Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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paddy_brew
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Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#1

Beitrag von paddy_brew »

Seit gestern gärt mein erstes Bier so gemütlich vor sich und ich bin total gespannt ob und wie das am Ende wirklich wird. Da ich das ewig nicht gemacht hab, hab ich zwar viel gelesen aber Theorie und Praxis sind ja immer so ein Unterschied... vor allem zu Zeiten des Internets findet man ja überall irgendwelche Infos, zum Teil auch zu einem Thema vollkommen verschiedene. Ich hab mir dann einfach das, für mich, logischste rausgesucht und einfach man angefangen... mal sehen ob's klappt.

Mein Ziel war/ist eine Art IPA zu brauen, also Rezept gesucht und für die gewünschte Menge umgerechnet und die Zutaten bestellt. Da ich nur 4 Liter Bier (zum Rezept testen) am Ende haben wollte hab ich mich entschieden die Maische im Kenwood Cooking Chef zu machen. Dadurch das man da die Temperatur steuern kann und gleichzeitig auch ein Rührwerk eingebaut ist, fand ich das eine gute Idee... am Ende war das Maischen doch ganz schön Guerilla, aber naja am Ende hatte ich Jod-Normal und damit war ich fürs erste zufrieden.

Die Rastzeiten waren zwar temperaturmässig zeitlich meist länger als im Rezept vorgegeben. Eigentlich hatte ich eine Kombinats geplant, aber dadurch das der Cooking Chef nur die Heiztemperatur anzeigt und nicht die eigentliche Flüssigkeitstemperatur, wurde es halt dann doch Eiweiss-, Maltose- und Verzuckerungsrast. Dadurch wurden die Rastzeiten ziemlich lang, aber was soll ändern konnte ich's ja eh nicht und die ganze Maische wegschütten wollte ich auch nicht... also Forschermodus an und sehen was passiert. Als Malz hatte ich übrigens Pale Ale, Münchner und etwas Cara Hell (Gesamt 1,2kg) und der Hauptguss war 3Liter.

Geläutert hab ich das ganz dann in einem umgebauten PP Rohr (vielen Dank für den Tip hier aus Forum), das hat ziemlich gut funktioniert. Der Treber stand zwar recht hoch im Rohr (etwa 25cm) aber es hat gut funktioniert. Nachdem die Maische fast durch war hab ich nochmal 3l als Nachguss durchlaufen lassen... am Ende hatte ich etwa 5,2l Würze.

Gleich beim Beginn des Hopfenkochens hab ich 3g Halletauer Cascade Hopfen zugegeben. Dann hab ich die Würze erhitzt das sie leicht wallend kocht, nach 15min hab ich dann nochmal 8g Summit Hopfen zugegeben und nach 50min nochmal 4g vom dem Cascade Hopfen. Das ganze habe ich nochmal 10min kochen lassen. Nach 75min hab ich dann aufgehört und es gefiltert und erstmal in einem verschlossenen Gefäss über Nacht abkühlen lassen (war schon Nachts um 1:30Uhr).

Nach dem Hopfenkochen hatte ich noch 4,25l Würze übrig, davon hab ich die Stammwürze mit einer Bierspindel bestimmt... wenn ich alles richtig gemacht hab, hab ich eine Stammwürze von 18,5% . Davon hab ich dann 400ml als Speise weggenommen und in einem Luftdichten Gefäss in den Kühlschrank gestellt.

Ich hab den ganzen Spass dann in ein Speidel Gärgefäss gefüllt und mit etwa 1,5-2g Hefe Nottingham Ale Hefe (Obergärig) angesetzt. Die Hefe hab ich vorher bei etwa 31°aufgeweckt in dem ich sie mit etwas Würze angerührt hab. Als sie dann schön Schaum gebildet hat, hab ich das ganz in das Gärgefäss gekippt nachdem ich vorher mit einem sterilen Schneebesen noch etwas Luft in den Würze gebracht. Ich das ganze dann in ein Zimmer mit etwa 20° in einen dunkle Ecke gestellt und nun hoffe ich das es funktioniert. Gleichzeitig hab ich ein Baumwollsäckchen mit nochmal 5g Cascade Hopfen zum Hopfenstopfen mit in das Gefäss getan. Das alles war gestern Morgen.

Als ich heut Morgen mal nachgeschaut hab war eine schöne, weisse, feinporige, gleichmässige, 3cm hohe Schaumkrone auf der Würze... also ich denke es funktioniert :Smile Jetzt warte ich bis nächsten Montag od. Dienstag, ich denke da sollte die Hefe alles schön verarbeitet haben.

Das einzige wo ich mir jetzt noch sehr unsicher bin ist die Menge der Speise die ich zugeben soll. Ich vorsichtshalber erst 400ml zu Seite gestellt, ich denke mehr brauch ich nicht. Momentan gären 3,85l mit einer Stammwürze von 17,5% gemütlich vor sich hin... vielleicht kann mir jemand von euch helfen und sagen wieviel Speise ich wirklich zugeben sollte damit meine 0,33l Flaschen das überleben.

