Dabei sind mir auch ein paar Kuriositäten und Widersprüchlichkeiten aufgefallen, doch dazu später.
Woher kommt also der Begriff?
Laut Peter (gulp) und Wikipedia wurde das weltweit erste Hopfensiegel im 16. Jahrhundert in der mittelfränkischen Stadt Spalt eingeführt,
Laut Webseite der Brauerei Spalt sollte mit "dem Siegel [...] die Herkunft und die Qualität des Hopfens amtlich bestätigt und geschützt werden." Weiterhin "stand [es] ]unter Strafe, wenn Hopfenpflanzen entwendet oder ausgeführt wurden. Andere Hopfenanbaugebiete nahmen sich das Spalter Siegel zum Vorbild und führten eigene Hopfensiegel ein."
Hier hat Peter auch mal vor längerer Zeit ein Bild gepostet, wann wo genau Hopfensiegel eingeführt wurden.
So weit, so gut. Klingt sinnvoll! Das Hopfensiegel scheint dann 1929 im Hopfenherkunftsgesetz aufgegangen zu sein, das wiederum 1996 ins Hopfengesetz mündete.
Wikipedia dazu:
Heute plombiert vermutlich fast niemand mehr die Hopfensäcke, aber letztendlich ist aus dem ursprünglichen Siegelhopfen nun eine Zertifizierung mit Strichcodes geworden, die die folgenden Punkte regelt:"1929 wurde mit dem Hopfenherkunftsgesetz erstmals ein einheitliches Gesetz für Deutschland erlassen. Es regelte, wo Hopfen angebaut werden durfte und schützte die Qualität des Hopfens vor Verfälschung durch Kennzeichnung von Anbaugebieten, Siegelung und Plombierung. Die Siegelbezirke wurden eingeführt. 1996 löste das Hopfengesetz das Hopfenherkunftsgesetz ab."
Darüber wird im folgenden Post noch zu reden sein.Siegel enthalten folgende Informationen:
Sorte
Erntejahr
Siegelbezirk
Anbaugebiet
Bruttogewicht
Bezugsnummer
Anbauland
2016 gab es hier im Forum außerdem mal eine interessante Diskussion zum Thema "Hopfenqualitäten aus Übersee", in der Jan und Holledauer ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert haben.
Jan führt hier im Kontext Bitburger den Begriff des Vertragshopfens ein:
Gilt sicherlich auch für andere Brauereien bzw. Hopfenbauern, die sich so gegenseitig absichern.Der BBurger Siegelhopfen ist totaler Marketing Firlefanz. Grosse Braureien kaufen Ihren Hopfen nur zu einem Teil auf dem freien Spotmarkt nach der Ernte. Die groesseren Teile sind bereits vor der Ernte durch Vertraege gesichert (sog. Vertragshopfen). Im Vertrag sind bestimmte Eigenschaften festgehalten. Erreicht die Ernte diese Qualitaet nicht, gibt es entsprechende Preiskorrekturen.
Jan hier außerdem:
Das ergibt alles Sinn für mich.Um den Unterschied zwischen Spotmarkt (sog. Freimengen) und Vertragshopfen zu verstehen, muss man sich etwas mit dem Hopfenhandel auseinandersetzen. Der ist, aehnlich wie bei anderen landwirtschaftlichen Produkten (Soja, Kaffee,...) relativ spekulativ.
Die Vorvertraege dienen aber dabei beiden Seiten (mehr oder weniger). Sie geben dem Pflanzer eine gewisse Abnahmesicherheit und dem Abnehmer eine gewisse Preissicherheit, auch bei schlechten Ernten (geringen Mengen). Allerdings versuchen die Brauereien aufgrund der Schwankungen, eben nicht den kompletten Hopfen ueber Vertraege zu sichern. Das gibt die Moegelichkeit eben auch auf guenstige Angebot bei Freihopfen zu reagieren.
