Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

Antworten
Benutzeravatar
oelarata
Neuling
Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Montag 13. März 2023, 19:06

Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#1

Beitrag von oelarata »

Hallo zusammen!

Nach einigen Suden habe ich erfolgreich Rezepte für 20 Liter angepasst, um etwa die Hälfte (10 Liter) zu produzieren, indem ich die Menge an Malz, Wasser und Hopfen halbiert habe.

Das Einzige, was mir bisher nicht gelungen ist, ist der gewünschte Alkoholgehalt im Endprodukt. Meine Biere scheinen immer stärker zu sein als beabsichtigt. Zum Beispiel hatte meine letzte Sud eine anfängliche Stammwürze, die niedriger war als im Rezept (tatsächlich 12,8°P, Rezept 13,2°P), und sollte 6% Vol. haben. Aber das Endergebnis wird 7% sein.

Was mache ich falsch? Sollte ich auch nur die Hälfte der Hefe anstelle des ganzen 11g-Pakets verwenden? Oder was kann ich in meinem Prozess ändern, um weniger starke Biere herzustellen? Kann ich es nach der Hauptgärung einfach mit Wasser verdünnen? :Waa

Vielen Dank für die Hilfe!
Benutzeravatar
emjay2812
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3653
Registriert: Sonntag 27. März 2005, 14:39
Wohnort: Föhren

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#2

Beitrag von emjay2812 »

Bei kleineren Suden kann mehr Volumen verdampfen, die Würze wird konzentrierter. Ich bin daher vom wallendem Kochen bei meinen 11 Liter Suden abgekommen und siede nur bei 90°C. Das reicht meiner Meinung nach aus, um die unerwünschten Stoffe auszutreiben.
Benutzeravatar
HopfenHugo
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 155
Registriert: Sonntag 10. Januar 2016, 16:23

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#3

Beitrag von HopfenHugo »

http://fabier.de/biercalcs.html mit dem Mischkreuz kannst du berechnen wieviel Wasser du zum Verdünnen benötigst. Man sollte nicht zu stark verdünnen, da das Bier dann wässrig schmeckt. Das wird normalerweise nach dem Kochen gemacht. Warum deine Ausbeute jetzt höher ist kann ich auch nicht sagen. Vielleicht verdampft mehr beim Kochen ?
Benutzeravatar
BummlerD
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 273
Registriert: Dienstag 7. September 2021, 18:48
Wohnort: Gütersloh

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#4

Beitrag von BummlerD »

oelarata hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 13:21 [...]tatsächlich 12,8°P[...] das Endergebnis wird 7% sein.
Das hört sich unwahrscheinlich an; karbonisierst du mit Zucker auf und hast das schon berücksichtigt? Bei einem AVG von 100% wärst du noch unter 7% Vol .

Was für eine Hefe hast du genommen und was sind deine Messwerte? Womit hast du gemessen und hast du die Spindel oder das Refrakto mal überprüft?
Gruß Matthias
Benutzeravatar
schwarzwaldbrauer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2232
Registriert: Donnerstag 4. Januar 2018, 21:01
Wohnort: 78112 St. Georgen

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#5

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Wenn du eine höhere Stw. erreichst aks im Rezept vorgegeben dann hast du einfach eine bessere Sudhausausbeute. Dann wie schon hier geantwortet etwas verdünnen und beim nächsten Mal von vornherein etwas weniger Malz einsetzen.
Grüßle Dieter
Brau, schau wem.
Benutzeravatar
oelarata
Neuling
Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Montag 13. März 2023, 19:06

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#6

Beitrag von oelarata »

BummlerD hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 15:22
oelarata hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 13:21 [...]tatsächlich 12,8°P[...] das Endergebnis wird 7% sein.
Das hört sich unwahrscheinlich an; karbonisierst du mit Zucker auf und hast das schon berücksichtigt? Bei einem AVG von 100% wärst du noch unter 7% Vol .

Was für eine Hefe hast du genommen und was sind deine Messwerte? Womit hast du gemessen und hast du die Spindel oder das Refrakto mal überprüft?
Hallo!

Meine Messungen mit der Spindel und Online-Rechnern zeigen mir einen Alkoholgehalt von etwa 6,6% an. Ich verwende Zucker zur Karbonisierung und berücksichtige dabei, dass dies den Alkoholgehalt um etwa 0,4 bis 0,5% erhöhen wird.

Meine Spindel misst in SG. Mein erstes Messergebnis lag bei ~1.051 (12,8°P) und mein letztes bei 1.000.

