Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

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Einkoch-Theo
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Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#1

Beitrag von Einkoch-Theo »

Moin zusammen,

ich hege den Verdacht, dass sich Hefe bei mir nicht so richtig wohlfühlt. Ich habe schon öfters beobachtet, dass die Gärung bei mir mehr Zeit braucht als bei anderen Kollegen. Ich lese da öfter von "...ist bei mir nach 4 Stunden angekommen..." oder "...war nach 3 Tagen durch..."; bis bei mir die Hefe ankommt vergehen meistens 24 h und auch eine warme obergärige Hefe lasse ich 2 Wochen in der HG, und diese Zeit braucht sie auch.

Soweit alles noch kein Problem, jetzt habe ich aber folgendes:
Im März habe ich ein Dark Porter gebraut mit 13,0°P Stw. Die Hefe war die Windsor, welche nach Vorschrift in lauwarmen Wasser rehydriert wurde, 12 h nach dem Anstellen hatte ich schon feinen Schaum, 24 h danach Hochkräusen, bei Gär-Raumtemperatur 18 - 19°C. Prima, dachte ich, für meine Verhältnisse superfix. Der weitere Verlauf war auch gut: nach 5 Tagen auf 6,5°P, nach 3 weiteren Tagen 5,7°P. Nach diesen 8 Tagen habe ich den Ansatz wärmer gestellt (20 - 21°C) und aufgezogen (also Bodensatz leicht aufgerührt). In den weiteren Tagen blieb der Wert aber bei 5,7! :Shocked . Gut, dachte ich, Umstellung der Hefe von einer Zuckerart auf die andere, Geduld ist des Brauers Tugend. Nach weiteren Tagen ohne Änderung habe ich das 2. Päckchen Windsor mit etwas Würze aus dem Ansatz (immer noch 5,7%) auf den Magnetrührer gestellt und zugegeben. Weiter immer noch 5,7%.
Nach 13 Tagen Stillstand bei 5,7°P (Gesamtdauer HG 21 Tage!!) habe ich in Flaschen abgefüllt. Nach ein paar Wochen Nachgärung probiert, war i.O., immer mal wieder ein paar Flaschen verzehrt: i.O.
Nach 2,5 Monaten in der Flasche aber: Springbrunnen beim Öffnen!! Die nächste Flasche etwas kalt gestellt und geöffnet: viel Schaum aber noch einschenkbar. Gestern abend habe ich eine weitere Flasche geöffnet und Restextrakt gespindelt: 3,7°P ! :Shocked Den Rest habe ich getrunken, geschmacklich einwandfrei.

Jetzt meine Fragen:
- Wieso bleibt die HG fast 2 Wochen stecken um irgendwann wieder anzuspringen? Liegt das an der Windsor? Liegt das daran, dass die Temperatur der Würze beim Anstellen mit 13C einfach zu kalt war? Wenn ja, warum dann das schnelle Ankommen? :Grübel
- Wie kann ich generell bei mir die Hefen etwas "boosten", muss ich mir den Einsatz von Hefenahrung angewöhnen?

Hat jemand eine Idee?

Eckdaten Dark Porter: Schüttung 70% Pale Ale, 16% Gerstenflocken, 6% Chocolate Malt, 6% Röstgerste, 2% Carafa II, 35 IBU (Nugget, East Kent Golding), Rasten 64°C/60min + 72C/20min im Einkocher mit Panzerschlauch. 1 Päckchen Windsor auf 20l Würze beim Anstellen.

Gruß,
ein etwas ratloser Theo
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GamZuBo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#2

Beitrag von GamZuBo »

Diese Hefe vergärt nicht hoch, das ist bekannt. Ansonsten, die üblichen Sachen. Malz zu alt, Nitritwerte zu hoch, Temperaturschichtungen, Anstellmenge der Hefe erhöhen? Die Belüftung, genereller Mineralgehalt des Wassers mal analysieren. Ich habe gehört man kann mit Zink etwas nachhelfen oder Nährsalz.

Ich kämpfe schon ewig mit zu niedrigen EVGs. Die Brauereihefe schaffte bei mir nur 76% im letzten Sud. Ich dachte erst es liegt am Wasser. Allerdings habe ich seit letztem Süd eine UOA und verschneide etwas mit Leitungswasser.

