Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

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Taufkirl
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Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#1

Beitrag von Taufkirl »

Hallo liebe Brauer,

ich hatte in den letzten drei Suden das Problem, dass Werte des Restextraktes der Schnellvergärprobe und die der Hauptgärung um 0,5 bis 1,0%mas auseinanderliegen. Bei der jetztigen Gärung beobachte ich das Gleiche.

Die vorherigen Sude habe trotz der Differenz mit der Dosierhilfe aufgezuckert und abgefüllt, nachdem sich der Extraktwert der Hauptgärung über mehere Tage nicht geändert hatte. Ich habe diese drei Sude zwischen 14 und 17 Tagen gären lassen. (obergärig, alles mit S-04) Die letzten beiden habe ich am Ende der Gärphase noch auf 19-20°C hochgeheizt, um die Gärung zu beschleunigen.

Alle drei Biere habe ich in den Flaschen warm nachgären lassen. Zwei bei circa 19^C im Heizungskeller, eines mit Decken abgedeckt neben einer Heizung. Bei allen dreien empfinde ich die Karbonisierung als gut gelungen und stabil.

Der jetzige Sud ist nun seit 9 Tagen im Gärfass und wird seit dem 3.Tag auf konstant 19°C gehalten. Obwohl ich den Sud gestern kräftig umgerührt habe, änderte sich der gemessene Restextrakt nicht, obwohl gestern noch ein seltenes Klack des Gärverschlusses zu hören war.
Stammdaten:
STW: 12.7Brix -> 12,3°P (Umrechung mit MMum)
heute, 9.Tag:
Ex(SVP): 6,0Brix -> 2,5%mas
Ex(HG) : 6,8Brix -> 3,2%mas
Hefe: S-04
4,0kg WiMa
250g geröstete Haferflocken

Zweimaischverfahren, Dekoktion nach Braumagazin mit Thermoport & PC.

Hat jemand von Euch eine Idee woran das liegen könnte oder was ich falsch mache?

Schöne Grüße,

Taufkirl
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gulp
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#2

Beitrag von gulp »

Bei mir hat die Schnellvergärprobe nie gestimmt, also lasse ich sie weg. Problem gelöst. :Smile

Gruß
Peter
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Johnny H
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#3

Beitrag von Johnny H »

Ich kenne das beschriebene Phänomen nicht (mache allerdings auch keine SVP), allerdings habe ich hier schon öfters von Gärproblemen mit der S-04 gelesen.

Vielleicht ist auch Deine SVP unzuverlässig, und irgendwas anderes aus der Umgebungsluft hat noch zusätzlich was weggeknabbert?
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cyme
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#4

Beitrag von cyme »

Was heisst unzuverlässig? Eine SVG ist kein Sud-Orakel das die Zukunft des Gäreimers vorhersagen kann, sondern soll zeigen, wieviel vergärbarer Zucker in der Würze ist.

Zuckermangel ist aber nicht das Alleinkriterium für das Ende einer Gärung - Hefe kann auch aus allen möglichen anderen Gründen die Arbeit einstellen. Mal davon ausgehend, dass du das Jungbier nicht komplett homogen durchgerührt hast vor der Entnahme der Probe, hat die Probe schonmal eine andere Hefekonzentration, Trubkonzentration und möglicherweise auch Sauerstoffkonzentration. Sie wurde bei einer anderen Temperatur in einem Behälter mit anderer Geometrie vergoren. Sind schonmal fünf die Gärung beeinflussende Faktoren, die verschieden sind.
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Johnny H
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#5

Beitrag von Johnny H »

cyme hat geschrieben:Was heisst unzuverlässig? Eine SVG ist kein Sud-Orakel das die Zukunft des Gäreimers vorhersagen kann, sondern soll zeigen, wieviel vergärbarer Zucker in der Würze ist.
Vielleicht hätte ich mich klarer ausdrücken sollen:

Vielleicht ist auch Dein SVP-Wert unzuverlässig, weil irgendwas anderes aus der Umgebungsluft noch zusätzlich was weggeknabbert hat?