Ich würde mich freuen wenn mir jemand bzgl der Speisemenge helfen kann... oder auch sonst irgendein Feedback zu dem ganzen Gebräu gibt. Ich bin sehr gespannt was, oder erstmal ob es überhaupt was wird mit dem Bier... aufbaudende Worte sind willkommen :Wink
Zuletzt geändert von paddy_brew am Montag 26. Januar 2015, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
Fricky
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Re: IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#2

Beitrag von Fricky »

hallo,

schau mal da http://fabier.de/biercalcs.html rein.

Da kannst Du das ausrechnen, gewünschten CO2 Gehalt eingeben und fertig.
Falls du zuwenig Speise hast, nimm Zucker, der ist auch nicht giftig, trotz Reinheitsgebot.

Gruß, Peter.
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paddy_brew
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#3

Beitrag von paddy_brew »

Vielen Dank erstmal für den Link.

Denkt ihr das 6-7 Tage Gärzeit bei einem obergäriges Bier ausreicht ? Im Originalrezept stand was von 5-6 Tage.

Was passiert eigentlich wenn ich zuviel Hefe dazugegeben habe (1,5-2g abmessen ist nicht einfach) ? Kann das zu Flaschenbomben führen ?
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#4

Beitrag von der_ak »

paddy_brew hat geschrieben:Denkt ihr das 6-7 Tage Gärzeit bei einem obergäriges Bier ausreicht ? Im Originalrezept stand was von 5-6 Tage.
Gärzeit würde ich nie an einer bestimmten Dauer festmachen, sondern dann für fertig erklären, wenn sich der Restextrakt über 2-3 Tage hinweg nicht mehr ändert. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich jedoch sagen, dass die Nottingham-Hefe innerhalb von 6-7 Tagen locker alles durchgären sollte.
Was passiert eigentlich wenn ich zuviel Hefe dazugegeben habe (1,5-2g abmessen ist nicht einfach) ? Kann das zu Flaschenbomben führen ?
Nein, die resultierende Menge Kohlensäure ist eine Funktion der Menge an verfügbaren vergärbaren Zuckern. Ein Overpitching an sich wird also nicht zu Flaschenbomben führen.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#5

Beitrag von maloep »

paddy_brew hat geschrieben: Denkt ihr das 6-7 Tage Gärzeit bei einem obergäriges Bier ausreicht ? Im Originalrezept stand was von 5-6 Tage.
Viele Fragen zum Abfüll-Zeitpunkt werden auch in diesem Beitrag beantwortet.
paddy_brew hat geschrieben: Gleichzeitig hab ich ein Baumwollsäckchen mit nochmal 5g Cascade Hopfen zum Hopfenstopfen mit in das Gefäss getan.
Es ist wohl eher üblich, den Stopfhopfen nach der Hauptgärung zuzufügen und dann noch ein paar Tage im Gärfass zu belassen. Ich hab aber leider wieder vergessen, welche konkreten Nachteile das sofortige Zufügen haben könnte. Daher von mir erst mal nur der allgemeine Hinweis, evtl kann jemand mit "mehr" Ahnung noch etwas dazu beitragen oder mich widerlegen.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#6

Beitrag von paddy_brew »

Ich hatte mich bzgl des Hopfenstopfens während der Hauptgärung vorher informiert, das war so ein Punkt wo sich mal wieder die Geister schieden... die einen sagten es geht die anderen erst nach der Hauptgärung, Begründung für die jeweilige Seite hab ich aber keine gefunden. Ich hab mich dann für während der Hauptgärung entschieden da ich die Nachgärung in der Flasche machen will und deswegen das Stopfen danach nicht möglich ist. Mal sehen was dabei jetzt rauskommt.

Wenn jemand mir genau begründen kann was für Vor- und Nachteile das jeweilige Stopfen hat würde ich mich freuen.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#7

Beitrag von cyme »

Bei der Gärung entsteht und entweicht viel CO2 aus dem Jungbier, welches flüchtige Hopfenaromen mit sich reißen kann.
maloep
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#8

Beitrag von maloep »

Wenn ich mich recht erinnere, ging es darum, dass die Hopfenöle durch das CO2 ausgetrieben werden können und Du letzten Endes weniger Aroma ins Bier bekommst. Aber das ist aktuell nur nachgeplappertes Halbwissen bei mir:)

Die Nachgärung kannst Du trotzdem noch in der Flasche machen. Die Zeit zum Hopfenstopfen kommt einfach nur obendrauf. Also z.B. 2 Wochen Hauptgärung, dann 1 Woche Hopfenstopfen und danach in Flaschen abfüllen zur Nachgärung.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#9

Beitrag von paddy_brew »

Ok, das mit dem CO2 klingt logisch. Ich lass es diesmal einfach so und probiere das nächste mal nach der Hauptgärung, dann hab ich ja den direkten Vergleich. Momentan dürfte theoretisch ja nicht mehr Aroma entzogen werden als ich durch das Stopfen zugebe... naja, ich und meine Logik ;)

Abgesehen davon, macht es dem Jungbier nix aus wenn das einfach eine Woche länger im Gärbehälter steht ? Die Speise ist ja dann auch eine Wochen (dann fast 2 Wochen) länger im Kühlschrank, geht da nicht Qualität verloren ?
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#10

Beitrag von dingenz »

Da du die Speise nicht heiß abgefüllt hast, würde ich auf alle Fälle die Speise aufkochen und abkühlen, bevor ich sie zu setze.
Viele Grüße
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#11

Beitrag von Ulrich »

Hauptgärung=> CO2=> entgasen der gewünschten Aromen => richtig (Hopfenöle auch CO2 löslich, daher CO2-Extrakt), aber wichtiger, dass sich die Hopfenöle nun mal viel besser in Alkohol (Etanolextrakt) lösen.
Ich habe die stabilsten Ergebnisse erhalten, indem ich eine kleine Menge feriges Bier gestopft habe (schön mir CO2 und endvergoren) und diese kleine superüberhopfte Menge vor der Nachgärung in das Jungbier gegeben habe.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#12

Beitrag von paddy_brew »

Ok, vielen Dank für die Antworten schonmal dazu.

