die genaue und lange Geschichte könnt Ihr im folgenden lesen.

Angefangen hat alles mit einem Brau-Seminar auf der AIDA Stella irgendwo im Atlantik zwischen den Kanaren. Hier wurde mir auf einem Seetag das Handwerk des Brauens nähergebracht mit einer zünftigen Mahlzeit und natürlich ausreichend flüssigem Anschauungsmaterial in Form von AIDA Naturtrüb (Hövels) und dem aktuellen Aktionsbier (Indian Pale Ale).
Nach dem Seminar fragte ich den Braumeister was es eigentlich braucht um zuhause selbst Bier zu brauen. Die Aussage war "2 Töpfe und eine alte Windel". Sollte das nun wirklich so einfach sein?
Der erste Gedanke an selbstgebrautes Bier war geboren. Dann passierte wie so oft.... erstmal nix. Der Gedanke war zwar noch da ist aber wichtigeren privaten Themen untergeordnet worden. Die Frau wollte geheiratet werden. Okay, das beruhte auf Gegenseitigkeit, daher alles prima.

Anfang September haben wir dann mit der Männergruppe eine kleine Privatbrauerei in Wildeshausen besichtigt (Bannas Bier, sehr lecker und süffig - nur zu empfehlen und noch ein Geheimtip). Thomas ist ein sehr erfahrener Braumeister von Becks und füllt richtig guten Stoff ab.
Da die großen Vorhaben nun umgesetzt waren konnte sich das Herz des Hobbybrauers wieder dem Vorhaben eigenes Bier widmen. Etwas im Netz geschaut und schnell gemerkt, das zwei Töpfe und eine Windel nun sicherlich irgendwie Bier erzeugen können aber das ggf. nicht der beste und vorallem komfortabelste Einstieg ist. Also mal Tim den Heimwerkerkönig aktiviert und einen Einkocher im Netz besorgt. Das Ding sah aus wie neu, hatte aber keinen Hahn. Egal, den Plastik Fieselkram kann man eh nicht gebrauchen, also ab in den Baumarkt und Material für den Hahn geholt. Das Loch bekommt man da schon irgendwie rein.
Eine Stunde und zwei Dremel Schleifköpfe später war das Loch im Kessel und der Hahn montiert. Um sich das Läuterleben etwas einfacher zu machen musste noch ein Panzerschlauch her. Auch den gibts günstig im Netz, also wurde kurzerhand noch eine Läuterhilfe gabastelt. Um sicherzustellen, dass der Topf auch Leistung hat und die Eigenbauten auch alle verwendet werden können wurde testweise mal Wasser zum kochen gebracht. Das Ergebnis hat überzeugt. Wallend kochen war kein Problem, der Hahn dicht und der Panzerschlauch somit sterilisiert. Bei mir hat der Panzerschlauch dabei die Farbe gewechselt von Silber auf graubraun. Ich schiebe das mal auf ein Anlaufen wegen der Hitze. Wir werden am Ergebnis sehen ob es was dramatisches ist. No risk - no Bier