Für mich wird wohl die Brewferm Lager das beste sein. Die schafft es regelmäßig auf ü 80%. Und das bei 8-9 Grad gärtemperatur. Ich bin ja schon lange dabei und hab schon alles versucht. Der letzte Punkt war das Wasser. Nach einer Analyse des Brauwassers im Labor kam heraus, dass die Werte des Wasserversogers garnicht stimmen. Das hat mich dann zur UOA bewogen. Dachte jetzt ist alles gut. Ja, nichts war es. Entweder lag es an den 50% Bohimian Pilsener Malz (sollte ein Export werden) Vielleicht sollte ich mal Nährsalz testen. Allerdings lege ich Wert aufs RHG.

Lange Rede kurzer Sinn, das ganze ist sehr sehr schwer. Vielleicht versuchst du mal einen anderen Hefestamm. Z.B. Die Nottingham Ale. Oder die US 05 die gären bei mir recht hoch so um 80%. Oder du misst mal den Maische PH Wert. Und legst mal eine Grenzdextrinrast zwischen Maltose und Verzuckerungsrast bei 65 Grad ein.
jemo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#3

Beitrag von jemo »

Bei mir ist es so, daß unabhängig von der verwendeten Hefe, Biere mit Röstmalz länger brauchen. Warum auch immer. Einen Porter oder ein Stout habe ich auch für zwei Wochen in der Hauptgärung, während ein Pale Ale nach spätestens fünf Tagen durch ist.
Viele Grüße,
Jens
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#4

Beitrag von Fossy »

jemo hat geschrieben:Bei mir ist es so, daß unabhängig von der verwendeten Hefe, Biere mit Röstmalz länger brauchen. Warum auch immer. Einen Porter oder ein Stout habe ich auch für zwei Wochen in der Hauptgärung, während ein Pale Ale nach spätestens fünf Tagen durch ist.


Die Beobachtung habe ich auch gemacht.

Ergänzend dazu noch: Biere mit Röstgerste und oder Röstmalz haben bei mir auch auch tendentiell einen geringeren EVG.
MfG Flo
Ulrich
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#5

Beitrag von Ulrich »

Einkoch-Theo hat geschrieben:... gebraut mit 13,0°P Stw. ... nach 5 Tagen auf 6,5°P, nach 3 weiteren Tagen 5,7°P.
Das kommt leider häufiger vor! Darum ist die Wahl der richtigen Hefe und das Hefemanagement auch so wichtig.
Es ist so, dass die Hefe kurz nach der "Hauptgärphase" (=größter Extraktabbau/Zeiteinheit), da Ihren kritischen Moment hat! Diese "Phänomen" tritt üblicher Weise ab einem scheinbaren Gärkeller-Vergärungsgrad von >50% ein. (Ausser bei einigen Trockenhefen, da KÖNNTE es schon früher anfangen, ist heute aber nicht mehr so wahrscheinlich, wie früher)
Gründe:
- Höchste Hefezellzahl, aber nicht mehr genügend da zum Verstoffwerchseln, die Hefe stellt den Stoffwechsel um. (von den "leicht zu verstoffwechselbaren Stoffen zu schwer(er) verstoffwechselbaren Stoffen) Zu erst auf der Proteinseite, dann auch auf der Kohlehydratseite. (mit der Ausnahme von hefestämmen, die sich schwer tun Maltose und Maltotriose zu vergären. zB weil nicht gewöhnt)
- ein bedeutender Anteil an Hefe ist in der Sprossung! => hier ist die Hefe am empfindlichsten gegenüber Temperatur- und Nährstoff- Schwankungen! "Sie weiß nicht so genau, was Sie nun machen soll" : erst die Sprossung abschließen? erst den Stoffwechsel anpassen? "WAS MACH ICH NUR???" => im endeffenkt machen das einige denn so, die anderen anders und wieder andere stellen den Stoffwechsel erst einmal ganz ein und setzen sich ab.(Mit vielen Unterstufen)
- wie extrem die Hefe reagiert hängt viel von den schon genannten Gründen ab.( Närstoffversorgung, Temperaturführung, Konvektion, usw aber besonders auch Hefestamm)

