Brauen ist kein ungefährliches Hobby, und die Risiken lauern oft da, wo man sie nicht unbedingt gleich vermutet. Mangels Erfahrung oder vorausschauendem Handeln werden oft leichtsinnige Fehler begangen, die im schlimmsten Fall fatale Auswirkungen haben können. Gerade in den manchmal auftretenden zeitkritischen oder hektischen Phasen, oder wenn irgendetwas „schief“ läuft, führt oft eins zum anderen.
Wahrscheinlich hat fast jeder von uns schon die eine oder andere ungute Erfahrung selber sammeln dürfen, auf die er nicht so besonders stolz ist, hat aber Glück gehabt und weilt noch unversehrt unter uns.
Ein paar Beispiele? >> siehe hier
Auch sollte man sich vorher in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, wo die Gefahren lauern und wie man sich verhält, falls doch mal etwas passiert ist. Zumindest sollte man die Notrufnummern kennen und wissen, dass es einen Giftnotruf für sämtliche Unfälle mit Chemikalien gibt. Ein schönes Beispiel, wie es aus Unwissenheit komplett falsch läuft, gibt es hier.
Die Notrufnummern der Giftnotrufzentralen findet ihr am Ende der Artikels und im Abschnitt “Sicherer Umgang mit Chemikalien”.
Speichert sie in euren Handys ab, damit ihr sie im Fall der Fälle nicht suchen müsst!
Dieser Leitfaden soll Euch auch keinesfalls den Spaß verderben.
Doch wie heißt es so schön (und treffend): „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“!
Chemikalien und Reinigungsmittel
Dieser Teilbereich unseres Hobbys ist vermutlich derjenige, wo am leichtsinnigsten agiert wird und wo auch die größte Unsicherheit herrscht.
Fast jeder von uns setzt Chemikalien ein. Angefangen von Säuren oder Salzen zur Wasseraufbereitung, später bei der Reinigung seiner Braugefäße, Flaschen, Kegs, der Zapfanlage und so weiter und so fort. Oft kennt man den Zweck, für den man ein bestimmte Mittelchen einsetzt, aber befasst sich nicht ausreichend mit den Gefahrenhinweisen auf der Verpackung, dem Selbstschutz oder den Wechselwirkungen der Chemikalien untereinander.
Ein Problem ist auch, dass viele von uns keine Chemiker sind, und somit mögliche Wechselwirkungen nicht komplett einschätzen können, was besonders dann gefährlich wird, wenn die Substanzen sauber aufgereiht im Regal lagern und “zufällig” mehrere davon herunterfallen.
Viele effektive Reinigungsmittel für organische Rückstände sind stark alkalisch und bergen ein enormes Gefahrenpotential. Ein Tropfen BeviLiquid (50% NaOH) im Auge bedeutet ziemlich sicher den Verlust der Sehfähigkeit auf diesem. Auch Feststoffe wie Ätznatron (100% NaOH) oder das vermeintlich etwas harmlosere PBW werden gerne unterschätzt. Kleinste Krümel davon eingeatmet oder unerkannt am Finger oder dem Handschuh haftend ins Auge gerieben, verursachen üble und oft bleibende Schäden.
StarSan ist weitgehend harmlos in der vorgeschlagenen Dosierung und in Lösung. Als Konzentrat hingegen ist stark ätzend und sollte niemals in Kontakt mit der Haut, den Augen oder der Kleidung kommen. Verdünnt ist es aufgrund der korrosiven Wirkung noch immer kritisch für die Augen, weshalb man besonders aufpassen muss, wenn man es in Zerstäuberflaschen zur Sprühdesinfektion einsetzt.
Selbst die harmlos anmutenden Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittel auf Basis von Aktivsauerstoff sind beim Blick hinter die Kulissen alles andere als harmlos. Auch haushaltsübliche Reinigungsmittel, zum Beispiel Geschirrspülpulver oder Badreiniger, sind in der Regel stark alkalisch und müssen mit entsprechender Vorsicht eingesetzt werden.
