Aller Anfang kann schwer sein
Verfasst: Freitag 8. April 2016, 02:50
Hallo zusammen,
ich bin der Florian aus Darmstadt, 27 Jahre alt, lese jetzt seit einiger Zeit mit und möchte nun auch endlich loslegen. Nachdem ich jetzt seit Wochen überlege, welche »Erstausrüstung« wohl für meine Belange geeignet wäre und mich mit den möglichen Optionen eingehend beschäftigt habe, um mich dann wieder umzuentscheiden, neu zu planen und dann wieder umzuentscheiden, hoffe ich, dass ihr vielleicht den ein oder anderen Rat für mich habt. Ich bin mir bewusst darüber, dass hier im Forum zu allen angesprochenen Gerätschaften und auch zur Auswahl der Erstausstattung eine ganze Menge geschrieben wurde und immer wieder dieselben Fragen auftauchen. Natürlich ist mir auch klar, dass immer wieder unterschiedliche Philosophien und Gewohnheiten aufeinander treffen und es auf viele Fragen keine eindeutige Antwort gibt. Ich drehe mich gerade einfach immer wieder im Kreis und weiß nicht so recht, wie ich mich entscheiden soll.
Vorab kurz zu meiner Situation. Ich lebe mit meiner Freundin in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung im dritten Stock, habe also weder einen geeigneten Kellerraum, noch eine Garage, teilüberdachte Terrasse oder eine große Küche mit festem Platz für eine Brauanlage, sondern lediglich einen kleinen Balkon zu Verfügung. Anfangs hatte ich überlegt, in der Küche zu brauen, wo wir auch einen großen Induktionsherd haben, aber die Küche ist klein und Abluft ein Problem, außerdem möchte ich größeren Diskussionen über tagelanges Blockieren der Küche vermeiden, weshalb ich gerne ein relativ mobiles Setup haben möchte. Das kann ich dann auch ohne Probleme ins Auto packen und mal zu einem Freund fahren. Grundsätzlich bin perfektionistisch veranlagt, handwerklich geschickt und habe großen Spaß an Technik, auch beruflich immer wieder mit Arduinos, Raspberry Pis und Elektrotechnik zu tun, weshalb es mich natürlich reizt, den Brauprozess relativ bald zumindest in Teilen zu automatisieren. Wenn ich etwas mache, mache ich es gerne von Anfang an »richtig« und verliere recht schnell den Spaß an unausgegorenen Lösungen. Mir ist es lieber, von Anfang an etwas mehr Zeit zu investieren und damit auch mehr Geld für etwas auszugeben, womit ich lange Spaß habe als nach wenigen Wochen mit einem Provisorium wieder alles neu zu denken.
Meine ursprüngliche Planung war folgende:
– Klarstein »Biggie« mit 1/2 Zoll Kugelhahn und Läuterhexe als Maisch- und Sudpfanne sowie Läuterbottich
– Brauhardware-Rührwerk mit kleinem Getriebemotor für den Einkocher
– einfache(r) Gärbottich(e) aus Kunststoff
Der Gedanke dahinter war, einen möglichst preisgünstigen Einstieg zu haben und schnell erste Erfahrungen zu sammeln. 20 Liter aus einem Sud rauszubekommen reicht mir erstmal. Ich möchte gerne häufiger brauen und experimentieren. Lieber etwas Abwechslung als möglichst große Mengen. Ich hätte also im Biggie gemaischt, den Nachguss irgendwie (mehrere Kochtöpfe auf dem Induktionsherd in der Küche) auf Temperatur gebracht, direkt aus dem Biggie in den Gärbottich geläutert, nach dem Läutern den Biggie gereinigt, dann in ihm gekocht und abschließend durch einen Filter in den Gärbottich abgeseiht.
