Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

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Exedus
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Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#1

Beitrag von Exedus »

Hi liebe Braukollegen,

ich plane gerade für Festivals (Dauer ca. 5 Tage) einen Betrieb mittels Durchlaufkühler und Biergas.

Die Fässer stehen dann je nach Wetter zwischen 16-30°Grad herum. Das ganze mit Co2 zu machen klappt natürlich nicht, da das Bier dann aufkarbonisiert.

Also muss ein Biergas her, z.B. 70% Stickstoff / 30% Co2.

Nun frage ich mich, ob es bei der Gasmischung auf den jeweiligen Partialgasdruck ankommt oder auf den "totalen" Gasdruck.

Beispiel:

Bei einer 70/30 Mischung und 1 bar druck habe ich 0,7 bar Partialdruck Stickstoff und 0,3 bar Co². Ist nun der Gesamtdruck relevant, damit mein Bier nicht abkarbonisiert (Schal wird) oder kommt es auf den Co² Partialdruck an? :Grübel

Ich hoffe es ist klar, was ich meine. Mein Ziel ist es 5 Tage lang (bei stark schwankenden Temperaturen) mein selbst gebrautes Bier über einen Durchlaufkühler zu servieren, dabei das Bier aber weder auf- noch abzukarbonisieren. Geht das mit nem 70/30 Gemisch von der Stange?

Vielen Dank und gut Sud :Greets
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Mit besten Grüßen

Steven
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Exedus
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#2

Beitrag von Exedus »

Keiner ne Idee dazu? :Greets
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Steven
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Taim
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#3

Beitrag von Taim »

Ich bin jetzt überhaupt kein Experte.
Aber, falls Oxidation kein (allzu) großes Thema wäre und die Fässer zügig getrunken werden, könnte man dann nicht über einen Durchlaufkühler mit (Druckluft-) Kompressor nachdenken?
Ansonsten: CO2 zudrehen nach der Zapfsession, um Aufkarbonisierung zu vermeiden ist keine Option?
---Don't panic---
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Ladeberger
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#4

Beitrag von Ladeberger »

Es entscheidet der CO2-Partialdruck und das übrigens auch hinsichtlich dem Ausperlen aus der Lösung. Wenn du das Fass nun beispielsweise bei 20 °C stehen hast bei einer Karbonisierung von 5 g/l, dann bräuchtes du 2 bar CO2-Partialdruck und damit bei Mischgas 70:30 einen Gesamtdruck von 6,7 bar. Das funktioniert dann eben auch wiederum nicht.

Ich denke daher, dass der Einsatz von Mischgas deutlich seltener sinnvoll ist, als mithin angenommen. Anwendungsfall ist neben Guinness & Co. daher vor allem eine Konstellation, in der man einen enormen Betriebsdruck braucht, um das Bier überhaupt bis zum Zapfhahn zu schieben. Beispiel: 10 m Steighöhe und/oder sehr lange, unterdimensionierte Leitungen. Hier kann N2 helfen, weil es einen Teil der Hubarbeit verrichtet.

Dein Problem ist konkret die Biertemperatur und damit der erforderliche Sättigungsdruck, der eben nur durch CO2 hergestellt werden kann. Ich befürchte da hilft dir Mischgas gar nicht oder ist kontraproduktiv, weil du dann sehr schnell auf Drücke kommst, die selbst die besseren Kompensatorhähne nicht mehr bändigen können.

Ich sehe da auch keinen wirklich spaßigen Weg, das über 5 Tage mit verschiedenen Temperaturen zu händeln, ohne dabei alle 5 min an Druckregler und Fass herumzufummeln und am Ende doch mehr Schaum als Bier zu zapfen. Meine Intution daher: (Kleine) Fässer direkt kühlen oder in Plastikflaschen abfüllen.