Nehmt euch die Zeit und lest die Gefahrenhinweise (R- und S-Sätze bzw. H- und P-Sätze) auf den Verpackungen bzw. in den Sicherheitsdatenblättern eurer Reinigungs- und Desinfektionsmittel!
Hier ein Beispiel eines Aktivsauerstoffreinigers:
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Mögliche Gefahren
2.1. Einstufung des Stoffs oder Gemischs Einstufung gemäß 67/548/EWG oder 1999/45/EG Xn; R22 C; R34 R52
R-Sätze:
22 Gesundheitsschädlich beim Verschlucken.
34 Verursacht Verätzungen.
52 Schädlich für Wasserorganismen.
Einstufung gemäß Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 [CLP/GHS] Gefahrenklassen und Gefahrenkategorien Gefahrenhinweise Einstufungsverfahren Acute Tox. 4 H302 Skin Corr. 1B H314 Aquatic Chronic 3 H412
Gefahrenhinweise
H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
H412 Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
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Für Produkte aus dem englischsprachigen Raum gibt es analog dazu Tech Sheets, die auf die richtige Verwendung und mögliche Gefahren hinweisen.
Hier als Beispiel das von vielen von uns eingesetzte StarSan:
https://www.fivestarchemicals.com/wp-co ... ch-HB2.pdf
Sicherer Umgang mit Chemikalien
Nachdem wir die Sicherheitsdatenblätter bzw. Tech Sheets unserer Präparate kennen, können wir uns vor den bekannten Gefahren schützen. Zum Beispiel durch das Tragen einer Schutzbrille, geeigneter Kleidung, Hantieren neben geöffneten Wasserhähnen (zum schnellen Nachspülen), Sicherstellen einer ausreichenden Belüftung, Augenspülflasche bereithalten etc. etc…
Ungeeignete Schutzmaßnahmen können den Schaden durchaus vergrößern:
Zum Beispiel zersetzen einige konzentrierte Säuren und Laugen Einmalhandschuhe langsam aber sicher. Deren Überreste von der Haut zu entfernen richtet oft mehr Schaden an, als die gängige Laborpraxis ohne Handschuhe zu arbeiten. Aber dafür immer in der Nähe eines Wasseranschlusses, um bei Kontakt mit viel Wasser spülen und waschen zu können. Unsere Haut kann viel ab, aber nicht lange. Ein kurzes Tragen, aber auch sofortiges Entsorgen, von z.B. Nitrilhandschuhen durchaus ok, wenn man sich daran hält.
Chemikalien, egal ob flüssig oder fest, dürfen keinesfalls in Lebensmittelverpackungen aufbewahrt oder in Trinkgläsern bzw. Tassen angemischt werden.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man in einem unkonzentrierten Augenblick statt zum Wasserglas zur verdünnten Lauge greift oder die Spaghetti mit einem Löffel gleich aussehendem NaOH “salzt”. Uneingeweihte Dritte könnten diese Gefahren noch nicht einmal voraussehen!
Säuren und Laugen sollten wann immer möglich in einer niedrigen Konzentration fertig angemischt gekauft werden.
Denn auch das Herstellen einer passend verdünnten Lösung ist keinesfalls unkritisch, wenn man nicht genau weiß, was man da tut.
Jeder sollte den Merksatz kennen:
Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!
Dieser Merksatz gilt natürlich genauso für Laugen, doch was bedeutet er konkret?
Dazu drei Beispiele:
Beim Verdünnen konzentrierter Schwefelsäure entsteht viel Wärme. Gibt man das Wasser in die Säure (also falsch herum!) kann so viel Wärme entstehen, dass das Gemisch zu sieden beginnt und einem kochende, hochkonzentrierte Säure entgegen kommt. Wärme entsteht auch beim richtigen Verdünnen, jedoch weniger. Daher muss konzentrierte Schwefelsäure immer in mehreren kleinen Schritten ins Wasser gegeben werden, damit die Lösung nicht überhitzt.
Der zweite Punkt ist die Oberflächenspannung. Jeder kennt den “Regentropfeneffekt in einer Pfütze” aus Hochgeschwindigkeitsaufnahmen. Der Tropfen fällt in die Flüssigkeit und von unten kommt wieder ein neuer Tropfen hoch. Würde der Wassertropfen in die Säure/Lauge fallen, kommt einem also ein Tropfen Säure/Lauge aus dem Mischgefäß entgegen. Andersherum wäre es “nur” ein Tropfen Wasser, oder zumindest bereits verdünnte Säure/Lauge.