Denkt ihr ich sollte den "Hopfenstopfen" aus der Hauptgärung entfernen oder einfach sein lassen und hoffen das alles gut wird ?
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cyme
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#13

Beitrag von cyme »

Lass drin und wart ab.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#14

Beitrag von paddy_brew »

Kann es sein das die Hauptgärung meines Bieres schon dem Ende entgegen geht ? Gestern morgen hatte ich die dicke weisse Schaumschicht mit den braunen Flecken auf dem Bier, am Abend vorher war die Schicht nur weisser Schaum. Als ich es vorhin wieder angeschaut habe war die Schaumschicht fast weg und nur noch grobe Blasen auf dem Bier. Der Geruch war total anders, es roch wie frisches Bier.

Was mich an der ganzen Sache stutzig macht ist die Tatsache das ich die Hefe erst am Dienstag (20.1.) morgens um 10Uhr zugegeben habe. Die weisse Schaumkrone war etwa 1,5 Tage drauf, die hat am Dienstagabend begonnen und heute ist sie weg.

Hier mal paar Infos...

Stammwürze : 18,5 %
Gärtemperatur : ziemlich konstant 20°
Hefe : Notthingham Ale obergärig
Hefezugabe : zwischen 1,5g - 2g
Würzemenge : 3,8l

Ich hoffe das mit dem Bier nix schief gegangen ist :/
Zuletzt geändert von paddy_brew am Montag 26. Januar 2015, 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
hoggel1
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#15

Beitrag von hoggel1 »

Hallo,
könnte sein, wie hoch ist der scheinbare Restextakt? Bzw. etwas geht immer noch. Wichtig: Gedult.

MfG
Thomas
paddy_brew
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#16

Beitrag von paddy_brew »

So, heute war es soweit... ich hab abgefüllt :Smile

Heute war der 6te Tag im Gärbehälter und irgendwie ist schon seit einiger Zeit nix mehr passiert, um sicher zu sein habe ich bis heute gewartet. Final rausbekommen habe ich aus dem Mini-Sud ziemlich genau zehn 0,33 Flaschen, das ist etwa das was ich zum Rezepttesten wollte. Nun hoffe ich nur noch das die Flaschengärung gut über die Bühne geht.

Restextrakt lag heute bei 3,4% , Stammwürze vor der Vergärung lag bei 18,5% ... also scheint die Hefe ihre Arbeit gut verrichtet hat. Die Speisemenge konnte ich dank Fricky's Link ziemlich genau berechnen, Ziel ist jetzt 5,3g/l CO2... hoffentlich klappts und die Flaschen halten das aus. Laut Fricky's Link sollte am Ende ein Alkoholgehalt von etwa 7,7% rauskommen.

Also scheint alles doch recht gut geklappt zu haben, trotzdem sind noch einige Sachen die bei mir Fragen aufwerfen...

1. Ich hab das Jungbier gekostet, geschmacklich ist es schon recht vollmundig und den gewollten leichten Citrus Geschmack. Was mich stutzig macht ist die starke hopfenbitterheit im Abgang. Ich hatte das die Bier berechnet das etwa 46 IBU dabei rauskommen, momentan schmeckt es aber wesentlich hopfiger... wird der Hopfegeschmack im Laufe der Lagerung harmonischer und etwas runder ?

2. Ich habe mit obergäriges Hefe gebraut, dh eigentlich sollte sich doch die Hefe nach der Gärung oben absetzen. Bei mir war es jetzt so das oben "Bierhefeflocken" (so wie die die man in Reformhaus kaufen kann) geschwommen sind und sich unten eine Art "Hefeschlamm" angesammelt hat... ist das normal ?
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Hier nochmal ein Bild... farblich find ich ist es sehr gut gelungen, genau wie ich mir es vorgestellt habe.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#17

Beitrag von dingenz »

paddy_brew hat geschrieben: 1. Ich hab das Jungbier gekostet, geschmacklich ist es schon recht vollmundig und den gewollten leichten Citrus Geschmack. Was mich stutzig macht ist die starke hopfenbitterheit im Abgang. Ich hatte das die Bier berechnet das etwa 46 IBU dabei rauskommen, momentan schmeckt es aber wesentlich hopfiger... wird der Hopfegeschmack im Laufe der Lagerung harmonischer und etwas runder ?
Jungbier ist in der Regel immer etwas bitterer/kratziger als das fertig gereifte Bier.
Wenn es sehr kratzig ist, kann das aber auch an anderen Dingen liegen (z. B. einem hohen Magnesium-Wert im Brauwasser).
paddy_brew hat geschrieben: 2. Ich habe mit obergäriges Hefe gebraut, dh eigentlich sollte sich doch die Hefe nach der Gärung oben absetzen. Bei mir war es jetzt so das oben "Bierhefeflocken" (so wie die die man in Reformhaus kaufen kann) geschwommen sind und sich unten eine Art "Hefeschlamm" angesammelt hat... ist das normal ?
Auch obergärige Hefe richtet sich nach der Gravitationskraft. Hört sich alles normal an.
Viele Grüße
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#18

Beitrag von paddy_brew »

Hach, da bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon mein Bier hat auf den letzten Metern schlapp gemacht und ich kann alles mit sanftem rühren in den Ausguss kippen.