Der Ablauf ist an sich natürlich nicht ideal. Ich verliere Zeit, ich verliere Temperatur und gerade auch das Erhitzen des Wassers für den Nachguss ist alles andere als bequem oder mobil. Nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe, dass ich ja einen zweiten »günstigeren« Einkocher für den Nachguss kaufen könnte, habe ich mich gefragt, wie eine mögliche nächste Ausbaustufe aussehen könnte. Normalerweise wird einem ja dazu geraten, den vorhandenen Einkocher einfach für den Nachguss zu behalten und zum Maischen und Kochen auf Edelstahltopf und Hendi-Platte oder Gaskocher umzusteigen. Dann hätte ich aber immer noch einen Einkocher »über« und ein Rührwerk für einen Einkocher, den ich nicht mehr zum Maischen nutze. Nachdem es mich nicht wirklich reizt, das Volumen des Einkochers bis auf den letzten Zentimeter auszureizen und das wallende Kochen trotz Isolierung bei kühleren Temperaturen auf dem Balkon ein Problem werden könnte, entstand Variante Nr. 2:
– 36 l Contacto Edelstahltopf (erstmal ohne Hahn) als Maisch- und Sudpfanne
– 3,5 kW Hendi-Platte (manuell)
– Brauhardware-Rührwerk mit Scheibenwischermotor für den Contacto-Topf
– 38,5 l Schengler Thermoport mit 1/2 Zoll Kugelhahn und Läuterhexe als Läuterbottich
– Klarstein »Biggie« mit 1/2 Zoll Kugelhahn zur Nachgussbereitung
– einfache(r) Gärbottich(e) aus Kunststoff
Die Variante ist natürlich signifikant teurer (überschlagen ca. 300 Euro), hat für mich aber mehrere Vorteile. Ich muss mir über die Nachgusstemperierung keine Gedanken mehr machen, dafür gibt es ein extra Gerät. Ich maische mit Rührwerk im Contacto, schöpfe dann in den Thermoport um und kann während der Läuterruhe entspannt die Pfanne reinigen. Danach kann ich direkt in die Pfanne läutern und schon während des Läuterns hochheizen. Ich habe durch das größere Volumen weniger Risiko, dass die Würze überkocht, bin insgesamt modularer (kann einfach einen größeren Topf kaufen und »aufsteigen«, auch das Rührwerk ließe sich mit geringem Aufwand anpassen), insgesamt im Ablauf auch schneller und der Thermoport ermöglicht es mir, auch Kombirasten zu fahren. Auf einen Hahn für den Contacto habe ich erstmal bewusst verzichtet, weil ich mir für den Topf einen Hopfenseiher »Schwanenhals« bauen wollen würde und denke, in der Größenordnung lässt sich das Abmaischen noch gut schöpfend und/oder schüttend erledigen. Wenn sich alles als perfekt darstellt, kann ich dann immer noch einen 1 – 1 1/2 Zoll Kugelhahn besorgen und den Topf durchlöchern oder zum Schweißer tragen.
Unabhängig von der Frage, welche Variante es wird, kommen natürlich noch Kleinigkeiten dazu. Auf der Liste im Moment: Messbecher (1 l und 3 l), Brauerjod, Reinigungsmittel (ChemiPro OXI, Starsan HB), Monofilament Filterbeutel 150µ, Pipetten, Maischepaddel, Spindel und Spindelzylinder, analoges und digitales Thermometer, Silikonschläuche und eine Abfüllpistole mit Auto-Stop.
Meine Tendenz geht klar zu Variante 2. In meinen Augen gebe ich dieses Geld, wenn ich Spaß habe, früher oder später sowieso aus. Wenn ich wider Erwarten gar keinen Spaß habe, habe ich Geräte, die sicherlich wieder einen Abnehmer finden werden. Trotzdem interessiert mich sehr, was ihr davon haltet. Ist da irgendwo ein elementarer Denkfehler? Habe ich etwas übersehen? Funktioniert etwas nicht so, wie ich es mir vorstelle?
Bisher nicht adressiert sehe ich Würzekühlung (soll erstmal nicht aktiv stattfinden, ich würde aber gerne einen Gegenstromwürzekühler bauen) und eine Kühlmöglichkeit für die Gärung untergäriger Biere (also erstmal obergärig, hier soll irgendwann ein alter Kühlschrank umgebaut und bspw. mit BrewPi gesteuert werden).
Ich hoffe, der lange Text ist nicht allzu diffus und schreckt derart ab, dass niemand antwortet. Ich bin für jeden Hinweis dankbar, habe hier schon eine ganze Menge lernen dürfen und bin immer wieder beeindruckt, wie groß die Hilfsbereitschaft und Expertise hier ist.
