Rittmayer Bitter 42 Clone

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Dave1987
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Rittmayer Bitter 42 Clone

#1

Beitrag von Dave1987 »

Hallo Leute,

da jetzt wieder die untergärige Zeit für mich anfängt würde ich mich gerne an ein großes Projekt wagen. Wie die Überschrift schon verrät, hat es mir dieses Bier ganz besonders angetan! Das Beste was ich bisher in der Kategorie Pilsener/Imperial Pilsener trinken durfte. Da es leider bei mir in der Nähe nicht erhältlich ist, würde ich gern versuchen selbst ein Pils zu machen welches in diese Richtung geht. Kann sein das übersteigt meine Fähigkeiten und Ausrüstung, aber man sollte sich ja hohe Ziele stecken.
Ich habe mir selbst schon ein paar Gedanken dazu gemacht und hier und da ein paar Infos eingeholt. Allerdings brauche ich dann noch ein paar Hilfestellungen. Ich hoffe unter euch sind ein paar Leute die das Bier kennen und mir weiterhelfen können.

Zum Bier selbst:
Stammwürze: 13°P (laut einer Quelle)
Bittere: >50 IBU
Alkohol: 5,5 vol-%
Farbe: goldgelb
grober Geschmack: Hopfig, grasiges, leicht fruchtiges Pils mit leicht malziger Note und angenehmer aber starker Bitterung im Abgang.

Hier gibt es ein paar Infos und Verkostungseindrücke aus dem guten alten Forum.

Meine Gedankenspiele für die Umsetzung:

Schüttung:
Da man doch recht deutliche malzige Aromen erriechen und erschmecken kann, tippe ich mal auf keine 100% Pilsener Malz Mischung. Da die Farbe aber schön goldgelb ist, würde ich mal auf helle Malze zur Unterstützung der Vollmundigkeit und Malzigkeit tippen. Vielleicht Carapils? Oder was denkt ihr? Vorschlag:
90% Pilsener Malz
10% Carapils / <=5% Cara hell

Hefe:
Ich habe mal versucht über die bekannte Stammwürze und den Alkoholgehalt zurück zu rechnen und bin auf einen EVG von ~80% gekommen. Das ist ja doch schon recht hoch, wodurch ich ebenfalls denke, dass es keine 100% Pilsener Malz Schüttung ist. Was meint ihr dazu? Da fehlt mir dann doch noch etwas die Erfahrung.
Ich würde es gern zunächst mit einer Trockenhefe versuchen. Meine Favoriten sind die GOZDAWA German Lager W35 (positiv: arbeitet auch bei höheren Temperaturen, negativ: soll sehr hoch und trocken vergären) oder die Allzweckwaffe SAFLAGER W34/70 (positiv: malzigeres Aroma (100% Pilsner Malz vorstellbar?), negativ: nur bis 12°C einsetzbar). Ich habe keine Kühlung und bin von den (relativ konstanten) Kellertemperaturen abhängig. Derzeit sind das 14°C, es soll ja aber noch kälter werden. Ich nehme an es ist aktuell viel zu warm für die W34/70, oder? Gibt es noch andere Hefen die geeignet wären?

Hopfen:
Ein paar Leute haben bereits auf Saphir getippt. Das würde ich vermutlich mal probieren. Bitterung mit Magnum/Herkules und dann 10min vor Schluss/Whirlpool den Saphir. Stopfen?

Sonstiges:
Das Wasser versuche ich natürlich auf 0°RA zu bekommen, arbeite aber im Moment mit Sauermalz (ich weiß, nicht ganz optimal).


Das ist erst einmal der grobe Schlachtplan von mir. Ich hoffe ihr könnt mir noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Ich habe bestimmt wieder ein paar Infos und Gedankengänge vergessen, aber ich denke jeder weiß worauf ich abziele. :Smile

Grüße
Dave
Zuletzt geändert von Dave1987 am Montag 10. November 2014, 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rittmayer Bitter 42 Clone

#2

Beitrag von gulp »

42 ist eine Anspielung auf "per Anhalter durch die Galaxis". Die Bittere liegt irgendwo bei 55 IBU. Mehr weiß ich aber auch nicht. Ich würde Magnum zur Grundbitterung und exzessiv Saphir fürs Aroma geben. Vielleicht bis zu 5 % Carahell, den Rest PiMa.
14° Raumtemperatur ist zu warm für untergärig. Ab 10-12° kommt die Brewferm Lager ganz gut. Bei Rittmayer würde ich aber auf die 34/70 tippen.

Gruß
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Re: Rittmayer Bitter 42 Clone

#3

Beitrag von Dave1987 »

Vielleicht bis zu 5 % Carahell, den Rest PiMa.
Gut, das behalte ich mal im Hinterkopf.
14° Raumtemperatur ist zu warm für untergärig.
Das dachte ich mir eben auch, deswegen hatte ich überlegt die Gozdawa Hefe zu verwenden. Die soll ja angeblich bei 12-17°C ihr Optimum haben. Aber da gibt es einfach noch nicht genügend Erfahrungsberichte.
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Re: Rittmayer Bitter 42 Clone

#4

Beitrag von Dave1987 »

Ich starte am Wochenende den ersten Versuch und teile den Sud. Einmal mit der W34/70, in der Hoffnung das es kalt genug ist, und einmal mit der Gozdawa. Falls der Sud mit der W34/70 Hefe 1-2°C zu wird, dann ist das eben so. Oder wäre das ein großer Fehler? Vielleicht ist das ja gar nicht so schlimm, denn im Original ist auch eine leicht fruchtige Note enthalten ist. Sonst wird es eben ein Dampfbier. :redhead
Eventuell teile ich die Sude auch nochmal und stopfe einen Teil moderat (1-2g/L), dann hätte noch mehr zum Vergleichen.