Abhilfe:
- ab einen GV°von ca 50% (55%), Temperatur um 2 - 3 °C anheben. Weniger empfindliche Hefen ab 60 - 65%
- bei der Verwendung von Hefestämmen, die es schwerer haben Maltose und Maltotriose zu vergären, ist es sinnvol diese erst wieder an Maltose und Maltotriose zu gewöhnen.
- die Hefestarter in den verschiedenen Vermehrungsstufen (Besonders in der Letzten) unter Hauptgär-ähnlichen- Bedingungn endvergären lassen. (Temperatur max 5°C höher als geplante HG, Belüften nur wie Sud) => Magnetrührer fördert die Homogenität der Entwicklung (großer Anteil der Hefe im ähnlichen Stadium) und spart Zeit.

ggf Nährstoffzusatz: Die Servomyces L-50 1g/hl, 10 Min vor Kochende. Für die Bastler ein Insidertip: Man kann auch aus seiner alten Erntefe eine Auszug machen. (eine bestimmte Menge Mitkochen, riecht unangenehm, aber die hefe wird mechanisch zerstört und versorgt die Produktionshefe super mit Nährstoffen)
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#6

Beitrag von Rudiratlos »

Mit der richtigen Maischearbeit kann man seiner Hefe auch was gutes tun. Hab ich zumindest bei untergäriger Hefe beobachtet, sollte aber auch bei obergäriger Gültigkeit haben: Seit ich bei tiefen Temperaturen einmaische und den Eiweißrast-Temperaturbereich überfahre (eine wirkliche Eiweißrast mach ich gar nicht), schwefelt meine Hefe nicht mehr und macht ihre Arbeit augenscheinlich auch besser als bei hohen Einmaischtemperaturen.
Hefenährsalz sollte aber auch helfen.
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GamZuBo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#7

Beitrag von GamZuBo »

@ Ulrich, ich bekomme hoch aktive Hefe von einer Brauerei. Diese wird geerntet und mit frischen Hefezellen wieder eingesetzt. Die Brauerei arbeitet mit Text hohen Temperaturen und in 30 m ZKGs.

Ich bekomme meist nur einem EVG von 78%. Ich habe auch schon versucht unter Druck mit den gleich hohen Temperturen zu erreichen. Der Geschmack war aber nicht überzeugend. Hast du hier einen Tipp für mich ?
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GamZuBo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#8

Beitrag von GamZuBo »

@ Ulrich, ich bekomme hoch aktive Hefe von einer Brauerei. Diese wird geerntet und mit frischen Hefezellen wieder eingesetzt. Die Brauerei arbeitet mit Text hohen Temperaturen und in 30 m ZKGs.

Ich bekomme meist nur einem EVG von 78%. Ich habe auch schon versucht unter Druck mit den gleich hohen Temperturen zu erreichen. Der Geschmack war aber nicht überzeugend. Hast du hier einen Tipp für mich ?

Momentan läuft die HG bei 9 Grad, ab schlauchreife bei 14 Grad.
Ulrich
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#9

Beitrag von Ulrich »

@GamZuBo, die Hefe sollte zum Gesamtkonzept passen, dazu gehöt neben den aufeinander abgestimmten Rohstoffe und der Technologie auch die Anlagentechnik.
Ein "Schnellbier"?
Ja, es gibt bestimmte Hefestämme, die für HG bei höheren Temperaturen UND unter Druck- vergären, ausgelegt sind.
Anstelltemperatur: 12 -14°C, HG bei 14,5 - 16°C (manchmal auch höher) bei ca. 1,5bar.
Das Problem ist, dass Du keinen riesigen ZKT hast.
Versuch mal: Mit 8°-9°C Anstellen, wenn der Geruch aus dem Gärgefäß rein ist (max 24h) => Gärbehälter schließen (Druckaufbau, Eigendruck bis ca 1,3 - 1,5bar) und die Temperatur in Schritten auf 14°-15°C. (Temperaturerhöhung parralel zum Druckaufbau erhöhen) wieder ca 24h.
Ab einem scheinbaren GV° von 55%, Druck langsam auf Null ablassen und ab einem scheinbaren GV° von >65% wieder Spunden oder noch besser endvergären lassen und Speise (Zucker) für Nachgärung.
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#10

Beitrag von Pepsin »

Danke Ulrich für die vielen hilfreichen Informationen.
Den Tipp mit der Erntehefe zum Kochen probiere ich bald aus! Frage wäre nur die Dosierung... reicht ein TL auf 20l?
Könnte ich mir für Zeiten, in denen ich keine Erntehefe zur Hand habe auch einfach welche mit Wasser einfrieren und bei Bedarf nen Eiswürfel in den Topf schmeißen? Spricht ja eigentlich nichts gegen oder?

