Oxidation

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Kra
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Oxidation

#1

Beitrag von Kra »

Hallo,

Ich brauche eure Hilfe, um meinen Prozess zu optimieren.
Ich habe bereits einige Sude gebraut und noch nie ein Problem mit Oxidation gehabt.

Jetzt habe ich allerdings zum ersten Mal ein Bier mit deutlich weniger Stammwürze (12 °P, ca. 34 l) gebraut.
Beim Läutern verwende ich einen Valentine-Arm, der mit Schläuchen konstruiert ist.
Nach dem Würzekochen kühle ich mit einem Gegenstromkühler auf ca. 20 °C.
Am nächsten Tag habe ich das Bier mit einem Schneebesen belüftet, um die Hefe anzustellen, und anschließend Trockenhefe aufgestreut. (WS-34/70, 3 x 11,5 g, 12 °P).
Anschließend habe ich einen Gärbehälter verwendet, der vermutlich etwas mehr als 60l fasst.
Nach Abschluss der Hauptgärung habe ich in ein 50l-Fass umgeschlaucht und mit Zucker karbonisiert.
Beim Hinzufügen des Zuckers ist so viel CO₂ ausgetreten, dass der Kopfraum vermutlich größtenteils durch CO₂ ersetzt wurde.

Gebraut wurde es am 6. August, umgefüllt am 16. August. Vor ein paar Tagen habe ich es einmal gemessen und gekostet.
Das Bier schmeckt extrem oxidiert. Was ich gelesen habe, soll das auch nicht mehr besser werden.

Nun zu meiner Frage:
Ich braue am Wochenende mit ein paar Freunden und da darf es nicht passieren, dass das Bier oxidiert schmeckt.

Was kann ich tun, um das Thema Oxidation in Zukunft zu reduzieren bzw. zu eliminieren?
Meine Ideen wären:
- Deutlich kleinerer Gärbehälter.
- Die Würze nicht mehr belüften.
- Mehr Hefemenge?
- Whirlpool nicht zu stark andrehen.

Mein Hopfen ist bereits etwas älter. (~1 Jahr offen aber Ernte 2023)
Ich bewahre diesen vakuumiert im Gefrierschrank auf.
Kann das ein Grund sein?

Danke für eure Hilfe!
Lg Andreas
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jkmanfred
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Re: Oxidation

#2

Beitrag von jkmanfred »

Hallo Andreas.

Wenn ich da so „drüberlese“, machst du nicht alles richtig.
Wenn du die Würze mit Gegenstromkühler auf 20 Grad runterkühlst, wieso nicht tiefer?
Eine ganze Nacht auf das Anstellen warten finde ich nicht so toll.
Dann beim Anstellen: du belüftest die Würze um anschließend Trockenhefe aufzustreuen.
Trockenhefe wird nicht belüftet sondern bestenfalls rehydriert.
Meiner Meinung nach legt die Hefe dann auch viel besser los.
Ich Spar mir sogar ( wir haben hier sehr reines Wasser) das abkochen. Temperiertes Wasser in ein sauberes Gefäß , 10% Hefe draufstreuen, 15min warten und dann nochmal kräftig schwenken, fertig.
Der Gärbehälter kann ruhig so groß sein, das tut nix zur Sache. Steigraum ist immer gut.
Aber dann das Jungbier in ein 50l Fass und mit Zucker karbonisiert.
Heißt dass, du hast den Zucker in das Jungbier rieseln lassen? Das hätte ich mich nicht getraut.😳
Wenn schon, dann hättest du den Zucker in Wasser auflösen müssen und dann das Zuckerwasser ins Fass vorlegen müssen um anschließend das Jungbier draufzulassen.
Woher weißt du denn, das es nach Oxidation schmeckt?

