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Übergang: Kegs statt Flaschen

Verfasst: Montag 22. September 2025, 11:08
von Marko Czernowitzer
Grüß Gott, liebe Bierbrauer!

Ich wage mich meinen nächsten Schritt im Bierbrauen zu machen.
Ich habe eine Möglichkeit erhalten mein Bier in einem Cafe zu präsentieren. Das Bier soll in Kegs da stehen und mit einer Bierzapfanlage angezapft werden. Da gibs Baloons für die Karbonisierung auch, also, durch Druck. Da beginnt mein Problem, da ich nur in Flaschen im Rahmen der Nachreifung karbonisiert habe, mit Traubenzucker =)
Also fehlt es mir an Wissen und ich möchte gerne bitten, die Zeit und Lust hätten, es mir zu erklären.
Meine Schritte waren immer:
Obergäriges Bier, Kölsch, 10-14 Tage Reifung im Gäreimer. Danach kommt die Flaschenreifung mit Traubenzucker, circa 2 Wochen bei circa 20 Grad und dann 2 Wochen im Kühlschrank.
Nun wenn ich das Bier für Kegs machen möchte, dass es im Cafe angezapft werden kann, mit Karbonisierung, was wären meine nächsten Schritte, nachdem die Hefe im Gäreimer aufgehört hat zu arbeiten? Dann alles in die Kegs? Muss es da noch reifen? Braucht es trotzdem was für die Karbonisierung, sowas wie Zucker? Gibt es Unterschiede zwischen Karbonisierung mit Zucker in Kegs und Karbonisierung mit Druck? Hat es einen Einfluss auf das Ablaufsdatum des Bieres? Braucht es eine Pasteurisierung?
Extrafrage: Bräuchte ich vielleicht dann einen konischen Fermenter, dass da weniger Hefe in die Kegs landen?

PS: Ich bedanke mich für jeden Ratschlag! Entschuldigung für mein Deutsch. Das Bier wird auch nicht im deutschsprachigen Raum verkauft, mit den Unterlagen beschäftige ich mich auch :)

Mit herzlichen Grüßen
Marko aus Czernowitz

Re: Übergang: Kegs statt Flaschen

Verfasst: Montag 22. September 2025, 12:16
von jojo5
Marko Czernowitzer hat geschrieben: Montag 22. September 2025, 11:08 was wären meine nächsten Schritte, nachdem die Hefe im Gäreimer aufgehört hat zu arbeiten? Dann alles in die Kegs? Muss es da noch reifen? Braucht es trotzdem was für die Karbonisierung, sowas wie Zucker? Gibt es Unterschiede zwischen Karbonisierung mit Zucker in Kegs und Karbonisierung mit Druck? Hat es einen Einfluss auf das Ablaufsdatum des Bieres? Braucht es eine Pasteurisierung?
Extrafrage: Bräuchte ich vielleicht dann einen konischen Fermenter, dass da weniger Hefe in die Kegs landen?
  • Dann alles in die Kegs? => Ja, am besten mit einem Schlauch direkt ins Fass.
  • Muss es da noch reifen? => Ja, je nach Bierstil sollte das Bier auch noch reifen. Ich sag mal mind. 2 Wochen
  • Braucht es trotzdem was für die Karbonisierung, sowas wie Zucker? => Ja, Zucker,Karbonisierungsdrops oder CO2 eignen sich dafür.
  • Gibt es Unterschiede zwischen Karbonisierung mit Zucker in Kegs und Karbonisierung mit Druck? => Ja, durch den Zucker wird eine Nachgärung ausgelöst. Wenn du direkt mit CO2 Karbonisierst passiert das nicht. Ich bevorzuge CO2, da mit sich meiner Meinung nach der Geschmack durch eine Zuckergärung verändert.
  • Hat es einen Einfluss auf das Ablaufsdatum des Bieres? => Nein, zumindest nicht das ich wüsste.
  • Braucht es eine Pasteurisierung? => Nein
  • Extrafrage: Bräuchte ich vielleicht dann einen konischen Fermenter, dass da weniger Hefe in die Kegs landen? => Brauchen tut man ihn nicht zwingend. Es machts aber leichter beim Umschlauchen.
Am besten du liest dir diese Seite durch
http://www.besser-bier-brauen.de/selber ... index.html

Re: Übergang: Kegs statt Flaschen

Verfasst: Montag 22. September 2025, 12:17
von Ras Tafaric
Moins,
tief durchatmen.. Kegs sind auch nichts anders als große Flaschen. In soweit erstmal keine Panik.

