§11 hat geschrieben: ↑Montag 25. Oktober 2021, 21:46
Ok, wenn schon OT dann richtig
Ich glaube das oft auch ein "Reset" hilft sich schneller zu entwickeln.
Gruss
Jan
Was Du beschreibst, nennt sich Sprunginnovation. Ich kenne das auch von Ungarn und noch mehr von Rumänien und kann das mit den Mobiles direkt erklären: Die Festnetze waren und sind in HU und RO so was von marode, dass eine Renovierung sich ökonomisch nach 89 nicht rechnete. Also verzichtete man auf die Reparatur der Kupferkabel vollkommen und setzte vollumfänglich auf Handynetze. Ergebnis war, dass bis heute jeder Rumäne 2 bis 3 Handys hat. Dabei kostet ein Vertrag mit gleichem Leistungsumfang gerade mal 25% von dem in Deutschland. Schon 2006 hatte ich in Bukarest einen Netz-Vertrag mit 25MBit von Rom-Telekom für 11 Euro/Monat. Wohlgemerkt: das war 2006. Bestellt und am nächsten Tag war die Leitung von der Straße gelegt. Rumänien hatte viele Jahre europaweit das schnellste Netz in Eruopa. Man muss nur die Tarife der Telekom vergleichen. Und selbst im ärmsten Land Europas, in Moldau, ist es in der Haupstadt Chisinau schneller als hierzulande: Glasfaser
Das Gleiche konnte ich bei Craft-Brewing beobachten. Zwei Jungs in Bukarest gründeten eine Craft-Brauerei namens Hop-Hooligans 2016 in Bukarest. Im gleichen Jahr zogen Brauer aus allen Landesteilen nach, unterstützt von Craft Brauern aus Italien, Belgien und Deutschland (ich gehöre auch dazu). Das ganze wurde und wird dann von den größeren Städten, meistens Universitätsstädten, bis heute tatkräftig unterstützt und gefördert (bei mir in Sibiu/Hermannstadt) - ganz im Gegenteil zu Deutschland, wo es die Hilfe engagierter Brauereien bedarf.
Wenn es um Genuss geht, müssen sich gerade im Süden Ungarns bei Szekszard, aber auch Städte wie Sibiu (Hermannstadt) oder Cluj (Klausenburg) nicht mehr verstecken. In Szekszard isst und trinkst Du so gut wie in Burgund in Frankreich.
Deine Beobachtung kann ich voll und ganz unterschreiben: In Ungarn, Rumänien und Ukraine ist das leider mit der Architektur und alten Möbeln der Fall. Lange Zeit wollten alle Plastikfenster und Plastikdächer haben - und so stehen heute in den Karpaten Feriendörfer mit blauen Dächern. Ein Freund aus England renovierte ein 500 Jahre altes Pub als Jugendherberge mit originalen, mundgeblasenen Fenstern. Eines fiel beim Einbau herunter. Die Reaktion der Arbeiter war: "Nimm Plastikfenster, ist besser." Mein Freund vergoss bittere Tränen und wollte aufgeben. Es gehört leider zu meiner Arbeit, gegen solche Auswüchse der Modernisierung anzugehen und an das Innehalten zu appellieren.
Grüße
Radulph