Pyruvat anstatt Zucker gähren?

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Brewnewbie
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Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#1

Beitrag von Brewnewbie »

Hallo liebe Hobbybrauer Gemeinde,

Ich frage mich schon länger ob es möglich wäre anstatt Zucker direkt Brenztraubensäure oder ihre Salze für die Alkoholgährung zu nutzen und welche additive benötigt werden würden.
Habe noch einiges an Natriumpyruvat zur Verfügung stehend und wollte es aufbrauchen bevor es abläuft.
Interessant wäre es auch zu wissen welche Qualität dabei entsteht.
Würde Methanol weiterhin ein Nebenprodukt sein?

Schon mal vielen Dank im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel
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olibaer
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#2

Beitrag von olibaer »

Wenn man Gärung ohne "h" schreibt und es einen Carrier für Pyruvat durch die Zellmembran hindurch ins Zellinnere gibt, dann schauts' erstmal nicht schlecht aus und ein Biochemiker könnte beim Einstieg in den Citratzyklus weiterhelfen ;-)
Gruss
Oli
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Brewnewbie
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#3

Beitrag von Brewnewbie »

Ups, sry wegen dem h zuviel und erstmal danke für die Antwort.
Soweit ich im Englischen gelesen habe, sollte Natriumpyruvat Zellmembran durchlässig sein und es wird auch für Zellkulturen anstelle von Glucose verwendet.
Ich schätze mal, dass Glucose durch Pyruvat ersetzt werden kann, müsste nur noch schauen welche sonstigen Bestandteile in der Glucose Fermentation genutzt werden.
Denke Hefeextrakt und Pepton sollte gehen, aber hab noch keine echte Ahnung vom gären.
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hiasl
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#4

Beitrag von hiasl »

Dann beschäftige dich erst mal mit der alkoholischen Gärung. Zellkulturen sind was ganz anderes.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholische_G%C3%A4rung
https://studyflix.de/chemie/alkoholische-garung-2315

Spoiler: Nein, Pyruvat kann nicht die Glucose ersetzen. Aus Pyruvat kann die Hefe unter anaeroben Bedingungen keine Energie gewinnen.
Stichworte: Glucolyse, Regeneration von Reduktionsäquivalenten.

Pyruvat könnte alleine nur unter aeroben Bedingungen zur Vermehrung der Hefe z. B. bei der Herstellung eines Starters genutzt werden.
Zuletzt geändert von hiasl am Freitag 31. Mai 2024, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Matthias
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#5

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Dumme Frage in einem Brauerforum: Wozu das ganze? Hier geht es um die Herstellung von Bier, das Spektrum der zu vergärenden Stoffe ist durch die zu verwendenden Rohstoffe und die technologischen Schritte festgelegt. Und am Ende kommt etwas heraus, das man gut trinken kann. Die Gärung ist dabei nur ein Schritt. Wozu jetzt Stoffe einsetzen, die mit Bier nicht viel zu tun haben?
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Björn

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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#6

Beitrag von olibaer »

hiasl hat geschrieben: Freitag 31. Mai 2024, 09:07 Spoiler: Nein, Pyruvat kann nicht die Glucose ersetzen. Pyruvat kann die Hefe unter anaeroben Bedingungen keine Energie gewinnen.
Stichworte: Glucolyse, Regeneration von Reduktionsäquivalenten.
Pyruvat könnte alleine nur unter aeroben Bedingungen zur Vermehrung der Hefe z. B. bei der Herstellung eines Starters genutzt werden.
Thx! :thumbup
Gruss
Oli
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#7

Beitrag von hiasl »

Räuber Hopfenstopf hat geschrieben: Freitag 31. Mai 2024, 09:26 Dumme Frage in einem Brauerforum: Wozu das ganze? Hier geht es um die Herstellung von Bier, das Spektrum der zu vergärenden Stoffe ist durch die zu verwendenden Rohstoffe und die technologischen Schritte festgelegt. Und am Ende kommt etwas heraus, das man gut trinken kann. Die Gärung ist dabei nur ein Schritt. Wozu jetzt Stoffe einsetzen, die mit Bier nicht viel zu tun haben?
Ähm sicher, dass du nicht auch ein wenig Nachhilfe in Sachen alk. Gärung nehmen willst? :Grübel :Drink

Pyruvat ist das Endprodukt im Stoffwechsel der Glucolyse. Anschließend wird dieses decarboxyliert (hierbei entsteht das CO2) und über Acetaldehyd zu Ethanol reduziert. Im letzten Schritt werden die in der Glucolyse "verbrauchten" Reduktionsäquivalente von NADH/H+ zu NAD+ "regeneriert", damit sie erneut für die Energiegewinnung in der Glucolyse zur Verfügung stehen.