Das nimmt Deinen anderen Argumenten übrigens nicht ihre Gültigkeit.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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cyme
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#6

Beitrag von cyme »

Klar, ohne Deckel könnten sich irgendwelche übervergärenden Wildhefen breitmachen, genauso wie Verdunstung das Ergebnis (zumindest theoretisch) verfälschen kann. Wir müssen uns im Hobbybereich im Klaren sein, dass nur weil unsere Messgeräte und Taschenrechner viele Nachkommastellen haben, unsere Messungen trotzdem ungenau bleiben.
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Taufkirl
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#7

Beitrag von Taufkirl »

Erst einmal danke für eure Antworten und Anregungen.
cyme hat geschrieben:Klar, ohne Deckel könnten sich irgendwelche übervergärenden Wildhefen breitmachen, genauso wie Verdunstung das Ergebnis (zumindest theoretisch) verfälschen kann. Wir müssen uns im Hobbybereich im Klaren sein, dass nur weil unsere Messgeräte und Taschenrechner viele Nachkommastellen haben, unsere Messungen trotzdem ungenau bleiben.
* Verdunstung? Glaube ich nicht, da ansonsten der Extraktgehalt der SVP höher sein müsste.
* Wildhefen? Ist natürlich immer möglich, aber: Die SVG ist in einem Glas mit Honigdeckel; Die SVG stammt aus der Gärbottich, nachdem die Kräusen einfielen.
* Messgeräte? Ist mir schon klar und ich stimme da auch mit Dir überein. Aber ein Differenz von 0,5Brix ist schon mehr als ein Ablesefehler. Und klar, diese ganzen Umrechnungsformeln in %mas gauckeln auch nur eine Genauigkeit vor, die nicht da ist. Spindeln tue ich nicht, da bei einer kleinen Spindel die Skala so klein ist, dass der Ablesefehler noch größer wäre. Ein Probieren wäre da wahrscheinlich genauer. :Smile (mach ich eh und wenn es nur ein halber Teelöffel ist.
cyme hat geschrieben:Eine SVG ist kein Sud-Orakel das die Zukunft des Gäreimers vorhersagen kann, sondern soll zeigen, wieviel vergärbarer Zucker in der Würze ist.
Da stimme ich mit Dir überein. Es dabei allein um den Restextrakt am Ende der Gärung. Nicht darum wie lange die Gärung dauert.

Seit dem letzten Sud habe ich deswegen zwei Massnahmen umgesetzt:
Wenn sich am Brix-Wert nichts mehr ändert, hebe ich die Temperatur um 1 bis 2°C, bis max 21°C an, ändert sich dann immer noch nichts, definiere ich das als Gärende, egal was die SVG sagt.
Flaschenmanometer.

Ciao Taufkirl

PS: Umrühren tue ich vor Probenentahme nie; das ist mir zuviel Gepansche.
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Taufkirl
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Re: Differenz zwischen SVG & Hauptgärung

#8

Beitrag von Taufkirl »

Zeit für ein kleines Update:

Ich habe den Sud am 14.1 in Flaschen gefüllt.
HG: 6,6Brix => 3%mas
SVG: 5,8Brix ==> 2,3%mas

Aufgezuckert mit der Dosierhilfe, 7,5g/l, auf 3,75%mas
Nachreifung im Keller bei 15°C und zwischendrin mal für 3Tage mit Decken eingehüllt vor der Heizung bei 25°C, weil es schien als ob die Gärung eingeschlafen wäre.
Jetzt nach 16 Tagen Nachgärung:
Druck: 2,5bar@15°C (seit 1 Tag stabil)
==> CO2 = 6,7g/l (errechnet, oder besser abgeschätzt)
===> RestEx= 2,77%mas (errechnet, und noch mehr abgeschätzt)

Was nun viel wichtiger ist; der sensorische Test:
* ein leichtes "Zisch", kein Gushing, nichts, das Bier fließt ruhig ins Glas.
* Vielleicht ein wenig spritzig, das war es aber auch. Insgesamt empfinde ich die Karbonisierung als ausgewogen.
(Diejenigen, denen es zu viel ist, können ja mit einem Reiskorn nachhelfen. :Bigsmile )
* ich schmecke keine Zuckersüße mehr

Zusammenfassung:
Die Wahrheit lag wohl irgendwo dazwischen, irgendwo zwischen dem HG- und dem SVG-Wert.
Wenn die Hefe schön sedimentiert, ist das Bier in der Karbonisierung unempfindlicher.
Meine ersten Biere, die ich viel zu früh abgefüllt habe, waren bei einer hohen Karbonisierung kaum zu bändigen. Es ist aber auch kein Wunder, wenn es bei einem dicken Hefedepot in der Flasche bei hoher Karbonisierung zum Gushing kommt. Jetzt habe ich nur einen Hefeschleier am Boden, dementspechend friedlich sind sie im Glas.

Womit wir wieder am Anfang wären: Geduld ist die höchste Tugend.

Zum Wohl, :Drink

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