Ich habe eigentlich alles ziemlich genau durchgeplant, aber das Brauwasser habe ich diesmal einfach vernachlässigt da mir gesagt wurde das das Karlsruher Wasser eigentlich von der Qualität her sehr gut ist. Im Hinblick auf den nächsten Sud hab ich mich jetzt mal etwas näher damit beschäftigt. Ich vermute es ist einfach etwas hart...

Gesamthärte : 18°dH
Carbonathärte : 2,63 mg/L
Magnesium : 10,1 mg/L
Calcium : 112 mg/L
Säurekapazität : 5,31 mg/L

Nach der Faber.de ist die Restalkalität bei 10,14 °dH.... das heisst, schon sehr hart. So wie es scheint sollte ich Milchsäure dazu mitnehmen, oder was denkt ihr ?

Abgesehen von dem Wasserproblem freue ich mich auf März, denn dann ploppt es das erste mal und ich werd sehen was ich da so zusammen gebraut habe.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#19

Beitrag von dingenz »

paddy_brew hat geschrieben: Gesamthärte : 18°dH
Carbonathärte : 2,63 mg/L
Magnesium : 10,1 mg/L
Calcium : 112 mg/L
Säurekapazität : 5,31 mg/L
Die 18 °dH Gesamthärte ergeben sich in etwa aus der Calciumhärte (112 mg/l --> 15,7 °dH) und der Magnesiumhärte (10,1 mg/l --> 2,3 °dH). Die Werte passen also.
Bei den anderen Angaben stimmt irgendwas nicht.
Die Säurekapazität wird in der Regel in mmol/l angegeben. Dies würde dann auch die von dir berechnete Restalkalität von 10,1 °dH (3,6 mmol/l) erklären.
Dies entspricht aber auch einer Karbonathärte von etwa 14,9 °dH. Klingt für mich nach dem mir bekannten Karlsruher Wasser.
Was die 2,63 mg/l da sollen, habe ich nicht ganz verstanden.
Es fehlen außerdem Angaben über Sulfat- und Chloridgehalt. Daher kann man in dem Bereich keine Empfehlung aussprechen.
Bei deinen Magnesiumwerten kann ich dich beruhigen. Die sind in Ordnung.
Die recht hohe Restalkalität würde ich mit Milchsäure drücken.
Viele Grüße
dingenz

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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#20

Beitrag von paddy_brew »

Ok, ich hab nochmal nachgeschaut... bei der Einheit zur Säurekapazität und der Karbonathärte hab ich mich verschrieben, beides hätte mmol/l sein sollen... war mein versehen, aber derWert stimmt.

Die Angabe zur Karbonathärte stand so in dem Wasserbericht von den Stadtwerken, da stand 14,7 °dH oder 2,63 mmol/l.

Die anderen beiden Werte sind wie folgt...
Sulfat : 55,5 mg/l
Chlorid : 14,2 mg/l

Diese Angaben habe ich alle aus den Wasserbericht der Stadt Karlsruhe, dabei handeln sich die Angaben um das Jahresmittel.

Ich hab gelesen das verschiedene Biere bei verschiedenen Wasserhärtegraden am besten gelingen, gibt es dazu irgendeine Liste oder irgendwas wo ich mich informieren kann ?
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#21

Beitrag von dingenz »

Pauschal gibt es oft diese Einschätzung:
Dunkles <10°dH Restalkalität
Helles <5°dH Restalkalität

Dein Chlorid-Sulfat-Verhältnis kippt in Richtung Sulfat, also auch in Richtung Bitterkeit.

Weitere Infos gibt es z. B. hier: http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... oolswasser. Auf der Seite kannst du auch mit deinen Wasserwerten etwas spielen. Außerdem kannst du durch Verlinkung deiner dort eingetragenen Werte den Leuten den Aufwand abnehmen selbst Werte zu übertragen.

Eine einfache und aufwandstechnisch absolut vertretbare Variante wäre die Gabe von Milchsäure.

(Gleicht aber - sofern überhaupt gewünscht - nicht dein Chlorid-Sulfat-Verhältnis aus. Dies wäre mit Calciumchlorid möglich. Würde aber evtl. dann auch deine Calciumwerte hoch schrauben. Lösung hierfür wäre Calciumoxid. Dies bedingt aber wiederum einen weiteren Arbeitsschritt. Die Frage ist auch immer, welches Wasser man denn überhaupt für das richtige hält.)