Gruß
Andy
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Kurt
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#5

Beitrag von Kurt »

Der CO2 Partialdruck entscheidet über das Lösungsgleichgewicht. Sehr viel Sinnvoller als Mischgas wird eine rudimentäre Islierung des Fasses sein. Styroporkasten bauen. Das dämpft die Temperaturschwankungen im Fass enorm.
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Exedus
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#6

Beitrag von Exedus »

Heyho Leute,

vielen Dank für Euren Input. Damit bleiben nicht viele sinnvolle Optionen offen. Ganze Fässer kühlen habe ich bisher gemacht, möchte ich aber nicht mehr. Zu viel Geschleppe auf dem Festival und die Kühlung mit ner Absorberkühltruhe ist auch nicht überragend.

Nun denke ich darüber nach solche Talos 1-Weg Kegs mit Innenbeutel zu nutzen. Die kann ich einfach mit normaler Luft zapfen und das über mehrere Tage, ohne das das den Co² Gehalt verändert.

Nur blöd, dass die scheinbar wirklich nur für die 1x Nutzung gedacht sind oder kennt ihr ne Möglichkeit den Innenbeutel zu wechseln?

Gemeint sind diese Teile: https://kegland.com.au/products/20l-tal ... 4hmjmqaRUz

Das wäre ansonsten natürlich ne schöne Lösung für solche "speziellen Events". Jedes mal das ganze KEG dannach zu entsorgen, anstelle einfach nen neuen Beutel zu besorgen gefällt mir aber nicht. Kennt ihr Lösungen, bei denen das möglich ist?

Viele Grüße

Steven
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Steven
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#7

Beitrag von baeckus »

Hallo,
von wieviel Literm Gerstenbrause reden wir hier denn?
Ciao baeckus
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Exedus
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#8

Beitrag von Exedus »

Hiho,

in etwa 50L Bier.
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Steven
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#9

Beitrag von baeckus »

Hallo,
Ich sehe da eigentlich kein großes Problem.
Wir haben letztes Wochenende ein 25 Liter Keg innerhalb ca, 30 Stunden weggezapft.
Außentemperatur war zwischen 15°C und 28°C
Durchlaufkühler war nachts abgestellt und CO² getrennt, aber eigentlich nur um Strom im WOMO zu sparen und Undichtigkeiten vorzubeugen.
Zapfdruck 2,3 bar, Bier war ein Pils mit normaler Karbonisierung.
In der kurzen Zeit löst sich kaum noch viel Gas.
Zuhause zapfe ich permanent aus 18-25 Liter Kegs und habe außér wenn ich länger weg bin immer das CO² verbunden.
Da merkt man zum Ende des Füllung das es ein wenig mehr prizzelt, aber tragisch oder unzapfbar ist es noch nie geworden.
ciao baeckus
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#10

Beitrag von Exedus »

Da habe ich leider ganz andere Erfahrungen gemacht.

Aber bei 30 Stunden mag das auch noch halbwegs klappen. Bei 5 Tagen funktioniert das m.E.n. definitiv nicht mehr. Wir hatten diesen Sommer nen Durchlaufkühler für 2 Tage im "Dauerbetrieb" (auch Nachts Co2 abgedreht). Dennoch war das 23L Fass am Ende stark aufkarbonisiert. Habe auch insbesondere keine Lust da permanent dran rum fummeln zu müssen, um Druck anzupassen.

Wenn man Abends im Suff mall vergisst Co2 zu trennen, haste auch wieder mehr Co² im Bier. Ist für nen Festival einfach unpraktikabel und fehleranfällig.

Zuhause hab ich nen Zapfkühlschrank, da ist Sättigungsdruck auch gleich Zapfdruck. Da kann ich über Monate ein Fass problemlos zapfen.
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Steven
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Re: Zapfen mit Stickstoff - Frage zum Partialgasdruck / Auf- und Abkarbonisieren

#11

Beitrag von baeckus »

Hallo,
aber du hast das Keg ja auch nur 48 Stunden am
Hahn, dann kommt das nächste.......
Ich haben eben das letzte Bier aus einem 18 Liter Keg gezapft.
Das war ca.14 Tage am Hahn bei ca 20 °C und etwa 2,3 bar Zapfdruck.
Das war nur letztes Wocheende nicht an der Kohlensäure weil wir ja mit dem Womo anderes Bier gezapft haben.
Zapfte sich perfekt.......
Ciao baeckus
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