ich habe mich letzten Samstag an einem etwas experimentellen Sud probiert und weil ich schwer begeistert bin, möchte ich meine Erfahrungen gerne teilen. Vielleicht ist es für den ein oder anderen ja hilfreich - ich habe mich etwas schwer getan, deutsche Infos für ein parti-gyle Rezept aufzutreiben.
Parti-gyle bedeutet, aus einer Maische mehrere Biere zu machen. Das was zuerst geläutert wird, wird ein stärkeres Bier, danach kommt ein leichteres. Bspw. ein Barley Wine/Bitter, es sind aber auch theoretisch mehr als zwei Biere möglich. Hier ist eine gute Beschreibung von Randy Mosher online, mit vielen Tabellen, die bei der Berechnung helfen:
http://morebeer.com/brewingtechniques/l ... osher.html
Weil ich nun India Pale Ales und Pale Ales so gerne trinke, wollte ich dieses Verfahren nutzen, um in einem Rutsch beide Biere zu brauen. Das Problem war, dass nach den im o.g. Link aufgeführten Tabellen - egal, wie mans dreht und wendet - immer ein sehr starkes und ein sehr schwaches Bier heraus kommen (zu stark für meinen IPA-Geschmack und zu schwach für ein Pale Ale). Dann habe ich noch folgendes Berechnungs-Tool gefunden, das laut amerikanischen Foren scheinbar sehr gute Ergebnisse erzielte:
http://www.braukaiser.com/wiki/index.ph ... _Simulator
... und damit herumgespielt, bis ich in etwa hatte was ich wollte: ein 16 Plato IPA und (laut Berechnung) ein 9 Plato Pale Ale (also eher ein Bitter aber das war mir auch Recht). Die "Verschiebung" von Stammwürze in Richtung des zweiten Bieres klappte mit einem relativ großen Hauptguss, der nicht komplett für das IPA abgeläutert wird. Ein Teil der stark-konzentrierten Würze verbleibt so noch im Läutergefäß für das zweite Bier.
Das zweite Bier wurde im Endeffekt stärker als vom Tool berechnet (11 Plato), was ich auf besseres Läutern mit der Läuterhexe zurückführe. Das Tool ist vermutlich für Batch sparging ausgelegt.
Schüttung:
Eine beliebige IPA-Schüttung, gerechnet auf den Mittelwert der beiden zu erzielenden Stammwürzen (also (16+11)/2 = 13.5). Bei mir 2x15l = 30l à 13.5 Plato. Meine Schüttung war:
5,000g Pilsner
600g Münchner
300g Weizen
100g Melanoidin
100g Cara hell
100g Cara dunkel
(insgesamt 6.2 kg)
+ zusätzlich 200g Caramalz für das Pale Ale im Nachguss.
Einmaischen mit 25l Wasser, Kombirast bei 65 Grad bis Iodneutral.
Läutern + Hopfenkochen:
16l abläutern. Das wird das IPA -> mit dem Kochen anfangen. Hopfen nach Lust und Laune.
Während des Läuterns 200g Caramalz in einem Teil des Nachgusses lösen und anschließend dazugeben (um den Cara-Anteil im Pale Ale etwas zu erhöhen). Der gesamte Nachguss war 18l.
18l abläutern, während das IPA kocht. Das wird das Pale Ale - beiseite stellen, bis der Kochtopf frei ist, oder separat anfangen zu kochen.
Die restlichen Liter des Nachgusses abläutern und zum kochenden IPA geben, solange noch mindestens 30 Minuten zu kochen sind.
Die Stammwürze nach dem Läutern für das IPA war 16 Plato, also exakt wie vom Parti-gyle-Calculator vorberechnet. Für weitere Sude dieser Art merke ich mir also: Das stärkere Bier anhand des Tools ausrechnen - Hauptguss und abgeläuterte Menge so ändern bis es passt. Die Differenz zur Durchschnitts-Stammwürze bilden (16 - 13.5 = 2.5). Das Ergebnis von der Durchschnitts-Stammwürze abziehen (13.5 - 2.5 = 11) ergibt die Stammwürze für das zweite Bier. Die Durchschnitts-Stammwürze mit der Sudhausausbeute berechnen, die man normalerweise auch so erzielt.
Mit nur geringem Zeit-Mehraufwand (etwa 2 Std für Hochheizen der zweiten Würze und Hopfenkochen) habe ich doppelt soviel Bier an einem Brautag.

Das war mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich das gemacht habe. Durch Variation der Menge, die man zu Beginn abläutert und auch durch Gabe von anderen Malzen, die nicht mehr umgesetzt werden müssen (Cara / Röstmalze) im Nachguss lassen sich da bestimmt tolle Sachen machen.
VG,
Nils