Nicht erschlagen lassen vom Thema!
Viele Grüße
dingenz

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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#22

Beitrag von paddy_brew »

Hallo Dingenz, vielen Dank für die ganzen Infos.
dingenz hat geschrieben: Nicht erschlagen lassen vom Thema!
Was für ein wunderbarer Satz von dir ;)


Im Ernst, das mit der Milchsäure hatte ich ja schon gefragt, dahin gehend werde ich mich mal informieren. Egal welches Bier ich brauen möchte (hell oder dunkel), das Wasser hier ist einfach zu hart... dunkles würde vielleicht gerade noch so gehen.

Viel wichtiger für micht ist die Information bzgl des Chlorid / Sulfat Verhältnisses. Wenn ich die Aussage richtig verstanden habe unterstützt ein eher sulfatiges Wasser die Bitterkeit des Hopfens. Das wiederum heisst für mich, der eher ein ausgewogen gehopftes, aber gut gehopftes Bier haben möchte, entweder weniger Bitterhopfen einzusetzen oder Sulfatgehalt des Wasser zu verändern um mehr Kontrolle über den Hopfengeschmack zu bekommen. Hab ich das richtig verstanden ?
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#23

Beitrag von dingenz »

Gerne, die Region hält da zusammen! :Wink
paddy_brew hat geschrieben: Viel wichtiger für micht ist die Information bzgl des Chlorid / Sulfat Verhältnisses. Wenn ich die Aussage richtig verstanden habe unterstützt ein eher sulfatiges Wasser die Bitterkeit des Hopfens. Das wiederum heisst für mich, der eher ein ausgewogen gehopftes, aber gut gehopftes Bier haben möchte, entweder weniger Bitterhopfen einzusetzen oder Sulfatgehalt des Wasser zu verändern um mehr Kontrolle über den Hopfengeschmack zu bekommen. Hab ich das richtig verstanden ?
Darüber gibt es bestimmt geteilte Meinungen. Kuck dir mal das Wasser von Burton-On-Trent an, welches viele US-Hobbybrauer für ihre IPAs versuchen nachzustellen. Das müsste dann ja unerträglich bitter schmecken.
Am besten ist vermutlich ausprobieren und auf den eigenen Geschmack vertrauen. Über die Suchfunktion findest du im alten Forum einige Threads zum Thema.

Ich persönlich setze eigtl. nie richtigen Bitterhopfen ein. Da verbrauche ich lieber zur reinen Bitterung einen Aromahopfen-Rest, um die Lagerzeiten des Hopfens (bei mir daheim) zu verringern. Die paar Cent interessieren dann auch nicht wirklich.
Außerdem fälle ich per Split-Treatment mein Magnesium (höher als bei dir) so gut wie möglich aus. Da dabei auch Calcium ausgefällt wird, salze ich mein Wasser wieder etwas auf. Das Aufsalzen nutze ich dann auch um mein Chlorid-Sulfat-Verhältnis auszugleichen.

Wenn du mehr Aroma im Bier haben möchtest, schraube die reine "Kochbitterung" herunter und mache dich bzgl. Vorderwürzehopfung und Hopfenstopfen schlau. Ggf. sind auch Whirlpoolgaben interessant. Dabei aber Temperatur und Nachisomerisierung beachten.
Viele Grüße
dingenz

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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#24

Beitrag von paddy_brew »

Über das Wasser von Burton-On-Trent werd ich mich mal informieren, muss ja was ganz besonderes sein wenn Amerikaner das versuchen nachzuahmen ;)

Diesmal hab ich zwei Hopfensorten verwendet, Summit und Halletauer Cascade. Die Idee nur Aromahopfe oder um einiges weniger Bitterhopfen während des Kochens zu verwenden, dafür aber mehr Fokus auf Vorderwürzehopfung und Hopfenstopfen zu legen werd ich mal ausprobieren... mal sehen was da passiert. Das Hopfenstopfen hab ich diesmal auch während der Hauptgärung gemacht, nächstes Mal probier ich es auf jeden Fall danach nochmal 5-7 Tage mit nur Armohopfen. Abgesehen davon hat Summit mit 15,8% schon eine soliden Alphasäurewert, da ich aber eine schön,runde Hopfennote wollte fand ich den eigentlich sehr passend, vielleicht such ich mir da auch einen anderen. Mal sehen wie ich das Rezept verändere... momentan ist ja alles nicht so wild da ich kleine Mengen braue um ein, für mich, perfektes IPA Rezept zu finden.

@ Dingenz... bist du hier auch aus der Gegend ?
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#25

Beitrag von dingenz »

paddy_brew hat geschrieben:@ Dingenz... bist du hier auch aus der Gegend ?
Hätte dir lieber eine PN geschrieben, aber du hast die Funktion deaktiviert...
Ich arbeite in Ka, pendle aber über den Rhein.
Viele Grüße
dingenz

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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#26

Beitrag von paddy_brew »

Oh... das ich die PN deaktiviert habe ist mir noch gar nicht aufgefallen, danke das du mir das sagst. Ich habe das gerade geändert.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#27

Beitrag von paddy_brew »

Ha ! Gestern war es endlich soweit.... nach 5 Wochen Lagerung nun die erste Verkostung und ich muss ehrlich sagen, ich hab schon schlimmere IPA's gekauft und getrunken. Natürlich ist es noch nicht ganz fertig ausgereift, das schmeckt man denke ich an dem noch etwas unrunden Hopfenaroma im Abgang, aber so grundsätzlich... nicht schlecht für das erste IPA was ich gemacht hab.

