Ich kann unser Vorgehen mal kurz zusammenfassen:
Can Seamer haben wir (nach einigen Mails) aus den USA in die Schweiz liefern lassen:
https://oktoberdesign.com/shop/canseamers/mk16/
Gab noch einige Alternativen (im China Raum gibts die enorm günstig), aber dieser hat uns am meisten überzeugt.
Hier gibt es zu beachten, dass die Verschlusslippen in den USA und Europa anders geformt sind. Oktober bietet aber für alle Dosengrössen und Dosentypen Upper Chucks und Adapter an. Einfach vorher richtig informieren und bestellen.
Für die Dosen war es ein Kampf. Die grossen Hersteller (nenne mal keine Namen) haben auf unsere Anfragen in der Regel nicht mal reagiert. Wenn dann eine Reaktion kam, gibts nur ganze Lastwagenlieferungen voll. Wir haben dann nach regem E-Mail Verkehr mit einem Hersteller (Produktion in Deutschland) eine Palette mittels Stückguttransport in die Schweiz liefern lassen. Die mussten nach der Produktion die Palette extra für uns entpacken und einige Layer entfernen, dass Sie die Palette mit Stückgut transportieren konnten (haben etwas über 6000 Dosen erhalten). Eine Dose kostet uns nun etwa 10 - 12 Cent. Dies für die 0.33 Dosen. Bei 0.5'er wäre es wohl einfacher gewesen (Baldinger).
Hier fehlt unserer Meinung nur, dass die grossen Braushops mal einige Paletten bestellen und ins Sortiment aufnehmen würden. Würde alles vereinfachen und die könnten in Zukunft sicher gutes Geld damit verbieten. Anfragen bei Braushops blieben meistens auch unbeantwortet...
Einzig die Nachbarn finden es etwas komisch, wenn plötzlich eine Palette Leerdosen vor deiner Haustür steht.
Gefüllt wird via Beergun.
Wir legen die Dosen und Deckel vor dem Befüllen kurz in ein Starsan Bad. Danach werden diese im Eiswasserbad nachgespült (ich weiss, eigentlich nicht notwendig bei Starsan, aber wir verkaufen die Dosen und wollen möglichst keine Rückstände haben, auch wenn unbedenklich). Dann sind die Dosen gut vorgekühlt und sauber. Diese werden nun mit der Beergun befüllt (Kegs vorgekühlt auf 1 Grad). Bis jetzt hatten wir nie wirklich grosse Probleme mit der Beergun. Zum richtigen Befüllen und Bedienungsfehler gibt es in Amiforen unglaublich viele Tipps (schein dort beliebter zu sein). Wenn man nicht mit zu viel Druck abfüllt, alles gut vorgekühlt ist und man organisiert arbeitet, kann man die Dosen ohne grosse Schaumorgie ordentlich befüllen.
Wir spülen die Dosen 2-3 Sekunden mit CO2 vor, danach werden die Dosen bis knapp unter den Rand befüllt. Die Schaumkrone wird mit dem Deckel rausgedrückt und danach sofort verschlossen. So haben wir praktisch keinen Kopfraum. Was nachher Kopfraum wäre, ist somit Schaum und sollte nur minimal Sauerstoff in die Dosen bringen.
Bei den ersten Batches konnte bis jetzt keine Nennenswerte Oxidation (weder optisch noch geschmacklich festgestellt werden).
Gibt ein wenig Sauerei beim abfüllen (wenn die Dosen etwas überlaufen kann es beim verschliessen etwas spritzen). Ist in der Regel aber schnell aufgeräumt (Can Seamer ist einfach zu reinigen). Hatte meistens weniger zu putzen als nach einer Abfüllorgie mit dem GDA (und da hatte ich extrem Oxidation).
Test mit dem Neipa folgt nächste Woche. Wenn dies nicht oxidiert, dann sind wir definitiv auf dem richtigen Weg.
Danach werden die Dosen im Can Seamer verschlossen. Die Dosen werden eingespannt und drehen dann im Seamer. Zum verschliessen der Lippen werden der rechte Hebel zuerst, dann der linke Hebel geschlossen. Danach sind die Dosen versiegelt und dicht (hatten noch mit keiner Dose ein Problem und haben bis jetzt etwa 1000 Dosen verschlossen).
https://www.youtube.com/watch?v=nJe8QK7E_TM
Hier ein Beispielvideo aus den USA. Nicht alles eins zu eins übernehmen, was die Amis so machen. Video dient nur dazu, die Funktionsweise und Einfachheit des Seamers zu zeigen. Wir hatten nie eine solche Sauerei...
Oktober hat einen eigenen Youtube Kanal, da ist auch die Reinigung des Semaers etc. gut dokumentiert.
Das einzige Problem sehe ich, wenn die Dosen beim befüllen schäumen. Dies meist bei der ersten Dose pro Keg (Leitungen noch etwas warm, vielleicht beim umhängen etwas Luft gezogen etc.). Man sieht den Dosen vor dem versiegeln nicht an, wie viel Schaum tatsächlich drin ist. Bei den ersten Versuchen hatten wir danach ein paar Dosen, die mit zu wenig Bier befüllt waren. Jetzt haben wir eine Waage zur Hand und können bei Dosen, die sich ungewöhnlich leicht anfühlen vorher prüfen, ob der Füllstand passt. Hier reden wir aber vielleicht von 5 Dosen pro Batch (wir brauen in der Regel 100 - 120 Liter Bier).
Das befüllen funktioniert aber gut und wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Gestern Abend haben wir 3 Kegs befüllt. Mit Aufbau, Füllen und reinigen haben wir für die 60 Liter etwa 3 Stunden gebracht. GDA und Flaschenwaschen fand ich viel schlimmer.
Über die Vorteile der Dosen (Haltbarkeit des Bieres, Licht, Stapelbarkeit, Recycling gegenüber Einwegflaschen etc.) und den schlechten Ruf möchte ich hier nicht diskutieren. Gibt genügend Punkte die für die Dosen sprechen. Gerade wir als wirklich kleine Nanobrauerei sehen darin nur Vorteile. Wer mal in Amerika oder Neuseeland war, weiss, dass da Bier in Flaschen eher die Ausnahme als die Regel ist. Zudem kommt gutes Bier zum trinken eh in Gläser, ob aus der Flasche oder der Dose.
Die Dosen bekleben wir mit Selbstklebeetiketten von Hand (Lebensmittelechte Etiketten auf Rollen).
Das MHD wird auf den Etiketten mit Edding von Hand beschriftet.
Ist alles nur Hobby und alles Handarbeit. Aber mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.
Weitere Fragen kann ich gerne Beantworten.
Hoffe habe die wichtigsten Punkte etwas geklärt.
Gut Sud
Fuji
Edit: Wir sind zum befüllen zu zweit. Einer füllt ab, der andere verschliesst. Alleine geht, ist aber umständlicher...
Edit 2: Dosengärung funktioniert auch. Gemäss Hersteller halten die Dosen bis 6bar Druck aus. Hat bei Tests bisher gut funktioniert. Dies vielleicht für sehr empfindliche Sude wegen Sauerstoff (Neipa als Beispiel)...