Vorab schon vielen Dank, liebe Grüße und allzeit gut Sud
Flo
ich bin der Florian aus Darmstadt, 27 Jahre alt, lese jetzt seit einiger Zeit mit und möchte nun auch endlich loslegen. Nachdem ich jetzt seit Wochen überlege, welche »Erstausrüstung« wohl für meine Belange geeignet wäre und mich mit den möglichen Optionen eingehend beschäftigt habe, um mich dann wieder umzuentscheiden, neu zu planen und dann wieder umzuentscheiden, hoffe ich, dass ihr vielleicht den ein oder anderen Rat für mich habt. Ich bin mir bewusst darüber, dass hier im Forum zu allen angesprochenen Gerätschaften und auch zur Auswahl der Erstausstattung eine ganze Menge geschrieben wurde und immer wieder dieselben Fragen auftauchen. Natürlich ist mir auch klar, dass immer wieder unterschiedliche Philosophien und Gewohnheiten aufeinander treffen und es auf viele Fragen keine eindeutige Antwort gibt. Ich drehe mich gerade einfach immer wieder im Kreis und weiß nicht so recht, wie ich mich entscheiden soll.
Vorab kurz zu meiner Situation. Ich lebe mit meiner Freundin in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung im dritten Stock, habe also weder einen geeigneten Kellerraum, noch eine Garage, teilüberdachte Terrasse oder eine große Küche mit festem Platz für eine Brauanlage, sondern lediglich einen kleinen Balkon zu Verfügung. Anfangs hatte ich überlegt, in der Küche zu brauen, wo wir auch einen großen Induktionsherd haben, aber die Küche ist klein und Abluft ein Problem, außerdem möchte ich größeren Diskussionen über tagelanges Blockieren der Küche vermeiden, weshalb ich gerne ein relativ mobiles Setup haben möchte. Das kann ich dann auch ohne Probleme ins Auto packen und mal zu einem Freund fahren. Grundsätzlich bin perfektionistisch veranlagt, handwerklich geschickt und habe großen Spaß an Technik, auch beruflich immer wieder mit Arduinos, Raspberry Pis und Elektrotechnik zu tun, weshalb es mich natürlich reizt, den Brauprozess relativ bald zumindest in Teilen zu automatisieren. Wenn ich etwas mache, mache ich es gerne von Anfang an »richtig« und verliere recht schnell den Spaß an unausgegorenen Lösungen. Mir ist es lieber, von Anfang an etwas mehr Zeit zu investieren und damit auch mehr Geld für etwas auszugeben, womit ich lange Spaß habe als nach wenigen Wochen mit einem Provisorium wieder alles neu zu denken.
Meine ursprüngliche Planung war folgende:
– Klarstein »Biggie« mit 1/2 Zoll Kugelhahn und Läuterhexe als Maisch- und Sudpfanne sowie Läuterbottich
– Brauhardware-Rührwerk mit kleinem Getriebemotor für den Einkocher
– einfache(r) Gärbottich(e) aus Kunststoff
Der Gedanke dahinter war, einen möglichst preisgünstigen Einstieg zu haben und schnell erste Erfahrungen zu sammeln. 20 Liter aus einem Sud rauszubekommen reicht mir erstmal. Ich möchte gerne häufiger brauen und experimentieren. Lieber etwas Abwechslung als möglichst große Mengen. Ich hätte also im Biggie gemaischt, den Nachguss irgendwie (mehrere Kochtöpfe auf dem Induktionsherd in der Küche) auf Temperatur gebracht, direkt aus dem Biggie in den Gärbottich geläutert, nach dem Läutern den Biggie gereinigt, dann in ihm gekocht und abschließend durch einen Filter in den Gärbottich abgeseiht.