Mit hochprozentiger (37%) Salzsäure darf man, wegen der Entstehung giftiger Dämpfe, nur
unter einer starken Abzugshaube hantieren und muss Abstand halten. Grundsätzlich entstehende Dämpfe und/oder Stäube nicht einatmen! Küchenabzugshauben sind wegen der dort vorhandenen Fette nicht geeignet. Idealerweise am offenen Fenster oder im Freien verdünnen, ausreichend Wasser dabei haben.
Säuren sind generell „spektakulärer“, aber Laugen sind mindestens genauso gefährlich, weil
sie sehr aggressiv gegenüber organischen Verbindungen sind (also auch zu uns)!
Wichtig ist: Vorher informieren wie es richtig gemacht wird und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen!
Noch besser ist: Chemikalien in passenden niedrig dosierten Konzentrationen kaufen.
Falls trotzdem irgendwas schiefgehen sollte:
- Hektik vermeiden. Sonst passiert schnell noch mehr!
- Bei Augenkontakt, falls vorhanden, sofort Kontaktlinsen herausnehmen, Augen mit viel klarem Wasser lange auswaschen. (Verdünnungseffekt).
- Bei Hautkontakt sofort gründlich mit viel Wasser abwaschen.
- Bei Inhalation von Dämpfen und Gasen für Frischluft sorgen, hinlegen, und den Notruf verständigen/lassen.
- Bei versehentlicher oraler Aufnahme keinesfalls Erbrechen herbeiführen. Das würde Säure oder Lauge wieder über die Speiseröhre befördern. Verpackung und/oder Sicherheitsdatenblatt bereithalten, Mund ausspülen, nichts weiter unternehmen und den Giftnotruf anrufen! Von dort gibt es nach der Ermittlung des Gefahrenstoffes und der aufgenommenen Menge die richtigen Folgeinformationen (Wasser trinken ja/nein, Notruf ja / nein … usw.).
- Giftnotrufnummern:
- Deutschland: 0551 - 19240
- Österreich: 01406 - 4343
- Schweiz: 145
Lagerung von Chemikalien und Wechselwirkungen
Insofern der Hersteller in seinem Sicherheitsdatenblatt Hinweise zur sicheren Lagerung gegeben hat, sind diese unbedingt einzuhalten!
Grundsätzlich sind alle Chemikalien, Reinigungsmittel und sonstige Substanzen sicher getrennt voneinander zu lagern. Also ausreichend weit entfernt und sicher vor gegenseitigen Einflüssen, auch im unglücklichen Fall, zum Beispiel, wenn der Regalboden mit allen Chemikalien bricht! Beim versehentlichen vermischen können giftige Gase oder extrem hohe Temperaturen entstehen.
Zum Beispiel entsteht beim Vermischen von chlorhaltigen Reinigern mit einer Säure das giftige Chlorgas. Treffen Natriumhydroxid (NaOH) und Glucose mit etwas Flüssigkeit zusammen gibt es eine starke exotherme Reaktion, bei der auch noch Sauerstoff frei wird. Sauerstoff und Fett führt zur explosionsartigen Selbstentzündung.
Mit vielen Wechselwirkungen rechnet man nicht. Besonders nicht als “Nicht-Chemiker”.
Daher schütten wir nur Dinge zusammen die zusammen gehören, bewahren alle Substanzen sicher getrennt voneinander auf und informieren uns vorher über deren Gefahrenpotential.
Gase
Das Gas, mit dem wir alle zu tun haben, ist Kohlendioxid (CO2).
Ab einer Konzentration von 4% in der Atemluft wird das toxisch für uns.
Es ist tückisch, weil geruchlos. Da es schwerer als Luft ist, sammelt es sich z.B. gerne in umgebauten Tiefkühltruhen oder nicht ausreichend belüfteten Kellerräumen.
