Hallo Peter, hallo zusammen,
Peter1860 hat geschrieben: ↑Freitag 3. März 2023, 19:26
...
Ich dachte das eben bei einem EVG von 75 -80%, der sich auch an 3 Tagen nacheinander nicht mehr verändert hat, dass Abfüllen kein Problem ist.
das setzt erst einmal voraus, dass du den EVG korrekt aus einer
Laborprobe bestimmt hast und nicht einfach annimmst, dass mit Ende der Gäraktivität im Gäreimer automatisch auch der Endvergärungsgrad erreicht ist.
Genau dieser kleine Unterschied entscheidet oft darüber, ob eine Karbonisierung mit Speise/Zucker gelingt oder nicht.
Eine festgestellte Endvergärung in
Vergärungsgrad[%] auszudrücken, bzw. als Vergleichswert für eine Karbonisierung zu verwenden, ist überdies tückisch. Die Stammwürze geht in die Berechnung des Vergärungsgrades mit ein und hat man sich schon bei der Bestimmung der Stammwürze verzockt, wird auch der daraus berechnete Vergärungsgrad (als Vergleichswert) falsch - ganz egal welcher(AVG, EVG, GVG, ...).
Eine festgestellte Endvergärung kommuniziert man am besten über den im Labor ermittelten Dichte- oder Extraktwert(Es
END [%w/w]).
Beispielsweise genügt die Aussage:
"
diese Würze ist mit dieser Hefe bei einem Dichtewert von SG = 1,009 endvergoren"
... oder wer Spindelwerte lieber mag
"
diese Würze ist mit dieser Hefe bei einem Spindelwert von Es [%w/w] = 2,3 endvergoren"
... oder wer Brixwerte lieber mag
"
diese Würze ist mit dieser Hefe bei einem Brixwert von °Brix = 6,1 endvergoren"
Welche Stammwürze diese Würze hat oder hatte und welcher Endvergärungsgrad sich daraus berechnet, ist in diesem Zusammenhang völlig egal.
Das Bier/dieses Bier ist endvergoren, wenn das Dichtemessgerät 1,009, die Spindel 2,3 oder das Refraktomter 6,1 anzeigt. Punkt.
Alleine mit den o.g. Angaben lässt sich eine Gärführung steuern und eine Speisegabe berechnen. Eine Stammwürze oder einen berechneten (End)Vergärungsgrad braucht es nicht dazu.
Beispiel aus der Praxis(Spindelwerte):
Mein Bier ist mit 2,3 % endvergoren, heute spindelt es 2,6 %. Ich muss heute noch abfüllen, sonst komm' ich erst in 3 Wochen wieder dazu. Aktuell hab ich 1,7 g/L CO2 im Bier und möchte nach der Karbonisierung bei 5,5 g/L CO2 landen. Welche Zuckermenge wird benötigt, wenn ich heute noch abfülle?
-> jedes Zehntel vergärbares Extraktprozent [%w/w] erzeugt 0,45 g/L CO
2 (nach Balling)
-> 2,6 - 2,3 ergibt drei Zehntel noch vergärbare Extraktdifferenz [%w/w] x 0,45 = 1,35 g/L CO
2
In meinen Lieblingsrechner gebe ich jetzt einen Ziel-CO
2-Wert von (5,5-1,35) 4,15 g/L CO
2 ein und lass' mir wie gewohnt einen Zuckerbedarf berechnen. Aus der noch vergärbaren Extraktmenge im Jungbier und der Zuckerdosage ergibt sich in Summe der gewünschte CO
2-Gehalt.
Selbst für dieses spookysample hat es weder eine Stammwürze noch einen Endvergärungsgrad gebraucht :-)