Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

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rockinrobin
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Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#1

Beitrag von rockinrobin »

Hallo zusammen
Ich bin neu hier im Forum und hoffe, dass ich meinen Eintrag an der richtigen Stelle platziert habe. Ansonsten lasst es mich gerne wissen fürs nächste Mal!

Ich braue erst seit kurzem und habe letztes Wochenende meinen 3ten Sud gebraut. Im Momen braue ich noch ziemlich „einfach“ mit 30l Einkochtopf und vergäre im Plastikeimer.

Meine ersten 2 Sude (Pale Ale und ein Amber) sind ziemlich lecker geworden und auch mein dritter Sud (Rosemary APA) wird vermutlich auch geschmacklich passen. Mein Problem, das ich jedoch bei allen 3 Suden hatte ist folgendes: Ich erreiche nie, die im Rezept angegebenen Zahlen. Konkret geht es um die Stammwürze, die bei mir immer zu hoch ausfällt. Ausserdem sollten laut Rezept jeweils ca. 20l Bier rauskommen. Bei mir waren es bei allen 3 Suden schlussendlich nur 15l. Als ich bei meinem 3ten Sud dann die Sudhausausbeute im Nachhinein errechtet hatte kam ich auf nur 50%…. (siehe Bild im Anhang)

Also zusammengefasst:
- Stammwürze zu hoch (sowohl vor als auch nach dem Kochen)
- Bier-Ausbeute sehr niedrig
- SHA mit 50% sehr niedrig

Beim 3ten Sud von letztem Wochenende habe ich das Rezept selbst im Brewfather App erstellt. Dabei habe ich ein Rezept eines Rosmarin Ales von Ferdinand Laudage etwas abgeändert im ein eigenes Rezept.

Hier der Link zum Rezept auf Brewfather: https://share.brewfather.app/O4WahwKcemssLo
(ich hoffe ihr könnt es öffnen)

Da man eine SHA angeben muss, ich meine aber derzeit nicht gewusst hatte, habe ich mit 64% gerechnet. Nicht sehr hoch, aber auch nicht zu tief…

Das Rezept bzw. mein Brautag zusammengefasst:
Die Schüttung war 5kg Pilsner & 560g CaraHell.
Maischwasser war 20l und Nachguss 9l.
Kombirast bei 67grad für 60min
Abmaischen mit Läuterhexe (leider habe ich diesesmal vergessen, auf 78grad hochzuheizen 🙈)
—> nach dem läutern habe ich dann das erste mal gemessen mit dem Refraktometer. Ziel laut Rezept wäre gewesen 1.049 OG, also 12.15Plato. Ich hatte 13.1 Brix, also ca. 12.6Plato. Da war ich also bereits etwas drüber. Ich habs aber so gelassen und nix verdünnt.

Hopfenkochen 60Minuten: hier habe ich extra geschaut, dass ich diesesmal nicht durchgehend wallend koche, um eine zu hohe Verdampfung zu vermeiden.

- Hopfengaben & Rosmarin wie im Rezept gemacht (den Rosmarin nur für 10min im Hopfensäckchen mitgekocht). Diesesmal wollte ich ein möglichst klares bier und habe deshalb 1/3 Protafloc noch hinzugegeben.

Nach dem Kochen habe ich die Würze mittels Kühlspirale zügig runtergekühlt, den Hopfen mit einem Monofilament-Filter abgeseiht und in den Gäreimer laufen lassen.

Zudem habe ich erneut die Stammwürze gemessen. Ziel laut Rezept war nach dem Kochen 1.056 OG, also ca. 13.8Plato. Ich hatte jedoch 15.8 Brix, also 15.2 Plato - also schon 1.4 Plato zuviel…

Mir ist bewusst, dass ich jeweils hätte verdünnen können. Nichtsdestotrotz habe ich mich dagegen entschieden.
Ich frage mich einfach, wie es sein kann, dass ich so weit von den Zahlen im Rezept entfernt bin und würde mich gerne verbessern. Falls ihr es wisst, oder glaubt zu wissen, wo mein Problem seine Ursache hat, freue ich mich über eure Kommentare 🙂

Ausserdem verstehe ich das mit der SHA offensichtlich nicht richtig. Nach meinem Verständnis misst die SHA ja wieviel % der Schüttungsmenge als Extrakt gewonnen werden konnte. Wenn ich also eine viel höhere Stammwürze als geplant erreicht habe, müsste die SHA dann nicht besser sein als im Rezept angegeben?? Irgendwie spielt da ja die „Ausschlagsmenge“ noch eine Rolle dabei… die ist bei mir hald mit 18l anscheinend sehr tief…wie ich die höher bekomme weiss ich allerdings auch (noch) nicht…

So das wars 🙈😃 - ganz schön lang geworden der Post. Aber ich dachte mir, je mehr Infos ihr habt, desto besser.