Zum Karbonisieren:
Du hast bei Kegs die Möglichkeit auf zweierlei Art zu karbonisieren. Entweder fütterst du die Hefe ganz normal mit Traubenzucker und karbonisierst wie du es kennst. Oder du klemmst Gas ans Keg (e.g. Aus einer Sodamax Flasche) und machst eine Zwangskarbonisierung. Eine viertel Stunde das Keg unter Druck schütteln und dann kalt reifen.
Hat beides Vorteile, hat beides Nachteile.
Wenn du mit Traubenzucker arbeitest hast du am Ende der Nachgärung und Reifung unten wie in der Flasche etwas Gelägere liegen. Normal ziehst du das beim ersten Zapfen mit dem ersten halben Liter ab. Danach ist der Bereich um den Degen (also das Rohr mit dem du das Bier aus dem Keg ziehst und was im Zapfkopf befestigt ist) sauber und du zapfst extrem klares Bier. Dann ist es aber wichtig: Das Fass ohne Schütteln transportieren und wie ein rohes Ei behandeln, damit du das Gelägere nicht aufwirbelst. Analog wie bei Flaschen halt. Die schüttelst du ja auch nicht oder transportierst sie liegend.
Zwangskarbonisiern geht schneller und ist von vorn herein sauberer, ich persönlich find aber es ist weniger rund. Wie du das machst, ist deine Entscheidung.

Ich würde dir vorschlagen, dass du beim ersten Versuch alles genauso machst wie bei den Flaschen. Hochskaliert auf dein Keg. Das Bier ist genauso lang haltbar wie in Flaschen und es besteht nicht wirklich viel Unterschied. Du brauchst auch keinen konischen Fermenter (der ist was tolles, versteh mich nicht falsch, aber er ist kein Muss).

Das Wichtigste, womit du dich auseinandersetzen musst: Was hat das Cafe für einen Anschluss. Viele Zapfanlagen in Kneipen arbeiten mit Korb- oder Flachfittingen. Im Hobbybraubereich arbeitet man sehr viel mit corny kegs mit ball locks. Du willst ja dein Keg dort vor Ort ans Gas bekommen und du willst dass dein Bier aus dem Zapfhahn kommt. Dementsprechend brauchst du entweder Adaptorstücke oder du suchst dir Kegs die auf die Anlage dort passen.

Re: Übergang: Kegs statt Flaschen

Verfasst: Montag 22. September 2025, 13:30
von integrator
Wie verhält sich denn die (lebensmittel)rechtliche Situation?
Darf man ohne Auflagen/Vorgaben privat erzeugte Lebensmittel im öffentlichen Raum (Cafe) rausgeben?

Re: Übergang: Kegs statt Flaschen

Verfasst: Montag 22. September 2025, 17:27
von dieck
Ras Tafaric hat geschrieben: Montag 22. September 2025, 12:17 Du hast bei Kegs die Möglichkeit auf zweierlei Art zu karbonisieren. Entweder fütterst du die Hefe ganz normal mit Traubenzucker und karbonisierst wie du es kennst. Oder du klemmst Gas ans Keg (e.g. Aus einer Sodamax Flasche) und machst eine Zwangskarbonisierung. Eine viertel Stunde das Keg unter Druck schütteln und dann kalt reifen.
Ich würde da noch Option 3 einwerfen:
Grünschlauchen.

Das Bier wird zum Ende der Gärung hin schon in das Keg gefüllt, dies wird mir einem Überdruckventil auf den Zieldruck eingestellt.
Die Hefe arbeitet weiter, erzeugt CO² und das bleibt dann gleich im Bier.

Der Trick ist, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, dass noch genug CO² erzeugt wird.


Eine Art "Sonderfall" des Grünschlauchens wäre die komplette Vergärung im Keg, wobei man auch hier erst ohne und zum Ende dann mit Druck vergären kann.
Siehe z.B. https://www.crafthardware.de/blogs/allg ... grundlagen


Bei beiden Varianten kannst du am Ende Umdrücken um die Hefe loszuwerden.
Ein "schwimmendes Tauchrohr" kann da sehr nützlich sein.