Hallo zusammen,
London Rain hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Februar 2019, 16:21
gremmel hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Februar 2019, 13:47
Gibt es eigentlich einen Fachausdruck für die Ausbeute beim Anstellen?
Hier wurde Kaltwürzeausbeute vorgeschlagen. Könnte man ja noch mal verifizieren.
und sorry, dass ich mich hier zur Wort melde.
Tatsächlich wird branchenüblich der Begriff "
Kaltwürzeausbeute" verwendet. Ich hab mich vor Jahren mal' über die
Thematik insgesamt ausgelassen. Nicht unüblich, dass man das Gefüge dann auch gerne mal als "
Gärkellerausbeute" bezeichnet - nicht sonderlich glücklich.
Warum ?
Den Korrekturfaktor, besser
Kontraktionsfaktor, 0.96, werden die meisten hier kennen.
In seinem hier und im alltäglichen Sprachgebrauch verwendeteten Kontext macht "
Kontraktionsfaktor" aus einer "
Heißwürzemenge" eine "
Kaltwürzemenge". Im Rechenwerk eine einfache Sache, im Kontext einer Rezepturentwicklung, eher kritisch zu sehen. Denn:
- Heißwürzemenge x 0,96 = Kaltwürzemenge vor der Trubausscheidung
- Kaltwürzemenge vor der Trubausscheidung x Faktor = Anstellmenge Kaltwürze
Im Rahmen einer Rezepturentwicklung findet sowohl "
Heißwürzeausbeute" als auch "
Kaltwürzeausbeute" eine Berechtigung:
Hier Ersteres (Heißwürzemenge x 0,96) steht für geplante Einsatzmengen an Hopfen und Malz - eben für den klassischen Rohstoffeinsatz.
Letzteres steht planerisch für eine zu erwartenden Biermenge, Steigräume, Hefedosagen - einfach für das Umfeld "
Kaltbereich".
Hinter dieser Aussage steht in seiner nüchternen Natur, dass ein "
Mengenverlust" auf dem "
Kaltwürzeweg" nicht rückwirkend etwas an "
Konzentration" ändert. Weder für IBU noch für Stammwürze. Stichwort: Schwand.
Ganz engstirnig formuliert muss Anwender mit der Angabe von "
Planmenge" zusätzlich festlegen, welche Menge er meint. Zur Disposition stehen:
- Heißwürzemenge (kochende bei 98°C)
- Heißwürzemenge korrigiert (0.96)
- Kaltwürzemenge
- Anstellmenge
- zu erwartende Fertigbiermenge
In meiner Wahrnehmung sollte mit einer geplanten "
Rezeptmenge" die "
Anstellmenge" gemeint sein. Diese "
Anstellmenge" ist gekühlt und sie hat alle Verluste auf dem "
Würzeweg" bereits hinter sich gelassen. Denn, schlussendlich, was machen wir am Ende eines Brautages:
wir glotzen in den Gäreimer, lesen oder schätzen ab eine Menge, spindeln ggf, und kommen dann zu solchen Aussagen wie:
"sind 3 Liter weniger geworden wie geplant, Stammwürze ist auch etwas niedriger".
Also:
Die klassische Sudhausausbeute plant die Einsatzmengen von Rohstoff mit Ziel °P und IBU, während die Differenz zur Kaltwürzeausbeute, die Verlustmengen bis in den Gäreimer plant. Wenn ich es richtig machen will, muss Beides im Rezept Eingang finden, damit im Gäreimer aus
Plan ein
Ist werden kann.
Ein erster wichtiger Schritt wäre, dass Anwender bei der Bestimmung von "
Planmenge/Rezeptmenge" zusätzlich festlegt, welche Menge überhaupt gemeint ist. In "
realen" Vorgängen treffen wir einfach auf:
Würzebereitung -> Würzeweg -> Anstellmenge -> Fertigbiermenge
Sudhausausbeute in seiner Formel und alleine, egal wie benannt, deckt "
Herstellung" insgesamt, in keinster Weise ab.
Ich brechs auf meine Sichtweise als Hobbybrauer nochmal runter:
Wenn ich die Menge im Gäreimer feststelle und die Konzentration in °P bestimme, erwarte ich im besten Fall, dass die "
Anzeigen" das zurückliefern, was geplant im Rezept stand.
Die Abhängigkeiten darf jetzt jeder auflösen wie er will - seis handschriftlich, in Excel oder auch via Softwarelösung. Gesichert ist, dass "
Plan" die Vorgänge
Würzebereitung -> Würzeweg -> Anstellmenge -> Fertigbiermenge
auf dem Zettel haben muss - ganz unabhängig vom Sprachgebrauch.