Grüße,
Stefan
Ulrich
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#11

Beitrag von Ulrich »

da habe ich ja was angerichtet! :Ahh Versuche das erst einmal nur bei der Propagationswürze. Dosierung ist nicht so einfach fest zu legen.
- Ganz vorsichtig wäre ich bei Pilsener oder Kölsch oder der gleichen "schlanken" Biere.
- das müffelt schon ganz schön. Um ein merkliches Ergebnis zu erzielen muß man schon recht viel Hefe zugeben. (Gelägerhefe: 0,1 - 0,3L/100L) , manche geben noch mehr, Trockenhefe: ca 0,1g /L)
20L: 20 - 60ml

Verwendet lieber die Servomyces!
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#12

Beitrag von flying »

Eventuell ein kleine Muffe o. ä. aus (bleifreien) Messing mitkochen. Das liefert Zink und Kupfer für die Hefe.

Es gibt einige Spezis unter den Trockenhefen wie die Windsor oder die S-33, die in erster Führung den Sprung auf die Maltotriosevergärung nicht schaffen. Das ist dann auch nicht der übliche Plateaueffekt, wie er auch im Narziss beschrieben wird, sondern sie legen sich oft komplett zur Ruhe. Bei vielen Leuten geht das gut aber eben nicht immer. Manchmal lernen doch noch ein paar Zellen die Maltotriosevergärung und haben dann ja haufenweise Zeit.
Was man aber auch nicht unterschätzen sollte, ist eine Kontamination mit Reinzuchthefe! Mit einer anderen Reinzuchthefe meine ich. Mit dem Zeuch panschen wir ja genug rum..
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#13

Beitrag von Einkoch-Theo »

flying hat geschrieben:...Es gibt einige Spezis unter den Trockenhefen wie die Windsor oder die S-33, die in erster Führung den Sprung auf die Maltotriosevergärung nicht schaffen. Das ist dann auch nicht der übliche Plateaueffekt, wie er auch im Narziss beschrieben wird, sondern sie legen sich oft komplett zur Ruhe. Bei vielen Leuten geht das gut aber eben nicht immer. Manchmal lernen doch noch ein paar Zellen die Maltotriosevergärung und haben dann ja haufenweise Zeit...
Ich vermute mal, dass dies die Erklärung für meine Beobachtungen im Anfangsthread ist. Nachdem ich mal nachgerechnet habe und ich befürchte, dass ich in den Bereich Flaschenbombe gekommen bin, habe ich alle restlichen Flaschen in ein separates Kaltlager (Mini-Kühlschrank bei 4°C) verbannt. Gestern abend habe ich eine gut gekühlte Flasche geöffnet: Mittelmäßiger Zisch, kein Überschäumen, beim Einschenken ins Glas nur mittelmäßiger Schaum. Nanu, wo ist denn der ganze Blubb hin? Ein Schluck getrunken und da war es: Im Mund entbindet sich das CO2, d.h. eine kleine Menge Bier wird groß! Witzige Sache, man sollte aber wirklich nur langsam trinken.
Ich sehe das ganze jetzt als interessantes Studienobjekt, werde aber aus Sicherheitsgründen keine Flasche nach außen geben und zusehen, dass ich den Rest zeitnah verbrauche. Trotzdem werde ich dieses Bier nochmal brauen und wieder die Windsor nehmen, eigentlich fand ich das gar nicht schlecht. In Zukunft: Hefenahrung.

Gruß,
Theo
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Neuer Versuch - Die Hefe will bei mir nicht so, warum?

#14

Beitrag von Einkoch-Theo »

Hallo zusammen,

morgen ist es soweit, ich werde das Porter vom letzten Jahr nochmal brauen. Rezept + Rasten bleiben nahezu gleich, ebenfalls kommt die Windsor zum Einsatz. Diesmal werde ich der Hefe deutlich mehr "Zuwendung" schenken: Etwas Hefenahrung in der Würze, liebevolles Rehydrieren in lauwarmen Wasser, während des Abkühlens des Hauptansatzes schon mal Anfüttern mit Würze, anstellen bei Temperaturgleichheit von Würze und Hefesuspension, vielleicht bringe ich auch noch den Anstell-Spruch...

