Ich versuche mal, ein bisschen auf das Thema einzugehen. Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr.
Hopfen
Was ist eigentlich grundsätzlich Hopfen?
Hopfen ist eine Pflanze, die zu den Hanfgewächsen zählt.
Es gibt den sog. Wilden Hopfen und den Kulturhopfen. Wir als Brauer beschäftigen uns ausschließlich mit Kulturhopfen.
Eigentlich kann man sagen, daß Hopfen schon so „alt ist wie die Welt“, denn er wird schon seit Anfang 700 kultiviert.
Verwendung
Wo kommt überall Hopfen zum Einsatz?
Eigentlich fast ausschließlich beim Brauen. Ein bisschen was geht in Medizin und in die Schnapsherstellung.
Die, die als letztes was von der Hopfen-SB bekommen habe, wissen was ich meine
Anbau und Kultivierung
Jetzt zum ursprünglichen Thema:
Der Hopfen wird im Hopfengarten jedes Jahr Ende März /Anfang April (ja nach Witterung) aufs neue kultiviert.
Dabei wird er knapp unter der Erde abgeschnitten, sodaß er neu treiben kann. Dieser Schritt wird als „Hopfenhauen“ bezeichnet.
Wenn dann die Triebe nach ein paar Wochen lang und kräftig sind, werden die drei kräftigsten davon im Uhrzeigersinn auf den vorher eingesteckten
Draht gewickelt. Der Rest wird ausgerissen oder abgeschnitten. Dieser Schritt heißt „Hopfen ausputzen“.
Sind dann die Triebe etwa 2 Meter hoch, wird nochmal durch den ganzen Hopfengarten gegangen und kontrolliert, ob alle
Triebe weiter nach oben wachsen, oder ob sich ein paar selbstständig machen. Diese werden dann wieder an den Draht
gedreht. Das bezeichnet man dann „Nachgehen oder Nachdrehen“.
Ist der Hopfen dann fast oben, werden die unteren Blätter an der Rebe entfernt. Das passiert entweder per Hand oder per Traktor mittels
Flüssigmittel, das die Blätter absterben lässt und zeitgleich gleich Dünger mit aufbringen.
Per Hand wird der Prozess „Auslaabern * “ genannt und maschinell „Abspritzen“. Brand aktuell werden gerade andere maschinelle, aber mechanische Verfahren entwickelt.
Die gängigsten Methoden sind aber auslaabern und abspritzen (20% laabern und 80% spritzen).
* Mit fällt kein hochdeutsches Wort für Auslaabern ein

. Laub wird auf bayerisch „Laaba“ genannt. Auslaabern ist quasi das „Abzupfen der nicht benötigten Blätter per Hand“
Wie hoch letztendlich ausgelaabert wird, ist wiederum sortenabhängig. Bei kopflastigen Sorten wie Hersbrucker oder Select kann man getrost die unseren zwei Meter
vom Hopfenlaub befreien. Beim Herkules ist es nur der erste Meter, da er bis nach unten Bewuchs hat.
Das weiß aber der erfahrene Hopfenbauer im Kopf, denn es gibt dazu keine Richtlinien.
Irgendwann kommen dann die ganzen Spritzmittel zum Einsatz und der Boden wird bearbeitet, bzw. gelockert um dem Wasser freie Bahn zu machen.
Der Tag X rückt näher…
Wird es dann Ende August, beginnen die Vorbereitungen für die Ernte. Je nach Sorte beginnt die Ernte zwischen dem 25. August und 2. September.
Dafür gibt es dann vom Hopfenring (ein Verband) eine Ernteempfehlung.
Ernte
Der heißersehnte Tag X ist nun da. Die Hopfenpflückmaschine ist auf Vordermann gebracht, die Hopfentrocknungsanlage gereinigt und am Traktor
ist das Abreißgerät samt Rebenladewagen abgebracht.
Die erste Fuhre wird früh morgens um 6 Uhr vom Traktorfahrer geholt. In unserem Fall ist das dann mein Job
Die Funktion des Abreißgerät ist eigentlich ganz einfach. Man muß sich ein Gestell auf geschweißten Rohren vorstellen, das seitlich am Traktor
befestigt ist und von vorne unten bis hinten oben reicht.
Vorne unten ist ein drehendes Messer und eine Gegenschneide angebracht. Damit fährt man über den Hopfenstock und die Rebe wird dann
abgeschnitten, mit einer Kette eingeklemmt und an einem Eisenrohr entlang nach hinten oben befördert. Dort angekommen übergibt die
Kette dann die Rebe an zwei Gummibänder, die diese dann einquetschen und durch die Vorwärtsfahrt vom Traktor nach unten gerissen wird.
Es wird also die komplette Rebe samt Leitdraht vom Querdraht oben am Hopfengarten heruntergerissen und fällt dann auf den Anhänger,
den sog. Rebenladewagen. Dieser ist mit einem Kratzboden wie ein Miststreuer, klappbaren Bordwänden sowie einer Lenkachse ausgestattet.
Ja, richtig gelesen… Lenkachse… Diese kann ich per Hand hydraulisch lenken, um selbst bei engsten Hopfengärten sauber in die Reihe fahren zu können.