Der erforderliche Kleinkram sowie Gärfass und Maischpaket für Klosterbräu obergärig wurde bei gastro-brauen geordert und kam rechtzeitig zum geplanten Brautermin am gestrigen Sonntag an.
Um die Mittagszeit war es dann soweit. Das Carport wurde geräumt und das Equipment aufgebaut. Warmes Wasser in den Kocher und auf Temperatur zum Einmaischen gebracht. Vom Geruch her schon mal prima. Ab diesem Zeitpunkt war das Braupaddel mein stetiger Begleiter. Das erste Problem lies auch nicht lange auf sich warten. Das manuelle Laborthermometer und das digitale Grillthermometer zeigten komplett unterschiedliche Temperaturen an. Manuell lag fast immer ca. 5 Grad unter dem digitalen. Beim Rühren war das Kabel auch laufend im Weg und hin und herspringende Temperaturen machen den Brauer schnell wahnsinnig. Die Entscheidung fiel dann zugunsten der manuellen Temperaturmessung aus.
Weiter ging es durch die im Rezept angegebenen Rasten. Soweit problemlos, aufheizen von 1°/ Minute war kein Problem.
Nachdem die angegebenen 76 Grad erreicht und gehalten wurden kam die Jod-Probe und es verfärbte sich nix. Juhu, der erste Sud ist fertig zum Läutern. Also Schlauch an den Hahn und laaaangsam laufen lassen in den Topf. Nach geschätzten 5 Litern war die Würze für meine Definition klar genug und es ging zur Zwischenlagerung in den Gärbehälter. Der 78Grad warme Nachguss wurde mit dem Messbecher in die Kelle und dann an der Innenwand des Einkochers langsam eingefüllt. Hat prima geklappt 12L Haupt und 16l Nachguss haben knapp 22L Würze ergeben. Da das 20L Bier ergeben sollte war ich erstmal soweit zufrieden. Nun schnell den Treber entsorgen, Panzerschlauch ausbauen und den Einkocher reinigen.
Würze per Schlauch zurück in den Kocher und unter voll Schub auf zum Hopfenkochen. Nach etwa 30 Minuten war alles heiß, so dass es leicht wallend gekocht hat. Hopfen abgewogen und rein die erste Lage. Gekocht wurde ohne Deckel. Den Geruch kenne ich doch von meinem Weg zur Arbeit, der mich an der Becks Brauerei vorbeiführt

Die Würze sollte für ein herbes Bier 90 Min. kochen und für ein weniger herbes 60 Min. Die Entscheidung fiel auf 60Min. und mal testen wie es so wird. 10Min vor Kochende kam der zweite Hopfen dazu. Und es wurde weitergekocht. Nach 60Min. Einkocher aus und Whirlpool erzeugen. Nach ca. 15 Minuten bewegte sich nix mehr also Schlauch wieder dran und Würze in den frisch gereinigten Gärbehälter. Nachdem bislang eigentlich alles recht problemlos gelaufen ist hat sich beim Würzekochen das Thermometer komplett in den Topf verabschiedet. Wie wieder rausbekommen war nun die Frage

Mit dem abnehmen des Lichts am Himmel nahmen die Probleme stetig zu. Die klare Würze lief langsam in den Gärbehälter und es zeigte sich auch ein Trubkegel in der Mitte. Mit weiter sinkendem Würzespiegel entwickelte sich der Trubkegel allerdings immer mehr zum Trub-Pfannkuchen. Bei einem Stand von etwa 5cm näherte Sich der Trub dem Auslauf. Da ich nicht auf geschätzte 5l Würze verzichten wollte musste ein Filter improvisiert werden. Als erstes musste ein Teefilter-Säckchen herhalten. Eine Windel war gerade nicht im Angebot. Der Teefilter hat halbwegs funktioniert, aber beim Schrägstellen des Kochers musste höllisch aufgepasst werden den empfindlichen Filter nicht mit dem Schlauch zu zerstören. Der nächste Versuch war, die Würze über einen Kaffeefilter laufen zu lassen. Die Erkenntnis kann schnell: ganz dumme Idee. Es landete mehr Würze auf dem Fass als im Fass und im Kocher war immer noch jede Menge davon. Teefilter Idee nochmals zu optimieren versucht, brachte aber auch nur Frust. Somit wurden etwa 2-3L verworfen und der Brauabend damit beendet. Übriggeblieben sind 15L Stammwürze und jede Menge Optimierungspotenziale. Im Ergebnis kamen von angepeilten 13,5° Plato etwa 13° heraus. Soweit erstmal zufriedenstellend.
Heute Abend kommt dann die Trockenhefe in den Behälter und das ganze zum Gären in den Abstellraum. Es bleibt spannend wie das Ergebnis sich am Ende gestalten wird.
Gruß, Christian