der Brauerei noch nach der Stammwürze. Das ganze gab's bei uns ja auch mal mit Schankbier, Vollbier und Bock...
Wobei diese Einteilung, bis zur Biersteuerreform, mit der Biersteuer zu tun hatte. Diese unterschiedlichen Stammwürzebereiche wurden unterschiedlich besteuert.

Die Stammwürze ist traditionell auch eine Art „Qualitätsangabe“. Höhere Stammwürze bedeutet mehr Malz und entsprechend höhere Kosten für den Brauer. Hier darf man natürlich nicht den Fehler machen Qualität und Geschmack gleichzusetzen.

Schöne Grüße

Jan