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Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 10:25
von knutole
Hallo zusammen,
ich habe im Keller aktuell ein Altbier in der Gärung stehen (WYEAST 1007). Dieses Bier möchte ich am Montag in einer Woche abfüllen (Gärung wäre dann ca. 2 Wochen bei konstanten 16°C, ich bin optimistisch, dass die Gärung dann durch ist). Einen Tag später möchte ich ein German IPA brauen.
Was muss ich machen, damit ich das German IPA mit dieser Hefe vergären kann? Wäre es theoretisch möglich, den letzten Rest des Altbiers inklusive der Hefe im Gärtank zu belassen und am nächsten Tag mit der frischen Würze direkt aus dem Gegenstromkühler aufzufüllen? Es wäre für mich tendenziell jetzt nicht so problematisch, wenn hier noch leichte Nuancen des Altbiers in dem "German IPA" vorhanden wären.
Gibt es hier aus Gründen der Hygiene Probleme? Eigentlich sollte das doch in der o.g. Variante durchaus funktionieren?
Beste Grüße!
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 10:30
von Frommersbraeu
Servus,
Ja wenn du die Hefe direkt wieder verwenden kannst und Reste nicht stören, kann man das so machen. Nennt sich Drauflassen, Vor- und Nachteile hab ich jetzt aus meinem Fernstudium leider nicht mehr im Kopf aber ist gängige Praxis (zumindest historisch, vor Hightech Hefebanking)
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:12
von coyote77
Du solltest zumindest die Brandhefe entfernen!
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:26
von IronHosch
Ich würde nicht direkt ohne Reinigung einfüllen. Bei einem neuen Sud möchte ich keine Vermischung mit dem Rest vom Altbier und der vorhandenen Brandhefe... Ich würde die Hefe ernten, den Gärbehälter reinigen, die neue Würze einfüllen und dann die Hefe wieder dazugeben. Soviel Arbeit ist das dann auch nicht.
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:27
von ggansde
Frommersbraeu hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 10:30
Servus,
Ja wenn du die Hefe direkt wieder verwenden kannst und Reste nicht stören, kann man das so machen. Nennt sich Drauflassen, Vor- und Nachteile hab ich jetzt aus meinem Fernstudium leider nicht mehr im Kopf aber ist gängige Praxis (zumindest historisch, vor Hightech Hefebanking)
Moin,
nee, "Drauflassen" ist etwas anderes. Ich habe das eine Zeitlang auch so gedacht. "Drauflassen" heißt, frische Würze auf einen Sud "Draufzulassen" der sich in der Vergärung befindet.
VG, Markus
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:36
von knutole
Danke für die Rückmeldungen bisher. Musste mich zu Brandhefe erst mal einlesen:
wiki/doku.php/gaeren:brandhefe
Also handelt es sich hier primär um die Reste an der Innenwand? Welche Konsequenz hätte es, wenn diese an der Innenwand verbleiben bzw. nicht komplett abgetragen werden?
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:38
von knutole
IronHosch hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 12:26
Ich würde nicht direkt ohne Reinigung einfüllen. Bei einem neuen Sud möchte ich keine Vermischung mit dem Rest vom Altbier und der vorhandenen Brandhefe... Ich würde die Hefe ernten, den Gärbehälter reinigen, die neue Würze einfüllen und dann die Hefe wieder dazugeben. Soviel Arbeit ist das dann auch nicht.
Das war auch mein ursprünglicher Plan, allerdings habe ich Hefe noch nicht geerntet und leichte Sorge, dass ich mir beim Ernten Verunreinigungen o.ä. reinhole. Wie wäre denn hier der Ablauf? Würde es hier aufgrund des geringen zeitlichen Abstands des Brauens funktionieren, wenn ich die Hefe in einen vorher ausgekochten Behälter mit einer Edelstahlkelle von dem Boden abschöpfe, dort einfülle und einen Tag im 0°C-Fach des Kühlschranks aufbewahre?
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:49
von Braufex
knutole hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 12:36
Welche Konsequenz hätte es, wenn diese an der Innenwand verbleiben bzw. nicht komplett abgetragen werden?
Hygienische und geschmackliche.
Hopfenharze, Hefereste und alles was an Feststoffen beim Läutern und Ausschlagen nicht abgetrennt wurde und mit der Hefe/CO2 an die Kräusenoberfläche getragen wurde.
Du kannst ja Mal vorsichtig! eine kleine Probe der Brandhefe verkosten.
Das möchte ich nicht in der frischen Würze haben.
Gruß Erwin
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 12:57
von IronHosch
knutole hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 12:38