Der Ablauf ist an sich natürlich nicht ideal. Ich verliere Zeit, ich verliere Temperatur und gerade auch das Erhitzen des Wassers für den Nachguss ist alles andere als bequem oder mobil. Nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe, dass ich ja einen zweiten »günstigeren« Einkocher für den Nachguss kaufen könnte, habe ich mich gefragt, wie eine mögliche nächste Ausbaustufe aussehen könnte. Normalerweise wird einem ja dazu geraten, den vorhandenen Einkocher einfach für den Nachguss zu behalten und zum Maischen und Kochen auf Edelstahltopf und Hendi-Platte oder Gaskocher umzusteigen. Dann hätte ich aber immer noch einen Einkocher »über« und ein Rührwerk für einen Einkocher, den ich nicht mehr zum Maischen nutze. Nachdem es mich nicht wirklich reizt, das Volumen des Einkochers bis auf den letzten Zentimeter auszureizen und das wallende Kochen trotz Isolierung bei kühleren Temperaturen auf dem Balkon ein Problem werden könnte, entstand Variante Nr. 2:
– 36 l Contacto Edelstahltopf (erstmal ohne Hahn) als Maisch- und Sudpfanne
– 3,5 kW Hendi-Platte (manuell)
– Brauhardware-Rührwerk mit Scheibenwischermotor für den Contacto-Topf
– 38,5 l Schengler Thermoport mit 1/2 Zoll Kugelhahn und Läuterhexe als Läuterbottich
– Klarstein »Biggie« mit 1/2 Zoll Kugelhahn zur Nachgussbereitung
– einfache(r) Gärbottich(e) aus Kunststoff
Die Variante ist natürlich signifikant teurer (überschlagen ca. 300 Euro), hat für mich aber mehrere Vorteile. Ich muss mir über die Nachgusstemperierung keine Gedanken mehr machen, dafür gibt es ein extra Gerät. Ich maische mit Rührwerk im Contacto, schöpfe dann in den Thermoport um und kann während der Läuterruhe entspannt die Pfanne reinigen. Danach kann ich direkt in die Pfanne läutern und schon während des Läuterns hochheizen. Ich habe durch das größere Volumen weniger Risiko, dass die Würze überkocht, bin insgesamt modularer (kann einfach einen größeren Topf kaufen und »aufsteigen«, auch das Rührwerk ließe sich mit geringem Aufwand anpassen), insgesamt im Ablauf auch schneller und der Thermoport ermöglicht es mir, auch Kombirasten zu fahren. Auf einen Hahn für den Contacto habe ich erstmal bewusst verzichtet, weil ich mir für den Topf einen Hopfenseiher »Schwanenhals« bauen wollen würde und denke, in der Größenordnung lässt sich das Abmaischen noch gut schöpfend und/oder schüttend erledigen. Wenn sich alles als perfekt darstellt, kann ich dann immer noch einen 1 – 1 1/2 Zoll Kugelhahn besorgen und den Topf durchlöchern oder zum Schweißer tragen.
Unabhängig von der Frage, welche Variante es wird, kommen natürlich noch Kleinigkeiten dazu. Auf der Liste im Moment: Messbecher (1 l und 3 l), Brauerjod, Reinigungsmittel (ChemiPro OXI, Starsan HB), Monofilament Filterbeutel 150µ, Pipetten, Maischepaddel, Spindel und Spindelzylinder, analoges und digitales Thermometer, Silikonschläuche und eine Abfüllpistole mit Auto-Stop.
Meine Tendenz geht klar zu Variante 2. In meinen Augen gebe ich dieses Geld, wenn ich Spaß habe, früher oder später sowieso aus. Wenn ich wider Erwarten gar keinen Spaß habe, habe ich Geräte, die sicherlich wieder einen Abnehmer finden werden. Trotzdem interessiert mich sehr, was ihr davon haltet. Ist da irgendwo ein elementarer Denkfehler? Habe ich etwas übersehen? Funktioniert etwas nicht so, wie ich es mir vorstelle?
Bisher nicht adressiert sehe ich Würzekühlung (soll erstmal nicht aktiv stattfinden, ich würde aber gerne einen Gegenstromwürzekühler bauen) und eine Kühlmöglichkeit für die Gärung untergäriger Biere (also erstmal obergärig, hier soll irgendwann ein alter Kühlschrank umgebaut und bspw. mit BrewPi gesteuert werden).
Ich hoffe, der lange Text ist nicht allzu diffus und schreckt derart ab, dass niemand antwortet. Ich bin für jeden Hinweis dankbar, habe hier schon eine ganze Menge lernen dürfen und bin immer wieder beeindruckt, wie groß die Hilfsbereitschaft und Expertise hier ist.
Vorab schon vielen Dank, liebe Grüße und allzeit gut Sud
Flo