Gruß Manfred
Der keine besondere Sauerstoffzufuhr erkennt, außer beim belüften der Würze
Liebe ist vergänglich, der Durst bleibt lebenslänglich. :Drink
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coyote77
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Re: Oxidation

#3

Beitrag von coyote77 »

Kannst du den Geschmack genauer beschreiben? Ist es sicher Oxidation, die du schmeckst?
Du schreibst nichts über das Rezept: ist viel Hopfen drin? Im Whirlpool oder sogar gestopft?
Grüße, Andreas :Drink

Zum Biere drängt, am Biere hängt doch alles.
(Frei nach J. W. von Goethe)
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afri
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Re: Oxidation

#4

Beitrag von afri »

jkmanfred hat geschrieben: Mittwoch 27. August 2025, 19:21 Eine ganze Nacht auf das Anstellen warten finde ich nicht so toll.
Dann beim Anstellen: du belüftest die Würze um anschließend Trockenhefe aufzustreuen.
Trockenhefe wird nicht belüftet sondern bestenfalls rehydriert.
Das sind genau die Punkte die auch mir aufgefallen sind. Wenn ich schon Anstelltemperatur habe, dann stelle ich auch an und warte nicht noch bis morgen.
Aufstreuen kann man machen, aber das ist keinesfalls der Grund für Oxidation.
Für ein 50er Fass sind 34l etwas wenig, je voller desto weniger O2 im Kopfraum (das entstehende CO2 treibt nicht alles an O2 aus).
Achim
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jbrand
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Re: Oxidation

#5

Beitrag von jbrand »

Die genannten Punkte sind alle richtig. Ich denke aber, dass der größte Fehler das 50 Liter Fass für die Nachgärung war. Du hast hier 16 Liter Luft mit eingesperrt, rund ein Fünftel davon ist Sauerstoff, der sich wunderbar über dein Bier freut. Wenn du schon ein zu großes Fass verwendest dann musst du dieses vorher sauerstofffrei bekommen, zum Beispiel das Fass komplett mit Wasser füllen und dann mit CO2 leer drücken. Anschließend das Jungbier durch den Getränkeausgang einfüllen.
Viele Grüße

Jens
Kra
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Re: Oxidation

#6

Beitrag von Kra »

jkmanfred hat geschrieben: Mittwoch 27. August 2025, 19:21 Wenn du die Würze mit Gegenstromkühler auf 20 Grad runterkühlst, wieso nicht tiefer?
...
Trockenhefe wird nicht belüftet sondern bestenfalls rehydriert.
...
Heißt dass, du hast den Zucker in das Jungbier rieseln lassen? Das hätte ich mich nicht getraut.😳
...
Woher weißt du denn, das es nach Oxidation schmeckt?


Danke für deine Einschätzung!

Ich habe leider kein kälteres Kühlwasser zur Verfügung. Wir haben in der Vergangenheit schon einmal zu warm angestellt und das hat (wohlgemerkt bei Starkbier) zu einer Bier Fontäne geführt... Außerdem haben wir schon Biere mit Fehlgeschmack gehabt, wo wir die Anstelltemperatur verantwortlich gemacht haben.

Das mit der Hefe wusste ich leider nicht. - Aber genau deswegen frage ich ja nach. Da dürften wir einmal etwas verwechselt haben.

Wieso hättest du dir das mit dem Zucker nicht getraut?

Genau wegen der Frage wie es schmeckt, bin ich leider etwas später zum Antworten gekommen.
Ich bin mir selbst auch nicht mehr so ganz sicher. So wie wenn man ein bier einen 24h lang offen stehen lässt und dann Trinkt.

coyote77 hat geschrieben: Mittwoch 27. August 2025, 19:38 ist viel Hopfen drin? Im Whirlpool oder sogar gestopft?
Gestopf nicht.
11g Herkules 100g
43g Spalter mit 15min
47g Tettnanger mit 0 min (Heißer Whirlpool)

jbrand hat geschrieben: Donnerstag 28. August 2025, 07:04 Die genannten Punkte sind alle richtig. Ich denke aber, dass der größte Fehler das 50 Liter Fass für die Nachgärung war. Du hast hier 16 Liter Luft mit eingesperrt, rund ein Fünftel davon ist Sauerstoff, der sich wunderbar über dein Bier freut. Wenn du schon ein zu großes Fass verwendest dann musst du dieses vorher sauerstofffrei bekommen, zum Beispiel das Fass komplett mit Wasser füllen und dann mit CO2 leer drücken. Anschließend das Jungbier durch den Getränkeausgang einfüllen.
Das ist vielleicht auch ein Punkt. Meine Hoffnung war, dass durch Zugabe von Zucker so viel CO2 ausgast, dass das Fass mit CO2 gespült wird und es ist auch viel CO2 gekommen...
Leider habe ich (noch) keine CO2 Flasche.




