Hallo zusammen,
so, lang ist meine letzte Antwort hier schon wieder her und ich bin in der Zwischenzeit dazu gekommen, das Bier zu brauen und wollte hier mal berichten:
Maischearbeit: Wie oben beschrieben, habe ich verschiedene Rasten gefahren und auch eine Dickmaische gezogen und gekocht. Mit Rührwerk hatte ich erstmal keine Probleme:
Interessant wurde es beim Dokoktionsschritt. Ich habe ca. 7 L Dickmaische gezogen und in einem 11 L Topf auf einer Induktionsplatte erhitzt unter ständigem händischen Rühren. Mir ist dann beim Kochen der Dickmaische aufgefallen, dass hier (im Gegensatz zu reinem Gerstenmalz im Topf) regelmäßiges Rühren doch recht wichtig zu sein scheint, da sich das Material am Boden abzusetzen scheint. Also alle 1-2 Minuten gut aufgerührt, um ein Anbrennen zu verhindern.
Läutern: Die Vorderwürze war sehr trüb. Ich habe das Ganze sicher 10-15 mal je 500 mL durchlaufen lassen, aber die Trübe, welche man auf dem Bild sieht, war trotzdem das Optimum. Besser wurde es dann nicht mehr.
Aber gut, trübe Würze ist ja erstmal nicht tragisch. An sich lief das Läutern ok. Etwas langsamer als gewohnt, aber völlig im Rahmen, was mich selbst überrascht hat. Es könnte höchstens sein, dass sich Kanäle im Treberbett gebildet haben, die zu der trüben Würze und der brauchbaren Läutergeschwindigkeit geführt haben. Letztlich ist es aber auch egal..
Kochen:
Erst beim Hopfenkochen kam dann die große Überraschung. Ich habe unter Rührung durchs Rührwerk aufgeheizt bis 100 °C und habe das Rührwerk dann entfernt. Ich habe dann nach ca. einer halben Stunde aber gemerkt, dass mein Einkocher immer mal wieder ausgeht, was er vorher nie gemacht hatte. Ich habe dann etwas verzweifelt herumgerührt und dabei festgestellt, dass wohl etwas unten ganz leicht angebrannt war. Nach dem Rühren und dem leichten Abschaben am Boden ging der Einkocher auch direkt wieder an. Also alle 3-4 Minuten wieder den Boden freigerührt. Ich habe mich dann auch etwas ärgerlich daran erinnert, dass genau davor im oben verlinkten Roggen-Bier-Artikel gewarnt wurde.

Mit Gerstenmalz hatte ich das Problem eben noch nie. Da hat die natürliche Vermischung bei Kochung immer ausgereicht. Sah dann danach leider so aus:
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich hatte riesiges Glück. Es hat sich weder der Geruch, noch der Geschmack von Verbranntem im Bier breit gemacht. Fürs nächste Mal weiß ichs.
Was dann auch sehr komisch war, war die Stammwürze. Bei geplanten 12.5 °P, bin ich bei 14.3 °P gelandet. Brewfather hat mir eine Maischeeffizienz von 100 % und eine Gesamteffizienz von 94 % attestiert, was ja absolut nicht sein kann. Ich weiß nicht, wo hier das Problem liegen könnte. Ich bestelle die passenden Mengen immer vorportioniert und vorgeschrotet. Normalerweise wiege ich immer nach, dieses Mal dachte ich mir aber "wird schon passen so". Vielleicht wurde hier auch bei irgendeinem der Malze, oder allen, ein bisschen mehr reingepackt. Ich werde es wohl nie herausfinden. Anyways, ich hab´s dann trotzdem nicht verdünnt und so gelassen.
Dann gings ans Abkühlen, (Mikrofilament-)Filtern und Gären. Da mein Gefrierfach ausgefallen ist und ich so nicht genügend Eis für meine Tauchpumpe hatte, habe ich es mit Mühe und Not auf 18 °C abgekühlt und dann im Kühlschrank über Nacht auf 8 Grad. Den Gärstarter habe ich dann ebenfalls bei 8 °C am nächsten Tag vormittags dazu. Ich weiß, nicht ideal, aber was solls.
Die Gärung verlief problemlos, da ist mir nichts negatives aufgefallen. Nach der Hauptgärung sah es dann so aus:
Eine schöne Schaumkrone und auch schon sehr lecker.
Das Ganze ging dann mit Speise ins Fass, hat ca. 3 Wochen nachgegärt und wurde dann noch 4 Wochen bei ca. 0 °C gelagert und dann mittels Gegendruckabfüller auf Flaschen gedrückt.
Das war dann das Endergebnis:
Nach wie vor sehr trüb. Ich schätze, das kommt durch den relativ hohen Weizen- und Roggenanteil. Meine anderen Biere (ausschließlich Gerstenmalz) klären normal deutlich schneller (4 Wochen reichen da in der Regel).
Aber zum Geschmack:
Es ist erfreulicherweise recht lecker und brotig geworden. Es hat eine gewisse fruchtige Komponente, aber nicht estrig fruchtig, wie man das von zu hoher Gärtemperatur kennt, sondern irgendwie anders. Schwer zu beschreiben. Ich schätze, das kommt vom Roggen, da ich ähnliches darüber gelesen habe. Super interessant finde ich auch das Mundgefühl, das ich so von reinen Gerstenmalzbieren nicht kenne. Es ist sehr vollmundig und hinterlässt irgendwie ein samtiges Mundgefühl, ähnlich zu einem guten Weizenbier. Ich schätze entsprechend, dass das durch den doch recht hohen Weizenanteil kommt. Die Bittere finde ich auch gut so. Ggf. hätte man das Ganze minimal weniger bitter machen können, wenn es etwas süffiger sein soll, aber alles in allem ein sehr leckeres Bier.
Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Kombi sich (ggf. als etwas dunklere) Version gut eignen könnte, ein Leichtbier zu machen. Aber da stecke ich noch am Anfang der Planungsphase.
Danke jedenfalls noch mal an alle!
Beste Grüße
Freddi