Ich habe zwischendurch lernen dürfen, dass sich eine vernünftige Hefeführung deutlich auf die Qualität des Endproduktes auswirkt, sogar ohne Spruch!
Wollen wir mal sehen, ich werde berichten.

Gruß,
Theo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#15

Beitrag von Einkoch-Theo »

Moin,

ich wollte noch abschließend berichten:
Leider fand dieser Ansatz sein Ende im Ausguss. Gestern Abend habe ich die komplette Menge weggekippt, :crying erstmalig hatte ich mir eine Infektion eingefangen. :crying
Nach dem Anstellen mit einer liebevoll rehydrierten Windsor ging die Hauptgärung auch gut und zügig los, blieb allerdings nach 4 Tagen wieder recht hoch stehen - bei 5,2°P (von 12,8°P). Also erneut gewartet und geduldig gewesen, immer mal wieder vorsichtig die schwimmende Spindel abgelesen. Nach 3 Wochen habe ich einfach mal ein Tütchen neue Hefe rehydriert und zugegeben (habe die Notti genommen), in der Hoffnung, dass so noch ein paar 0,x% weiter gehen. Leider hat sich die nächsten 7 Tage gar nichts getan, mittlerweile weiß ich aber auch, dass es für solche Zwecke bessere Hefen gibt als die Notti.
Das wäre ja auch alles nicht so schlimm, aber dann hat sich eine Kahm-Haut auf der Oberfläche Pott gebildet und gleichzeitig entwickelte sich ein etwas fremder Geruch, so Richtung Petrol und Schinken (kann ich jetzt nicht besser beschreiben). Nach insgesamt 4 Wochen Gärung habe ich dann mit Zucker in Flaschen abgefüllt und es setzte auch recht zügig die Nachgärung ein.
Leider hat sich meine Hoffnung auf eine Reduzierung des Fremd-Geruchs/Geschmack zerschlagen. Es entwickelte sich über die 6 Wochen Reifung in der Flasche eine immer deutlicher werdende Essig-Note. Eine pH-Wert Messung zeigte einen Wert von 3 - 3,5 an (mit etwas älteren Teststäbchen gemessen), für mich das Indiz: Essigsäurebakterien-Infektion.

Fazit: Ich sollte doch noch etwas vorsichtiger beim Deckelöffnen sein. Eine Kahmhaut-Bildung hatte ich früher schon einmal, aber damals hat das keine Auswirkungen auf das fertige Bier gehabt. Trotz der Rückschläge werde ich aber nochmal ein Porter brauen, dann werde ich aber eine andere Hefe nehmen.

Gruß,
Theo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#16

Beitrag von Kobi »

Hallo, Theo,
vergärst Du offen oder geschlossen?
Viele Grüße
Andreas
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#17

Beitrag von Einkoch-Theo »

Ich mache 20 l Ansätze und vergäre im üblichen Plastik Hobbock. Der Deckel ist verschlossen, aber nicht komplett dicht gedrückt. Behälter und Deckel wurden vor dem Einfüllen der heißen Würze mit Iso-Prop 70% desinfiziert.
Ich vermute mal, dass die Infektion durch häufiges Öffnen, Reinschauen, Umrühren und/oder Sonstiges gekommen ist.

Gruß,
Theo
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#18

Beitrag von Kobi »

Könnte hinkommen. Ich vergäre im Speidelfass mit Gärröhrchen. Ab einsetzender Gärung hat man da eigentlich eine gute, schützende CO2-Schicht über dem Jungbier. Nach dem Belüften rühre ich gar nicht mehr, gespindelt wird erst, wenn das Ploppen im Gärverschluss nahezu zum Erliegen gekommen ist.
Viele Grüße
Andreas
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#19

Beitrag von GamZuBo »

Hallo Theo, vielleicht liegt darin auch der ganze Hund begraben. Die Hygiene scheint ein Problem zu sein. Hört sich erstmal unverschämt an, ist es aber nicht. Denn du kannst sie ja nicht sehen. Generell habe ich mit Kunstoff so meine Probleme. Dieser hat kleine Poren wo sich so allerhand drin festsetzen kann. Das kann jeder selbst mal testen, wenn der Plastikbomber mal 2-3 Wochen oder länger im Keller stand. Stecknadeln mal den Kopf rein und sei ehrlich zu dir selbst. Es richt nach Bier oder irgendwas anderem jedenfalls nicht neutral. Das ist dann ja schon der Beweis.