Hat noch jemand Anregungen oder Verbesserungsvorschläge?

Grüße
Dave
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SINS
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Re: Rittmayer Bitter 42 Clone

#5

Beitrag von SINS »

Hey Dave!

Was ist aus Deinem Rittmeyer Bitter 42 Clone geworden???
- Schneebraeu -

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Re: Rittmayer Bitter 42 Clone

#6

Beitrag von Dave1987 »

SINS hat geschrieben:Hey Dave!

Was ist aus Deinem Rittmeyer Bitter 42 Clone geworden???
Oje, deinen Beitrag sehe ich jetzt erst. Gerade in dem Moment wo ich davon berichten möchte. :Bigsmile
Hat etwas länger gedauert, aber hier die Antwort:

Am 22.11. hatte ich also den Versuch gewagt ein Pils zu brauen, was dem Bitter 42 ähneln sollte. Lieder habe ich mein Protokoll nicht da, werde aber die fehlenden Infos hier noch nachtragen. Versprochen.
Erst einmal zu den allgemeinen Infos:

Eckdaten:
Stammwürze: 13°P
Bittere: >=35 IBU
Farbe: 9 EBC
Karbonisierung: 5.0 g/L CO2

Schüttung:
93% Pilsener Malz
5% Cara hell
2% Sauermalz

Hopfen:
https://www.dropbox.com/s/qo4q2q7cya3fj ... g.png?dl=0
Eigentlich wollte ich auf ~50IBU kommen, hatte angenommen mein Hopfenreserven reichen. Leider fiel mir am Brautag auf, das nicht genug Magnum da war. Konnte nur noch etwas frischen Hersbrucker Spät finden. Am Ende zwar weniger IBU als angepeilt, aber das war für mich das geringste Problem. Ich wollte den allgemeinen Geschmack treffen.

Hefe/Gärung:
Ich habe den Sud geteilt. Wie oben geschrieben kam die Gozdawa German Lager W35 (1 Tüte auf 10L) und die Saflager W34/70 (2 Tüten auf ~20L) zum Einsatz. Beide Hefen waren ungefähr 2 Wochen bei 10-12°C im Gange.

Sonstiges:
Ich habe zum ersten Mal bei diesem Sud ein reines Vorderwürzebier gebraut. Es hat mich sowieso interessiert und ich war der Hoffnung, das das Bier am Ende "weicher" wird.


Das Ergebnis/Fazit:
P1130001.JPG
Leider kein sehr schönes Foto, aber man sieht was zu sehen sein soll (links Bitter 42, rechts mein Versuch mit der W34/70).

Von der Farbe her ist mein Bier etwas dunkler geworden als das Orginal. Die Nase ist leider komplett unterschiedlich. Bei einem frischen Bitter 42 springen einem die deutschen grasigen, floralen Noten sofort an. Meine Variante ist leider sehr zurückhaltend. Ich hatte den Saphir vorher noch nicht groß verwendet und hatte mir mehr erhofft. Es riecht fruchtig, aber kaum merklich grasig oder floral. Da habe ich wohl zu wenig eingesetzt oder nicht konsequent genug. Selbes Spiel beim Antrunk. Das Bitter 42 ist eine richtige Hopfenbombe und meines sehr sehr zurückhaltend und erinnert eher an ein Industriebier als an Rittmayer´s Edelpils. Vom Körper her sind sie sich recht ähnlich, wobei das Bitter 42 einfach noch etwas süßlicher (nicht vollmundiger!) rüber kommt. Die Frage ist nur: Kommt das vom Hopfen oder vom Malz? Ich denke es wäre beides möglich. Bei meinem Bier ist das Cara hell im Abgang zu aufdringlich, kann aber an der geringeren Bittere liegen.
Der zweite Sud mit der Gozdawa war ein Schuss in den Ofen. Viel zu fruchtig, im Abgang merkwürdig bitter und säuerlich. Für mich keine Alternative zur W34/70, aber es gibt auch jede Menge positive Berichte.

Änderungen für den nächsten Versuch:
Was mit bei meiner Variante am Meisten fehlt ist der Hopfengeruch und -geschmack. Wahrscheinlich werde ich sogar die Hopfensorte wechseln. Meine Idee wäre vielleicht Spalter Select mit Herkules als Bitterhopfen oder eventuell sogar als Vorderwürzehopfen. Beim Malz würde ich entweder weniger Cara hell (3%), oder eine andere Malzsorte nehmen. Wüsste jetzt aber auf Anhieb nicht welche, da habe ich noch zu wenig Erfahrung.
Alles in Allem ein nicht ganz erfolgloser Versuch mein Lieblingspils zu clonen, aber am Ende ist die Kluft doch noch recht groß. Ich bin mir aber sicher beim nächsten Versuch näher ran zu kommen. ;-)

Vielleicht finden sich ja noch Mitstreiter, die ebenfalls gerne den Versuch antreten würden dieses Bier zu kopieren. Ihr dürft gerne den Threat hier weiterführen. Ich werde wohl erst Ende des Jahres einen neuen Versuch starten.

Grüße aus dem Erzgbirge
Dave -der jetzt 2 angefangene Flaschen leertrinken darf-
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