Auf jeden Fall sind mir schon jetzt einige Dinge aufgefallen... der extreme Hopfengeschmack des Jungbieres ist weg und es schmeckt recht rund. Ausserdem hat da Bier eine sehr stabile und schöne Schaumkrone, ich denke das liegt an der etwas verkorksten und lange Rast um die 55° Celsius... gefällt mir aber gut, dh werd ich diese auf jeden Fall in kontrollierter Form beibehalten. Das Stopfen werd ich ab jetzt nach der Hauptgärung machen, ich glaube da bekommt man bessere Ergebnisse. Beim Läuter muss ich noch etwas länger warten bis die Würze "klar" läuft, denke da bekomm ich noch besser geklärtes Bier... aber so bin ich schon ziemlich zufrieden.

Der Teil vor dem ich am meisten Bammel hatte ist am aller besten gelungen, die CO2 Menge... es ist genau so geworden wie ich mir es gewünscht hatte, also perfekt.

Nun bin ich gespannt wie es in 1-2 Wochen schmeckt und freu mich schon drauf endlich diese Woche wieder einen Sud mit den neuen Erfahrungen ansetzen zu können :)
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#28

Beitrag von Fricky »

paddy_brew hat geschrieben:Ausserdem hat da Bier eine sehr stabile und schöne Schaumkrone, ich denke das liegt an der etwas verkorksten und lange Rast um die 55° Celsius... gefällt mir aber gut, dh werd ich diese auf jeden Fall in kontrollierter Form beibehalten.
:Grübel
Ich dachte, gerade das wäre kontraproduktiv bzgl. der Schaumstabilität.

Hab ich da etwas komplett falsch verstanden?

Ansonsten; Mein Glückwunsch :thumbup zum ersten (offensichtlich gelungenen) IPA.
Ich wag mich in ca. 2 Wochen an mein erstes ran.

Gruß, Peter.
--
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#29

Beitrag von Boludo »

Also ein IPA kann man normalerweise nach 4 Wochen bereits sehr gut trinken.
Da sind dann zwar die Hopfenaromen noch ziemlich stürmisch, aber die Bittere sollte hier bereits rund sein.
Wenn die Bittere kratzt, ist vermutlich das Wasser schuld.

Ich würde unbedingt nach der Hauptgärung stopfen.

Und ein Zusammenhang zwischen klarer Läuterwürze und klarem Bier gibt es meiner Meinung nach nicht.



Stefan
paddy_brew
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#30

Beitrag von paddy_brew »

Fricky hat geschrieben: :Grübel
Ich dachte, gerade das wäre kontraproduktiv bzgl. der Schaumstabilität.

Hab ich da etwas komplett falsch verstanden?
--
Also, zumindest ist das die Info die ich in ewiglangen durchsuchen diverser Internetforen und Webseiten rausbekommen hab. Es kann natürlich sein das ich gerade die gelesen hab die Falschinformationen verbreiten, ist ja im Internet nicht unmöglich. Nach meinen Informationen dient die Eiweissrast unteranderem auch dazu eine gute Schaumbildung zu fördern. Angeblich soll diese Rast zwar bei gut gelösten Malzen nicht mehr wichtig sind, aber wenn ich mir das Bier gerade anschaue... scheint es doch sinnvoll zu sein. Ich werde es beim nächsten Sud mal testen.

@ Boludo... klare Läuterwürze hat keine direkten Zusammenhang zur Klarheit des Bieres, das ist aber eine Änderung dich ich schon während des Brauvorgangs gemerkt hab, das mach ich jetzt einfach anders.
Fricky
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#31

Beitrag von Fricky »

hmmm...., ich seh schon, das Thema Eiweissrast und Schaumstabilität muss ich mir wohl nochmal genauer vornehmen, irgendwie bin ich jetzt leicht verwirrt.
Ulrich
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#32

Beitrag von Ulrich »

Fricky hat geschrieben:hmmm...., ich seh schon, das Thema Eiweissrast und Schaumstabilität muss ich mir wohl nochmal genauer vornehmen, irgendwie bin ich jetzt leicht verwirrt.
Das ist auch ein nicht so leichtes Thema. Wir Brauer denken gerne zur Veranschaulichung in Modellen.
- Wir gehen einfach mal davon aus: je kleiner die Molekularstuktur, desto besser löslich ist ein Stoff.(Hochmolekular = schlecht löslich, niedermolekular = gut löslich)
- Die Proteasen (Eiweissabbauende Enzyme) verkeinern die Molekülketten.
- Wir unterteilen die Eiweißstoffe ganz grob in hochmolekulare-, mittelmolekulare- und niedermolekulare- Eiweißstoffe.
- die kleinsten Eiweiße sind die Aminosäuren (löslich und wichtig für die Hefe) aber keinen Einfluss auf den Schaum.
- Die löslichen Eiweißstoffe sind zwar niedermolekular aber auch im niedermolekularem Bereich gibt es verschiedene Größen.
- Eine bestimmte Molekulargröße (also die größeren von den niedermolekularen) sind Schaum-positiv.
- weiterhin gehen wir einfach mal davon aus, wegen der Veranschaulichung, dass sich die Zusammensetzung der löslichen Eiweisstoffe bei Gerstenmalz immer ungefäht gleich ist.

