Mir war langweilig und ich dachte, ich vertreibe mir den Samstag mit dem simpelsten "Rezept" wo gibt.
(Rezept dazu zu sagen ist fast schon zu viel der Ehre...
Und mache gleich noch eine bebilderte Braudokumentation um zu zeigen, was für ein wunderschönes und entspannendes Hobby wir doch haben.
Ziel:
Ein 100% MüMa Doppelbock, simple Kombirast, Mit Perle gehopft
Stw 19.5°P | 36 IBU | 47 EBC | 8.4 Vol%
Braubeginn: geplant 10:00 – Ende nach Reinigung: geplant 17:00
Eigentlich hätte ich wachsam die sich mehrenden schlechten Omen deuten können, die mir der Braugott schickte.
Omen1:
Tags zuvor fror unser Aussenwasserhahn ein und musste still gelegt werden.
Aus Bordmitteln wurde rasch ein Ersatz zusammengepfriemelt mit Schlauchanschluss zur Waschküche. - geht doch! Morgens ganz enspannt Malz abgewogen, das Wasser aufbereitet (Milchsäure, CaCL2-Lösung) und die Gerätschaften aufgebaut. Und während 27l Hauptguss im Topf auf der Hendi der Einmaischtemperatur entgegensahen, sollte geschrotet werden:
10 kg MüMa in der Mattmill-Kompakt mit Bohrmaschine, langsamste Stufe.
Omen 2:
Der Innensechskant der Antriebsschraube dreht durch... Nix zu machen, vollkommen ausgenudelt...
Was tun!?
Der nette Herr Nachbar hatte noch ausreichend M8-Schrauben mit Innensechskant und konnte aushelfen..
Damit ging es weiter ans Schroten. (Auf die ToDo-Liste: fixierter Antrieb mit Klauenkupplung – oder Elastomerkupplung viewtopic.php?p=194623#p194623)
Kurz noch einen Blick auf die Wassertemperatur: 17°C!!

Omen 3:
Die Hendi zeigt „E1“

Ich entsinne mich, daß der Ventilator beim Einschalten schon ein komisches Geräusch gemacht hatte.
Eine kurze Forumssuche ergibt: bekannter Fehler, Ventilator defekt. Austausch problemlos, aber Lieferzeit 4 Tage.
ICH WILL ABER HEUTE BRAUEN!!! (...auf dem Boden stampf...)

Irgedwie muß Luft in die Elektronik gepustet werden....
Die Damenwelt hat keinen Fön, der nur kalte Luft bläst.
Der nette Herr Nachbar hat eine Heissluftpistole. Die kann man runterregeln auf 50°C....
Das klappt für kurze Zeit, dann wieder: „E1“
Das Wasser hat mit immer wieder anschalten immerhin schon 22°C
Inzwischen ist es 14:00 und eine leichte Unruhe macht sich bemerkbar..
Wasser wird nun im Einkocher und mehreren Kochtöpfen weiter erhitzt, und dann im Thermoport eingemaischt. Das gibt bei der Dicken Pampe starke Oberarme...
Na, so komme ich unfreiwillig zu meiner ersten Bottichmaische..
… wollte ich eh schon immer mal machen...
Während der Kombirast wird die Hendi aufgeschraubt:
Was sehen meine müden Augen:
Da hat sich ein Kabel von der Lötstelle gelöst. Na, davon lässt sich der wild entschlossene Zauberlehrling doch nicht entmutigen.
Flugs wird der Lötkolben hervorgeholt und in Nullkommanix wird wieder ein Lötpunkt gesetzt. Rasch noch einmal durchgemessen – immerhin kein Kurzschluss, aber 70kOhm finde ich schon ziemlich viel... Sei's drum. Zusammenschrauben uuund: TEST Läuft!