Danke schon jetzt für eure Hilfe & allzeit gut Sud!
cheers
Robin
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OS-Schlingel
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#2

Beitrag von OS-Schlingel »

Hallo Rockinrobin,

so ein Sud hat viele Stellschrauben.
Das fängt an mit dem Mahlgrad des Malzes, über die Temperaturen des Maischens und gleichmäßige Temperatur während der Rasten.
Jeder Braukessel hat seine eigene Konfiguration/ Einstellung = Ausbeute. Du lernst auch mit der Zeit Deine SHA besser kennen und steuerst auch die Nachgussmenge aus der Erfahrung, bzw. durch Messen während des Läuterns nach.

Vielleicht kannst Du einen Hobbybrauer mit ähnlicher Konfiguration in Deiner Nähe besuchen und während eines Braugangs zuschauen.
Eine Anleitung hier für Dich und Deine Anlage zu erstellen ist fast nicht möglich. Zu viele Parameter, die für Hobbybrauer bereits als normal gesetzt sind, können gar nicht so detailliert aufgeführt werden.

Weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Brauen.

Gruß Stephen
Or kindly when his credit's out
Surprise him with a pint of Stout
:Smile
rockinrobin
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#3

Beitrag von rockinrobin »

Hi Stephen

Danke für deine Antwort.

Das verstehe ich natürlich! Muss wohl einfach noch mehr brauen & Erfahrung sammeln. Ist einfach auffällig dass es gleich bei allem 3 Suden die gleichen „Probleme“ gab und ich eigentlich das aber das Gefühl hatte, alles richtig zu machen. Mal schauen.

LG
Robin
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BummlerD
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#4

Beitrag von BummlerD »

Deine angegebenen 64 % "Ausbeute" sind eben keine "Sudhausausbeute" sondern das amerikanische Pendent "efficiency" . Ein Forumskollege hat dazu in seinem Blog eine Erläuterung: https://frankensteiner.familie-steinber ... fficiency/

Wenn du auf deinen Zielwert verdünnt hättest, wärst du bei knapp 20 Litern mit der errechneten Stammwürze gelandet. Warum du das nicht getan hast, erschließt sich mir nicht.

Eine starre Nachgussmenge macht keinen Sinn.
In der Regel solltest du läutern, bis du die errechnete Dichte vor Kochbeginn erreicht hast, es sei denn Pfannevoll ist erreicht oder der Extraktgehalt des Nachgusses fällt unter 2 - 3 % .
Das Ausschlagvolumen kann meiner Meinung nach ruhig ein wenig variieren. Die Rezeptdaten solltest du aber erreichen, sonst wird es ein anderes Bier werden als du geplant hast.

Zur Optimierung der SHA solltest du genügend Beiträge finden können.
Gruß Matthias
rockinrobin
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#5

Beitrag von rockinrobin »

Hi Matthias

Danke für deine Antwort! Dass Efficency und SHA nicht das gleiche ist, wusste ich nicht - interessant! Danke auch für den Artikel.

Weshalb ich nicht verdünnt hatte erschliesst sich mir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht mehr 🙈 während dem Brauen wars wohl einfach eine Bauchentscheidung. Beim nächsten Brautag werde ich bestimmt verdünnen, falls es nötig sein wird.

Du würdest also empfehlen direkt nach/während dem Läutern zu messen und dementsprechend mehr oder weniger Nachgusswasser zu verwenden? Bei meinem jetzigen setup muss ich allerdings immer schauen, dass der Treber nicht trocken läuft und muss das Nachgusdwasser vorsichtig über die Schöpfkelle reinlaufen lassen. Dazwischen noch zu messen wird schwierig alleine…ausser ich mach den hahn zu und messe dann.

LG
Robin
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Braufex
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#6

Beitrag von Braufex »

Hallo Robin,

wie Matthias bereits geschrieben hat, macht eine feste Nachgussmenge keinen Sinn.

Ich höre mit dem Nachguss auf, wenn eine dieser Bedingungen erfüllt ist:
- das Glattwasser ist bis auf einen Extraktgehalt von 5 - 3 % w/w gesunken
- die Vorderwürze ist auf einen Extraktgehalt gesunken, der ca. 10-15% kleiner der Zielstammwürze ist (z.B. 10,5% bei gewünschten 12°P), so dass nach dem Kochen die Zielstammwürze erreicht wird. Dies ist von der Verdampfungsrate und Kochdauer abhängig.
- die Pfanne, in die geläutert und in der gekocht wird ist voll

Bei optimaler Berechnung der Schüttung und guter Ausnutzung des Equipments treffen alle 3 Bedingungen ziemlich zeitgleich ein.

Um den Extraktgehalt der Vorderwürze beim Läutern in die Sudpfanne zu überwachen, kann man eine Läuterspindel verwenden.
Diese lässt man in der Sudpfanne schwimmen und man kann den Extraktgehalt in Echtzeit beobachten.
Die Läuterspindeln sind für eine Würzetemperatur von 70°C gebaut, darum heizt man die Vorderwürze bereits beim Läutern auf diese Temperatur auf. Ich möchte auf meine nicht mehr verzichten.

