Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

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Y-L
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Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

#1

Beitrag von Y-L »

Über den Hopfenschleicher (auch "Hop Creep" genannt) findet man hier im Forum immer wieder kleinere aber hilfreiche Fetzen.
Durch Enzyme im Stopfhopfen werden weitere Zuckerketten aufgespalten, und die Hefe kann übervergären.

Hier berichtete ich von meiner ersten Begegnung.

Irgendwo habe ich auch gelesen, dass die Briten diesen Effekt schon früh erkannten und auch gezielt eingesetzt haben sollen.

Das Thema wird für mich nun ebenfalls interessant.
Aktuell habe ich ein Lager mit der "Brewferm Czech Lager" in der Hauptgärung und werde langsam nervös.
Bei einem sEVG von nur 69% scheint die Hefe langsam ihren Dienst einzustellen. Vom Gozdawa-Äquivalent CP18 bin ich ca. 79% gewohnt. :Waa
Es handelt sich um ein erprobtes Rezept, bis auf die Hefe ist alles wie immer.

Obwohl Stopfen nicht geplant war, steht jetzt natürlich die Überlegung im Raum, den Hopfenschleicher für solche Fälle gezielt zu verursachen.
Als ich mir das erste Mal den Hopfenschleicher eingefangen hatte, wollte ich vier Tage lang stopfen (mit Tango) und dann abfüllen.
Durch unvorhergesehene Ereignisse war ich gezwungen die Abfüllung um eine ganze Woche zu verschieben.
Am siebten Tag aus Gewohnheit (eher versehentlich) eine Messung gemacht und dadurch zufällig auf das Phänomen gestoßen.

Keine Ahnung ob das generell mit allen Hopfensorten funktioniert, wenn Sie lange genug drin sind, aber wenn sich in den nächsten 2-3 Tagen nichts tut,
würde ich den Versuch mit Kazbek und/oder Saazer wagen.

Hat jemand diesen Effekt schon mal gezielt angewendet, oder weiß, wo es dazu weitere Lektüre gibt?
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maecki-maecki
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Re: Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

#2

Beitrag von maecki-maecki »

Ich habe noch nie gehört, dass das reproduzierbar als bewusste Methode zur Übervergärung eingesetzt wird.

‚Konventionellere‘ Maßnahmen schliesst Du aus?
- Temperatur erhöhen
- Nachpitchen, eventuell mit anderer Hefe
- Enzyme

Mäcki
Colindo
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Re: Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

#3

Beitrag von Colindo »

Scott Janish hat dazu einiges recherchiert, ich würde mal auf seinem Blog nachschauen. Bekannt ist, dass nicht alle Hopfen eine gleiche diastatische Wirkung entfalten. Du kannst also nicht einfach irgendeinen Hopfen verwenden.

Ich habe zurzeit zwei historische Biere mit Stopfhopfen in Partyfässchen, die 6 Monate lagern sollen (Nachahmung eines Stock Ales). Da denke ich, dass der Hopfen einiges an Dextrinen zersetzen wird. Wie schnell und wie stark konnte ich aber vorher nicht abschätzen.
Auf Youtube: The British Pint
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Y-L
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Re: Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

#4

Beitrag von Y-L »

maecki-maecki hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 11:03 ,Konventionellere‘ Maßnahmen schliesst Du aus?
Nein..., heute Abend wechselt der Pott erstmal in einen 2-3°C wärmeren Raum. :Smile
Colindo hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 11:26 Scott Janish hat dazu einiges recherchiert, ich würde mal auf seinem Blog nachschauen. Bekannt ist, dass nicht alle Hopfen eine gleiche diastatische Wirkung entfalten. Du kannst also nicht einfach irgendeinen Hopfen verwenden.
Danke!
Dass das nicht (oder nicht immer) mit jedem Hopfen klappt, hab ich mir schon gedacht.

In der Brauindustrie November 2019 steht, dass auch die Temperatur während der Kalthopfung eine Rolle spielt.
Wohl ein klarer Minuspunkt bei untergärigem Bier...
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Re: Hopfenschleicher (Hop Creep) gezielt erzeugen und anwenden

#5

Beitrag von inkbob »

Ich habe auch unterschiedliche Erfahrung gesehen.
Ich schließe den Gärspund und stopfe meistens gleichzeitig und das bei OG Temperaturen (meistens 18-20 grad) mit ugf. 0,8 P über voraussichtliche EVG.
Mit Amerikanischen Hopfen habe ich Schon ein deutliches Effekt gesehen. mit Euro-Hopfen weniger.
Es kann daran liegen, dass die Hopfenbauer in den USA in den letzten Jahren die Darr-Temperaturen z.T. runtergeschraubt haben, um Aroma zu schonen und den Brauern entgegen zu kommen. Hat zumindest Vinnie vermutet. :Smile
Aber da hast du mit einem Simcoe nicht unbedingt das gleiche wie mit einem anderen. Also nicht nur Sorten-unterschiede können vorkommen, aber auch
Verarbeitungsbetriebliche Unterschiede??? kann ich mir gut vorstellen.
Der Große gewerblicher Brauer versteht seine Chargen und kann sich über die Zeit auf Unterschiede einstellen, aber wir Hobbybrauer haben meistens kleine Überraschungen in jeder kleine Folie.

aber wahrscheinlich ganz wichtig ist noch genug aktive Hefe in Schwebe zu haben, und noch eine für die Hefe angenehme Temperatur zu haben.

cheers
Bob
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