Das würde dann ja bedeuten, dass Proteasen
- höhermolekulare unlösliche Eiweißstoffe in niedermolekulare löslicher Eiweisstoffe abbauen können. => Also erhöht die Eiweissrast die Menge an löslichen Eiweisstoffen. Zur gleichen Zeit werden aber auch die schon relativ kleinen Molekülketten noch kleiner. Und jetzt verschiebt sich das Verhältnis zu gunsten der (sehr) Niedermolekularen EW auf Kosten der Schaum-Positiven EW (etwas größeren niedermolekularen EW).
Wie intensiv die Enzyme arbeiten hängt ab von der Aktivität der Proteasen an sich (Kolbach), von der Gesamtmenge an EW und wie lange sich diese Enzyme in Ihrer optimalen Umgebung befinden. (pH, Temperatur)

Das Ziel des Maischens (Wir lassen das Kochen mal außen vor), sollte also sein
- eine bestimmte Menge an löslichen EW in die Würze zu überführen (nicht mehr und nicht weniger)
- eine bestimmte Menge an FAN (freien Aminosäuren) in die Würze zu überführen
- und eine bestimmte Menge an Schaumpositiven EW in der Würze zu erhalten.

Holen wir uns wieder ins Gedächnis, wie die Kongressmaische funktioniert. (40°C einmaischen und mit 1 °C/min auf 70°C aufheizen)
Wenn also nach Aussage der Malzanalyse (Ergebnis aus dem Kongressmaischverfahrens) schon zu viel Ew in Lösung gegangen ist und auch der FAN schon erhöht ist, benötigt man die Arbeit der Proteasen hier nicht mehr und sollte höher einmaischen. (Also den optimalen Bereich nur flüchtig berühren oder sogar ganz überspringen.
Wenn aber die Malzanalyse (Die Kombination der Analysen der verschiedenen zu verwendenen Malze) zu wenig Gesamtlöslichen EW oder gar FAN anzeigt, benötigt man die verschiedenen EW-rasten.
Zuletzt geändert von Ulrich am Dienstag 3. März 2015, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#33

Beitrag von Fricky »

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. :thumbup

Allerdings bin ich von der geballten Information jetzt auch erstmal erschlagen, das muss ich mir in Ruhe zu Gemüte führen.
Ich habe das Thema scheinbar unterschätzt und werde mich wohl oder übel weiter reinarbeiten müssen.

Aber sehe ich das richtig, dass ich ohne Malzanalyse dann eigentlich gar nicht enscheiden kann, ob eine EW-Rast bzgl. der Schaumstabilität nun förderlich oder eher hinderlich ist?

( :Sorry ich wollte diesen Thread eigentlich nicht kapern, für weitergehende Fragen zu dem Thema EW-Rast würde ich dann einen neuen Thread öffnen)

Gruß, Peter.
--
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#34

Beitrag von paddy_brew »

Du kaperst hier nix... mir gehts genau wie dir. Nach dem ich den Post von Ulrich gelesen habe, musste ich wiedermal mit entsetzen feststellen das je mehr man lernt umso mehr stellt man fest man muss noch mehr lernen muss.

Wenn ihr einen neuen Thread dazu erstellt, lasst es mich wissen wo er ist... ansonsten, macht einfach hier weiter. Mich interessiert die Wirkung der Rastzeiten total, welchen Einfluss hat eine höhere/kältere Temperatur und kürzere/längere Rastzeit auf die Maische hat und wie wirkt sich das auf den Geschmack des Bieres am Ende aus.

Ich bin dazu eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, das lag daran das mein Einmaischen von dem IPA Sud im Prinzip wieder allen Regeln abgelaufen ist. Es war im Prinzip das totale Chaos da ich unbedingt mit dem Cooking Chef Maische machen wollte. Da die Maschine aber nicht immer das gemacht hat was ich wollte und es deswegen die ganzen Temperaturangaben erst rausfinden musste, hat der Maischvorgang ewig gedauert. Währenddessen hab ich dann angefangen mich über die Wirkung der Rastzeiten zu informieren um zu wissen ob ich die Maische wegkippen kann oder nicht... am Ende war es dann aber Jodnormal und ich dachte, scheiss drauf... weitermachen. Seit dem lese ich ständig was dazu und ich hab das Gefühl mit noch besseren wissen bzgl der Rastzeiten kann man den Geschmack des Bieres noch verbessern.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#35

Beitrag von Boludo »

Ich will jetzt nicht angeben, aber der Beitrag von Ulrich war sehr gut und verständlich :thumbup
Aber wie immer kann man auch einfach alles ignorieren und das beste Bier der Welt mit Betonschaum brauen, ohne das alles zu kapieren :Wink

Stefan
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#36

Beitrag von Fricky »

Boludo hat geschrieben: der Beitrag von Ulrich war sehr gut und verständlich :thumbup
Das ist ja unbestritten, es sind trotzdem sehr viel Infos aufeinmal. Und einem Laien fällt es nicht halt so leicht wie Dir, das sofort in den richtigen Gesamtzusammenhang einzuordnen.