Was macht eigentlich die Maische??
64 °C !!

viel zu niedrig - zumindest für einen Malzjunkie wie mich...
Und so komme ich unverhofft zu meiner ersten Dekoktion.
… wollte ich eh schon immer mal machen...
Ab jetzt gibt's leider keine Bilder mehr..
Irgendwie war ich absorbiert - weiß auch nicht....
Nach Bauchgefühl wurde dreimal Maische abgezogen, gekocht und so die Temperatur auf 68°C, 74°C und schließlich 78 °C gebracht. (Die 74 war ein Zwischenschritt, der dem zu geringen Maischekochvolumen geschuldet war.)
Nächstes Mal mache ich das brav mit dem Mischungskreuz.
Da der Einkocher für's Maischekochen herhalten muss, darf sich die reparierte Hendi jetzt beim Aufheizen des Nachgusses bewähren.. Es klappt!!
Während der Läuterruhe dann Umschöpfen des Nachgusswassers in den Einkocher, ich brauche ja gleich die Sudpfanne zum Hopfenkochen
Ab jetzt lief es wunderbar nach Plan.
Abläutern in 45 Minuten problemlos. VW-Hopfung.
37,5 l Vorderwürze mit 17,7 Brix (17,18 °P) – Perfekt!
Hoho!
Der Braugott kann nichts gegen mein Vorhaben ausrichten.
Hopfenkochen, weitere Hopfengaben, Abkühlen auf <80°C .
(Nächster Eintrag auf der ToDo-Liste: Kühlschlange zum aktiven Herunterkühlen)
Ausschlagwürze: 33l, 20 Brix (19,4 °P)
Jetzt läuft's, gleich habe ich gewonnen!
Inzwischen hat sich der Tag geneiget und die Dämmerung hat ihren Mantel sanft über die Widrigkeiten eines langen Brautages gebreitet.
Wozu gibt es Halogenstrahler?
Bei Flutlicht wird die Whirlpool-Hopfung gegeben und derselbe angedreht.
Währenddessen Aufbau des Gegenstromkühlers
Ich mache es meist so, daß ich vom Whirlpool durch einen Mono in einen Bottich seihe und von dort durch den Gegenstromkühler in den Gärbottich pumpe, in welchen es dann schön mit Anstelltemperatur plätschert. Das ermöglicht es mir sofort die Hefe anzustellen und damit den Brauvorgang abzuschließen.
Letzte Katatstrophe des Tages:
Die Kühlung funktioniert heute mehr als gut: Anstelltemperatur bei 17 °C
Ach!
Hätte ich es doch dabei belassen! Die Notti macht das schon!
Aber Nein!

In meinem Übermut warte ich nicht, bis der letzte Tropfen aus dem Bottich abgepumpt ist, sondern kippe die letzten Liter warme Würze direkt in den Gärbottich.
Wenn er denn dort gelandet wäre...
Mit Schwung ergießt sich die Würze über den Bottichrand und landet direkt in der Mehrfachsteckdose....

Jetzt weiß auch meine Frau was ein FI-Schalter ist
Meine Tochter musste ihre Netflix-Session unterbrechen (Router ohne Saft)
Und der kleine Braumeister steht im Klebrigen Dunkeln.
Na wenn schon! Die restlichen Handgriffe gehen doch im Schlaf.
Deckel drauf und ab in die Diele bei 18 °C
Kurz die Faust zum Himmel gereckt und den Tag zum Abschluß gebracht.

Und die Terasse muss eh mal gekärchert werden...
Mit Aufräumen und Reinigen ging ein Tag voller Widrigkeiten und Erfahrungen um 21:00 letztlich doch erfolgreich zu Ende.
Das Bier gärte perfekt vor sich hin und letztes Wochenende wurden 28 l Jungbier abgefüllt.
SRE: 5.2 °P
SEVG: 73 %
Alk: 7,9 Vol% (plus 0,5 wg. Zucker)
Hier das Ergebnis: Und nun alle zusammen:
"Wir haben das schönste Hobby der Welt"

Viele Grüße
Florian