Für diesen Sud habe ich ein 11g-Päckchen LalBrew Belle Saison verwendet.
Benutzeravatar
BummlerD
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 273
Registriert: Dienstag 7. September 2021, 18:48
Wohnort: Gütersloh

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#7

Beitrag von BummlerD »

Ok mit der Belle ist das wieder logisch, das ist ein Übervergärer. War im ursprünglichen Rezept auch die Belle vorgesehen?

Bei 13,2 °P entsprächen 6 % Alk. einem scheinbaren Vergärungsrad von ungefähr 85 % . Mit der Belle wirst du regelmäßig bei > 100 % scheinbarem Vergärungsgrad landen. Da passt was im Rezept nicht oder du hast die Hefe ausgetauscht.
Gruß Matthias
Benutzeravatar
oelarata
Neuling
Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Montag 13. März 2023, 19:06

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#8

Beitrag von oelarata »

BummlerD hat geschrieben: Samstag 1. Juli 2023, 20:50 Ok mit der Belle ist das wieder logisch, das ist ein Übervergärer. War im ursprünglichen Rezept auch die Belle vorgesehen?

Bei 13,2 °P entsprächen 6 % Alk. einem scheinbaren Vergärungsrad von ungefähr 85 % . Mit der Belle wirst du regelmäßig bei > 100 % scheinbarem Vergärungsgrad landen. Da passt was im Rezept nicht oder du hast die Hefe ausgetauscht.
Das könnte sein. Ich habe das Rezept selbst mit dem Rezeptkalkulator von Braureka erstellt und kannte diese "Eigenschaft" der Belle Saison nicht.

Das macht es etwas logischer, aber ich hatte auch bei anderen Versuchen mit Safale S04 ähnliche Probleme.

Basierend auf dem Feedback hier werde ich beim nächsten Mal versuchen, das Bier zu verdünnen, und ich glaube nicht, dass das Problem durch die Verwendung der Hälfte des Hefepakets gelöst wird.

Wie findet man solche Informationen über die verschiedenen Hefen heraus? Ist das irgendwo dokumentiert oder basiert es nur auf Erfahrung?

Vielen Dank für die Hilfe und die Informationen. Ich habe etwas Neues gelernt, und das ist immer großartig :Bigsmile
Benutzeravatar
BummlerD
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 273
Registriert: Dienstag 7. September 2021, 18:48
Wohnort: Gütersloh

Re: Rezeptskalierung und Kontrolle des Alkoholgehalts in kleineren Suden

#9

Beitrag von BummlerD »

oelarata hat geschrieben: Dienstag 4. Juli 2023, 17:14 Das könnte sein. Ich habe das Rezept selbst mit dem Rezeptkalkulator von Braureka erstellt [...] ich hatte auch bei anderen Versuchen mit Safale S04 ähnliche Probleme.
Entweder die Werte im Rezept waren unrealistisch oder dir ist beim Brauen ein Fehler passiert. Ohne genauere Angaben lässt sich das nicht sagen. Direkt am Anfang mit eigenen Rezepten anzufangen ist natürlich auch nicht der leichteste Weg.
Basierend auf dem Feedback hier werde ich beim nächsten Mal versuchen, das Bier zu verdünnen, und ich glaube nicht, dass das Problem durch die Verwendung der Hälfte des Hefepakets gelöst wird.
Das Problem beim Verdünnen nach der Gärung ist, dass du mehrere Parameter veränderst und nicht nur den Alkoholgehalt. Das Bier wird auch weniger hopfig, malzig und vollmundig.
Zu viel Hefe soll den Geschmack verändern und zu einem "leeren" Bier führen können. Zu viel Hefe verändert den (Ausstoß-) Vergärungsgrad nicht; zu wenig schon. Am Besten hältst du dich am oberen Rand der Herstellerempfehlungen oder rechnest mit einem Heferechner online nach.

Wie findet man solche Informationen über die verschiedenen Hefen heraus? Ist das irgendwo dokumentiert oder basiert es nur auf Erfahrung?
Auf Müggelland findest du einen Anhaltspunkt für viele Hefen. Eine Suche nach "HefeXYZ EVG Hobbybrauer" in der Suchmaschine deines Vertrauens bringt meistens ein paar Beiträge aus dem Forum hervor.
Der Begriff EVG ist in diesem Zusammenhang jedoch missverständlich. Für den EVG muss man sich auch noch mit der Maischearbeit beschäftigen.

Ich würde dir empfehlen am Anfang auf erprobte Rezepte zu setzen und dich ein wenig weiter in die Materie einzuarbeiten. Bier brauen: Grundlagen, Rohstoffe, Brauprozess vom Forumsmitglied §11 ist ein super Buch hierfür. Die Artikel im Braumagazin sind ebenfalls super. Alternativ kannst du das nächste Mal auch dein Rezept hier im passenden Unterforum posten und einmal abnicken lassen.
Gruß Matthias
Antworten