Die Qualitaet spielt dabei erstmal nur eine untergeordnete Rolle. Freier Hopfen und Hopfen aus Vertragsanbau koennen der gleiche Hopfen sein. Auch das Siegel speilt erstmal keine Rolle. Wenn ich den Hopfen direct beim Bauern hole, kann ich ihn auch ohne Siegel kaufen und spar mir die Siegelgebuehren. Das Siegel dient nur der Nachvollziehbarkeit. In der Siegelhalle wird der Hopfen verwogen und "registriert". So faellt es auf wenn ploetzlich bei einer schlechten Ernte doppelt so viel Tettnanger auf dem Markt landet als in der Siegelhalle verwogen wurde. Auf Grund der Siegelnummer kann man dann verfolgen wo der Hopfen herkommt (oder eben nicht herkommt, wenn es ein "falscher" SIegelhopfen ist).
Der holledauer hat im gleichen Thread auch noch einen sehr langen Post verfasst zu den praktischen und vertraglichen Abläufen beim Hopfenanbau und -verkauf, aus dem ich hier Auszüge zitiere:
In Summe ist das Hopfensiegel also ein Zertifikat, das primär der Nachvollziehbarkeit und Chargenrückverfolgung dient, darüber aber natürlich auch einen qualitätssichernden Effekt entfaltet. Dennoch ist der "Bitburger Siegelhopfen" selbstverständlich Quatsch, denn wenn ich es richtig verstehe, hat jeder (oder zumindest fast jeder, nur direkt gehandelter nicht?) Hopfen, der in Deutschland verkauft wird, ein "Hopfensiegel" oder dessen Äquivalent als Zertifikat mit Strichcode!Mit dem Deutschen Siegelhopfen hat es schon was auf sich. Die Hopfenbetriebe sind zertifiziert und müssen sich an die Vorgaben halten. Nur so kann gewährleistet werden, das unsere Hopfen durchgehend gleich behandelt werden und dieselben Prozesse durchlaufen. Anderswo ist das nicht gegeben.
[...]
Hopfenhandel und Hopfeneinkauf/ -verkauf
Der Hopfen wird beim Bauern von den Handelshäusern unter Vertrag genommen. Pro Sorte hat man pro Sorte eine gewisse Ertragserwartung.
Das Verhandlungsgeschick der Bauern und die Marktsituation entscheiden über den Preis pro kg.
Bei den Verträgen gibt es zwei verscheidene: es gibt entweder einen Alpha-Vertrag oder einen Vertrag nach Masse.
Beim Alpha-Vertrag wird nach kg/Alpha gerechnet und bei dem anderen nach der schieren Masse.
Bei Aromasorten hat man in aller Regel einen Vertag nach Masse (Hersbrucker, Saphir, Select, Mittelfrüh, Tradition, ….) und bei Alpha-Sorten einen Alpha-Vertrag (Perle, Herkules, Merkus, Magnum, ….)
Der Hopfen, der nach der Vertagserfüllung übrig bleibt, ist der sog. Freihopfen. Dieser kann vom Bauern nach Lust und Laune frei verkauft werden.
Dies kann entweder nach hinten oder nach vorne losgehen. Das hat aber Jan oben schon richtig beschrieben.
Großbrauereien selber kaufen aber nicht beim Bauern ein. Das geht alles über die Handelshäuser. Die Brauereien können zwar sagen, sie wollen den Hopfen vom Bauer Hans, bekommen diesen auch, wird aber alles über die Handelshäuser abgewickelt. Der Hopfen muß ja auch weiterverarbeitet werden.
Ein bisschen anders ist es bei kleinen Brauereien und bei Craft-Brauern. Sofern deren Anlage auf Dolden ausgelegt ist, kaufen sie ggf. schon Hopfen direkt beim Bauern. Aber die Menge ist da bei weitem nicht so groß und kann alleine gestemmt werden. Es ist aber sehr selten der Fall.
[...]
Achja… Bitburgers eigener Siegelhopfen ist nur eine Werbemasche ;-)
Aber weiter gehe ich jetzt nicht darauf ein.
So, ich hoffe, dass das alles so korrekt dargestellt ist und die geschichtlichen, rechtlichen und praktischen Hintergründe ein wenig aufklärt. Zumindest hat es die Thematik für mich verständlicher gemacht. Aber es geht noch weiter, denn bei der Zertifizierung und den Siegelbezirken sind mir ein paar kuriose Details und auch ein paar (mögliche) juristische Fallstricke aufgefallen! Dazu mehr im nächsten Post, den ich noch ein wenig grafisch aufpeppen muss und daher erst später poste.
(Edit: kleinere Rechtschreibkorrekturen)