Außerdem erleichtert es ungemein das Umdrehen und Rangieren.
Ist dann die erste Reihe mit ca 120-180 Reben heruntergerissen und auf dem Ladewagen gelandet, wird die Fuhre nach Hause gefahren, bei der Hopfenpflückmaschine
Abgeladen und der Kreislauf mit einer neuen Fuhre beginnt von vorne.
Ist der Hopfen nun bei der Pflückmaschine angekommen, wird er kopfüber in diese eingehängt. In der Maschine schlagen Walzen alles Laub und Dolden SCHONEND von den Reben herunter -
auch wenn’s nicht schonend ausschaut. Mittels Gebläse wird das Laub von den Dolden getrennt. Die Dolden landen dann in einem Bunker, welcher die Hopfendarre (Trocknung) befüllt.
In der Hopfendarre wird dann der Hopfen schonend auf 3 Stufen getrocknet und kammt danach in eine sog. Konditionierung. In dieser wird der Hopfen dann runtergekühlt und entweder nachgetrocknet
oder befeuchtet um auf den gewünschten Wassergehalt zu kommen. Danach wird er in die üblichen Quaderballen gepresst und geht zu den Handelshäusern.
Jetzt der Unterschied zu anderswo:
Der Hopfen wird in der Maschine gepflückt, kommt direkt in die Darre, wird in einem Zug durchgetrocknet und direkt auf der Darre heraus gepresst.
Oftmals ist er da noch warm wenn er verpackt wird. Das zieht Qualitätseinbußen nach sich. Kondenswasser, Nachtrocknen oder sich Anfeuchten sind
Faktoren, die nicht kontrollierbar sind bei einer solchen Methode. Nach der Pelletsherstellung sieht man natürlich nichts mehr davon, aber wer weiß
was da alles getrieben wird, um auf ein gleichbleibendes Niveau zu kommen.
Aus sicherer Quelle weiß ich auch, daß sich Brauereien aus Anderswo tatsächlich die besten Chargen sichern. Somit sind die Chargen, die keinen Befall
von Krankheiten haben schon verkauft, davor sie geerntet sind. Irgendwo auch nahvollziehbar.
Ich will aber auch noch ausdrücklich hinzufügen, daß ich das alles nicht schlechtreden will. Es ist nur mein eigener Wissensstand und eigene Meinung.
Mit dem Deutschen Siegelhopfen hat es schon was auf sich. Die Hopfenbetriebe sind zertifiziert und müßen sich an die Vorgaben halten. Nur so kann
gewährleistet werden, das unsere Hopfen durchgehend gleich behandelt werden und dieselben Prozesse durchlaufen. Anderswo ist das nicht gegeben.
Bleibt natürlich noch zu erwähnen, daß es den frischesen Hopfen in Doldenform in meiner Hopfen-SB gibt.
Der kommt nichtmal bis zur Presse, sondern wird von mir vorher schon aus der Konditionierung entnommen
Hopfenhandel und Hopfeneinkauf/ -verkauf
Der Hopfen wird beim Bauern von den Handelshäusern unter Vertrag genommen. Pro Sorte hat man pro Sorte eine gewisse Ertragserwartung.
Das Verhandlungsgeschick der Bauern und die Marktsituation entscheiden über den Preis pro kg.
Bei den Verträgen gibt es zwei verscheidene: es gibt entweder einen Alpha-Vertrag oder einen Vertrag nach Masse.
Beim Alpha-Vertrag wird nach kg/Alpha gerechnet und bei dem anderen nach der schieren Masse.
Bei Aromasorten hat man in aller Regel einen Vertag nach Masse (Hersbrucker, Saphir, Select, Mittelfrüh, Tradition, ….) und bei Alpha-Sorten
einen Alpha-Vertrag (Perle, Herkules, Merkus, Magnum, ….)
Der Hopfen, der nach der Vertagserfüllung übrig bleibt, ist der sog. Freihopfen. Dieser kann vom Bauern nach Lust und Laune frei verkauft werden.
Dies kann entweder nach hinten oder nach vorne losgehen. Das hat aber Jan oben schon richtig beschrieben.
Großbrauereien selber kaufen aber nicht beim Bauern ein. Das geht alles über die Handelshäuser. Die Brauereien können zwar sagen, sie wollen den
Hopfen vom Bauer Hans, bekommen diesen auch, wird aber alles über die Handelshäuser abgewickelt. Der Hopfen muß ja auch weiterverarbeitet werden.
Ein bisschen anders ist es bei kleinen Brauereien und bei Craft-Brauern. Sofern deren Anlage auf Dolden ausgelegt ist, kaufen sie ggf. schon Hopfen direkt
beim Bauern. Aber die Menge ist da bei weitem nicht so groß und kann alleine gestemmt werden. Es ist aber sehr selten der Fall.
So… Das ist meine kleine Zusammenfassung. Ich hoffe, daß ich jetzt nicht geschlagen werde.
Achja… Bitburgers eigener Siegelhopfen ist nur eine Werbemasche ;-)
Aber weiter gehe ich jetzt nicht darauf ein
PS: wer Schreibfehler findet, darf sie behalten
