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Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 09:27
von Hellboy
Hallöchen aus Hessen, ich bin Ultraneu im Hobbybrauer Sektor. Dazu gekommen bin ich, weil man mir zum Geburtstag 3 verschiedene Brausets geschenkt hat. Eigentlich eine schöne Sache die mir auch Spaß macht. Das erste Bierchen waren 5 Liter Pale Ale. Hat gut geklappt und aus dem Freundeskreis gab es Lob.
Jetzt habe ich einen 2. Ansatz gemacht und zwar, ein Summer Ale mit Callista Hopfen. Sollte in der Note Zitrusfrüchte und eine schöne frische haben.. ein Bekannter hat mir zu einem Hopfen geraten, der was das anbetrifft noch besser sein soll und zwar VIC Secret.
Also, habe ich mir diesen bestellt. Wie geschrieben, ich bin absoluter unwissender Newbie auf diesem Gebiet.
Schlau wie ich bin, habe ich den Hopfen 1:1 getauscht. Mittlerweile bin ich was das anbetrifft etwas schlauer geworden. Ich hätte auf die Alphasäure achten müssen.
Callista 4,8%
Vic Secret 19,4%
Jetzt ist es sowieso zu spät. Daa Jungbier war vor der Flaschengärung ziemlich Bitter, durch den hohen Alphasäuregehalt.
Jetzt habe ich 2 fragen: ist zu viel Alphasäure gefährlich bzw ungesund ? Mir hat heute jemand gesagt, das zuuuu viel davon angeblich sogar tödlich sein kann. Klingt wie aus dem Horrorfilm.
Wenn die Flaschengärung abgeschlossen ist und ich dann das Bier für längere Zeit im Kühlschrank lagere, sagen wir 3 Wochen, verliert das Bier an Bitterkeit?
Oder lieber ins Klo damit?
Lieben Dank schonmal für div. Antworten.
Ich möchte gerne dazu lernen, denn es soll nicht das letzte brauen gewesen sein
Nette Grüße, Axel

Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 10:11
von FluxLux
Der Unterschied von 4,8% zu 19,4% ist schon wirklich drastisch jedoch müsstest du noch angeben, welche Menge an Hopfen du verwendet hast, was die Sudgröße war (wieder 5L?) und wie lange die jeweiligen Hopfengaben dann gekocht haben plus die Dauer bis die Würze auf unter 80 Grad war. Dann ließen sich die IBUs auch genau ausrechnen.
Das das Jungbier sehr bitter ist, ist vollkommen normal. Erst nach 1-2 Wochen Reifung kann man so erst ausschlaggebend über die finale bittere urteilen. Also ausreifen lassen und am besten noch 1-2 Wochen kalt lagern und nochmal probieren.
Das mit der Giftigkeit von Alphasäure hab ich noch nie gehört und ist auch im Hobbybrauer Maßstab denke ich nicht zu erreichen.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 10:15
von Alchemist
Das Bier wird vermutlich 5x so Bitter werden wie ursprünglich geplant. Der menschliche Körper ist aber zum Glück nicht unendlich dumm, und wenn es ihm zu Bitter ist, wirst du es ohnehin nicht trinken wollen. Nicht freiwillig. Die Bittere könnte noch etwas nach nachlassen, wenn du Oxidationsprobleme hast und dem Bier viel Zeit gibst.
Darüber hinaus gibt es auch gezielt sehr Bittere Bier. Rechne dir wie schon erwähnt aus, wie viele IBU du wirklich erreicht hast. Dann kannst du zumindest noch etwas dabei lernen. Vor allem wie solche IBU schmecken.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 10:18
von Bilbobreu
Moin,
und willkommen bei einem der schönsten Hobbys der Welt. Die Sache mit dem Hopfen ist schon manchem von uns in seinen Anfängen passiert. Ich hab damals - lang lang ist es her - mal versehentlich einen Maibock mit 80 IBU statt 28 IBU an Bittere gemacht. Das war nach einer gewissen Lagerung ein sehr leckeres Bier. Also keine Sorge, ein bisschen zu viel Hopfen hat noch keinem geschadet. Es gibt auch gewerbliche Craftbiere mit weit über 100 IBU. Da besteht gesundheitlich keine Gefahr. Allerdings werden drei Wochen kühle Lagerung für eine Abrundung der Bittere vermutlich nicht ausreichen. Rechne da mal eher in Monaten. Also auf keinen Fall wegschütten. Nimm diesen Unfall als eine Lernerfahrung und trinke jeden Monat sehr bewusst ein Bier davon. Dann bekommst du ein gutes Gefühl für die Reifung von Bieren und die Veränderung der Bittere und des Aromas.
Gruß
Stefan
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 10:49
von hiasl
Vielleicht auch gut zu wissen: Die sensorische Grenze liegt bei ca. 100 - 130 BE.
Die Bittere lässt sich dann kaum noch unterscheiden. Mikkeller hat wohl Biere mit 1000 BE (analytisch) gemacht. Die sensorische Bittere ist aber noch von anderen Faktoren abhängig, weswegen ein Triple IPA einem manchmal gar nicht so arg bitter vorkommt.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 11:50
von Frommersbraeu
Puh, um Faktor 4 mehr Bitterstoffe (und auch Öle etc.) eintragen ist schon sportlich, ganz zu schweigen, dass durch einen Austausch des Hopfens ein komplett anderes Bier resultieren wird.
Callista ist übrigens auch ein genialer (deutscher) Hopfen und bei mir als absoluter Liebling im Pale Ale vertreten. Es muss nicht immer etwas aus NZ oder US aufwändig angekarrt werden, die Hallertau hat auch viel zu bieten
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 11:54
von Hellboy
Erst einmal vielen lieben Dank für die Rückmeldung und schnelle kompetente Antwort/en...
Mein Ansatz waren 5 Liter mit ursprünglich 23 Gramm Callista Hopfen
Kochzeit 3x 5 Gramm Secret je 20 Minuten die letzten 5 Gramm ca. 10 Minuten bei 80⁰.... Da ich am Anfang nur für 4 Liter berechnet hatte, habe ich noch einmal 1 Liter nachgegossen obwohl.ixh schon zuvor den Nachguss hatte.
Wie viel IBU könnte das Bier jetzt haben bzw wenn es trinkbereit ist?
Wenn ich richtig gerechnet habe, dann wäre ich jenseits der 300
Zumindest weiß ich jetzt wenigstens, worauf ich zu achten habe wenn ich den nächsten Sud ansetzen werde


Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 12:31
von rauchbier
Gib dem Bier eine lange Lagerzeit, das wird ihm gut tun. Du könntest auch einen zweiten Sud mit sehr geringem Bitterwert und ein Cuvee aus beiden Suden.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 15:08
von Hellboy
Allen zusammen erstmal vielen Dank für das Mut machen und doch zu warten, bevor ich das gute Zeug in die Keramikschüssel schütte. Ich übe mich in Geduld und werde auf jeden Fall berichten, was daraus geworden ist.
Grobe Einschätzung, in etwa 2 Monate weiß ich mehr.
Mein Wunsch und Ziel ist es, irgendwann mal einen Ansatz mit 20 Liter zu machen, wenn ich dafür daß richtig Equipment habe.



.
Heute Mittag begnüge ich mich mit einem schönen kalten Zwickel.
In diesem Sinne...
Gut Schaum

Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 15:16
von §11
hiasl hat geschrieben: ↑Montag 13. Mai 2024, 10:49
Vielleicht auch gut zu wissen: Die sensorische Grenze liegt bei ca. 100 - 130 BE.
Die Bittere lässt sich dann kaum noch unterscheiden. Mikkeller hat wohl Biere mit 1000 BE (analytisch) gemacht. Die sensorische Bittere ist aber noch von anderen Faktoren abhängig, weswegen ein Triple IPA einem manchmal gar nicht so arg bitter vorkommt.
Sensorik ist das einen und die Löslichkeit das andere.
Cheers
Jan
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 17:20
von gulp
Na ja, mehr als 100 IBU sind ja angeblich nicht möglich. Haben sie uns zumindest mal im Forschungszentrum Hüll so gesagt.
Gruß
Peter
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 17:45
von hiasl
Die Löslichkeit der Iso-Alphasäuren ist jedoch schon höher. In Würze können je nach pH deutlich über 1000 mg/l Iso-Alphasäure (IA) gelöst werden.
Das mit den 100 IBU bezieht sich auf die sensorische Unterscheidbarkeit der Bittere. Wobei IBU =/= mg/l IA. So können hohe IBU Werte durchaus sensorisch schwächer wahrgenommen werden, insbesondere, wenn noch gestopft wurde.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Montag 13. Mai 2024, 20:36
von afri
Hellboy hat geschrieben: ↑Montag 13. Mai 2024, 15:08
Allen zusammen erstmal vielen Dank für das Mut machen und doch zu warten, bevor ich das gute Zeug in die Keramikschüssel schütte.
Bedenke: wegschütten kannst du es nur genau einmal. Aber es frisst kein Brot das jetzt mal 6 oder 12 Monate im dunklen kalten Keller zu vergessen und dann erneut zu verkosten. In der Zwischenzeit machst du es dann nochmal richtig und genießt das, dann geht die Zeit auch schneller herum.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Dienstag 11. Juni 2024, 20:35
von Hellboy
Hallöchen zusammen, jetzt ist es gut einen Monat her, daß ich mein ungewolltes Experiment mit der Alpha-Säure hinter mir habe.
Jetzt wollte ich mich mal wieder melden und ein kurzes Feedback abgeben.
Die erste Flasche, habe ich schon am Anfang aufgemacht um einen halbwegs vernünftigen Vergleich zu haben. Die Flasche hat gut Druck drauf gehabt. Der Geruch war Recht angenehm und fruchtig, eigentlich so wie ich es haben wollte, dann kam die Trinkprobe.
Ein Schluck hat mir schon gereicht. Das Bier ist geschätzt 4x so Bitter, wie ein IPA aber genießbar. Der Abgang ist nicht so schmackhaft.
Ich habe ca. 15 Flaschen bei einer Kühlung um die 4⁰. Die erste Testflasche stand im Kühlschrank bei ca. 7-8⁰ in einem anderen Kühlschrank.
Heute habe ich mal eine von den 15 kühleren Flaschen geöffnet. Ich habe den Eindruck, wenn sich meine Geschmackssensoren nicht täuschen das es nicht mehr ganz sooo bitter ist wie am Anfang aber dennoch zu Bitter um es genüsslich trinken zu können. Geschmacklich finde ich es auch echt süffig.
Ich bin gespannt und warte noch ein paar Monate.
Ich melde mich auf jeden Fall nochmals.
Bis dahin werde ich aufmerksam im Forum stöbern.
Vllt hat jemand von euch ein gutes Rezept für ein leichtes Sommerbier.
Nette Grüße an alle



Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Dienstag 11. Juni 2024, 22:39
von Räuber Hopfenstopf
Du brauchst gar nicht so genaue Rezepte, wenn du das Prinzip verstanden hast. Mein „Sommerbier“ ist ein Pale Ale mit ungefähr 12,5 Plato und 35 IBU. Schüttung aus 90-95 % Pale Ale Malz und 5-10 % Cara hell (meist 92/8). 60 Minuten bei 67 Grad. Läutern bis ca. 10,5 Plato, nach 60 Minuten kochen bin ich dann bei ca. 12,5. Hopfen für ca. 20 IBU als Bitterung, die restlichen 15 IBU durch eine Gabe 10 und eine Gabe 5 Minuten vor Kochende. Ruhig mal unterschiedlich Hopfen probieren (Favorit ist Sabro). Dann schnell auf 70 Grad kühlen, nochmal 2-3 g/l als Whirlpoolgabe, 20 Minuten warten (mit Deckel auf dem Topf und auf Anstelltemperatur kühlen. Ausschlagen, Hefe dazu (US-05, Verdant IPA wenn die Fruchtnoten betont werden sollen), bei 17-18 Grad gären lassen. Dann abfüllen, Flaschengärung, fertig.
Wichtig ist das schnelle kühlen und eine oxidationsvermeidende Arbeitsweise.
Re: Frage zur Alphasäure
Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2024, 08:30
von Ras Tafaric
Ärger dich nicht.. Lehrgeld haben alle hier schon bezahlt, selbst die ganz altgedienten Haudegen.
Der nächste Sud wird besser (das ist fast immer der Fall). Und ich wette, dass du dein gesamtes Brauerleben nie wieder vergisst auf den Alphawert zu gucken.
Für den nächsten Versuch, achte mal drauf, dass du nicht diese Hochalphasorten nimmst. Einige davon sind so hochgezüchtet, dass man schon mit homöopathischen Dosen arbeiten muss, wenn man Kleinsude macht.
Bin zum Beispiel ein Fan der Hallerthauer Sorten geworden, weil die einfach sehr fein schmecken.
Für fruchtige Sorten sind Callista, Huell Melon oder Bavaria Mandarina richtig schöne Ansätze, die in einem simplen Pale Ale strahlen. Muss kein Chinook oder Vic sein oder was die US oder NZ so zu bieten haben. Kann, aber muss nicht.
Worauf ich zum Beispiel auch steht sind die deutschen Edelsteine, also Saphir, Opal und Smaragd. Die glänzen in Hopfenmet aber auch in Pils oder einem Californian Lager.
Für ein "altdeutsches Helles" aka german Pale Ale oder ein einfaches Landbier kommen auch mal blumige Hopfen wie Tettnanger, Mittelfrüh oder würzigere wie Spalter, Tradition oder Hersbrucker in den Sud. Damit kann man dem Ganzen einen ultrafeinen Charakter verpassen.
Du siehst, es gibt eine Menge an Sorten mit denen man spielen kann. DAS macht ja grad das Hobby aus. Unendliche Möglichkeiten und alle schmecken anders, jede für sich lecker.