Am besten ist man stellt auf Edelstahl um, so hab ich das gemacht. Aber oft liegt es auch an der Reinigung. Sie wird einfach falsch durchgeführt. Dieser Fehler habe ich früher auch gemacht. Diese Geschichten mit heiß Wasser abspülen, oder ich Sprüh das immer mit Isopropanol ein funktionieren nicht oder nur kurze Zeit.

Bierschädlingen lauern überall und es ist nicht möglich sie komplett von unserem edlen Gebräu fern zu halten. Genau genommen können wir nur ihre Zahl auf ein Minimum reduzieren die Hefe sollte den Rest erledigen indem sie den Quälgeistern den Nährboden entzieht.

Wenn du nun aber nicht richtig reinigst werden das immer mehr Quälgeister. Die sind zum Teil in der Lage sich mithilfe eine Biofilm selbst zu schützen. Das wäre so wie wenn du eine 5m dicke Stahlbetonwand um dich herum aufbaust und ich schieße mit dem Luftgewehr da drauf. Je mehr Quälgeister, umso dicker. Irgendwann sogar kannst du in spüren, wenn du ihn befeuchtest. Am Anfang aber wirst du nichts bemerken.

Andere verstecken sich hinter einer Hauchdünnen Kalk/Biersteinschicht oder in den Poren des Kunstoffes.

Ich bin nun kein Renigungsexperte und schon gar kein Chemiker oder Mikrobiloge, daher bitte ich um Nachsicht sollte nicht alles 100% korrekt sein. Ich hole mir dafür auch Hilfe.

Ich habe mir das so erklären lassen, man löst erstmal Biologische Reste ab damit ist auch der Biofilm gemeint. Das macht man alkalisch am besten mit Aktivchlor und Bleichlauge. SEPA nutze ich aber Danchlorix sollte auch funktionieren. Die Biovariante wäre wohl Natronlauge. Danach sollte man das ganze sauer reinigen um zum einen die Lauge zu neutralisieren und leichter ausspülen zu können, zum anderen den Kalk/Bierstein zu entfernen damit nimmst du den Quälgeistern jedes Versteck. Ich benutze Niroklar, du könntest z.B. Chemipro Acid benutzen. Eine Desinfektion ist eigentlich überflüssig nach dieser Prozedur.

Wenn du etliche Male nur mit Wasser und Neutralseife, heißem Wasser oder Isopropanol reinigst, bringt das nicht viel bis
Garnichts

Das könnte viele deiner Probleme lösen. Denn du hast nicht nur eine Kamhefe sondern auch Essig oder Laktobakterien. Vielleicht auch eine Killerhefe oder Wildhefen in deinen Plastikpott.
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#20

Beitrag von Kobi »