Die bei der Gärung entstehende Menge an Kohlendioxid wird gerne unterschätzt. Bei unseren Biermengen wird die Gasentwicklung normalerweise keine kritischen Grenzwerte erreichen, es sei denn in besagter Kühltruhe oder in engen unbelüfteten Räumen.
Ein Streichholztest kann Aufschluss bringen. An besonders gefährdeten Orten können CO2 Warner das Leben retten. Grundsätzlich ist für Belüftung zu sorgen. Am besten über Durchzug, der auch schwerere bodennahe Gase mitnimmt.
Kritisch kann es werden, wenn man CO2 aus der Flasche einsetzt und diese (oder der Druckminderer oder ein Schlauch) ein Leck hat. In geschlossenen, beengten oder gar Kellerräumen kann so etwas fatal sein. Ein tiefer Atemzug kann schon ausreichend sein, um das Bewusstsein zu verlieren und zu ersticken. Bei Verdacht des Gasaustrittes auf keinen Fall den Raum betreten. Insbesondere Kellerräume können bei fehlender Lüftungsmöglichkeiten gefährlich sein. Daher sollte man dort nicht mit CO2 Flaschen hantieren, ohne mit zuverlässigen CO2 Warnern für Sicherheit zu sorgen.
Denkt auch an Eure Haustiere! Die atmen wesentlich näher am Boden.
Es gibt handelsübliche Sprays, um Lecks zu entdecken bzw. auszuschließen, eine andere Möglichkeit ist eine recht konzentrierte Spülmittellösung, um einen Blasentest bei einer vermuteten Leckage zu machen.
Gasflaschen sind immer zuzudrehen, wenn sie nicht unmittelbar gebraucht werden.
Absperren des angebrachten Druckminderers ist nicht immer ausreichend.
Auf das Umfüllen von CO2 Flaschen wird hier nicht eingegangen.
Macht das lieber nicht, es sei denn Ihr wisst ganz genau was Ihr tut.
Noch ein Wort zum Sauerstoff, den manche zur Würzebelüftung einsetzen.
Keinesfalls das Gewinde fetten, die Flasche unbedingt sauber halten und immer darauf achten, dass sie bei Nichtbenutzung zugedreht ist. Nicht rauchen und kein offenes Feuer in der Nähe haben.
Sauerstoff ist ein extremer Brandbeschleuniger und kann auf einer glimmenden Zigarette zur Stichflamme führen, nur als Beispiel.
CO2 - und andere Gasflaschen (Sauerstoff, Mischgas/Zapfgas) müssen zwingend gegen Umfallen gesichert werden. Das gilt umso mehr für Gasflaschen mit angebrachtem Druckminderer. Es gibt auf Youtube nette Filme, bei denen das Ventil bei einer Gasflasche abgeschlagen wird und diese, einer Rakete gleich, durch ein Haus schießt. CO2 ist beim Austritt flüssig und entwickelt beim schlagartigen Verdampfen eine enorme Kälte. Spontane Erstickungsgefahr liegt in geschlossenen Räumen vor.
Eine provisorische Umfallsicherung mit einem stabilen Kabelbinder am Tischbein, der so angebracht ist, dass er nicht verrutschen kann ist schon mal besser als gar nichts. Am sichersten sind stabile und speziell für diesen Zweck und die jeweilige Flaschengröße hergestellte Wandhalterungen. Wenn die Zapfanlage einen festen Platz hat, sind Wandhalterungen die beste Option. Diese sind auch gesetzlich im kommerziellen Bereich vorgeschrieben. Dem sollte man aber auch privat, aus eigenem Interesse, unbedingt Folge leisten, wo immer es relativ problemlos machbar ist.
Kohlenmonoxid und Kohlendioxid können uns auch bei der Verwendung von Gasbrennern oder holzbefeuerten Kesseln in geschlossenen und schlecht belüfteten Räumen überraschen. Hier sind unbedingt die Sicherheitsvorschriften der Gerätehersteller zu beachten. Ganz besonders beim Indoorbetrieb, für den nur wenige Modelle zugelassen sind.
Hitze
Viel zu oft liest man von Leuten, die volle Einkocher mit 70-100˚C heißer Würze von A nach B schleppen und dabei die Henkel benutzen.
