Hi Rey,
reinhold_eins hat geschrieben:Die Longneck-Flaschen habe ich als letztes abgefüllt, ist hier viel zu viel Hefe in die Flaschen gekommen
Ja, definitiv. Während der Nachgärung/Flaschengärung vermehrt sich die Hefe nicht oder kaum mehr. Die Hefe, die man auf den Bildern erkennen kann ist bereits beim Abfüllen in die Flasche gelangt. Deine Verfahrensbeschreibung unterstreicht das.
Damit sich solch ein Hefepfropfen im Flaschenhals bilden kann, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- genug Hefe in der Flasche
- zügig einsetzende und kräftige Nachgärung
- genügend Gasraum
- Ausgeprägte Verjüngung des Gärgefäßes im unteren Bereich der Grenzfläche Flüssigkeit/Gas
Damit sich die Partialdrücke zu Beginn der Nachgärung einstellen können, muss zunächst sehr viel (CO2)Gas aus der Flüssigkeit in den Gasraum austreten. Die aufsteigenden CO2-Blasen nehmen mit der Verjüngung zum Flaschenhals an Geschwindigkeit zu, reißen die Hefezellen mit und "
schieben" sie über den Flüssigkeitsspiegel hinaus in den dünnen Flaschenhals. Gleichzeitig läuft, bedingt durch die Schwerkraft, Flüssigkeit aus dieser Hefemenge wieder zurück in die Flasche, während Kohäsion und Adhäsion die jetzt "
leichtere" Hefe im Flaschenhals halten.
Diese gleichzeitig ablaufenden Vorgänge bilden "
oben", als Maß für eine Hefezellenverdichtung, einen Pfropfen. Wenn man so möchte wurde die Hefe "
nach oben ausgespült".
Sorry, aber solche Vorgänge in Worte zu fassen ist einigermassen "
gruselig" ;-)
Im umgekehrten Sinne provoziert das
Gärrohr nach Lietz ein ganz ähnliches Verhalten. Ziel hier allerdings ist, dass sich ein Hefeüberschuß am Ende eines "
heftigen" Gärverlaufs vollständig
unten absetzt. Die ca.45 cm hohe Glaskonstruktion kennt zu diesem Zwecke dreierlei Durchmesser:
- unten = dünn (Hefereservoir, soll am Ende der Gärung die Hefe wieder aufnehmen. Geringe Grenzfläche zur Flüssigkeit verhindert "Autolyseextrakt" in der Probe
- mitte = sehr dünn (sorgt für tüchtig Konvektion. 0,3-0,5 m/s)
- oben = sehr dick (reduziert Konvektion nahezu auf Null, der steile Konus sorgt dafür, dass die Hefe in 1. "zurückrutschen" kann)
Eingefüllt werden 200 ml Würze/Gärprobe mit einem Hefeüberschuß, der Endvergärungsgrad kann nach 24-30h in der Probe bestimmt werden - ganz ohne Magnetrührer etc..
In einem Gedankensprung nimmst Du jetzt das Gärrohr nach Lietz und stellst es auf den Kopf. Mit ein wenig Phantasie kannst Du jetzt Deine unterfüllte Longneck-Flasche erkennen ;-)
Gruß
Oli