Wie kann ich am eindeutigsten entscheiden, ob es Oxidation ist?
Mein Ziel war nach einem Cold Crash ohne Bodensatz in Flaschen abzufüllen. Aber wenn sich der Geschmack nicht verfliegt oder bessert ist fast schade um die Arbeit.
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Lanzbräu
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Re: Oxidation

#7

Beitrag von Lanzbräu »

Hallo Andreas,

du findest hier, hier und hier noch div. Foreneinträge, Anregungen und Ideen.

Ich für mich habe folgende Punkte abgespeichert:

Beim Einfüllen des Brauwassers nicht planschen, plätschern und gluckern, sondern aus den Behältern (zumeist Kaufwasser aus Kunststoffflaschen oder VE Wasser aus 5ltr-Kanistern) vorsichtig und langsam in den Braukessel geben. Wenn du das Wasser über einen Schlauch oder mittels Wasserhahn in den Maischebottich füllst, würde ich ebenfalls darauf achten, dass es nicht wie verrückt spritzt, plätschert oder reinsprudelt. Am Wasserhahn z.B. keinen Perlator verwenden.

Beim Schlauchen aus dem Läuterbottich in die Würzepfanne halte ich den Schlauch immer knapp über dem Flüssigkeitsrand, d.h. auch hier Plätschert nix. Die Würze läuft somit nicht über die Behälteroberkante die gesamte Behälterwand hinunter bis zum Würzepfannenboden. Kontakt mit Luft wird damit vermieden.

Beim Einfüllen der Würze in den Gärbottich ebenfalls nicht Plätschern, Trockenhefe braucht eh keine Belüftung, siehe Posts zuvor.

Nachgärung im Fass: nach dem Umfüllen aus dem Gärbehälter und mit dem vorgelegten, aufgelösten Zucker, dass Fass mit dem Deckel verschließen und nun mehrfach den verbleibenden Kopfraum über das CO2 Einlassventil mit CO2 fluten, ablassen, wiederholen. Ich mach das regulär 4x mit 3bar. Ich halte den Kopfraum möglichst so klein wie möglich, Begründung siehe ebenfalls Posts von zuvor. Ich bringe dazu den Jungbierpegel im Fass ganz knapp unter den CO2 Stutzen im Keg/Jolly (kann man seitlich beim Reingucken sehr gut erkennen).

Gut Sud!

Edit Rechtschreibfehler
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integrator
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Re: Oxidation

#8

Beitrag von integrator »

Kra hat geschrieben: Donnerstag 28. August 2025, 13:08 Ich habe leider kein kälteres Kühlwasser zur Verfügung.
Im Winter funktioniert das aber je nach Jahreszeit kenne ich das auch. Ich habe ...

... mir dann einen Zusatzkühler gebaut wo ich einen Kühler in Reihe mit dem Gegenstromkühler in der Eistonne laufen lasse.
... nach dem kühlen mit Eiswürfel im ausgeschlagen Sud nachgeholfen.
... die restlichen "Grade" mit dem Gärschrank runter gefahren.

:Pulpfiction Jetzt mache ich das nur noch mit meinem Gärschrank. :Grübel Wenn du Interesse hast kannst du meinen Zusatzkühler erwerben.
:Bigsmile Selbstgespräche sind nicht schlimm solange du nichts Neues erfährst. :Bigsmile
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afri
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Re: Oxidation

#9

Beitrag von afri »

Kra hat geschrieben: Donnerstag 28. August 2025, 13:08 Ich bin mir selbst auch nicht mehr so ganz sicher. So wie wenn man ein bier einen 24h lang offen stehen lässt und dann Trinkt.
Meinst du damit, dass es kein CO2 hat, da prickelt nichts, es gibt keinen Schaum? Dann hast du keine Oxidation sondern ein Problem mit der Nachgärung.
Du hast geschrieben du hättest keine CO2-Flasche, um z.B. unter Zwang zu carbonisieren. Wie ermittelst du die Zuckermenge und wie lange nach Zuckergabe ist das Fass bei Umgebungsdruck? Für mich liest sich das so, als würdest du drucklos mit Zucker eine zweite Gärung machen und dann erst verschließen, in dem Fall wäre es kein Wunder wenn das Getränk nach eingeschlafenen Füßen schmeckte.
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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