Saccharose, die von vielen für die Flaschengärung genutzt wird, hat übrigens auch nicht viel mit den urtümlichen Rohstoffen zu tun.
Gruß
Matthias
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#8

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Naja, mein Bio-LK ist 30 Jahre her. Da ist schon einiges verblasst, aber nachvollziehen kann ich es einigermaßen.
Mir ging es nur um die Frage, ob das tatsächlich zur Herstellung eines Getränkes führen soll. Da meldet sich jemand an und frage, weil er noch „einiges an Natriumpyruvat“ herumstehen hat. Offen geht es ja nicht um die Klärung biologischer Stoffwechselvorgänge der Hefe, sondern um den konkreten Einsatz des Natriumpyruvats.
Andere Frage: Die Herstellung von Bier und Wein ist erlaubt, die Vergärung von Zucker zu Alkohol verboten. Ist die Vergärung von Natriumpyruvat denn legal? Mal ganz abgesehen davon, dass wir von einem schmackhaften Getränk noch ziemlich weit entfernt sind.
Viele Grüße
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#9

Beitrag von Ruthard »

Brewnewbie hat geschrieben: Freitag 31. Mai 2024, 00:00 Habe noch einiges an Natriumpyruvat zur Verfügung stehend und wollte es aufbrauchen bevor es abläuft.
Bis das hier ausdiskutiert ist, ist es eh abgelaufen - also lass' es!

Cheers, Ruthard
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#10

Beitrag von Fips »

Räuber Hopfenstopf hat geschrieben: Freitag 31. Mai 2024, 13:11 Naja, mein Bio-LK ist 30 Jahre her. Da ist schon einiges verblasst, aber nachvollziehen kann ich es einigermaßen.
Mir ging es nur um die Frage, ob das tatsächlich zur Herstellung eines Getränkes führen soll. Da meldet sich jemand an und frage, weil er noch „einiges an Natriumpyruvat“ herumstehen hat. Offen geht es ja nicht um die Klärung biologischer Stoffwechselvorgänge der Hefe, sondern um den konkreten Einsatz des Natriumpyruvats.
Andere Frage: Die Herstellung von Bier und Wein ist erlaubt, die Vergärung von Zucker zu Alkohol verboten. Ist die Vergärung von Natriumpyruvat denn legal? Mal ganz abgesehen davon, dass wir von einem schmackhaften Getränk noch ziemlich weit entfernt sind.
Hiasl hat weiter oben ja schon ausgeführt, dass das Vergären von Pyruvat alleine nicht besonders erfolgversprechend ist.
Und wenn ich Dir jetzt ein Bier in die Hand drücke, wie willst Du erkennen, welches Ethanolmolekül ursprünglich aus der Glucose und welches ursprünglich aus zugesetztem Pyruvat kommt?
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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#11

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Naja, den Unterschied zwischen vergorenem Zuckerwasser und Bier kann man sensorisch ganz gut feststellen. Es ist eben nicht nur die Produktion von Ethanolmolekülen, die ein „Bier“ ausmacht. Da fehlt dann einfach das für jeden Stil typische.
Viele Grüße
Björn

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Re: Pyruvat anstatt Zucker gähren?

#12

Beitrag von hiasl »

Ich hatte den Einsatz als "Zuckerersatz" eigentlich auf die Nachgärung bezogen. Also eben schon im Kontext Bier. Man könnte das Pyruvat aber ggf. bei der Hefevermehrung im Starterbereich nutzen. Jedoch nicht solo.
Gruß
Matthias
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