Die Henkel sind dafür in den meisten Fällen nicht ausgelegt! Und selbst wenn, kann immer noch etwas schwappen oder kleckern!
Volle Behälter niemals per Hand bewegen!
Mit 80˚C heißer Würze vollgesogene Jeans auf beiden Oberschenkeln reichen aus, um tödliche Verbrennungen zu verursachen.
Selbst wenn der Behälter auf Rollen montiert ist, gilt extreme Vorsicht!
Gegen Verbrennungen durch Flüssigkeiten haben wir normalerweise keine Schutzkleidung.
Heiße Flüssigkeiten auf der Kleidung bilden einen Wärmespeicher, der auftretende Verletzungen nur verschlimmert.
Wie man von der vollen Kaffeetasse weiß, ist das Verhalten von überschwappenden Flüssigkeiten nur sehr schwer vorherzusehen.
Vorsicht ist also beim Rangieren mit heißer Würze angesagt. Besser umschöpfen, umpumpen, zwischenbunkern oder stehen lassen, bis der Inhalt abgekühlt ist. Festes und geschlossenes Schuhwerk sieht man in den ganzen Hausbrauvideos oder Fotos im Forum leider auch nur selten. Dabei hilft es sehr effizient, massive Verbrennungen durch heiße Würze an den Füßen zu vermeiden.
Siedeverzug
Es ist bei vielen gängige Praxis, den Erlenmeyerkolben samt Starterwürze zum Desinfizieren in den Backofen zu stellen. Der interessierte Beobachter wird sich fragen, warum die Starterwürze in dem Kolben nach 60 Minuten bei 180°C nicht sprudelnd kocht oder bereits komplett verdampft ist. Durch die homogene Wärmeverteilung entsteht kaum Konvektion und das Glas des Kolbens ist zu glatt, damit der Kondensatzustandswechsel in den gasförmigen Zustand stattfinden kann. Die Würze in dem Kolben hat nach 60 Minuten bei 180°C deutlich über 100°C. Wird der Kolben ohne abzukühlen bewegt, kann die Würze spontan sehr heftig sprudelnd aufkochen und durch den dünnen Hals des Kolbens bis an die Decke spritzen. Es gibt im Laborhandel spezielle raue Kondensationssteine, die man für solche Aktionen mit in den Kolben legen kann. Diese Steine verhindern den Siedeverzug und sorgen für unsere Sicherheit. Eine lange Abkühlphase bei geschlossenem Backofen - mindestens unter 100°C effektive Würzetemperatur - reicht natürlich auch.
Druck
Von der Flaschenbombe bis hin zum ZKG Deckel, der in der Decke des Brauraums einen Krater hinterlässt oder dem Keg-Fitting, der wie eine Lenkrakete durch die Wohnung fliegt - Druck darf man keinesfalls unterschätzen!
Selbst die bei uns üblichen 1-3 Bar Überdruck im fertigen Bier können böse Verletzungen verursachen. Die Harmlosesten davon sind noch die typischen “Kronkorken Stempel“ im Gesicht.
Das klingt lustig, hätte aber auch ins Auge gehen können.
Bei Druckbehältern soll man niemals die Angaben des Herstellers überschreiten und niemals irgendetwas abmontieren, bevor nicht sichergestellt ist, dass in dem Gefäß kein Überdruck mehr herrscht.
Selbst wenige PSI (Bruchteile von bar) können einen TC Anschluss oder einen Fitting eindrucksvoll zum Fliegen bringen.
Die Gegendruckabfüllung erfordert einen eigenen Absatz.
Selbst bei 1˚C und entsprechend niedrigem Spundungsdruck kann eine einzige fehlerhafte Flasche schnell platzen und zum Verlust des Augenlichts führen und/oder schlimmste Verletzungen an der Hand oder im Gesicht verursachen.
Die kinetische Energie, die sich auf einzelne Glasscherben überträgt, darf man nicht unterschätzen.
Bitte tragt zumindest schnittfeste Handschuhe und eine Schutzbrille. Ein kompletter Gesichtsschutz ist empfehlenswert.