Das war auch mein ursprünglicher Plan, allerdings habe ich Hefe noch nicht geerntet und leichte Sorge, dass ich mir beim Ernten Verunreinigungen o.ä. reinhole. Wie wäre denn hier der Ablauf? Würde es hier aufgrund des geringen zeitlichen Abstands des Brauens funktionieren, wenn ich die Hefe in einen vorher ausgekochten Behälter mit einer Edelstahlkelle von dem Boden abschöpfe, dort einfülle und einen Tag im 0°C-Fach des Kühlschranks aufbewahre?
Auf 0° Grad würd ich gar nicht gehen. Einfach für den einen Tag in den Kühlschrank stellen. Vor dem Pitchen rechtzeitig rausnehmen und die Temperatur angleichen.
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 13:01
von Braufex
knutole hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 12:38
Wie wäre denn hier der Ablauf? Würde es hier aufgrund des geringen zeitlichen Abstands des Brauens funktionieren, wenn ich die Hefe in einen vorher ausgekochten Behälter mit einer Edelstahlkelle von dem Boden abschöpfe, dort einfülle und einen Tag im 0°C-Fach des Kühlschranks aufbewahre?
Genau.
Sauber arbeiten, also alle Gerätschaften zuerst gewissenhaft reinigen und dann desinfizieren oder abkochen oder beides
Achtung: den Hefebehälter unbedingt leicht geöffnet lassen, damit sich kein Druck aufbaut!
Du kannst ja auch Mal nach "Hefe ernten" suchen,
da gibt's jede Menge, leider auch irreführende, Infos hier im Forum.
Du musst nicht jeden Hefekrümel aufnehmen, ca. 50% der entstandenen Hefe sollten gut ausreichen.
Gruß Erwin
Edit: IronHosch hat natürlich recht, 0°C müssen nicht sein ...
Auch wichtig:
Wenn Du mit Erntehefe bzw. Flüssighefe arbeitest, musst Du die Würze nach dem Anstellen gut belüften.
Die Hefe benötigt den Sauerstoff um sich vermehren zu können. Dies ist bei Trockenhefe in der Regel nicht nötig.
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 13:04
von Boludo
Ich würde diese Hefe unbedingt weiter führen, die ist nämlich richtig klasse! Hab das selber schon mal so ähnlich gemacht, hatte die in einem Altbier und hab anscheinend ein Pale Ale mit Mais gemacht. Das wurde sensationell.
Normalerweise füllt man den Bodensatz mit der Hefe in ein sauberes Gefäß ab und verwendet ihn so früh wie möglich wieder. Ob das jetzt hygienisch unbedenklicher ist als dein ursprünglicher Plan kann dir wohl niemand sagen. Bei beidem kannst du dir was einfangen.
Ich persönlich würde es auch wie du machen und einfach auf den Bodensatz drauf schlauchen. Und zwar aus dem Grund, weil es unkomplizierter ist und ich keine großen Bedenken wegen der Brandhefe hätte.
Das soll aber keine Empfehlung von mir sein, das muss jeder letztendlich mit sich selber ausmachen.
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 13:14
von knutole
Super, danke für die vielen hilfreichen Tipps und Antworten. Offenbar wären beide Vorgehen valide. Muss da nochmal drüber nachdenken, tendiere aktuell aber aus Neugierde zu meiner ursprünglichen Variante: einfach auf den Altbierrest drauf schlauchen und schauen, was passiert (dann hat man es mal gemacht).
Die Reproduzierbarkeit wird dadurch natürlich eher unmöglich.
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 16:53
von Mellatzer
Boludo hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 13:04
Ich persönlich würde es auch wie du machen und einfach auf den Bodensatz drauf schlauchen. Und zwar aus dem Grund, weil es unkomplizierter ist und ich keine großen Bedenken wegen der Brandhefe hätte.
Habe mir auf diese Weise ein paar saure Sude eingehandelt.

Besser sauber abfüllen, kühlen und wiederverwenden.
Grüße, Jörg
Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 17:30
von Boludo
Mellatzer hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 16:53
Boludo hat geschrieben: ↑Montag 13. Februar 2023, 13:04
Ich persönlich würde es auch wie du machen und einfach auf den Bodensatz drauf schlauchen. Und zwar aus dem Grund, weil es unkomplizierter ist und ich keine großen Bedenken wegen der Brandhefe hätte.
Habe mir auf diese Weise ein paar saure Sude eingehandelt.

Besser sauber abfüllen, kühlen und wiederverwenden.
Grüße, Jörg
Ok, das ist natürlich blöd.
Aber irgendwie müssen da ja beim Abfüllen Michsäurebakterien rein gekommen sein. Und die wären dann ja auch in der Erntehefe drin gewesen.

Re: Hefe wiederverwenden
Verfasst: Montag 13. Februar 2023, 18:25
von Mellatzer
Ich habe im selben Raum vergärt, wo ich auch meinen Essig reifen lasse. Es hat nie etwas gebraucht, nur in dieser Zeit, wo ich etwas nachlässig war. Seitdem braucht es nichts mehr.
Grüße, Jörg