Ich bin darin beileibe kein Experte, habe nur meine eigenen Erfahrungen und bin damit zum Glück ganz gut gefahren... Also: Kunststoff, klar ist der nicht so unproblematisch wie Edelstahl und auf jedem Fall besser, aber für die meisten von uns muss das Equipment auch im Verhältnis zum Hobbycharakter bleiben, daher würde ich den jetzt nicht per se verdammen. Richtig ist aber, dass man nach einigen Suden den Bierstein sogar sehen kann, dass sich darin die Baktis wohlfühlen, ist klar. Statt zu sauren Reinigern zu greifen, kann man auch als saure Reinigungsstufe Zitronensäure nehmen, das löst auch einiges. Den Geruch bekommt man tatsächlich schon nach dem ersten Brauen nicht völlig heraus, wenn man nicht gerade zu Chlor oder ähnlichem greifen will, was ich als Geruch aber auch nicht im Bier haben möchte. Nach meinen einzigen Chlorreinigerversuch - schon lange her, vermutlich gibt es schon bessere - roch der Behälter sehr stark nach Chlor. Das ging auch mit zigfachem Spülen kaum raus. Zum Biergeruch alleine habe ich mit daher zu einer entspannten Haltung erzogen, entscheidender ist für mich, dass die Baktis darin nicht die ganze Zeit bis zum nächsten Sud Party feiern können.
Mit einem Sauerstoffreiniger und ab zu und zu einer sauren Reinigungsstufe komme ich bisher ganz gut zurecht - hoffentlich nicht bis zur ersten ersten Infektion... :Grübel
Eine ganze Menge bringt es, seit wir die Würze noch sehr heiß - trotz parallel beginnenden Kühlens - in den Gärbehälter seien. Ich gebe mich etwas dem Glauben hin, dass die Temperaturen den meisten Schädlingen den Garaus machen.
Wie gesagt, viel Meinung, persönliche Erfahrung, die immer nur bis zum ersten Scheitern hält...
Für mich ist aber die vermutlich entscheidende Größe eine schnelle Angärung mit einem guten Starter (noch während des Brauens mit Vorderwürze auf das neue Medium eingeschworen), die die meisten Schädlinge schnell im Zaum hält. In der Zeit störe ich meine Verbündeten auch nicht... :P
Viele Grüße :Drink
Andreas
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#21

Beitrag von GamZuBo »

Ja Kobi, das Problem mit dem Chlorgeruch kenne ich. Deswegen auf jedenfall Sauer nachspülen, die Bleichlauge bildet ja so einen Schmierfilm. Gut ein Edelstahltopf kostet ja nicht soviel, Google mal Abfallbehälter CNS.

Ich braue hin und wieder mit einem Braumeister zusammen der hat mich letztens drauf angesprochen, ich soll auch sauer nachspülen. Er hat eben gesehen wie ich mich beim nachspülen kaputt mache.

Zitronensäure, ja der Ladeberger meinte Bierstein bekomm ich damit nicht weg.

Das hört sich alles nach böser Chemi an, ist aber harmlos und besser als saures Bier. Im Umgang muss man eben vorsichtig sein. Vor allem sauer nicht mit alkalisch direkt mischen.
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#22

Beitrag von ggansde »

Moin,
etwas off-topic, aber was mich derzeit noch von der Anschaffung eines Edelstahlbehälters abhält ist die möglicherweise zu geringe Stabilität für meinen Einsatzzweck. Ich glaube nämlich, dass es ein mit 50 l Würze gefüllter dünnwandiger Behälter nicht überlebt, von mir über den Boden gezogen und die Treppenstufen zum Keller hinab gewuchtet zu werden. Ansonsten wäre ich auch schon lange bei der Edelstahlfraktion.
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#23

Beitrag von GamZuBo »

Moin Markus, dann nimm doch 2 30l KEGs oder 1 50er?
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#24

Beitrag von afri »

ggansde hat geschrieben:Ich glaube nämlich, dass es ein mit 50 l Würze gefüllter dünnwandiger Behälter nicht überlebt, von mir über den Boden gezogen und die Treppenstufen zum Keller hinab gewuchtet zu werden. Ansonsten wäre ich auch schon lange bei der Edelstahlfraktion.
Da glaubst du vermutlich richtig. Mein Polsifass wird nicht bewegt, sobald es einmal gefüllt ist, auch wenn nur runde 34 Liter drin sind. Meine Lösung: Gärfass dorthin stellen, wo die Gärung stattfinden soll, die nach dem Kochen gekühlte Würze in Partien hineingeben (ich kühle woanders, als ich vergären lasse und das in Teilen, 5-kg-Schein und so). Zwar berührt dabei die Würze beim Transport auch noch eine Plastikbehälterwand, die zugegebenermaßen leicht nach Würze riecht, aber das ist nur relativ kurz und ich erhoffe mir einfach, dass diese kurze Zeit keine Biester groß wachsen lässt.
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Re: Die Hefe will bei mir nicht so - warum?

#25

Beitrag von cyme »

Kobi hat geschrieben:Mit einem Sauerstoffreiniger und ab zu und zu einer sauren Reinigungsstufe komme ich bisher ganz gut zurecht - hoffentlich nicht bis zur ersten ersten Infektion... :Grübel
Sauerstoffreiniger bekommt auch gut Bierstein von HDPE runter, man muss nur Geduld haben.
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