Zum Beobachten des Extraktgehaltes des Glattwassers ist ein Refraktometer gut geeignet, da man relativ schnell und mit ein paar Tropfen den Extraktgehalt ausreichend genau für diesen Zweck bestimme kann. Da kommt es nicht auf die Kommastelle an.

Sollte die Pfanne voll sein, der Extraktgehalt in der Sudpfanne und des Glattwassers noch zu hoch, kann das Glattwasser auch aufgefangen werden und während des Kochens langsam zugegeben werden. Damit würde ich dann spätestens 30 - 40 min vor Kochende aufhören um dem Glattwasser noch eine Mindestkochzeit zu gewährleisten.

Gruß Erwin
rockinrobin
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#7

Beitrag von rockinrobin »

Hi Erwin

Vielen Dank für deine Ausführliche Antwort!
Das mit der Läuterspindel hatte ich nicht auf dem Schirm. Werde mir so eine besorgen 😉
Ein Refraktometer für die Messung des Extraktgehaltes hab ich schon 👍🏻

Bei meinem letzten Sud hätte ich demnach noch mehr Nachguss durch den Treber laufen lassen und das Glattwasser abfangen müssen, denn mein Einkocher war definitiv voll nach dem läutern 😅

Hab wieder viel gelernt, was ich hoffentlich beim nächsten Sud umsetzen kann 🙌🏻 Danke!!

LG
Robin
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#8

Beitrag von olibaer »

Hi Robin,

ich würde erst mal gar nichts machen und auch keine Läuterspindel kaufen - wozu?

Für einen kurz entschlossenen Messvorgang sind die dazu nötigen Instrumente verfügbar.
Zu Dokumentationszwecken kannst du eine Probe auch nur nehmen, abkühlen, abdecken und später unzeitkritisch vermessen.
Es geht ja nicht nur um den Sud - das Rezept, sondern in den ersten Schritten auch um "meine Anlage & ich"

Ich denke, für den nächsten Planungslauf im favorisierten Brautool genügt, nur die Sudhausausbeute um 10-15 % anzuheben.
Mit den Themen "Ausbeute", "Sudhausausbeute", "OBY" und "Efficiency" kannst Du Dich dann für den ganzen Rest Deiner Hobbybrauerkarriere auseinandersetzen und Feinheiten für Deinen Anlagenkontext ausarbeiten.
Gruss
Oli
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#9

Beitrag von rockinrobin »

Hi Oli

Danke für deine Antwort.

Die SHA oder im Brautool abzuheben ist ein guter Input! Habe beim Rezept meines letzten Suds, bei dem ich zu hohe Stammwürzen bekommn habe einfach mal gepröbelt in dem ich die „Efficency“ so lange erhöht habe, bis sich die Stammwürze im Programm auf meine tatsächlich erzielten Wert verändert hat. Bei 69% Efficency erhalte ich genau diesen Wert. Vorher hatte ich ja mit 64% gerechnet. Natürlich brauche ich dann ja auch eine geringere Schüttung, die von Brewfather automatisch berechnet wird.

Ich könnte bei meinem nächsten Sud also einfach mit einer Efficency von 69% rechnen und schauen ob ich die Zahlen bzw. die gwünschten Stammwürzen dadurch besser treffe?

LG
Robin
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#10

Beitrag von olibaer »

Hi Robin,
rockinrobin hat geschrieben: Samstag 15. Oktober 2022, 16:47 Ich könnte bei meinem nächsten Sud also einfach mit einer Efficency von 69% rechnen und schauen ob ich die Zahlen bzw. die gwünschten Stammwürzen dadurch besser treffe?
Die Rückerfassung von validen Ist-Daten in das LieblingsBrauTool ist ohnehin eine Pflichtübung.
Der Lerneffekt ist enorm, Mängel in der Anlagenparametrierung werden sichtbar und ich finde heraus, ob das Tool zu meinen Anforderungen passt.

Wenn Du ohnehin im internationalen Kontext unterwegs bist, macht es wenig Sinn, sich lange mit der Begrifflichkeit "Sudhausausbeute" auseinanderzusetzen - die ist schon sehr deutschlastig. Gewöhne Dich besser gleich an Begrifflichkeiten wie "Efficency", "ExtractPotential" und "OBY"


Zwei Einstiegspunkte zum Themenkreis habe' ich Dir mal herausgesucht:

Grundlagen Malz:
https://heimbrauconvention.de/wp-conten ... nalyse.pdf

...und unvergessen ein Eintrag auf braukaiser.com. Troubleshooting Brewhouse Efficiency:
http://braukaiser.com/wiki/index.php/Tr ... Efficiency


Viel Erfolg :-)
Gruss
Oli
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Re: Stammwürze zu hoch und geringe Sudhausausbeute

#11

Beitrag von rockinrobin »

Hi Oli

Super, vielen Dank für die Links 😉

LG
Robin
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