Und von ignorieren kann nicht die Rede sein. Ich für meinen Teil werde mich damit sicher noch näher befassen.

Wenn schon Betonschaum, dann reproduzierbar und nicht auf gut Glück.

Gruß, Peter.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#37

Beitrag von Fricky »

Ich bin nach einigem Suchen jetzt auf diesen sehr interessanten Artikel im Braumagazin gestossen:

Die folgende Aussage in der abschliessenden Zusammenfassung ist doch eher ernüchternd:

"In der Rea­li­tät ist es für den Hob­by­brauer eher schwie­ri­ger an die Ergeb­nisse zu gelan­gen als sie rich­tig zu inter­pre­tie­ren. Die meis­ten Hob­by­brauer wer­den ihr Malz bei/​in diver­sen Internet-​Shops bezie­hen und lei­der ist es im Moment noch so, dass auf die­sem Weg nur sehr wenig über den gekauf­ten Roh­stoff bekannt wird."

Das ist genau das Problem, schau ich bei einer Mälzerei (z.B. Mälzerei Schubert), bekomme ich (fast) alle Infos aber nicht um welche Gerstensorte es sich handelt, schaue ich in eine Malzanalyse, stehen da die Infos zu den unterschiedlichen Gerstensorten drin. Bestelle ich Münchner Malz (z.B. bei HuM), sehe ich dazu weder Infos zum Eiweisgehalt, Kolbachzahl noch sehe ich, um welche Gerste aus welcher Ernte es sich handelt.
:Grübel
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#38

Beitrag von paddy_brew »

Boludo hat geschrieben:Ich will jetzt nicht angeben, aber der Beitrag von Ulrich war sehr gut und verständlich :thumbup
Aber wie immer kann man auch einfach alles ignorieren und das beste Bier der Welt mit Betonschaum brauen, ohne das alles zu kapieren :Wink

Stefan
Von ignorieren ist ja keine Reden, das würde ja bedeuten das man einfach macht ohne weiter drüber nachzudenken... das machen aber ja die wenigstens.

Für jemanden wie mich, der keine Ausbildung zum Chemiker oder Brauer hat, sondern ein einfacher Dachdecker ist, muss man Ulrichs Text schon 2-3 Mal lesen um es zu 100% zu verstehen. Ich denke das viele Hobbybrauer sich zwar in die Materie eingelesen haben aber trotzdem irgendwie nach dem Prinzip "Trail and Error" brauen und aus jedem Fehler lernen. Falls was schief geht, tja... dann wird wie verrückt nachgelesen um zum einen, den Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden und zum anderen, zu wissen was da schief gegangen ist. Genauso bin ich zu der Interesse an den Rastzeiten gekommen.
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#39

Beitrag von Boludo »

Ich glaub das war mißverständlich, sorry.
Das Ignorieren war nicht negativ gemeint.
Ich hab lange Zeit super Bier gebraut mit tollem Schaum ohne die leiseste Ahnung über die Eiweißrast, geschweige denn Malzanalysen.
Ich wollte nur sagen, dass man auch Erfolg haben kann, wenn man nicht alles bis ins letzte Detail verstanden hat.

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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#40

Beitrag von paddy_brew »

Kein Problem... alles gut :Smile Wie schon geschrieben, ich hätte mir da auch nie Gedanken gemacht wenn ich nicht mit der Nase auf das Thema gestossen worden wäre.

Ich hab gestern was passendes dazu gelesen... "Theorie ist, wenn man alles weiss aber nix funktioniert. Praxis ist wenn alles funktioniert und keiner weiss warum."

In diesem Sinne... Jugend forscht :Drink
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#41

Beitrag von CptCalamari »

Tag zusammen,

entschuldigt meine evtl dumme Frage aber ich habe mit dem Brauen erst vor nicht allzu langer Zeit angefangen. :)

Bis jetzt habe ich nur Pale Ale gebraut, hat auch ganz gut funktioniert, der nächste Sud soll dann ein IPA werden, nur komm ich beim Thema Hopfenstopfen ins Stocken :Grübel
Wie hier im Forum ja schon erwähnt kann sich das Aroma beim Stopfen wären der Hauptgärung verflüchtigen, deswegen wollte ich´s nach der HG stopfen.

Ich arbeite mit Speise (gezogene Würze) und lass die Nachgärung in der Flasche passieren.

Mein aktuelles Vorgehen (bei den letzten Suden):
HG im Bottich - wenn fertig vergoren, von oben abgezogen dass der Schlamm zurückbleibt - mit der errechneten Menge der Speise vermischen - warten bis sich´s gut vermischt hat - abfüllen und zur Nachgärung

Jetzt zu meiner Befürchtung bzw zu meinem Knoten im Hirn.. :Grübel
Wenn ich nach der Hauptgärung den Hopfen in meinen Bottich kippe, "sterilisiert" dieser nicht die geringe Menge Hefe die noch im Bier ist?
Oder ist die Hefe resistent genug um damit "klar zukommen"?

Danke und nochmal Entschuldigung für die evtl dumme Frage :/
Wo man trinkt, da lass dich nieder, denn bösen Menschen ist das Bier zu wider.
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Boludo
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Re: Mein erstes IPA (hoffentlich) oder sowas ähnliches

#42

Beitrag von Boludo »

Normalerweise hält die Hefe das aus.

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