Elektrizität
Geräte müssen an geeigneten (ausreichend starken und richtig abgesicherten) Leitungen und Steckdosen betrieben werden.
An Stellen wo viel Wasserdampf entstehen kann ist darauf zu achten, dass es sich um „Feuchtraum“ Steckdosen mit IP65 Kennzeichnung handelt.
Zusätzliche Geräte werden am besten an einen separaten Stromkreis angeschlossen.
Auch bei Mehrfachsteckdosen ist darauf zu achten, dass diese für Feuchträume zugelassen sind und nicht unbedingt im “Kleckerbereich” auf dem Fußboden herumliegen. Bei auf dem Boden liegenden Steckdosen kann ein nicht zugedrehter Hahn fatale Folgen haben.
Nach Möglichkeit soll für alle zum Brauen verwendeten Stromkreise ein FI Schutzschalter zum Schutz vor Fehlerströmen vorhanden sein bzw. durch einen Elektriker nachgerüstet werden.
Vorsicht in Altbauten, die keine eigene Erdung im Stromkreis verwenden.
Hier kommt es schnell zu Masse Potenzialunterschieden, die gefährlich werden können.
Lasst alle Arbeiten am Leitungsnetz zu eurer eigenen Sicherheit von ausgebildeten Fachleuten erledigen und achtet bei selbstgebauten Steuerungen unbedingt auf deren Betriebssicherheit.
Auch hier kann ein prüfender Blick durch einen Fachmann schwere Unfälle vermeiden.
Heizen mit Flüssiggas
Gasbrenner sind bestimmungsgemäß zu betreiben (DIN-Normen, DVGW-Regelwerk, DGUV-Vorschriften).
Je nach Zulassungsart gibt es Einschränkungen beim Betrieb von Gasbrennern innerhalb geschlossener Räume bzw. unterhalb der Erdgleiche.
Grundsätzlich gilt, dass Änderungen an Gasbrennern zum Erlöschen deren Zulassung führt. In jedem Fall sind Änderungsarbeiten an Gasanlagen von einer ausgebildeten Fachkraft zu erledigen bzw. von einer Fachkraft abzunehmen.
Schlussbemerkung
Wir haben uns bemüht, die gängigsten Gefahren zusammenzufassen.
Alles wurde nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen.
Daher sind alle Hinweise ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen.
Dieser Artikel soll uns lediglich sensibel gegenüber möglicher Gefahren bei unserem Hobby machen.
Vieles davon ist vielleicht überflüssig zu erwähnen, aber wir haben die Hoffnung, dass dieser Beitrag ein wenig mehr „Awareness“ schafft und hilft, den einen oder anderen vermeidbaren Unfall zu verhindern.
Klar, man kann das alles beachten, und sich dann doch den Finger in der Nase brechen.
No risk, no fun. Aber lasst uns die Darwin Awards vermeiden.
In diesem Sinne:
Keep brewing, but stay safe!
Giftnotrufnummern:
Deutschland:
Der Giftnotruf ist nicht bundeseinheitlich, vielmehr gibt es verschiedene regionale Zentralen, in denen der Notruf eingehen sollte. Bei einem Notfall mit mutmaßlicher Vergiftung ist schnelles und zielgerichtetes Handeln dringend erforderlich. Daher ist der Giftnotruf die erste Anlaufstelle, um die Situation zu erfassen und zu verhindern, dass eine lebensbedrohliche Situation eintritt. Ist dies bereits der Fall, dann sollte statt des Giftnotrufes der Rettungsnotruf 112 gewählt werden.
Bundesland Rufnummer
Baden-Württemberg 0761 19240
Bayern 089 19240
Berlin, Brandenburg 030 19240
Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen 0551 19240
Hessen, Rheinland-Pfalz 06131 19240
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen 0361 730730
Nordrhein-Westfalen 0228 19240
Saarland 06841 19240
Österreich: 01406 - 4343
Schweiz: 145
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Dieser Beitrag wurde erstellt von Jens ("DerDerDasBierBraut"), Herbert ("glassart"), Ulrich ("Aeppler") und mir ("Tozzi").
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